Chronik.Ereignis1043 Ein Almadaner im Kressenburger Neujahrsstechen 08

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Kressenburg, 5. Praios 1043 BF

Auf Burg Kressenburg (abends)

Autoren: BBB, nics

Die Praiosscheibe hatte sich schon weit geneigt und tauchte den Turnierplatz in stimmungsvolles, blutrotes Abendlicht, als sich Gringolf Hlûthobar von Högelstein, Ritter der Sichelwacht, und Algerio Juliando da Selaque von Culming, almadanischer Caballero, auf dem Turnierplatz von Kressenburg gegenüber traten. Unter dem Jubel der bis auf den letzten Platz gefüllten Ränge begrüßten sie sich respektvoll, nahmen dann Aufstellung und warteten auf das Zeichen, den Kampf zu beginnen. Das Finale der Fusskampfdisziplin in Kressenburg. Der erste, lang ersehnte Höhepunkt des Turniers.

'Also dann', schoss es dem Almadaner durch den Kopf, während er sich ganz auf sein Gegenüber konzentrierte, dabei die Umgebung so gut er es eben vermochte ausblendete. 'Wie wir es geübt haben… die Reichweite des Speers unterlaufen, mit ein oder zwei Finten die Deckung verlagern, dann die sich hoffentlich bietende Lücke nutzen.' Im Kopf ging er immer wieder die Bewegungen durch, die er sich zurechtgelegt hatte. Er spürte, wie sich die entsprechenden Muskeln bereits spannten. 'Und wenn das nicht klappt und er die Finten durchschaut… dann bleibt mir nur darauf zu hoffen, dass er vielleicht einen Fehler macht.'

Das Zeichen ertönte.

Ohne großes Abtasten, ohne vorsichtiges Taktieren eröffneten die beiden Streiter das Duell. Nach den Vorrunden, den zahlreichen Gelegenheiten den Kontrahenten zu beobachten, gab es ohnehin keine Geheimnisse mehr. Man wusste, wie der Gegner ficht, wo seine Stärken und wo seine Schwächen lagen. Und, was wahrscheinlich noch viel schwerer wog: Beide Kämpfer waren sich bewusst, dass sie nach den anstrengenden Tagen am Ende ihrer Kräfte waren und dass ihr Gegner die Fähigkeiten besaß, jeden kleinen Fehler sofort kampfentscheidend zu nutzen.

Zunächst schien die Taktik des Almadaners aufzugeben: Er preschte nach vorn und versuchte durch schnelle Bewegungen und Scheinmanöver sein Gegenüber fehlzuleiten und so den Reichweitenvorteil zu egalisieren, was ihm auch ein ums andere mal gelang und in ersten Wirkungstreffern resultierte. Der erste Ritter der Sichelwacht sah sich dazu gezwungen, sich fortlaufend rückwärts zu bewegen, um dem Druck zu entgehen und die Distanz zumindest annähernd zu wahren – und wann immer es ihm gelang, etwas Abstand zu gewinnen, fand er sich in einer guten Position für Konter und kurze Gegenstöße, sodass auch der Almadaner schnell erste Treffer erlitt. Die beiden Streiter schenkten sich nichts, und die Zuschauer auf den Rängen bekamen ein Duell auf Augenhöhe geboten. Keinem der beiden Kämpfer gelang es zunächst, einen entscheidenden Vorteil zu erringen, und je länger das Finale andauerte, umso mehr stellte sich der Weidener auf den Säbeltanz des Almadaners ein, umso mehr egalisierten sich die beiden. Hatte man zu Beginn noch das Gefühl gehabt, die Strategie des Südländers könne aufgehen, gelang es Gringolf zunehmend besser die Bewegungen des Almadaners vorauszuahnen und zu parieren.

Und dann passierte es.

Die Bewegung seines Gegners vorausahnend, machte der erfahrene Sichelwächter einen schnellen Schritt zur Seite, ließ die Finte und den Angriff des Almadaners ins Leere laufen und setze seinerseits zum gezielten Gegenschlag. Sein Speer traf den Edlen von Culming genau auf den Kürass, etwa auf Höhe der Brust. Unter realen Kampfbedingungen wäre dies ein potenziell tödlicher Stoß gewesen – entsprechend erklang das Signal für das Ende des Kampfes und der Almadaner streckte die Waffen. Die Ränge brachen in Jubel aus. Sie feierten ihren Sieger.

„Meine Hochachtung!“, gratulierte Algerio aufrichtig, während er Gringolfs Hand schüttelte. Unter dem tosenden Appaus der Menge, hörte man seine Worte nicht, aber die Geste wurde wohlwollend vom Publikum zur Kenntnis genommen. „Das war ein ausgezeichnetes Manöver. Das Schild des Reiches kann stolz darauf sein, solch fähige Streiter zu seinen Söhnen zu zählen.“

„Wenn er solch fähige Söhne und Töchter nicht hätte, gäbe es vermutlich kein Reich mehr“, erwiderte der Högelsteiner, während er Algerios Hand geschickt auswich und stattdessen nach seinem Unterarm griff, um diesen verbindlich zu drücken. Der Almadaner hatte das in den vergangenen Tagen schon ein paarmal beobachtet. Es schien eine Eigenart der Weidener Ritter zu sein, ihresgleichen so zu begrüßen und zu verabschieden. Konnte er es folglich als Geste der Anerkennung verstehen, dass der Sichler ihm die Hand verweigerte?

„Gut auch zu wissen, dass die südliche Grenze des Reiches ebenfalls trefflich beschirmt ist, wenn es dort Streiterinnen und Streiter wie Euch gibt. Wohl gefochten, Culming“, meinte er just und bestätigte die Vermutung damit. „Mit ist zu Ohren gekommen, dass Ihr über genug Bier verfügt, um ganze Zwergensippen zu versorgen? Vielleicht sind ja noch ein paar Schlucke für Euren letzten Gegner am heutigen Tage übrig geblieben? Dann könnten wir später gemeinsam auf dieses würdige Finale anstoßen.“

Auf diese Worte des Weideners hin musste Algerio lachen. Es hatte sich also herumgesprochen.

"Wir werden sicher noch ein Bier auftreiben können", antwortete er, "Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr und Euer Gefolge meine Gäste wären! Lasst Euch würdig feiern und wenn die Gratulanten genug haben, kommt zu unserem Lager, ich erwarte Euch dort."

"So sei es", meinte Gringolf und nickte seinem Gegner zu. Er schien sich schon abwenden zu wollen, als ihm noch etwas einfiel. "Wir sind nur zu viert", meinte er mit einem verbindlichen Lächeln. "Meine Knappin, zwei Waffenknechte und ich. Nicht, dass Ihr denkt, ihm müsstet für uns ein ganzes Fass besorgen." Noch einmal nickte er, dann wandte er sich tatsächlich ab - und ging zu seinen Leuten sowie einigen anderen Weidenern hinüber, um sich für den errungenen Sieg hochleben zu lassen.