Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 11

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Edlengut Selkethal, 17. Rahja 1043 BF

(am frühen Abend)

Autoren: Jott, de Verlez und BBB

Obwohl das liebliche Tal der Selke einen malerischen Hintergrund für einen Ritt bot und Farfanya dies zu einem anderen Zeitpunkt sicherlich auch zu würdigen gewusst hätte, konnte sie den letzten Abschnitt ihrer Reise nicht genießen. Gwena war zwar eine angenehme Reisegefährtin, aber sie wollte endlich ankommen. Endlich Ta’iro wiedersehen! Die zwei Monate, seit sie nach Taladur zurückgekehrt war, waren ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen. Und natürlich freute sie sich auch darauf Algerio wiederzusehen. Und darauf zu sehen, wie weit inzwischen alles vorbereitet worden war. Ihre innere Unruhe wuchs von Meile zu Meile. Geduld war eine Tugend, die ihr wohl auf immer verschlossen bleiben würde! Ihre Yaquirtaler Stute hätte sie mit ihrer Unruhe inzwischen wohl schon angesteckt, doch der Warunker Hengst, den sie nun ritt, war so empfindsam wie ein Maultier. Und auch genauso feurig. Zum Glück kamen sie inzwischen an den ersten Gehöften vorbei, die zu Algerios Lehen gehörten. Es konnte also nicht mehr weit sein.

Als Farfanya in der Ferne bunte Wagen auf einer Wiese vor einem Wäldchen erkannte, machte ihr Herz einen Freudensprung und sie strahlte. Sie waren da! Mit einem an Gwena gerichteten “Entschuldigt mich!”, gab sie Rhymeos Hengst die Sporen und jagte in gestrecktem Galopp über die Wiese, hin zu den Wagen.

Gwena sah Farfanya verwundert hinterher, aber die Vermutung lag nahe, dass sich dort hinten bei diesen Wagen jemand aufhielt, über dessen Anwesenheit sie sich wohl sehr freute. Anders konnte sie sich den freudigen Ausdruck auf ihrem Gesicht und diesen schnellen Ritt dorthin nicht erklären. Sie wandte sich an ihre Knappin. "Kyrilla, meine Gute, reite doch bitte der Domnatella hinterher und erkundige dich ob der Troß jetzt hier eine Rast einlegen oder weiterziehen soll." "Aber natürlich", antwortete diese, salutierte und trieb ihr Pferd in Richtung der bunten Wagen an.

Während sie sich in vollem Lauf dem Lager der Sippe näherte, sah Farfanya wie die vier Männer, die bis eben noch am Lagerfeuer gesessen hatten, sich erhoben und nach Stöcken griffen, während die Frauen mit den Kindern in Richtung der Wagen zurückwichen. Sie hatten sie also noch nicht erkannt. Farfanya ließ den Hengst in Trab fallen und hob grüßend die Hand. Die Männer, sie war inzwischen nah genug, dass sie Vidal und Alvaro unter ihnen erkannte, wechselten einige Worte, bevor sie die Stecken wieder beiseite legten und sich unbeholfen verneigten. Farfanya nickte ihnen freundlich zu, gab ihnen ein Zeichen zu schweigen und stieg vor dem Wagen mit den aufwändigsten Malereien vom Pferd. Feuervögel und Paradiesvögel in buntem Reigen. Wie viele Menschen wohl den Unterschied erkannten? Die Läden und Türe des Wagens waren geschlossen. Leisen Schrittes stieg sie die Stufen hinauf und legte ihre Hand auf den Türknauf. Sie unterdrückte ein vorfreudiges Grinsen und setzte stattdessen eine ernste Miene auf. Dann riss sie die Türe auf. “Wie kannst du mich nur so hintergehen und hinter meinem Rücken eine andere...” Doch bis auf Ta’iros weiße Burgenkatze, die auf dem Bett geschlafen hatte und ob dieser Störung wütend fauchte, war der Wagen verlassen. Ein bisschen enttäuscht drehte sich Farfanya um und schloss die Türe wieder. Die Frauen waren mit den Kindern inzwischen wieder zum Lagerfeuer gekommen. “Papà ist mit Zsa’ir am Fluss, tía Nuerta.” Erschreckt blickte Farfanya zu Ta’iros zweitältesten Sohn. Sie hatte immer befürchtet, dass die Kinder sie irgendwann verraten würden. Farfanya schaute zu Kyrilla, die gerade das Lager erreichte. Aber mit etwas Glück hatte sie es nicht gehört. Vidal raunte Arturo ein “Still jetzt!” zu, bevor er sich mit entschuldigendem Blick an Farfanya wandte: “Unser Mhanah ist zum Fluss gegangen, Domnatella Farfanya.” Das ‘Domnatella Farfanya’ betonte er hierbei besonders deutlich. “Dann weiß ich ja, wo ich zu suchen habe.” Sie nickte Vidal freundlich zu und sah ihm einen Augenblick eindringlich in die Augen, bevor sie sich zu Kyrilla drehte. “Domnita Kyrilla!”

Kyrilla fühlte sich unter den misstrauischen Blicken der anwesenden Gauklertruppe, denn so sahen die Männer und Frauen ihrer Meinung nach aus, sehr unwohl. Sie fasste den Griff ihres Schildes fester. Diese Nervosität übertrug sich auch auf ihre Stute, die anfing zu tänzeln. "Verzeiht Domnatella, aber meine Herrin lässt fragen, ob der Troß eine Rast machen oder weiterziehen soll. Ihr seid so schnell losgeritten ohne Anweisungen zu geben." Sie blickte Farfanya in die Augen.

Farfanya wandte sich wieder an Vidal: “Wie weit ist es noch bis Selkethal?” “Es ist direkt hinter diesem Wäldchen, Domnatella. Wenn ihr dem Weg weiter folgt, dann könnt Ihr es nicht verfehlen.” Farfanya nickte zufrieden und blickte wieder zu Kyrilla “Dann schlage ich vor, dass Ihr die anderen bittet schon einmal vorzureiten. Emilio soll sich um alles nötige kümmern und uns schon einmal bei Dom Algerio anmelden. Ich komme sofort nach, ich muss nur schnell noch einen Freund begrüßen.” Farfanya blickte kurz in Richtung Fluss und lächelte schelmisch. “Aber vielleicht möchte mich Domnatella Gwena ja auch begleiten? Das solltet ihr auch tun, wenn ihr Gefallen an schönen Männern findet” Sie zwinkerte Kyrilla verschwörerisch zu.

Kyrilla errötete leicht. "Soll ich das meiner Herrin Wort für Wort so ausrichten?" Farfanya lächelte neckend. “Nun den letzten Satz könnt Ihr auch für Euch behalten.” Sie nickte, ritt zurück zum Troß und erstattete Bericht. Farfanya konnte auf der Entfernung sehen, wie Gwena etwas zu Emilio rief und dieser daraufhin etwas erwiderte. Danach setzte sich wieder alles in Bewegung Richtung Selkethal und Gwena kam mit Kyrilla den Weg zurück. Gwena nickte Farfanya zu. "Ihr wünscht meine Begleitung Domnatella?" Hinter Gwena schaute Kyrilla etwas verschämt zur Seite.

“Nur wenn Ihr nicht lieber umgehend weiterreiten wollt… ich würde Euch gerne einen Freund vorstellen. Wir sollten ihn am Fluss finden.” "Ich verbringe gerne Zeit mit Euch. Dann reitet voraus Domnatella." Farfanya stieg auf und lenkte Rhymeos Hengst über die Wiese in Richtung des Flusses. Aus der Ferne konnten sie bereits Wasserspritzen und das fröhliche Geschrei eines Jungen hören. Im Näherreiten entdeckte Farfanya Zsa’ir, der gerade über einen Baum balancierte, der über den Fluss gestürzt war, um dann von dort jauchzend ins Wasser zu springen. Hinter den Büschen, die den Uferrand säumten, hörte man einen empörten Protestschrei und Farfanya meinte durch die Büsche die Silhouette eines im Wasser stehenden Mannes auszumachen, der abwehrend die Arme hob, um sich vor dem spritzenden Wasser zu schützen. Sein “Na warte, das kriegst du wieder” ging fast im lauten Platschen und den vergnügten Schreien des Jungen unter. Farfanya drehte sich im Sattel zu ihren beiden Begleiterinnen “Ich glaube wir haben sie gefunden.” Sie saß ab und ging dann zu einer Stelle am Ufer, an der die Büsche lichter standen. Die beiden im Wasser waren so vertieft in ihr Spiel, dass sie die drei Reiterinnen noch immer nicht bemerkt hatten. Für einen Moment sah sie ihrem Freund beim Balgen mit seinem Sohn zu. Wenn Rahja je einen Sohn mit einem Sterblichen gezeugt hatte, er konnte kaum schöner gewesen sein als dieser Mann! Als sie die beiden anderen Frauen neben sich treten hörte, riss sie sich zusammen und räusperte sich laut. Ta’iro hielt im Spiel inne und blickte mit einem strahlenden Lächeln zu ihnen. “Domnatella Farfanya, welche Freude! Wir haben Euch schon sehnsüchtig erwartet!” Sein Blick ging zu Gwena und Kyrilla. “Und dann auch noch in so charmanter Begleitung!” Er verbeugte sich anmutig. Sein Sohn ergriff die Gelegenheit und spritze ihn mit beiden Händen nass. Lachend warf Ta’iro den Kopf in den Nacken und strich sich die tropfnassen Haare aus dem Gesicht, bevor er mit einem schnellen Satz zu seinem Sohn sprang, ihn packte und ihn einen Haltegriff nahm, der Gwena sehr bekannt vorkam. Farfanya lachte. “Domnatella Gwena, Domnita Kyrilla, wenn ich vorstellen darf: Dieser nasse Zahori ist seine Gnaden Ta'iro Tazaqiro.”

"Es ist mir ein Vergnügen Ihro Gnaden auch wenn es momentan recht schwerlich zu sehen ist, welcher Gottheit ihr dient." Gwena lächelte. "Der holden Dame Rahja liegt momentan doch recht nahe." Sie deutete eine Verbeugung an während Kyrilla nur kurz nickte und den Blick nicht von Ta’iro Tazaqiro lösen konnte. Sie murmelte etwas wie 'Die Welt kann doch manchmal seeeehr schön sein."

“Auch wenn ich der liebreizenden Tänzerin wohl nie einen Dienst verweigern würde, so ist es der Sohn der Heiteren und des Listigen, dessen Ideale mein Tun bestimmen. Aber in meinem Volk ist es üblich die Eltern zu ehren...”, Ta’iro grinste und guckte zu seinem Sohn, der strampelnd versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, “...insofern habt Ihr nicht unrecht.”

"Der Herr Aves also. Aber da ihr von Ehre den Eltern gegenüber sprecht… " Gwena grinste "....Nirgendwo steht geschrieben, das die Kinder nicht listiger sein dürfen als die Eltern und wenn Euer Herr Sohn sein Gewicht nur etwas mehr auf sein rechtes oder linkes Bein verlagern würde anstelle zu strampeln und Euer Gewicht dazu ausnutzen könnte damit ihr das Gleichgewicht verliert, wäre er aus Eurem Griff raus." Die letzten Worte sprach sie zunehmend lauter aus, damit er es auch deutlich verstand und war jetzt auf die Reaktion gespannt.

Ta’iro lachte. “Wirklich?” Während Zsa’ir offensichtlich versuchte ihre Anweisung umzusetzen, konnte Gwena sehen, wie Ta’iro seine Position minimal veränderte. Und so hörte zwar das wilde Strampeln auf, doch kam der Junge seiner Freiheit nicht näher. “Um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, braucht es noch ein bisschen mehr Körpereinsatz, Domnatella.” Er lächelte vielsagend. Farfanya schüttelte belustigt den Kopf. “Vielleicht sollten wir die Ringkampfübungen auf einen späteren Zeitpunkt verlegen. Und auf einen anderen Ort?”

"Und dann vielleicht auch mit jemanden der mehr Körpereinsatz zeigt.", mischte sich Gwena ein und schaute dabei Ta’iro herausfordernd an. Sie lächelte.

“Nun, Domnatella, wenn Ihr versuchen wollt mich aufs Kreuz zu legen, dann werde ich Euch ein williger Übungspartner sein.” Er grinste und wandte sich dann an seinen Sohn “Gibst du auf?” “Niemals!” stieß Zsa’ir atemlos hervor. “Guter Junge. Und jetzt raus aus dem Wasser, du siehst schon halb erfroren aus.” Ta’iro ließ ihn los und watete auf das Ufer zu. Als erkennbar wurde, dass er gänzlich unbekleidet war, drehte sich Farfanya mit einem Lächeln zu Gwena um.

Als Gwena das erkannte, folgte sie Farfanyas Handeln, nur Kyrilla benötigte noch eine kleine Anweisung in Form eines kurzen Anstupsens. Sie wollte auch nicht so recht und warf in einem unbeobachteten Moment auch wieder einen kurzen Blick über die Schulter. Ta’iro, der die drei holden Damen beim Ankleiden nicht aus den Augen ließ, quittierte ihre verstohlenen Blicke mit einem Lächeln. "War das eine Herausforderung für einige Übungen im Ringen Euer Gnaden? Wenn ja, dann bestimmt Zeit und Ort und ich werde da sein.", sprach Gwena immer noch mit dem Rücken zu Ta’iro gewandt.

Farfanya beugte sich zu Gwena und flüsterte: “Ich glaube es war mehr als das.” "Wie meint Ihr das Domnatella?” “Habt ihr die vielen Kinder im Lager der Sippe gesehen? Es heißt zwar immer Zahoris würden Kinder stehlen, aber ich bin mir sicher, dass diese eher etwas damit zu tun haben, wie sehr er die Mutter seines Herrn ehrt.” Sie zwinkerte Gwena zu. "Dann hat er meine Herausforderung mehr als falsch verstanden. Vielleicht sollte ich es vorher richtigstellen." Gwena wurde sichtlich nervös. "Nicht das ich bei Eurem Freund falsche Hoffnungen wecke. Das wäre nicht in meinem Sinne." Farfanya lächelte amüsiert. "Ihr macht Euch über mich lustig. Und das alle Kinder aus dem Lager vom ihm sind, kann ich mir auch nicht so recht vorstellen. Er ist ja nicht der einzige Mann dort." Farfanya zuckte noch immer lächelnd mit den Schultern. “Wenn ihr meint..”

“Wenn ihr es gern als Herausforderung verstehen möchtet, Domnatella, dann werden wir schon eine Gelegenheit finden.” Man hörte das Grinsen in Ta’iros Stimme. “Aber vielleicht sollten wir zunächst einmal hören, was Dom Algerio sich für die nächsten Tage gedacht hat”, mischte sich Farfanya ein, “es ist bestimmt noch viel zu tun.” Ta’iro seuftze. “Kaum seid Ihr da, ist es vorbei mit dem süßen Nichtstun.” Als die drei metallisches Klimpern hörten, drehte sich Farfanya wieder um. Ta’iro war gerade dabei sich bronzene Armreifen anzulegen. Dann nahm er von Zsa’ir mehrere Ketten mit Talismanen entgegen. “Lauf zu Avaris und sag ihr, dass ich später nachkomme.” Zsa’ir machte einen Diener in Richtung der Damen und rannte dann los in Richtung des Lagers.

Ta’iro deutete in Richtung des Wäldchens, hinter dem das Dorf liegen musste. “Sollen wir? Dom Algerio ist wahrscheinlich gerade im Stall.” Farfanya nickte und nahm ihr Pferd am Zügel. Während er sie den Weg entlang der Selke in Richtung der Häuser führte, blickte Ta’iro zu Gwena zurück. “Ihr tragt eine hierzulande recht seltene Waffe, Domnatella. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal eine Glefe zu Gesicht bekommen habe. Wahrscheinlich in Teremon.”

"Ihr kennt Teremon? Ach, was frage ich. Als Geweihter des Aves seid Ihr mit Sicherheit weit herumgekommen Euer Gnaden. Dann kennt ihr bestimmt auch die Insel Hylailos? Und ja, eine Glefe ist auf dem Festland recht selten und dazu noch in den Händen einer Frau. Das war auch ein Grund, warum ich mich seinerzeit für genau diese Waffe entschieden habe. Und auch ein gewisser Einfluß vom Vater natürlich. Ihr müsst wissen, das er den Pailos führt. Und das recht beeindruckend. Erzählt, was habt ihr in eurem Leben noch für Orte gesehen? Mit so einer Truppe bekommt man doch bestimmt sehr viel zu sehen."

“Truppe?” Ta’iro schaute sie einen Moment lang fragend an. “Ach, Ihr meint meine Familie!” Er lachte. “Eigentlich habe ich diese Familie gerade weil ich soviel gesehen habe. Die meisten von ihnen habe ich unterwegs… nun, gewissermaßen aufgelesen. Drei sind ehemalige Sklavinnen aus Al’Anfa und den umliegenden Regionen. Einer der Männer stammt aus Andergast. Aves hat mich zu ihnen geführt und sie haben beschlossen mich zu begleiten. Und heute verbinden uns nicht nur unsere gemeinsamen Erinnerungen, sondern auch unsere Kinder.” Er lächelte. “Aber auch ohne sie bin ich schon viel gereist. Eigentlich sogar mehr. Als ich Almada verlassen hatte, zunächst als Söldner durch die nördlichen Länder, dann einige Zeit als...”, er stockte, “sagen wir Seefahrer, entlang der Küsten und nach Maraskan. Und während meines kurzen Noviziats dann schließlich auch zu den Zyklopeninseln. Mein Wagen ist voller Erinnerungsstücke an diese Reisen. Wie es sich für einen Avesschrein gehört. Wenn ihr mögt, dann dürft Ihr gerne stöbern kommen.”

Als Ta’iro begann von seiner Familie und den gemeinsamen Erinnerungen zu erzählen hörte Gwena ein leises Schlucken hinter sich. Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter und sah wie sich Kyrilla verstohlenen eine Träne aus dem linken Augenwinkel wischte. Traurigkeit überkam sie, dann räusperte sie sich kurz und nahm das Gespräch wieder auf. "ihr scheint ein sehr interessantes Leben geführt zu haben Euer Gnaden. Gerne würde ich Euer Angebot annehmen und Eure Erinnerungsstücke betrachten. Besonders die von den Inseln. Aber alles zu seiner Zeit. In den nächsten Tagen wird sich bestimmt die Gelegenheit dazu bieten."

“Ihr lasst es klingen, als wäre mein Leben schon vorbei.” Er lachte. “Doch ich kann Euch versichern, es ist noch immer interessant. Aber tut mir einen Gefallen, Domnatella Gwena, nennt mich nur Ta’iro. Auf das ‘Euer Gnaden’ bestehe ich nur bei Adligen, die ich nicht leiden kann. Und bevor Ihr Euch jetzt wundert, Domnatella Farfanya bevorzugt es mich so zu nennen.”

"Ganz wie Ihr wünscht Ta’iro. Aber dort wo ich herkomme besiegelt man so etwas mit einem Handschlag." Sie schloß zu ihm auf und hielt ihm die Hand hin. "Dann nennt ihr mich aber auch Gwena."

“Wenn Ihr es wollt gern, Gwena” Ta’iro schlug freudig ein. “Wann immer Ihr möchtet, kommt ruhig zum Schrein und seht Euch um. Er steht eigentlich immer offen. Nur nehmt euch vor meiner Katze in acht, sie ist bisweilen etwas reizbar.” In diesem Moment unterbrach sie Farfanya. “Da vorne ist Dom Algerio!” Sie ließ einen lauten Pfiff erschallen. Als er zu ihnen schaute winkte sie ihm fröhlich zu und ging in seine Richtung.

Algerio schaute auf, etwas irritiert davon, dass jemand pfiff. Als er jedoch Domnatella Farfanya erkannte, huschte ein freudiges Lächeln über sein Gesicht. Es war eine Weile her, seit er die Taladura das letzte mal gesehen hatte, und er freute sich, dass sie nun endlich eingetroffen war - nicht zuletzt auch deshalb, weil es ihm bewusst machte dass es nun ernst wurde. Das Rennen war nun kein Gedankenspiel mehr, keine schöne Idee. Es war Wirklichkeit und so wie es schien, hatte Domnatella Farfanya die ersten Teilnehmer auch gleich persönlich mitgebracht. So erwiderte er das Winken seiner guten Freundin und ging der kleinen Gruppe entgegen.

“Farfanya, wie schön dich zu sehen!” Er begrüßte sie herzlich.

Farfanya strahlte ihn an: “Das kann ich nur zurückgeben lieber Freund!”

“Und wie ich sehe, reist du in Begleitung. Algerio da Selaque von Culming mein Name”, sagte er mit einer leicht angedeuteten Verbeugung, “es ist mir eine Freude Euch im Selkethal willkommen zu heißen!”

Die großgewachsene schwarzhaarige Frau mit dem blaugelben Wappenrock verbeugte sich ebenfalls. "Gwena ya Pirras. Es ist mir eine Ehre Euch kennenzulernen." Dann deutete sich auf ihre Begleiterin. "Meine Knappin Kyrilla Gaspardo" Das junge Mädchen, immer noch Ta’iro beobachtend, wurde aus ihren Gedanken gerissen und verbeugte sich hecktisch. Dabei errötete sie verschämt, weil sie sich ertappt fühlte. Gwena war leicht irritiert, wandte sich aber wieder Algerio zu. "Im Namen meiner Familie danke ich Euch für die Einladung zu diesem Rennen und für das herzliche Willkommen." Jetzt wo sie näher kamen, musterte sie Algerio auch etwas genauer.

Der almadaner Caballero wirkte in vielem typisch für seine Landsleute - großgewachsen, langes Haar, weite Kleidung, ein in Form geschnittener Bart um die Mundwinkel. Anderes hingegen war eher untypisch. Das helle Haar erinnerte eher an einen Garether als an einen Almadaner und eine Augenklappe über dem rechten Auge ließ ihn optisch in fast jeder Gesellschaft auffallen. “Ah, Domnatella Gwena! Wir haben uns sehr gefreut, als wir Eure Anmeldung erhalten haben und es erfüllt mich persönlich mit großem Stolz, dass wir sogar Besucher aus den fernen Zyklopeninseln zu uns locken konnten.” Er lächelte ein freundliches, gewinnendes Lächeln.

"Hätte ich dieses Schreiben nicht zufällig auf dem Schreibtisch meines Vaters gefunden, wäre ich nicht hier. Wozu Neugier doch manchmal gut ist." Gwena grinste. "Für mich ist es eine gelungene Abwechslung nach dem ziellosen Herumreisen in der Coverna. Sagt, habt ihr in Selkethal eine Herberge oder eine andere Möglichkeit der Unterkunft. Darum werde ich mich vorrangig kümmern müssen, wenn wir unser Ziel erreicht haben."

“Dann danke ich Phex für Eure Neugier und seinem Sohn dafür, dass Ihr sicher und wohlbehalten die lange Reise überstanden habt. Allerdings muss ich Euch ein wenig enttäuschen: In der Hacienda del valle, dem Edlensitz des Guts, sind leider keine Gästezimmer mehr frei und auch die Herberge hier”, er deutete mit der Hand in Richtung des Ortseingangs, wo sich ein zweistöckiges Fachwerkhaus befand, auf dem in großen Lettern “Gasthaus” zu lesen war, “ist restlos ausgebucht. Wenn Ihr allerdings nicht im Zelt übernachten wollt, kann ich bei meinen Fellachen nachfragen, gegen einen kleinen Obolus wird sich dort sicher ein Gästezimmer finden lassen.”

"Wenn es Euch wirklich keine Umstände macht, würden wir Eure Hilfe gerne in Anspruch nehmen. Wir sind auch nur zu Dritt und haben dementsprechend nur das Notwendigste dabei. Wir würden also auch nicht viel Platz benötigen. Nur die Pferde sollten anständig versorgt sein. Aber sagt, was meint mir mit Fellachen? Dieses Wort ist mir nicht geläufig."

“Oh, nein, das macht keine Umstände, ganz gewiss nicht. Ich bin sicher, wir werden einen Platz finden, und um Eure Pferde wird man sich gut kümmern, darauf habt Ihr mein Wort. Sollen wir?” Er wandte sich um und deutete mit einer einladenden Handbewegung in Richtung des Dorfes. Während Farfanya und Ta’iro bereits vorausgingen, angeregt ins Gespräch vertieft, wandte sich Dom Algerio wieder an Gwena: “Fellachen - das ist das almadanische Wort für Unfreie. Also meine Untertanen hier. Ich bin sicher, die Müllersfamilie wird noch ein Plätzchen haben - ich lasse das kurz in Erfahrung bringen.”

"Das wäre sehr zuvorkommend. Habt Dank. Aber wartet kurz." Gwena stoppte und begann in einer der Satteltaschen etwas zu suchen. "Wie ich Domnatella Farfanya bereits schilderte bin ich keine Freundin von offiziellen Empfänger oder ähnlichem, daher würde ich Euch gerne schon hier mein Gastgeschenk überreichen. Ihr werdet in den nächsten Tagen bestimmt genug mit den Vorbereitungen für das Rennen zu tun haben. Besser wir erledigen das direkt hier. Ah ja, da ist er ja." Gwena holte einen bauchigen Tonkrug hervor. Auf einer Seite war eine Birne eingraviert. Damit dieser auch dicht blieb, war der Korken zusätzlich mit Wachs versiegelt. "Dies ist ein Krug Obstler von meinem Onkel Lucrann höchstpersönlich aus familieneigener Ernte gebrannt. Es hat mir sehr viel Überredungskunst und noch mehr Trinkfestigkeit abverlangt um diesen zu bekommen." Hinter ihnen ertönte ein leises Lachen, welches sofort verstummte als Gwena sich nach ihrer Knappin umdrehte. Sie wandte sich wieder Algerio zu und reichte ihm den Krug. "Daher genießt ihn in einem besonderen Moment."

Algerio nahm den Krug mit beiden Händen entgegen, hielt ihn einen Moment lang schweigend vor sich und betrachtete ihn. Dann schaute er wieder zu Gwena und sagte: “Ich danke Euch vielmals. Das werde ich, dessen könnt Ihr Euch sicher sein.” Er nahm den Krug in die Linke und schüttelte Gwena mit der Rechten die Hand, aufrichtige Dankbarkeit lag in seinem Blick. “Nun dann… lasst uns aufbrechen.”