Chronik.Ereignis1033 LSV 95

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Ragath, 3. Praios 1033 BF

In Garten des Castillo Ragath (am Abend)

Autor: Lindholz

"Ist er das?" Neugierig blickt Alisea von Lindholz zu der Gruppe von Männern hinüber, die soeben den Weg aus goldgelbem Sand betreten haben, der am Südrand des Ziergartens von Burg Ragath entlangführt. Zusammen mit ihrer Schwester sitzt die junge Domnatella auf einer weißen Marmorbank, deren Rückenlehne von einem so filigranem Kreuzmuster durchbrochen ist, dass man es kaum wagt, sich dagegen zu lehnen. Sie selbst hat davon ohnehin Abstand genommen, bringt eine gerade Sitzhaltung doch ihr Dekolleté in dem graublauem Kleid, welches die Farbe ihrer Augen widerspiegelt, wesentlich besser zur Geltung. Sie hat das Gewand und den passenden mit einer Feder verzierten Hut erst kürzlich erworben und ist noch immer voller Bewunderung für den Meister von Nadel und Faden, der dieses auf den ersten Blick schlichte, doch im Detail raffiniert gearbeitete Meisterwerk der Scheiderkunst erschaffen hat. Sie hofft, es werde auch jenem blonden Edelmann auffallen, dessen jetziger Weg ihn zwangsläufig nur wenige Schritte von ihr entfernt vorbeiführen wird.

Um ihn länger in Augenschein nehmen zu können ohne aufdringlich zu wirken, zieht Domnita Alisea eine Blüte des prachtvollen Rosenstrauches, der der Bank Schatten spendet, zu sich herab und blickt darüber hinweg. Der Duft der vollen, zartgelben Blüte, die sich zum Rand hin pastellorange färben, ist süß und intensiv, doch die Adlige ist zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um der rahjanischen Gabe, die sich in ihrer Hand darbietet, die Aufmerksamkeit zuzugestehen, die diese eigentlich verdient.

Der Gang elegant, die Kleidung ohne Tadel und ein angenehmes Gesicht mit blauen Augen und schön geformten Lippen hat der wohl um die vierzig Jahre zählende Adlige, der einer der zur Zeit bedeutendsten Familias des Königreiches entstammt. Doch das Alter lässt sich nicht ewig verleugnen und schon bald werden die ausschweifenden Jahre ihren Tribut fordern. Das zeichnet sich jetzt schon ab. In niederen Kreisen würde wohl ein einfaches "zu alt" ausreichen, um den Vogt des Thangolforstes für sie als potentiellen Heiratskandidaten auszuschließen. Doch blaues Blut verbindet sich meist nach anderen Regeln und sie kann ihren Vater sogar verstehen, der seinen beiden Töchtern diesen Mann aufs wärmste empfohlen hat. Dennoch bedauert sie es, dass Vaters Wahl nicht auf den schönen Baron des Taubentals gefallen ist. Dieser scheint jedoch auch noch wenig gewillt zu sein, schon an den Eintritt in den Travienstand zu denken und wenn, wird er wohl eine dynastisch für ihn günstigere Verbindung wählen.

"Ja", beantwortet ihre Schwester währenddessen ihre anfangs gestellte Frage und reißt Domnita Alisea somit aus ihrem Gedankengang. Ein Seufzen unterdrückend entlässt diese daraufhin die Blüte in die Freiheit und blickt zu Lianna hinüber, welche sich schon wieder ihrem Buch zugewandt hat. Das Werk von Arto Telessi trägt den Titel Nosce te ipsum und ist ihnen von ihrem ehemaligen Hauslehrer mit den besten Grüßen zugeschickt worden. Es handele sich um eine ganz erstaunliche und äußerst interessante Schrift, hat er in dem beiliegenden Brief versichert. Diese Formulierung schließt quasi schon aus, dass Domnita Alisea unter den zahlreichen bedruckten Seiten auch nur eine finden wird, die ihr nicht ein gelangweiltes Gähnen entlocken wird.

Leicht enerviert entfaltet die Adlige mit den blonden, zu Locken gedrehten und in einer aufwändigen Frisur verarbeiteten Haaren, welche man unter dem Hut nur erahnen kann, ihren Fächer mit der Linken. Hinter diesem Sichtschutz raunt sie der jüngeren Schwester "Du könntest dir ruhig etwas Mühe geben und meinem Beispiel folgen" zu, während sie den Blick wieder auf die Männern richtet, die inzwischen fast auf Hörweite herangekommen sind.

Domnita Lianna schiebt sich lediglich eine Strähne ihres braunen Haares aus dem Gesicht, als sie antwortet: "Wenn ich mich genau so geben würde wie du, hätte er doch gar keine Auswahl." Was der um ein Jahr Älteren einen Laut entlockt, den Lianna irgendwo zwischen leichter Entrüstung und unterdrücktem Lachen einzuordnen weiß. Dann jedoch wirft auch die jüngere der beiden Damen den Neuankömmlingen einen neugierigen Blick und ein schüchternes Lächeln zu.

Chronik:1033
Die Landständeversammlung
Teil 95