Chronik.Ereignis1043 Ein Almadaner im Kressenburger Neujahrsstechen 07

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Kressenburg, 6. Praios 1043 BF

Auf Burg Kressenburg (morgens)

Autoren: BBB, Evi W., Ingo W.

Die Praiosscheibe hatte gerade das erste Licht über die Dächer Kressenburgs geschickt und stand noch keine Stunde sichtbar am Himmel, als Algerio von Culming mit einem Teil seines Gefolges vom Turnierplatz zurück zum Zeltlager kam. Wie jeden Morgen hatten sie die Zeit, in der viele noch schliefen, genutzt, um an ihren Fertigkeiten an der Waffe zu feilen.

Wie jeden Morgen rannte Answin, der Page des Caballero, vor, um schonmal einen Bottich mit Wasser bereitzustellen. Für die Hygiene.

Anders als sonst schickte der Edle von Culming seinen Pagen auch noch eine Flasche besten Almadaner Weins bringen, während er sich Wusch, was diesen zwar verwunderte, gehörte sein Herr doch für gewöhnlich nicht zu jenen, die übermäßig früh, übermäßig oft oder übermäßig viel tranken, aber wie sonst auch gehorchte er aufs Wort. Kaum hatte der Caballero sein weites Hemd geschnürt, überreichte der Junge die angeforderte Flasche.

„Danke dir.“ Algerio blickte sich um. „Bereitet schonmal alles für die Tjost gleich vor, ich bin in ein paar Augenblicken wieder bei euch.“

„Was habt Ihr vor, Herr?“, fragte Answin neugierig, während er Algerio beobachtete, der zu seinem Pferd ging und es am Zügel nahm.

„Ich habe noch etwas zu erledigen… sollte nicht lange dauern.“

Dann schwang er sich in den Sattel und ritt… ein paar Zelte weiter, ins Lager der Weidener Ritter.

„Die Zwölfe zum Gruße!“, rief er, als er das Lager erreichte und behände aus dem Sattel sprang. Mit einer fließenden Bewegung zog er den breitkrempigen Hut vom Kopf, verneigte sich tief und fuhr dabei fort: „Mein Name ist Algerio Juliando da Selaque von Culming, und man sagte mir, dass ich mit etwas Glück hier eine Priesterin der schönen Göttin antreffen könnte. Da die Tjost ansteht, würde ich gern um ihren Beistand bitten… also den der Herrin Rahja, und auch nicht für mich, sondern für mein Pferd, selbstverständlich.“

Mit der flachen Hand deutete er auf den edlen Yaquirtaler Schimmel neben sich, der die Nüstern aufblähte und den Kopf in den Nacken warf, ganz so, als wolle er einen besonders imposanten ersten Eindruck vermitteln. „Das hier ist Prinz Valeroso der Vierte, mein treuer Begleiter und Gefährte.“

Wulfhelm saß auf einem Schemel vor dem Zelt und war gerade dabei sein Schwert zu polieren. Er hatte den Almadaner nicht kommen hören. Der Morgensonne entgegen blinzelte er ihn an. Algerio kam dabei nicht umhin die großen Eisblauen Augen des Welkensteiners zu bewundern, die, neben seinen erhöhten Wangenknochen, das elfische Blut in der Familie des Ritters nicht verhehlen konnten – auch wenn dieses nur noch sehr dünn sein mochte. Denn neben diesen dezenten optischen Hinweisen hatte der Dûrenbrücker nicht viel mit einem Angehörigen des alten Volkes zu tun; sein Körper war athletisch und von den vielen Waffenübungen gestählt, das Kreuz war breit und seine Stimme tief und wenig melodisch.

„Soso …“, mit einer Mischung aus Belustigung und ehrlichem Interesse musterte der Weidener den Ankömmling. Er kannte ihn bereits vom Turnier, auch wenn er seinen Namen oder den seines Hauses zuvor noch nie gehört hatte. In Wulfhelms Augen war er ein Geck, auch wenn er allem Anschein nach verstand eine Waffe zu führen. Er erhob sich und bot dem Caballero seine Hand zum Gruß an. „Wulfhelm von Welkenstein …“, stellte er sich vor, „… Ihr sucht nach Rahjania?“ Es war weniger eine Frage und vielmehr eine Feststellung.

Der darauffolgende Seitenblick auf seinen Knappen Hartmann reichte, dass dieser in das Zelt des Weideners trat um nach der Geweihten zu schicken.

Rahjania war froh, etwas von dem Geschehen zu erleben. Bisher hatte sie sich hauptsächlich auf ihren Wulfhelm konzentriert. Man rief sie, eines Pferdes wegen und als sie aus dem Zelt trat nahm sie dieses auch gleich wahr. Daneben stand wohl sein Besitzer, den sie in ihrer Art vorerst überging. Es war ein hübscher, stolzer Hengst. Ein Schimmel, wohl etwas älter als 4 Götterläufe.

Sie ignorierte die Menschen und wandte sich dem Pferd zu. Er wich kurz zurück, unsicher, dann näherten sich seine Nüstern ihrer Hand und sie fand eine Verbindung, wie es so oft bei Pferden mit ihr war. "Mein Schöner … komm her … hab keine Angst, es wird gut werden..." So begann das verständliche Gespräch zwischen den Beiden. Dann beugte der Hengst sein Haupt und sie kraulte ihn zwischen den Ohren - versonnen, liebevoll und sprach dabei Worte, die man nicht verstand, dennoch wirkte Rahjania in diesem Moment überglücklich.

Zärtlich fuhr sie dem Hengst über die weichen Nüstern. "Mein Herr, wie heißt Euer Pferd? Ihr seid hoffentlich gut zu ihm." Kritisch beäugte sie den Almadaner. So südlich er auch war, kam er nicht an ihre exotische Ausstrahlung heran, die auf ihre Herkunft aus fernem Land schließen ließ.

Kaum erschien Rahjania, zog Algerio erneut seinen Hut, verneigte sich tief und begann: „Die schöne Göttin sei gegrüßt und gepriesen, Ihr müsst Rahjania sein! Mein Name ist Algerio Juliando da Sela...“

Verdutzt blickte er der Geweihten hinterher, als sie ihn einfach stehen ließ und sich ohne Umwege dem Pferd zuwandte.

„Eure Begleitung scheint ihre Prioritäten gut zu kennen, Wulfhelm“, grinste er. „Dass mich weibliche Reisebegleitung ignoriert, wenn Ta'iro neben mir steht, bin ich gewohnt, doch dass nun auch schon Prinz mehr Aufmerksamkeit erfährt als ich...“ Er lachte und nahm es offenbar leicht, legte den Arm über eines der Seile, welches die Zelte hielt und beobachtete das sich bietende Schauspiel.

Auch Wulfhelm schien sich über Rahjanias Gebaren nicht zu wundern. Er bedachte den Almadaner mit einem schmalen Lächeln, begleitet von einem Schulterzucken.

So blieb Algerio die Zuneigung seines Pferdes zur hübschen Südländerin nicht verborgen, ja erstaunte ihn sogar ein wenig. Prinz war wahrlich kein scheues Pferd, schon eher ein echter Angeber – aber berühren ließ er sich dennoch nicht von jedem. Nein, überlegte Algerio, Prinz ließ sich erst recht nicht von jedem berühren, eben weil er ein stolzer Angeber war.

„Eure Rahjania scheint ein Händchen für Pferde zu haben… das freut mich, dann bin ich hier richtig“, wandte er sich erneut an den Weidener Ritter – nur um dann ein weiteres mal hastig den Hut zu ziehen und eine Verbeugung zumindest anzudeuten, als die Rahja-Geweihte ihn endlich ansprach.

„Darf ich vorstellen, wehrte Rahjania“, beantwortete er prompt ihre Frage, „dies ist Prinz Valeroso der vierte. Er ist mein ganzer Stolz und treuer Gefährte, man könnte sagen ein Teil meiner Familia. Und wir Culmings nehmen die Familia ernst. Sehr ernst“, fügte er mit Nachdruck hinzu.

„Genau aus diesem Grunde bin ich auch hier. Wie Ihr wahrscheinlich von Euren Reisegefährten wisst, steht am heutigen Tage die Tjost an, eine durchaus nicht ungefährliche Form des spielerischen Kräftemessens, bei der, anders als im Fußkampf, nicht nur der Kämpfer, sondern auch das Pferd verwundet werden kann. Natürlich liegt es in niemandes Absicht, Rahjas Geschöpfen ein Leid zuzufügen, aber wenn eine Lanze bricht, kann es durchaus passieren, dass ein Splitter einen unglücklichen Weg nimmt. Darum bin ich gekommen, um der Göttin Beistand zu erbittet, auf dass sie ihre Hand schützend über meinen Prinz halten und er unversehrt aus den folgenden Wettkämpfen hervorgehen möge.“

"Rahja zum Gruße, Dom Culming.." So hieß er doch? Mit Namen hatte sie bisweilen Schwierigkeiten, aber `Dom` war einem Almadaner sicher immer Recht. Sie umarmte den Mann und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Kurz umgab ihn angenehmer Rosenduft und er spürte Rahjanias weiche Haut an der seinen.

„Algerio genügt vollauf“, grinste der Caballerio, sichtlich geschmeichelt.

Die Geweihte wandte sich zu Wulfhelm. "Ein hübscher Kerl, findest du nicht? Und sag, nimmst du etwa auch mit diesem Pferd an dieser Tjost teil?"

„Das Pferd?“ Wulfhelm hatte sich wieder seinem Schwert zugewandt und kam einer Antwort des Almadaners zuvor. Mit einem Tuch säuberte er die Klinge vom Waffenöl. „Sehr schönes Tier. Macht sich gut auf einer Parade, oder um Kaufherrentöchter zu beeindrucken …“, der Ritter blickte von seiner Arbeit hoch, „… aber auf dem Schlachtfeld …“, er wog seinen Kopf, „… ich weiß nicht. Es scheint mir ein bisschen dürr um einen Rossharnisch zu tragen und überhaupt bevorzuge ich Pferde deren Hufe kein Problem damit haben einen Orkschädel zu zertrümmern.“ Kurz stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des Welkensteiners, dann lag sein Blick wieder auf seiner nun sauberen Klinge.

Rahjania verdrehte die Augen. Manchmal glaubte sie, dass der Weidener das extra machte. "`Diesem` oder `deinem`, ich nehme dich mal mit nach Fasar und wir schauen, wie gut dein Tulamidisch ist. Dein Pferd natürlich, mein Held." Kokett hob sie das Kinn und schmunzelte. "Außerdem meinte ich den Mann. Aber Hauptsache dein Schwert ist sauber, gut, dass du mittlerweile weißt, wie sehr ich das schätze."

„Seid unbesorgt, Edler Wulfhelm, auch Prinz' Hufe sind mehr als kraftvoll genug um den Schädel eines Schwarzpelzes zu spalten. Aber ich weiß, dass im Norden ein anderer Schlag Pferd bevorzugt wird. Trallopper Riesen, nennt ihr sie nicht so? Besitze selber einen...“ ...und nutze ihn meist als das, wofür er am meisten taugt – als Packpferd, fügte Algerio in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus.

Nein, er würde sich nicht provozieren lassen. Nicht hier, nicht jetzt, und nicht auf diese Weise. Dafür bedurfte es schon etwas mehr.

Wulfhelm blickte auf und zog skeptisch seine Stirn kraus. „Hmmm …“, brummte er und beließ es dann auch dabei. Der Almadaner wollte ja etwas von Rahjania und nicht von ihm.

Der Caballero war schließlich zu den Weidenern gekommen, weil er ein Anliegen hatte, nicht um zu streiten.

„Ihr stammt aus Fasar?“, wandte er sich entsprechend wieder Rahjania zu. „Das erklärt Eure… verzeiht meine Offenheit, für Weidener Verhältnisse exotische Erscheinung. Ich bin selbst einmal dort gewesen, vor ein paar Jahren. Interessanter Ort. Habe eine Menge gelernt.“

Bei dem Gedanken daran, musste er unwillkürlich grinsen.

„Aber zurück zum Grund meines Besuches… könntet Ihr ein Gebet sprechen? Einen Segen vielleicht, damit Valeroso die Tjost unbeschadet übersteht? Als Zeichen meiner Dankbarkeit und Spende an die schöne Göttin habe ich auch etwas für Euch mitgebracht...“

Er holte den Wein hervor und hielt ihn Rahjania hin. „Die besten Trauben, die ich mein Eigen nennen darf.“

Rahjania nahm strahlend die Gabe entgegen. Ein Mann mit Manieren. "Habt Dank für die Spende, natürlich werde ich Eurer Pferd segnen. So einem schönen Tier soll kein Leid zustoßen." Sie stellte die Flasche neben Wulfhelm ab und ging zu dem Hengst, der ihr bereits mit gespitzten Ohren seinen Kopf neugierig entgegenstreckte. Rahjania schloss ihre Augen und ließ seine weichen Nüstern ihre Wange berühren und kraulte das Pferd wieder zwischen den Ohren. Langsam entspannte Valeroso sich, seine Ohren kippten etwas zur Seite und er schnaubte mit halb geschlossenen Augenlidern. Schließlich lehnte er seinen Kopf auf Rahjanias Schulter, die begann, ernst und eindringlich in zu ihm zu sprechen. Leise, wer neugierig lauschen wollte, wurde enttäuscht, da sie den Segen in ihrer Muttersprache vortrug. Sanft fuhr sie mit der Hand den feinen Hals des Tieres entlang und gab ihm dann einen leichten Klaps. Valeroso war sofort wieder wach, hob den Kopf, wieherte leise und suchte seinen Herrn. "Es war mir eine Freude, werter Herr. Vielleicht werde ich mir den Tjost ansehen, ihr habt mein Interesse geweckt."

„Ich danke Euch!“ Algerio ergriff die Hand der Geweihten und küsste sie galant.

„Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen.“

Dann nahm er die Zügel seines Pferdes und wandte sich zum Gehen, blieb jedoch nach ein paar Schritten noch einmal stehen und wandte sich erneut um.

„Ach, eins noch.“ Diesmal wandte er sich an den Weidener Ritter. „Viel Glück bei der Tjost… für Euch, und für Euer Pferd!“

Wulfhelm dankte ihm mit einem Nicken. „Rondra mit Euch, Dom Culming. So die Herrin will trifft man sich vielleicht später in den Schranken.”

Dann schwang der Almadaner sich in den Sattel, tippte mit den Fingern grüßend gegen die Hutkrempe… und ritt von dannen.