Chronik.Ereignis1033 LSV 96
Ragath, 6. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Rittersaal des Castillo Ragath (morgens)[Quelltext bearbeiten]
Autor: León de Vivar
Nach anderthalb Tagen der Pause haben sich die Mitglieder der Landständeversammlung wieder im Rittersaal versammelt. Dom Alrik scheint sich eine Erkältung zugezogen zu haben, denn nachdem er mit heiserer Stimme die Sitzung für wieder eröffnet erklärt hat, nickt er dem alten Procurador Cambados von Arganzon zu.
Dieser erhebt sich, sichtlich unglücklich über den Protagonismus, der ihm heute zuteil wird, und beginnt mit leiser Stimme zu sprechen: "Doms y Domnas, die honorige Versammlung der Landstände wird im Folgenden zur Abstimmung über die bei den Procuradores eingegangenen Anträge schreiten. Da sich unzweifelhaft wieder einige Neulinge in unserer Mitte finden oder so manchem hier eine neue Rolle zuteil wurde" - er blickt in Richtung des frisch bestallten Barons von Dubios - ", ist es wohl unvermeidlich, noch einmal auf die Regularien der Abstimmung aufmerksam zu machen."
Unbestimmtes Gemurmel unter den alteingesessenen Mitgliedern der Landständen, die wissen, was nun kommt. Aufmerksames Schweigen bei denen, die zum ersten Mal einer Landständeversammlung beiwohnen.
"Es sullt '", rezitiert Dom Cambados mit Resignation in der Stimme aus dem Gedächtnis, "ein jede und ein jeder für sich selbsten sprechen, allwie es seinem Range ehrzuträglich isset. Das Wort der Grafen des Almadaner Königreichs" - er blickt zu dem einzigen Anwesenden im Grafenrang, Brandil von Ehrenstein ä. H. - "sullt' fünfmal sein das eines Caballero.
Das Wort eines Barons, Freyherren oder Cronvogts im nämlichen Range sullt' viermal sein das eines Caballero.
Das Wort eines Junckers, Edelen oder Administradors im nämlichen Range sullt' zwei mal sein das eines Caballero.
Der Caballero schließlich spreche mit einer Stimme.
Die Regel ist die geheime Wahl. Da keiner der Anwesenden gegenteiliges beantragt hat, werde zumindest über die ersten beiden Anträge in dieser Form abgestimmet."
Der Procurador winkt die Diener heran, die am Rande des Rittersaales warten. An zwei Eichenstangen tragen sie ein hohes Pult aus dem rötlichen Holz der Goldlärche in die Mitte des Saales. Das Pult ist etwa sechs Spann hoch und hat eine quadratische Grundfläche mit zwei Spann langen Seiten. Es wird von etwa halbspannhohen Sichtschutz gekrönt, der die Sicht auf die drei kleinen Löcher in der Mitte der Oberseite verwehrt. Die meisten Magnaten wissen, was dort steht: "ASSENSIO" (Zustimmung) am Rande des ersten, "DENEGATIO" (Ablehnung) am Rande des zweiten und "SILENCIO" (Schweigen) am Rande des dritten Löchleins.
Während der zweite Procurador, Tankred ui Rubain von Asperg, durch die Reihen geht und einem jeden ein, zwei, drei, vier oder fünf kleine, rundgeschliffene, schwarze Basaltkugeln in die Handfläche legt, öffnet der erste Procurador das hölzerne Pult an der Seite und gibt so den Blick auf das Innenleben der Abstimmungsmaschine frei. Von den drei Löchern führen drei blecherne Rohre nach unten, von denen eines in einer herausnehmbaren Schale auf dem Boden des Kastens endet, und die anderen beiden oberhalb zweier großer Glasröhren. Diese wiederum sind auf einer perfekt austarierten Waage positioniert, welche die kleinste Gewichtsveränderung minutiös registrieren wird. Dom Cambados vergewissert sich, dass die Nadel der Waage genau auf den Strich in der Mitte zwischen "ASSENSUS" (zugestimmt) und "DENEGATUS" (abgelehnt) steht, nickt zufrieden und schließt dann den Kasten wieder. Die Abstimmungsmaschine, ein Geschenk der Erzzwerge an die Landstände, hat in den über 200 Götterläufen, während derer es bereits benützt wird, noch nie gefehlt.
Nun stellt sich Dom Cambados neben dem Pult auf und spricht: "Zuvörderst soll über folgenden Antrag abgestimmt werden: Die Landstände mögen vor jeglichem Beschluss zuerst den Almadanerkönig ihrer unverbrüchlichen Treue versichern. Diesen Antrag stellte Dom Gendahar von Streitzig für die gräfliche Baronie Thangolforst. Magnaten des Königreiches, tretet vor!"
Gemächlich begeben sich die ersten Adligen zu dem Pult, um ihre Kügelchen einzuwerfen.
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