Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 62

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Edlengut Selkethal, 26. Rahja 1043 BF

Im Innenhof des Herrenhauses (abends)

Autor: De Verlez

Die Stimmung auf dem Abschlussbankett des Pferderennens Rahja zu Ehren war ausgelassen. Einzig Rhymeo ya Pirras konnte sich nicht von seinen Gedanken im Kopf lösen. Nicht nur das Gespräch mit dem schönen Baron, sondern auch der daraufhin folgende Streit mit seiner Base Gwena ya Pirras lasteten schwer auf seinen Schultern. Daher fühlte er sich hier fehl am Platze.

Er wich jeder Gelegenheit aus in ein Gespräch verwickelt zu werden oder gar zum Tanze aufgefordert zu werden. Gelegenheiten gab es mehr als genug – offenbar war sich in Almada selbst der Adel nicht zu schade, wie das einfache Volk um das Feuer zu springen. Selbst Pferde wurden auf die Tanzfläche geführt! Domnatella Farfanya, die Gastgeberin, ging dabei voran und führte einen Tanz vor, der Rhymeo die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Nicht so seinem Vater, dem Baron im Taubental, der alsbald nach der Tanzvorstellung in ein Gespräch mit Domnatella Farfanya vertieft war. Fröhlich, lachend, feixend. Es war Rhymeo zuwider. Aus dem Augenwinkel sah er seine Base, wie sie die Szenerie auch beobachtete. Ein leichter Schatten der Enttäuschung legte sich kurz über ihr Gesicht, aber dieser Eindruck schwand schnell und sie widmete sich wieder ihrem Gesprächspartner. Und auch der Bruder der Domnatella, Dom Laurentio meinte er, stand etwas abseits und ihm schien es auch nicht so zu gefallen, was er dort sah. Hatten sie jetzt allen Ernstes aus einem Becher getrunken? Rhymeo schüttelte den Kopf. Langsam bewegte er sich weg vom Festplatz, fort vom Rauch des großen Feuers.

Es war bereits dunkel geworden. Die Luft war deutlich angenehmer als über den Tag hinweg. Bald würden sie sich wieder auf die Heimreise machen. Er konnte es gar nicht erwarten. Etwas mulmig war ihn dann doch zumute, als er an seine Mutter dachte. Aber er würde mit ihr sprechen und er hoffte, sie würde seine Beweggründe für diese Reise verstehen. Er setzte sich auf einen Findling. Von hier aus konnte er das Feld sehen, auf dem sie alle in den frühen Firunsstunden trainiert hatten. Dort blieb er erst einmal sitzen und hing seinen Gedanken nach….

… aus denen er jäh gerissen wurde. War er hier eingenickt? Wie lange hatte er denn hier gesessen? Er sollte zurück, bevor man ihn vermisste. Flink stand er auf und begab sich zurück zum Gut. Dabei passierte er die Stallungen und verharrte. Er hörte etwas aus dem Inneren, was nicht mit den Pferden zu tun hatte. Gekicher, Gegurre und gedämpftes Gelächter. Dort hatte sich jemand versteckt. Er lauschte. Es hatte den Anschein, als ob man sich dort eingefunden hatte, um der Herrin Rahja zu frönen.

Rhymeo wollte weiter gehen, da er mit Sicherheit nicht Teil davon werden wollte, als er die Stimmen erkannte. Domnatella Farfanya und Baron León de Vivar. Wie von Praios' Blendstrahl getroffen blieb er stehen. Also wahrhaftig, er wagte es doch! Was sich die ganzen Tage angedeutet hatte und auf dem Fest wohl seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurde wahr. Er tat es wieder, er setzte seiner Frau Hörner auf. Hatte dieser Mann kein Ehrgefühl, keine Scham? Sollte er ihn zur Rede stellen? Nein. Er entschied sich dagegen, denn es ging ihn schließlich nichts an. Langsam und vorsichtig, damit ihn die beiden nicht versehentlich hören können, bewegte er sich weiter.

Kurz bevor er das Gebäude passiert hatte, vernahm er Schritte, welche sich dem Eingangstor näherten. Hastig suchte er ein sicheres Versteck und duckte sich hinter eine Regentonne. Durch das Tor schritt Domnatella Farfanya mit einer brennenden Laterne in der Hand. Sie ging einige Schritte und stellte die Leuchte neben sich zu Boden. Sie schaute sich um, um dann in Richtung der festlichen Aktivitäten zu verschwinden.

Rhymeo wartete kurz, denn er rechnete mit dem Erscheinen des Barons und wollte diesem auf keinen Fall erneut begegnen. Nachdem dieser aber nicht auftauchte, schlich sich ein ungutes Gefühl in seine Magengrube. Von Neugier getrieben, bewegte er sich an das offene Tor und lauschte hinein. Als nichts Verdächtiges zu hören war, betrat er kurzerhand die Stallungen. Es war stockdunkel und so wartete er, bis er zumindest Umrisse erkennen konnte. Dann schritt er nach und nach die Boxen ab, ohne Pferde zu erschrecken. Nicht alle waren besetzt und da…. in einer lag eine Gestalt und rührte sich nicht. Der Baron. Rhymeo wollte sich ihm gerade nähern, da hörte er von draußen Tumult. Geistesgegenwärtig schaute er sich nach einer weiteren freien Box um, fand sie und versteckte sich darin. Von draußen waren mehrere schwere Stiefelschritte und ein schleifendes Geräusch zu hören.

“Was ist der Kerl denn so schwer? Konnten wir den nicht einfach so da liegen lassen?”, hörte er eine männliche Stimme.

Dann eine weitere: “Nein, du Idiot! Vielleicht wäre er entdeckt worden und damit wäre alles hier zum Scheitern verurteilt gewesen. Und wie willst du das dann der Capitana erklären?”

Gut ein halbes Dutzend Gestalten konnte Rhymeo erkennen. Zwei davon zogen eine leblose Gestalt hinter sich her. Die letzte Gestalt hatte die Laterne von draußen aufgehoben und leuchtete damit den Gang zwischen den Boxen aus. Es waren allesamt in Lederzeug gerüstete Bewaffnete. Kurz konnte Rhymeo einen Blick auf die mitgeschleifte Gestalt erhaschen. Es war Sadiq, der novadische Begleiter des Barons. Ob tot oder bewusstlos konnte Rhymeo nicht erkennen. rAchtlos wurde Sadiq auf den Boden geworfen und liegen gelassen. Währenddessen ging der Bewaffnete mit der Laterne an den Boxen entlang und blieb vor der mit dem Baron stehen.

Ein kurzer Pfiff drang über seine Lippen und eine weitere Gestalt betrat die Stallungen. Eine großgewachsene Frau mit langen schwarzen Haaren kam auf den Bewaffneten zu. Als sie in den Lichtschein der Laterne trat, konnte Rhymeo sehen, dass ihr der linke Arm fehlte. Trotzdem war sie wehrhaft gekleidet, trug sie doch einen Brustpanzer sowie Arm- und Beinschienen. An der linken Seite hatte sie ein Rapier gegürtet. Sie betrat die Box und Rhymeo hörte kurz ein Geräusch, als ob jemand gegen einen Sack träte. “Schläft wie ein Bär”, sprach die Frau mit einem gehässigen Unterton. “Du kannst froh sein, dass du in Taladur erwartet wirst. Ansonsten wäre heute schon der Tag der Abrechnung. Raúl, fesselt und knebelt ihn und dann ab aufs Pferd. Wir sollten verschwinden, solange das Gelage noch in vollem Gange ist.”

Der Angesprochene nickte und tat wie ihm geheißen. Nach getaner Arbeit nahmen sich zwei der Bewaffneten des Gefangenen an und schafften ihn nach draußen. Im Türrahmen sprach Raúl die Frau noch einmal an: ”Capitana, was machen wir mit dem da?” Er deutete auf den bewusstlosen Sadiq.

“Den Heiden nehmen wir auch mit - nicht, dass er etwas mitbekommen hat und irgendwelche 'Geschichten' verbreitet. Wenn er in Calcato Steine klopft, kann er der Streitturmstadt wenigstens noch von Nutzen sein." Raúl packte den drahtigen kleinen Wüstensohn auf die Schultern. Dann waren beide auch aus den Stallungen verschwunden.

Rhymeo wartete noch etwas ab und hörte dann Hufgetrappel, welches sich mehr und mehr entfernte. Trotzdem wartete er noch etwas ab, bis auch er sich wieder dem Bankett zuwandte. Der Baron musste jemanden in Taladur sehr wütend gemacht haben. Aber das musste ihn nicht interessieren, oder?.