Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 08

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Auf der Reichsstraße II kurz vor dem Junkergut Tyras, Ingerimm 1044 BF

Autoren: de Verlez, Jan

Ein Wagenzug mit einer prächtigen Kutsche bewegte sich auf der Reichsstraße II vorbei an den Weinhängen, welche hier das Bild der Dubianer Höhen prägten. An den Türen der Kutsche prangten die Wappen der Familias de Verlez und di Vascara, aber diese war leer. Alonso und Luciana de Verlez bevorzugten beide den Rücken ihrer Pferde anstelle der muffigen Kutsche. Mit einem prüfenden Blick ritt Alonso an den Karren vorbei um ein weiteres Mal die Ladungen zu kontrollieren. "Hast du etwa Angst, dass uns bei unserer letzten Rast etwas abhanden gekommen ist?", rief Luciana ihrem Bruder zu, was einige der mitreisenden Fellachen mit einem Grinsen kommentierten. "Es wäre bestimmt schon aufgefallen wenn eine Kiste oder ein Fass abhanden gekommen wäre." Alonso schloss zu seiner Schwester auf. Diese beugte sich zu ihm rüber und feixte. "Oder ist das schon die beginnende Nervosität? Sieh. Dort hinten kann man schon die roten Dächer des Gestüts Vascara sehen. Nur noch daran vorbei und dann geht es über die Via Tyrana den Hügel Thar'ra hinauf bis zum Gutshof. Und alsbald kannst du dann deine Zukünftige in die Arme schließen." Alonso schaute Luciana mit einem Blick an, der sie dazu veranlasste Abstand zu nehmen. Sie ließ sich ihre gute Laune dadurch aber nicht verderben. "Aber glaube mir, mit Domna Rashida bekommst du eine gute Frau an die Seite gestellt." Ihre Gedanken schweiften ab und sie schwelgte in Erinnerungen an die Zeit ihrer Lehrjahre hier auf dem Junkergut. Die Gedanken in Alonsos Kopf waren eher davon geprägt ob er denn gut vorbereitet war. Sind auch genug Gastgeschenke dabei? Reichten die Waren zur Unterstützung der Hochzeitsfeierlichkeiten aus? Und vor allen Dingen, wie würde sein erster Eindruck auf seine Braut sein, mit der er bald den Rest seines Lebens verbringen sollte? Alonso seufzte so laut, dass Luciana ihn kurz besorgt ansah, ihm dann aber aufmunternd zulächelte. Bald erreichten Sie das Gestüt und die dort arbeitenden Fellachen begrüßten den Zug, nachdem sie das Wappen an der Kutsche erkannten, mit einem freundlichen Nicken oder einem kurzen Winken. Kinder rannten lachend um die Karren und die Kutsche herum. Alonso hielt einen der Jungen an. "Heda, nenn mir deinen Namen." Der Junge blieb stehen und neigte sein Haupt. "Emilio, Dom." "Nun gut, Emilio. Dann eile den Weg hinauf zum Gutshof und melde deinem Herrn Dom Rasdan di Vascara, dass ich, Dom Alonso de Verlez, in Begleitung meiner Schwester Domnatella Luciana de Verlez auf dem Weg die Via Tyrana hinauf sind. Und warte…." Alonso wandte sein Pferd ab und ritt auf einen der Karren zu auf denen Fässer geladen waren. Er öffnete eines und holte eine Arange daraus hervor. Diese warf er dem überraschten Jungen zu. "Und nun eile dich. Nicht das wir schneller sind." Geschickt fing Emilio die Arange auf. Er verbeugte sich in Richtung von Alonso und rannte sofort los.


Roxalba de Verlez war überrascht, denn der Schlag von Yeza Botamacher in ihre nur kurz ungeschützte Seite raubte ihr kurzzeitig den Atem und hätte sie nicht ihre Rüstung getragen, wäre wohl mindestens eine Rippe in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine kurze Schwachstelle zu sehen und effektiv auszunutzen, hätte sie ihr bei ihrer brachialen und ungestümen Kampfweise nie und nimmer zugetraut. Kurzzeitig ging Roxalba auf Abstand, aber immer darauf bedacht nicht in die Reichweite ihrer Gegnerin zu kommen. Ein Übungskampf sollte es sein. Bis zum ersten Blut oder zur Aufgabe. Nun sah es nach einer persönlichen Herausforderung aus. In ihren Ohren vernahm sie ein Rauschen und die Umgebung veränderte sich. Aus dem Boden stieg rötlicher Nebel auf und der Himmel verdunkelte sich. Der Gnadenlose hatte sein Auge auf diesen Kampf geworfen. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und dann stürmte sie vor. Yeza reagierte genauso wie gewollt und bevor sie zupacken konnte tauchte Roxalba seitlich ab und gelang so in den Rücken Landsknechtin. Mit einem Tritt in die rechte Kniekehle verschaffte sie sich einen entscheidenden Größenvorteil. Während Yeza versuchte sich aufzurichten, setzte Roxalba von hinten einen Würgegriff an und drückte zusätzlich ihr Gewicht in deren Rücken. Unbarmherzig drückte die Schlachtreiterin zu und der Widerstand erlahmte langsam aber stetig. Trotzdem lockerte sie den Griff nicht. Erst als sie einen Ruck an der linken Schulter spürte ließ sie los. Yezas schwerer Körper fiel auf den staubigen Boden und Roxalba warf einen Blick über ihre Schulter. Woher Dulcinea di Alina den Mut nahm auf den Kampfplatz der Arena zu stürmen überraschte sie im Nachhinein selber und genauso schnell bereute sie es auch. Sie hatte ihre Fingernägel tief in die Schulter gegraben und mit aller Kraft gezogen, damit diese Furie den Griff lockerte. Nun blickte sie dieser in die verbrannte Gesichtshälfte und das blinde Auge. Erschrocken ließ sie die Schulter los und war froh, dass die de Verlez sich jetzt der unterlegenen Kämpferin zuwandte. Angewidert schaute sie auf ihre Hand und entfernte sich wieder. In einem Wasserfass wusch sie ihre Hände ausgiebig und warf dabei einen Blick den Berg hinunter. Dort entdeckte sie einen kleinen Wagenzug, der sich auf dem Weg zum Gutshof begab. Am Gutshof selber begann ein reges Treiben und ein Fellache rannte schnellen Schrittes auf die Arena zu in der Roxalba gerade Yeza dabei half aufzustehen. Der Fellache richtete sein Wort an die Leutnantin. Diese schlug ihrer Kontrahentin anerkennend auf die Schulter, straffte sich und marschierte eiligen Schrittes zurück zu den Gästequartieren des Gutshofs, aber nicht ohne Dulcinea di Alina noch einmal einen vernichtenden Blick zuzuwerfen.


Das ganze Treiben war vom Junker des Guts, Dom Rasdan di Vascara, beobachtet worden, der aber kurz vor Ende sich wieder anderen Dingen zuwenden musste. Die Vorbereitungen dieser Hochzeit waren nicht seins, aber es musste nunmal getan werden. Und so hatte er veranlasst, dass alles geschmückt wurde in den Farben der beiden Familias, von der Straße herauf, über das Gestüt bis hinauf zum Gut und der kleinen Arena. Ja, sogar jedes einzelne Rind hatte Bänder um die Hörner gewickelt und zwei Banner wehten auf dem Hügel Tayras. Darüber hinaus hatte er natürlich die kräftigsten Bullen und Kühe von der Herde getrennt, sie aufwändig bemalen und schmücken lassen für entsprechende Zeremonien und Kämpfe. Seine Schwester hatte dies alles mit Gleichmut beobachtet und entsprechende Absprachen und Ankleideprozeduren über sich ergehen lassen. So ganz hatte sie sich noch nicht mit mit der Sache anfreunden können, dafür hatte sie ihre Jahre lange Freiheit und Unbeschwertheit zu sehr geliebt. Doch, war ihr auch immer bewusst gewesen, dass dieser Tag einmal kommen würde, für die Familia, doch kam sie nicht umhin den Leitspruch der Familie gerade auf sich zu beziehen. Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als ihr Bruder das Zimmer betrat und von der Ankunft ihres zukünftigen Bräutigams kündete. “Du machst ein gutes Bild, stark, dominant und aufrecht, wie es die Vascara sind. Begrüßen wir die de Verlez.”


Roxalba de Verlez hatte sich die Uniform der Ragather Schlachtreiter angezogen und ritt so ihrem Cousin entgegen. Als sie in Sichtweite war hob sie kurz die Hand zum Gruß. Ihre Cousine ignorierte sie dabei völlig. Als sie zu Alonso aufgeschlossen hatte schaute sie diesen ernst an. "Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Familia und unsere Baronie. Zwei alteingesessene und angesehene Familias gehen den Bund der Ehe ein um ein Zeichen des Zusammenhalts und der Stärke zu setzen und andere werden diesem Beispiel hoffentlich folgen. Ich hoffe du bist dir deiner Verantwortung bewusst, Alonso." Der Angesprochene nickte. In Gedanken fragte er sich immer noch, warum seine Cousine hier als Heiratsvermittlerin agierte und welchen Vorteil sie daraus ziehen könnte. "Nun gut. Dann lass uns jetzt zum Gutshof reiten und den di Vascaras unsere Ehre erweisen. Und du Halbblut…..", damit wandte sie sich ihrer Cousine Luciana zu "......verhälst dich ruhig und sorgst nicht wieder für Verstimmungen oder Ärger. Es war für die Familia schon Schande genug das Dom Rasdan dich wegen deiner Nutzlosigkeit vom Gut gejagt hat." Mit diesen Worten waren der Worte genug gesprochen und sie trieb ihr Pferd mit einem Schnalzen an.

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Autor: Der Sinnreiche Junker

Wie es sich für die Grafentochter und ihre Entourage gebührte, war die Ankunft auf Tyras exakt so abgepasst, dass man gerade noch rechtzeitig erscheinen würde, ohne dabei Gefahr zu laufen der Unhöflichkeit einer Verspätung anheim zu fallen. Denn gleich wieviel edles und edelstes Blut in dem Zug versammelt war, am Ende waren sie alle doch nur Staffage für den Auftritt der Comtessa, die zwar ebenfalls in ihrer Eigenschaft als Ehegattin des Lehnsherrn des Brautpaares anwesend sein würde, sich aber natürlich primär als Abgesandte ihres gräflichen Vaters begriff, auf dass es dem Ehebund nicht an gräflichem Segen ermangeln möge. Und somit war es natürlich für die somit zumindest nach eigener Auffassung wichtigste Geladene natürlich recht und billig als Letzte zu erscheinen. Die kurze Wegstrecke vom gräflichen Eigengut Quaranca, wo Domna Rahjada und die ihren bereits seit einigen Tagen logierten, erlaubte derlei eitle Spielerei. Immerhin blieb den Gastgebern somit erspart sich Gedanken über die Unterbringung einer solch umfangreichen Reisegesellschaft machen zu müssen.

Und die Reiterkavalkade, die sich in gemächlichem Trab in Zweierreihen auf der Reichsstraße gen Süden ergoss, konnte sich durchaus sehen lassen. Vorneweg ritten Hernán von Aranjuez, seines Zeichens Baron von Dubios und seine Schwägerin, Domna Romina von Ehrenstein-Streitzig, der er mit einem Augenzwinkern den rechten Ehrenplatz an der spitze des Zuges überlassen hatte - wenn er zuvörderst in seiner Eigenschaft als Gemahl der gräflichen Vertreterin anwesend war, so war dies nur recht und billig. Darauf folgten Domna Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler mit der gevierten Standarte der Grafschaft und der Page des Barons, Firumir vom Silbernen Tann, der sich mit seinen jungen Jahren sichtlich angestrengt mit dem schweren Eichenschaft des Banners des Hauses Aranjuez abmühte. Hernach ritten die Caballera von Mithras und El Mozalbete [vulg. bosp.: Das Bürschchen], wie Dom Gualterio Colonna trotz seiner bald 30 Götterläufe ob seiner jugenhaften Züge noch immer hinter seinem Rücken genannt wurde und der seit seiner freilich eher formalen Gründen geschuldeten Erhebung zum Caballero von Torre Nueva nur noch halb so stark unter dem Makel seiner unehelichen Geburt litt (oder wie mancher ihn mitunter gerne erinnerte: "Der Bastard eines Bastards.", was dann üblicherweise in Blut und Raufhändel endete) wie zuvor. Hinter ihnen reihten sich das Dom Lerondo von Kornhammer, Fähnrich bei den Ragather Schlachtreitern, und seine Gemahlin, Domna Azila von Aranjuez, ein.

Sodann folgte, wie die Wappen am Kutschenschlag verrieten, die gräfliche Karosse mit der vermeintlichen Protagonistin und Domna Elea von Aranjuez, die sich beide eifrig jeweils kühle Luft ins Antlitz fächerten, waren in Almada doch bereits früh im Sommer die Temperaturen hoch. Entsprechend zeichnete sich die eine oder andere Schweißperle am Haaransatz der beiden Bediensteten in gräflicher Livree auf dem Kutschbock ab. "Diese Leute...", stöhnte Domna Rahjada, die sich diese Formulierung bei ihrem Gatten abgeschaut hatte, der Feinde oder eine Mehrzahl von ihm wenig geschätzte Zeitgenossen gerne lediglich unbestimmt als diese Leute titutlierte. "Wenn man schon im Sommer heiratet, dann doch bitteschön im Rahjamond. Wie kommt man darauf im Ingerimm zu heiraten? Sind das etwa Zwerge?" Domna Elea schmunzelte hinter ihrem Fächer. Auch wenn die Frage nicht ernst gemeint war, war der Grafentochter in ihrer notorischen Egozentrik und Überheblichkeit durchaus zuzutrauen, dass sie keine Ahnung hatte, zu wessen Hochzeit sie gerade kutschiert wurden.

Hinter der Karosse ritten - als Einziger in Rüstung mit stets grimmigem Blick - der einäugige Dom Bohemund vom Berg-Sturmfels, ein nordmärkischer Ritter und Befehlshaber der Hausgarde der Familia Aranjuez, sowie Said ben Dscherid Abencerraga in seinen weiten tulamidischen Gewändern, der wiederum die Novadische Leibwache anführte. Die folgenden Reihen bildete eine Mischung aus nämlicher Leibwache und gräflichen Waffentreuen sowie Anzures Ballan, der in Erwartung der hohen Summen, die er beim Spiel mit den angetrunkenen Hohen Herrschaften zu gewinnen gedachte, unter den bärtigen Zügen ein breites Grinsen trug. Es folgte eine weitere, freilich leere Reisektsche mit gräflichen Insignien, zweifellos für jene Hohen Herrschaften gedacht, die ein wenig zu tief in den Weinkelch geschaut hatten, um in den frühen Morgenstunden noch den Rückweg hoch zu Ross anzutreten und ein Transportkarren mit den Festgewandungen, Geschenken und sonstigem Plunder, den eine gräfliche Entourage so mit sich führen mochte.

Hernán von Aranjuez konnte einen neugierigen Seitenblick auf seine Schwägerin nicht verhehlen. Ihr unklarer Familienstand - die Verlobung mit Dom Antorio von Jurios war so viele Götterläufe her, dass sie vielen in Ermangelung einer zwischenzeitlichen Hochzeit als aufgelöst galt - ließ seit Jahr und Tag allerlei Gerüchte ins Kraut schießen. Sie hätte eine Affäre mit ihm, ihrem Schwager. Sie wolle ihr Leben den Göttern widmen. Und allerlei andere mehr oder weniger substanzlose Spekulationen. Was sie nicht nur zur vielleicht begehrtesten Partie Ragatiens machte, sondern bei derlei Festivitäten auch zuverlässig Galane, Brautwerber, ambitionierte Habenichtse und ihre "Kennt Ihr schon...?"-Verwandtschaft anlockte. Womöglich zum Leidwesen Domna Eleas, die in der Capitale reich an Liebschaften war, aber arm an Verehrern, die gleichermaßen ihr Bett zu wärmen, wie auch ihren Ambitionen zu entsprechen vermochten. Ein Thema welches wohlweislich in der Familia umschifft wurde, seit es zwischen ihr und dem Soberan vor einigen Götterläufen zum Eklat gekommen war - und seither sie zu stolz war ihn um Hilfe in solcher causa zu bitten und er es nicht wagte ihr diesbzüglich Kandidaten vorzuschlagen.

Die Hochzeit versprach in vielerlei Hinsicht aufschlussreich zu werden, nicht zuletzt auch wegen den politischen Implikationen in der Baronie. Seine Hohe Gemahlin hätte die Festivität am liebsten in Blut ertränkt, als sie davon erfahren hatte, sich mittlerweile aber wieder beruhigen lassen. Halbwegs zumindest, doch vermochte niemand zu sagen, ob nicht beim geringsten Anlass das Streitzig'sche Temperament mit ihr durchgehen würde. Entsprechend hatte sie darauf bestanden, dass nicht nur Bewaffnete sowohl aus Ragath wie auch aus Heldor ihren Zug begleiteten, und dass für die eigentliche Festgesellschaft neben den persönlichen Waffen, welche die Edelleute am Gürtel trugen, auch auf dem Transportkarren unter den Festgewändern noch Leder, Kettenzeug und weitere Klingen mitgeführt wurden. "Reicht diesen Leuten Eure Hand, mein Gemahl. Aber reicht sie ihnen im ehernen Handschuh", hatte sie verkündet.

Mit einem stummen Seufzen verscheuchte der Baron und Junker solche Gedanken. "Firumir", rief er halb im Sattel umgewandt zu seinem Pagen hinter ihm. "Erzähle uns, was Du über die Familias von Braut und Bräutigam weißt." Im Gegensatz zu seiner Gemahlin galt Hernán von Aranjuez als intimer Kenner der almadanischen Nobleza, der Heraldik und der Stammbäume. Manches Mal zum Leidwesen des jungen Greifenfurters, von dem er diesbezüglich kaum weniger erwartete. Eilfertig begann der junge Bannerträger: "Die Braut, Domna Rashida entstammt dem Hause di Vascara, welches als Wappen auf silbernem Grund einen schwarzen Stierkopf mit nach oben geschwungen Hörnern und roten Augen führt. Das Stammlehen der Familia..."

  • Die Geschichte um die gräfliche bzw. aranjuezer Reisegesellschaft wird hier fortgesetzt: Teil 09