Chronik.Ereignis1043 Wiederkehr nach Zamora

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Baronie Brigellan, Ende Ingerimm 1043 BF

Auf der Straße von Tolacas nach Zamora

Autor: León de Vivar

León de Vivar schaukelte im Sattel seines Reitpferds und fühlte sich schuldig an Daria ya Cantarra. Die Unterfelser Juristin, die seit beinahe zehn Jahren als Kanzlerin der Baronie Taubental diente, war untadelig in ihrem Verhalten wie in ihren Verwaltungsmethoden. Damals, in den Wirren des Herbstes 1034 BF, hatte er seiner – was war sie eigentlich? Seine Großtante? Seine Tante zweiten Grades? Er wusste nie, wie die korrekte Bezeichnung war – nun, seiner entfernte horasische Verwandte eher aus Mitleid und Pflichtschuldigkeit Unterschlupf auf Castillo Chellara gewährt. Sie, einst eine respektable Amtsperson in Unterfels, war aus ihrer Heimatstadt aufgrund unaussprechlicher Dinge, die ihr Neffe Romualdo – war das sein Vetter zweiten oder dritten Grades? – gemeinsam mit einem mengbillanischen Korpriester angerichtet hatte, für immer verbannt worden.

Zunächst hatte Signora Daria sich fremd im abgelegenen Bergland des Tosch Mur gefühlt. Stumm und mit gerunzelter Stirn hatte sie den schlichten Weisen der Berghirten gelauscht, die einfachen Glaswaren des Taubentals in den Händen gedreht, in den schlichten Mahlzeiten auf Castillo Chellara herumgestochert und die Trägheit und Hemdsärmeligkeit der freiherrlichen „Administration“, wenn man seine paar Schreiberlinge und sein, Leóns, eigenes Dilettantentum so nennen mochte, beobachtet.

Doch es hatte nicht lange gedauert, bis die horasische Exilantin sich auf Castillo Chellara nützlich machte. Sie hatte die Jurisprudenz studiert und später, in der Sternenstadt, als Richterin viele Verfahren geleitet. Sie hatte dem Baron Vorschläge zur „Verbesserung der Buchführung“ und zur „Erneuerung der Verwaltung“ unterbreitet, die er alle für gut befunden hatte, die ihn aber entsetzlich langweilten und so hatte er sie schließlich gebeten, als Kanzlerin der Baronie Taubental selbst die Umsetzung all dieser Verbesserungen zu leiten. Ihrem Pflichtbewusstsein, Verwaltungsgeschick und Geschäftssinn verdankte Dom León heute ein Leben, das weitgehend frei von materiellen Sorgen war und in dem er keinen Silbertaler zweimal ansehen musste.

Und nun hatte er diese dröge, aber untadelige ältere Dame als Vorwand benutzt, um vom Dâler Grafenhofe fortzukommen. Dort lebten seine beiden Kinder, dort lebte seine Gemahlin und er hatte es dort nicht mehr ausgehalten. Gerone führte nicht nur ihren Hofstaat, sondern auch ihre eigene Familia wie eine Kaserne Panzerreiter. Wenn ihre befehlsgewohnte Stimme durch die Säle des Alcazar schallte, um mehr Disziplin, mehr Decorum, mehr Rondragefälligkeit in diesem oder jenem zu verlangen, fühlte der Vivar sich wie in einem bösen militaristischen Traum gefangen. Selbst die Einladung an ihren Gemahl, mit ihr das Bett zu teilen, hörte sich aus ihrem Mund wie ein Marschbefehl an.

„Teuerste Gemahlin“, hatte er schließlich gelächelt, „ich bin untröstlich, aber die alte Cantarra scheint Bockmist gemacht zu haben. Hier schreibt sie mir zum zweiten Male, dass meine dringende Anwesenheit auf Chellara von Nöten sei. Offenbar hat sie einige meiner Aftervasallen mit ihrem Kanzlistengehabe ernsthaft erzürnt. Du weißt, wie stolz die Tosch Murer sind. Ich muss mich ihnen persönlich zeigen, ehe Daria noch mehr Porzellan zerschlägt. Sicher werden die Kinder einige Wochen ohne mich zurechtkommen?“

Nichts davon war wahr, doch Gerone hatte ausnahmsweise nur verständnisvoll genickt und ihm die Anweisung gegeben – ihm! Einem Magnaten! Der nicht einmal ihr Lehnsmann war! – auf seine Latifundien zurückzukehren und dort nach dem Rechten zu sehen, zum Jahresende aber zu ihr zurückzukehren. Mit kühler Stimme hatte sie hinzugefügt: „Ich möchte nicht aus Belhanka von dir hören.“

Doch zum Fest der Freuden wollte der Vivar in diesem Jahr gar nicht. Er wollte tatsächlich gen Firun ins Taubental reisen und sich dort von den Strapazen des Hoflebens erholen. Vor allem aber wollte er dann weiter ins Selkethal zu einem Pferderennen. Die Gräfin hätte dem gewiss nicht zugestimmt. Zum einen nicht, weil sie selbst das Reiten liebte, sich derlei Vergnügungssucht aber aufgrund der Würde ihres Amtes und der Dringlichkeit ihrer Geschäfte – alles war immer dringend - versagte und sie daher auch ihrem Gatten nicht gönnte. Zum anderen nicht, weil Dom Algerio da Selaque von Culming, der Ausrichter des Rennens, ein – wenn auch entfernter – Verwandter des Stordan von Culming war, jenes mächtigsten ihrer Vasallen, über dessen Unnachgiebigkeit sie sich bis zur Weißglut aufregen konnte. Und zum dritten und vor allem nicht, weil es ein Rennen zu Ehren Rahjens war und Domna Gerone wusste, dass sie im Wettstreit mit der Lieblichen Göttin um den Schönen Baron noch jedes Mal den Kürzeren zog.

Dom León grinste bübisch. Einerlei, was seine hochwohlgeborene Gemahlin von ihm dachte. Er war frei, zumindest für einige Wochen. Er hatte ein gutes Pferd unter sich, ritt nur mit leichter Bedeckung durch ein halbes Dutzend seiner Blauen Kürisser auf einer staubigen Landstraße und konnte seinen Neigungen nachgehen, wie es ihm beliebte.

Er war in den vergangenen Jahren oft auf dieser Straße geritten – mal vom firunwärts gelegenen Kellfall ins praioswärts gelegene Dâl hinab, mal in die umgekehrte Richtung hinauf. Die Strecke war, seit in der Südpforte wieder Frieden eingekehrt war, einigermaßen sicher, und er kannte sie inzwischen gut. So kannte er auf der Pfalz Geierschrei eine brave Kammerzofe aus einem Südpforter Edlengeschlecht, der es geradezu phexische Freude bereitete, im Rosengarten der Pfalz, gewissermaßen unter den Augen des alternden Pfalzgrafen, mit einem rahjagefällig geformten Tosch Murer Baron Unzucht zu treiben. In Rengor kannte er eine trinkfeste junge Flößerin, die so lästerlich fluchen konnte, dass ihm die Ohren wackelten und so verführerisch mit den Hüften wackeln, dass er sie verfluchen musste.

In Endivarol hatte er in früheren Tagen hochherrschaftlich auf dem Reiherfels gastiert, und war in den schmerzhaften Genuss der ‚Klauen der Harpye‘ gekommen. Doch seit Baron Ferando Meeltheuer Domna Concabella nach Ulceda verbannt hatte und sein Bruder, Junker Juan, dort das Regiment führte, war das ehemalige ‚Nest der Harpyie‘ zu einem trostlosen Ort geworden. Immerhin kannte er die stämmige Wirtin des Endivaroler Gasthofs „Furtwacht“, die ihm jedes Mal in ihrer verschlagenen Brigellaner Art zu viel für die schlichte Unterkunft, abverlangte, welche sie ihm anbot, deren zwei Töchter aber des Nächtens lautlos in seine Kammer kamen und so gertenschlank waren, dass sie ohne Umstände in seine Bettstatt passten.

Es würde also, so hoffte er, eine vergnügliche Reise werden. Den Auftakt sollte jedoch, wie jedes Mal, wenn er von Süden heraufzog, ein Besuch bei Dom Ferrante di Cerrano bilden. Dieser alte horasische Offizier hatte den jungen Meeltheuer, Dom Shahîm Al'Shirasgan und Dom León selbst im 1036ten Jahre bei der Befriedung Brigellans unterstützt und mit klugen taktischen Ratschlägen entscheidend zur kampflosen Einnahme Lambredocas beigetragen. Zum Dank hatte Baron Ferando ihn zum Edlen von Zamora im praioswärtigen Teil Brigellans erhoben. Dom León gefiel der aufrechte, nachdenkliche Offizier um Längen besser als der aufbrausende Dom Ferando, und weil die Sympathie beiderseitig war, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, die erste Etappe seiner Reise in der Jagdvilla von Zamora zu beenden.

Darum wurde sein Schmunzeln zu einem breiten Lächeln, als er die Torre di Cerrano auf der Hügelkuppe von Zamora erblickte. Sie überragte nicht nur die daran angebaute Jagdvilla und das Dörfchen Zamora, sondern bot auch einen guten Überblick über das gesamte Umland. Bei gutem Wetter konnte man beinahe bis Tolacas blicken. So war sich Dom León gewiss, dass seinem alten Kampfgefährten sein Kommen bereits gemeldet worden war.

Auf dem Edlengut Zamora (gleich darauf)

Autor: Princeps

Auf dem Weg zum Sitz des Edlen von Zamora konnte Dom León überall das tüchtige Treiben der freien Rustikalen bemerken. Die Aufbruchstimmung, die seit der Belehnung von Signor Ferrante in dieses Land eingezogen war, war auch nach wie vor allgegenwärtig. Anders als in anderen Landstrichen blickte man zuversichtlich in die Zukunft und die alten Narben der Taifa-Wirren schienen langsam zu verheilen.

Eine der Töchter eines Bauern lief freudestrahlend zum Pferd des Vivar, machte einen Knicks und überreichte ihm eine selbstgebastelte Puppe. Bevor er etwas sagen konnte, lief sie mit einem freudigen Lachen wieder zu ihrem Vater zurück, der den Adligen ebenfalls mit einer Verbeugung begrüßte, ehe er seine Tochter auf den Arm nahm. Die Besuche des Barons sorgten dafür, dass der Almadaner Zamora gut kennenlernte – und jedes Mal lernte Zamora ihn auch besser kennen. Es war gemeinhin bekannt, dass der Edle viel von Dom León hielt und seine Besuche ihm stets eine Freude waren.

Die kurze Strecke zur Torre di Cerrano nahm mehr Zeit in Anspruch als gewöhnlich, weil nicht nur das kleine Mädchen den Besucher begrüßen wollte. Etliche Bewohner sprachen ihm Travias Segen aus und an den Toren der Residenz angekommen, wartete man schon, wie Dom León vermutet hatte, auf den Reiter. Als er absaß, sprang ihm direkt ein Diener zur Seite und führte das Pferd in die Stallungen.

Vier Gardisten des Hauses di Cerrano salutierten ihm und mit einem Ruck in der Formation kam Signor Ferrante hinter ihnen hervor. “Ich hoffe nicht, dass Ihr Euch dieses Mal anschleichen wolltet! Falls doch, ist es Euch nicht gelungen”, sprach der Signor mit einem Lachen, ehe er seinen Besucher umarmte. “Immer eine Freude Euch zu sehen, Hochgeboren.”


Autor: León de Vivar

Der schöne Vivar, dem die fröhliche Begrüßung sichtlich gefallen hatte, erwiderte die Umarmung des Horasiers herzlich und ergänzte sie durch die beiden zwischen Angehörigen der almadanischen Nobleza üblichen Wangenküsse. Dann ergriff er den Älteren an den Schultern, blickte ihm fest in die Augen und entgegnete mit gespielter Empörung: „Ei, wie kommt Ihr darauf, Dom Ferrante? Ich habe mich noch niemals an Zamora angeschlichen! Im Gegensatz zu manch anderem, den wir aber nicht erwähnen wollen. Heut' ist der erste Tag, an dem ich Urlaub vom Dâler Hofe genommen habe, und einen solch schönen Tag will ich nicht mit düsteren Gedanken vergällen!“ Er zwinkerte Signor Ferrante zu, denn sie beide wussten, wie der Lehnsherr des Edlen damals Zamora überfallen und wieder in Familienbesitz gebracht hatte.

„Überhaupt gelingt es mir selten, mich unbemerkt einem Orte zu nähern. Und das nicht nur wegen der weithin sichtbaren Signale." Er wies hinter sich, schräg nach oben, wo an der Lanze eines seiner Berittenen ein blauer Wimpel mit drei weißen Lilien flatterte. „In den vergangenen Jahren war ich immer mindestens zweimal Gast in Zamora. Doch nun ist es über ein Jahr her, da ich Euch das letzte Mal sah. Er seht schlanker aus als sonst. Esst Ihr auch gut, amigo? Wie habt Ihr Euch die Tage der Tristeza vertrieben? Wie war die Aussaat? Hat es heuer genug geregnet?“


Autor: Princeps

Mit einem Lachen nahm Signor Ferrante die Worte des Barons entgegen. “Schlanker?”, er musste sich beherrschen, “vielleicht an meinen Ellbogen. Aber vielen Dank für das Kompliment, Signor.”

Einige Sekunden vergingen und das Lächeln wich einem ernsteren Gesichtsausdruck. Mit einer Geste lud er Dom León ein, ihn ins Innere seiner Villa zu begleiten. Mit einem leichten Nicken antwortete sein Gast und folgte ihm.

“Wisst Ihr Signor, auch wenn es schon mehrere Götterläufe her ist, dass ich nun dieses Land mein Eigen nennen darf, gibt es noch viel zu tun. Der Regen war tatsächlich ausreichend und bis auf wenige geschäftliche Verpflichtungen hielt ich mich in Zamora auf, um auf Eure Fragen zu antworten”, sprach Ferrante, als beide über den Flur zum Arbeitszimmer des Edlen schritten. Währenddessen hörte sein Gast aufmerksam zu.

Der Horasier unterbrach sich selbst, bis beide Herren im Arbeitszimmer ankamen, die Tür geschlossen war und der Baron in einem gepolsterten Stuhl Platz nahm. “Die letzte Logensitzung zeigte wieder die Uneinigkeit in vielen Bereichen”, begann Ferrante und bot Dom León eine schwere horasische Cigarre an, die er aus einem versilberten Kästchen hervor holte. “Ich hoffe Ihr mögt noch dieselbe Cigarrensorte wie vom letzten Mal? Ich habe diese für unsere kleinen Gespräche extra wieder auffüllen lassen. … Nun, verzeiht bitte, dass ich das Wort so lange für mich beanspruche, Hochgeboren. Werft bitte einen Blick auf folgendes Dokument.”

Er holte aus seinem verschlossenen Schrank eine Ledermappe und ergriff daraus ein Blatt Pergament. Auf diesem war mit feinen Linien die Grafschaft Südpforte skizziert mit vielen Randnotizen. Darunter fielen die Passagen “schlechter Straßenbau, Korruption und Marodeure”.


Autor: León de Vivar

Der Vivar entledigte sich seiner ledernen Reithandschuhe, verstaute sie in seiner quer über den Bauch gebundenen Schärpe und nahm die Karte entgegen.

“Gewiss, mit der yaquirischen Einigkeit ist es nicht weit her. Zu viele Jahrhunderte haben sich Almadaner und Horasier bekriegt. Immerhin, Tsa sei Dank, haben wir nun”, fügte er zufrieden hinzu, “seit beinahe drei Jahren Frieden zwischen den Reichen - was bedeutet, dass zwei yaquirische Edelleute in trauter Eintracht beieinander sitzen und dieses vorzügliche Drôler Kraut paffen können.”

Er klemmte sich die Cigarre zwischen die Zähne und hielt mit beiden Händen die Karte der Südpforte vor sich, um sie eingehend zu studieren. Schweigen und Zigarrenqualm füllten für einen Moment den Raum.

“Mein lieber Dom Ferrante, Ihr solltet Euch nicht beklagen”, sagte Dom León schließlich. “Ihr habt es mit Zamora, was die Straßen in Eurer direkten Umgebung angeht, eigentlich noch gut getroffen. Die Straße von Dâl über Tolacas nach Endivarol ist recht passabel. Aber wart Ihr schon bei Euren Nachbarn in Schelak, droben in Tschelakon? Oder am Pildeker See? Ich sage Euch, dort hat zwar die göttliche Leuin eine Eiche mit ihrem Blitzschlag gebenedeit, doch es heißt nicht umsonst Blitzacker. Wenn die Tristeza beginnt, kommt Ihr von dort nicht mehr fort vor lauter Schlamm!

Zwischen Geierschrei und Rengor müsste es tatsächlich eine Straße geben.” Der Vivar fuhr mit dem Finger ein Stück auf der Karte entlang der Brigella nach, auf der die weißen Linien des Straßennetzes unterbrochen waren. “Die Flöße können nur flussabwärts Handelsgüter transportieren. Flussaufwärts ist der Waldpfad miserabel. Eine gepflasterte Straße, hei, das wäre was! Das würde es Euch erleichtern, Eure Waren gen Firun - bis in die Nordmarken, stellt Euch vor! - zu verfrachten. Und mir die Reise um gewiss zwei Tage verkürzen. Wolle, Holz, Quarz und Erze aus dem Tosch Mur könnten nach Dâl, zum Yaquir und weiter ins Horasreich geliefert werden - anstatt nach Taladur, wo die Patrizier versuchen, mit horrenden Zöllen uns Descendientes arm zu halten.” Er rieb sich das Kinn. “Das sollte ich mal dem alten Gaugrafen vorschlagen - oder meiner Gemahlin…”

Dom León lehnte sich im Polstersessel zurück und blies sinnierend ein paar Rauchringe, als ob er abwägen wollte, welche der beiden Autoritäten empfänglicher für den Vorschlag eines Straßenneubaus durch die Brigellawälder wäre. Dann richtete er das Wort wieder an seinen Gastgeber: “Und was ist das mit den Marodeuren? Werdet Ihr arg geplackt? In Dâl hört man wenig davon, was im Culminger Land geschieht.”


Autor: Princeps

“Mit einer gepflasterten Straße seid Ihr wieder meinen Gedanken voraus. Bravo”, grinste der Horasier seinem Gast entgegen, ehe er wieder ernster wurde. “Wahrlich kann ich mich selbst nicht beklagen, Signor. In unserem Leben ist Überfluss Zuhause. Was sollte mich also der Zustand der anderen Landesteile kümmern?” Er zog an seiner Zigarre. “Diese Lande werden in verschiedene Einzelteile aufgeteilt, die nur zusammen wie ein Vinsalter Ei funktionieren können. Darum ist es mir wichtig, mit Euch zu sprechen, Hochgeboren.”

Ferrante begann im Zimmer auf und ab zu gehen. “Wie Ihr bereits gefragt habt, möchte ich auf das Thema Marodeure kommen. Sie sind kein großer Haufen, nur so viele, um nicht weiter aufzufallen. An meinen Grenzen sind diese besonders aktiv und stören die täglichen Abläufe. Seit einigen Monden können wir zudem feststellen, dass diese dreisten Schurken sich besser organisiert haben. Wann auch immer wir ausreiten, um die Nester ausräuchern zu wollen. Verzeiht bitte meine Wortwahl. Dann finden wir immer leere Lager. Da ich die Aktionen mit dem Baron von Brigellan koordiniere, fürchte ich, dass im Umfeld Seiner Hochgeboren ebenfalls Schurken sitzen, die nur allzu gerne mir weitere Nadelstiche zufügen wollen. Nach all den Götterläufen werde ich wohl immer noch nicht voll akzeptiert. Ich frage mich nur, ob es nur daran liegt oder ob man mich von irgendetwas ablenken will”, sprach er nachdenklich.


Autor: León de Vivar

Der Vivar dachte in seinem Sinn, dass einem Zigarrenliebhaber durchaus verziehen werden konnte, wenn dieser von “ausräuchern” sprach, und richtete sich interessiert in seinem Polstersessel auf. “Bona dea! Wovon sollte man Euch ablenken wollen, Dom Ferrante? Insinuiert Ihr gar eine Verschwörung wider Euch? ”


Autor: Princeps

“Das ist die große Frage, Signor. Ist sie gegen mich gerichtet oder gegen die Person, hinter der ich stehe? Fragen über Fragen”, sagte Ferrante und drückte seinen Zigarrenstumpf auf einem gläsernen Aschenbecher aus, “Jedenfalls müssen wir die Geschehnisse genau im Auge behalten. Deswegen stelle ich Euch für Eure sichere Weiterreise eine Corazza meiner Panzerreiter zur Verfügung.”


Autor: León de Vivar

Erstaunt zog Dom León die Augenbrauen hoch. “Derart gefährlich schätzt Ihr also diese Lumpen ein? Ich bin in der Tat nur mit leichter Bedeckung unterwegs und verdopple diese mit Euren Dragonern gerne - falls Ihr sie entbehren könnt.”

Dann kam ihm ein Gedanke: “Ihr wollt mich aber doch nicht schon wieder hinfort komplimentieren, mein Lieber? Schließlich habe ich Euch” - er deutete nach draußen, in Richtung des Eingangs - “eine Bouteille von der Dâler Spätlese mitgebracht, über die ich nur zu gern Eure fachkundige Meinung hören würde.”


Autor: Princeps

“Mitnichten wollte ich dergleichen andeuten! Lasst mich nur rasch die passenden Gläser holen…. Dennoch müssen wir alle vorsichtig sein. Irgendetwas liegt in der Luft, Signor”, sprach Ferrante und blickte aus dem Fenster in die Ferne.


Autor: León de Vivar

Der Vivar folgte Ferrantes Blick. Ob sein Freund mit seinen Vorahnungen recht hatte? Dom León und seine Familia hatten nun beinahe zehn Jahre der Fülle und des Wachstums erlebt. Sollte Unbill am Horizont drohen?

Nach einer Weile gab er sich einen Ruck. Er erhob sich aus dem Polstersessel und ging, um den Wein aus seinem Gepäck zu holen. Er hatte einen langen Sommer vor sich, dies war der erste Tag seines Urlaubs, und er hatte nicht vor, ihn mit Trübsalblasen zu verbringen.