Annalen von Königlich Kornhammer
Königlich Kornhammer, heute Eigengut des Königs von Almada, entstand als Baronie Raschtulsrück inmitten der Wildnis an den westlichen Ausläufern des Raschtulswalls.
Die Anfänge: Siedler und Nomaden
Bis zum Jahr 223 BF ist das Gebiet der späteren Baronie weitgehend unbewohnte Wildnis. Allein einige Ferkinasippen nutzen die Bergwiesen als Weidefläche für ihre Tiere, und ab und an fliehen Straftäter und politisch Verfolgte in die Wälder, um ein neues Leben zu beginnen. Mit der Zeit bilden sich bis in die Hänge des Raschtulswalls hinauf vereinzelte Siedlungen, die jeweils aus nur wenigen Hütten bestehen. Druiden und Hexen sind oft die einzigen Heilkundigen, an die die wenigen Siedler sich wenden können, und so verbreitet sich der Glaube an Sumu und Satuaria. Der Einfluß der Ferkinas führt zu einer Verehrung Raschtuls und diverser Naturgewalten. Insgesamt leben allenfalls hundert Menschen auf dem Gebiet der späteren Baronie.
Zur Zeit der Ratsfürsten
ca. 220 BF: In Punin regiert seit einigen Jahren der gerissene Ratsfürst Charef der Schöne. Einer seiner ärgsten Konkurrenten ist der Intendant der Yaquirbühne, Maldolo Cavandrago, der im Rat viele Anhänger hat. Um Cavandrago loszuwerden, ernennt ihn Charef der Schöne zum Baron von Trigo, einem Hundert-Seelen-Nest, das bislang das entlegenste Dorf der Baronie Falado war. Alles Land östlich von Falado, südlich von Khahirios und nördlich von Selaque dürfe Cavandrago sein Eigen nennen, wenn er in der Lage sei, es zu verteidigen. Selbstverständlich ist es nicht Nächstenliebe, die Charef zu seiner Schenkung bewegt. Nein, er hofft, durch Cavandragos Versetzung in die Wildnis, diesen so rasch wie möglich loszuwerden und, so er nicht Ferkinas oder Gesetzlosen zum Opfer falle, doch wenigstens seinen Einfluß in Punin zu schmälern. Während letzteres dem Ratsfürsten gelingt, erweist sich Cavandrago jedoch als zäher als erwartet. Er nimmt die Flüchtlinge in den Wäldern in seine Dienste und überlebt mehrere blutige Auseinandersetzungen mit den Ferkinas.
ca. 250 BF: Schon Maldolos Sohn Lanvolo schlägt sich bis zu den Hängen des Raschtulswalls durch und beginnt damit, die Steinbrüche nahe Raschtulsrück zu nutzen. Auch wenn sich die Baronie weitgehend auf einen Landstreifen zwischen Trigo und Raschtulsrück begrenzt, nennt Lanvolo Cavandrago sich stolz Baron von Raschtulsrück.
ca. 310 BF: Weitere Rodungen und Gründung des Dorfes Kornhammer (Ort).
ca. 330 BF: Tolak Cavandrago von Raschtulsrück errichtet den später nach ihm benannten Turm als erste Befestigungsanlage der Baronie. Tolaks Turm wird zum neuen Stammsitz der Cavandragos.
ca. 340 BF: Ratsfürstin Rondara Alfaran belehnt den Puniner Kaufherrn Phecadio Sfandini mit einem Junkersgut nahe des Dorfes Kornhammer und folgt damit der Tradition der Ratsfürsten, unliebsame Konkurrenten in die Wildnis abzuschieben. Der alte Baron Tolak ist keineswegs glücklich über die Belehnung des Kaufherrn über seinen Kopf hinweg. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte gibt es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Cavandragos und dem jungen Haus Kornhammer.
Zur Zeit des Hauses Aguillon
ca. 510 BF: Die ständigen Auseinandersetzungen mit den Ferkinas führt zur Errichtung und Befestigung des Grenzpostens Fer Henna.
515 BF: Baron Eglamor Cavandrago von Raschtulsrück wird wenige Monate nach seinem Regierungsbeginn bei einem Jagdausflug von einem Blitz getroffen und verändert sich daraufhin vom heiteren Lebemann zum Tyrannen.
522 BF: Eglamor begeht Selbstmord, und sein Bruder Escalio Cavandrago wird neuer Baron von Raschtulsrück. Er errichtet an jenem Ort, an dem der Blitz seinen Bruder traf, dem späteren Leuendâl, einen Rondraschrein.
549 BF: Die Schwestern Maldonara und Talandrea Valcur töten den Drachen, welcher die Bergdörfer der Baronie heimsuchte. Maldonara wird nahe Leuendâl belehnt, Talandrea zur Edlen erhoben und zieht weiter.
554 BF: Nach dem Tod der Baronin nimmt Escalio Maldonara zur zweiten Gemahlin.
562 BF: Maldonara Cavandrago-Valcur wird nach dem Tod ihres Mannes erste Baronin von Raschtulsrück.
Zur Zeit der Eslamidenkaiser
635 BF: Der Soldat Sansovino Scheffelstein wird durch Kaiser Eslam I. in den Adelsstand erhoben. Einige Jahre später belehnt ihn Siguenza Cavandrago-Valcur von Raschtulsrück mit dem Landedlengut Eslamsstolz. Das Lehen ist zwar nicht erblich, doch der Titel bleibt der Familia von Scheffelstein erhalten, die fortan dem Haus Almada treu ergebene Offiziere der Kaiserlichen Armee stellt.
720 BF: Der Sohn des Barons von Raschtulsrück, Heronimo Cavandrago-Valcur, ehelicht die Junkerstochter Miryarita von Kornhammer, zwei Jahre, bevor er nach dem Tod des Vaters selbst Baron wird.
729 BF: Bei Fer-Lo wird ein Almadin-Vorkommen entdeckt.
730 BF: Fürst Eslam IV. erklärt die Baronie Raschtulsrück zum „Königlichen Lehnsland Kornhammer“ und Baron Heronimo Cavandrago-Valcur zu seinem Vogt.
731 BF: Heronimo Cavandrago-Valcur wird wegen Unterschlagung fürstlicher Almadine hingerichtet. Fürst Eslam IV. setzt seinen Getreuen Yanturio von Scheffelstein als neuen Vogt ein und verleiht der Familia von Scheffelstein Erbrecht für die neu errichtete Burg. Heronimos Gemahlin Miryarita von Kornhammer-Cavandrago und die neunjährige Tochter Madalena Cavandrago-Valcur fliehen außer Landes. Vogt Yanturio verbannt die noch ansässige Kornhammer-Familie von ihrem angestammten Lehnsland auf ihr Jagdgut Hirschweiler nahe Trigo und löst damit die zweihundertjährige Fehde zwischen den Häusern Kornhammer und Scheffelstein aus, welche zeitweilig bis aufs Blut geführt wird.
764 BF: Ferkinas rächen sich für die Verschmutzung ihrer heiligen Quelle durch die Almadin-Mine, brennen Fer-Lo nieder und töten alle Bewohner. Es heißt fortan, daß die Geister der Ermordeten in der Mine umgehen. Zwar schickt König Bodar I. Soldaten, um den Wiederaufbau der Mine zu sichern, doch finden sich immer weniger Arbeiter, die freiwillig die Mine betreten.
772 BF: Bei einem Minenunglück kommen etliche Arbeiter ums Leben, die zentrale Höhle wird verschüttet, niemand wagt mehr, den angeblich verfluchten Ort zu betreten.
Die Blutfehde
953 BF: Über zweihundert Jahre dauerte die Fehde zwischen den Häusern Scheffelstein und Kornhammer, und führte das Lehen an den Rand des Untergangs. Doch weder die dekadenten Eslamidenkaiser noch ihre sich bekriegenden, selbsternannten Erben riefen die streitenden Adelsfamilias zur Ordnung oder mühten sich, einen neuen Vogt einzusetzen. Erst 953 BF wurde die Fehde durch die Hochzeit des Scheffelstein-Erben Alvarez Zayano mit der schönen Kornhammer-Tochter Escalada beigelegt. Man vereinbarte, dass jeweils der Erbe den Namen Scheffelstein weiterführen sollte, die jüngeren Geschwister den Namen Kornhammer. Das Wappen sollte nunmehr die kornhammerschen Ähren und die scheffelsteinsche Mühle zeigen. Escaladas Zwillingsbruder Sansovino führte die alte Kornhammer-Linie fort.
Königlich Kornhammer unter dem Haus Gareth
978 BF: Der Scheffelstein-Erbe Hesindian heiratet in Gareth heimlich und unstandesgemäß die bezaubernde Hazaqi Richeza Caldivan. Als sein jähzorniger Vater einige Jahre darauf davon erfährt, droht er, seinen Sohn zu enterben, doch die Fürsprache Escaladas erhält Hesindian sein Erbe.
990 BF: Nach der Schlacht von Jergan quittiert Hesindian seinen militärischen Dienst und kehrt Richeza zuliebe nach Almada zurück. Nach dem Tod seines Vaters tritt er 990 BF sein Erbe an. Erstmals seit Jahrhunderten erfährt Kornhammer einen wirtschaftlichen Aufschwung. Für einige Jahre wird Burg Scheffelstein trotz ihrer Abgeschiedenheit zu einem gern besuchten Ort, an welchem der Adel sich in sinnenfrohen Festen ergeht.
1003 BF: Bei einem Novadi-Überfall auf ihre Kutsche kommen der Scheffelsteinerbe Alondo Joselito, seine Gemahlin Madalena und der einjährige Knabe Alondo Cahusac ums Leben. Das ältere Kind, die nach der Großmutter benannte Richeza überlebt, da sie aus gesundheitlichen Gründen die Eltern nicht auf ihre Reise begleiten konnte. Die Vogtin verschmerzt den Tod ihres ältesten Sohnes nie und erkrankt einige Zeit später schwer. Mit ihrem Siechtum fällt die gesamte Baronie immer mehr zurück in die Einsamkeit. 1020 BF stirbt Richeza die Ältere.
1021 BF: Die Scheffelsteinerbin Richeza die Jüngere wird dank des Fürspruchs politisch Gleichgesinnter für ihre Tapferkeit im Kampf gegen die Ferkinas zur Edlen von Eslamsstolz ernannt.