Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 07
Unterfels, eine Kellerdruckerei, Mitte/Ende 1044 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: Der Sinnreiche Junker
Rafik von Aranjuez rümpfte die Nase, als er sich in den chaotischen Räumlichkeiten umsah. Kein Wunder, dass es der ehemalige Autor des Yaquirblicks auch Jahre nach seinem Ausscheiden nicht zu mehr als einem Handlanger seines Soberans gebracht hatte. Er griff sich eines der Flugblätter, die Ginesillo Ragather hier im Geheimen im Auftrag von Hernán von Aranjuez druckte. Die übliche Hetze gegen die Kaiserin und in diesem Falle auch gegen Fürst Gwain, der seine Nachfolge nur deshalb nicht regelte, weil von langer Hand geplant war, das 'schöne Almada wieder haferyaquirischer Knechtschaft' unter einem Reichsverweser zu unterwerfen. Kurz schmunzelte der Centimare Aurum von Unterfels über das Pamphlet. Wenn der gute Ginesillo wüsste, dass sein Auftraggeber sich in den letzten Jahren politisch zumindest vorsichtig neu orientiert hatte. Doch dafür müsste der Mann einmal weiter kommen als bis zur nächsten Taverne.
Wie es der Zufall wollte, erklang in diesem Moment ein lautes Schnarchen unter einem der Tische. Der Besucher, der sich selbst herein gelassen hatte, bückte sich nicht, ohne Mühe ob des steifen Knies, um einen Blick unter jenen Tisch zu werfen, unter dem Ginesillo Ragather seinen üblichen Rausch ausschlief. "Meister Ginesillo?", fragte er leise, wiederholte die Frage dann lauter. Doch der Mann schlief tief und fest und der Advocatus musste ihn mehrmals mit dem Stock traktieren, bis er fluchend erwachte. Erwartungsgemäß überschüttete ihn der Hausherr mit einer ganzen Kaskade an ehrabschneidenden Beleidigungen, welche im wesentlichen nahelegten, dass Dom Rafiks Stammbaum größtenteils aus einer Mischung aus Horasiern, Garetiern und Novadis bestand, welche allesamt außerhalb etwaiger Travienbünde zueinander gefunden hatten. Schließlich aber war er unter dem Tisch hervorgekrochen und musterte seinen ungebeten Gast, die geröteten Augen zusammen gekniffen. "Was wollt ihr?", fragte er barsch.
Wiederum rümpfte dieser die Nase, dünstete der Schreiberling doch nur allzu deutlich den billigen Wein der gestrigen Nacht aus. "Ich bedarf Eurer Dienste, maestro." Wenn Rafik von Aranjuez gedacht hatte, dass er den streitbaren Pamphletisten mit derlei respektvoller Titulatur umschmeicheln konnte, hatte er sich geschnitten: "Ich arbeite nicht für Euch." Der solchermaßen Abgewiesene erhob beruhigend die Hände. "Gewiss, gewiss, Dom Ginesillo. Es betrifft auch nicht Eure vortrefflichen Dienste für das Haus Aranjuez. Mehr eine Art privater Auftrag. Für den ich Euch...", er entlockte während der Rede seiner offenbar gut gefüllten Geldkatze mit einem Klopfen ein vielversprechendes Klingeln "...natürlich hinsichtlich all Eurer Ungelegenheiten entsprechend großzügig entlohnen werde."
Misstrauisch blickte ihn Ginesillo Ragath an. Er schien nicht überzeugt, doch hatte die Möglichkeit seine Börse aufzubessern offensichtlich zumindest sein Interesse erregt. Doch zunächst blickte er sich suchend um, womöglich auch nur um etwas Zeit für ein paar klare Gedanken im vom vergangenen Rausch geplagten Schädel zu gewinnen. Offenbar hatte er Ausschau nach einem Weinkrug gehalten, denn zu diesem wankte er nun hinüber und nahm zunächst einen prüfenden Schluck, dann, als der Tropfen wohl seinen Geschmack gefunden hatte, trank er in gierigen Zügen. "Also...", wischte er sich mit dem Handrücken über die feuchten Lippen, nachdem er den Krug abgesetzt hatte. "Also weiß Euer Vetter nichts von Eurem Besuch?"
Genau genommen war Hernán von Aranjuez kein Vetter, doch unterließ es der Advocatus den Schreiberling hinsichtlich der Feinheiten des Aranjuez'schen Stammbaums zu belehren. Stattdessen nickte er nur: "Nein, weiß er nicht. Und es wäre mir lieb, wenn es dabei bleibt." War es Zufall, dass abermals die Geldkatze verheißungsvoll klingelte, als er sich an einen Tisch lehnte. Ginesillo Ragather schien es jedenfalls so zu verstehen, denn er zuckte mit einer Mischung aus Grinsen und übernächtigtem Gähnen mit den Schultern. "Und worum geht es?" Rafik von Aranjuez indes nahm wieder eines der Flugblätter in die Hand und studierte es scheinbar. La Vanguardia. Mit geheimnisvollem Lächeln wechselte sein Blick von seinem Gegenüber zu Druckerpresse und Setzkasten und wieder zurück zu diesem: "Wie gut könnt Ihr den Drucksatz des Yaquirblicks imitieren?"
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