Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 09

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Baronie Brigellan, 14. Boron 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf Castillo Brigellawacht (nachts)[Quelltext bearbeiten]

Autor: Meeltheuer

Wenig später wurde durch das Tor des Castillo der bewusstlose Körper Leonoras gebracht und Stronzo, welcher sich vergewissern wollte, ob der Angriff erfolgreich war, rang nun mit den Gefühlen. Einerseits hatten seine Leute keine Pferde erobern können, dies bedeutete, dass er nicht fliehen konnte, andererseits hatte er nun eine Geisel und wenn er den Worten seines Kämpfers Glauben schenken konnte, schien sie nicht zu den üblichen Soldaten zu gehören – ein eventuelles Faustpfand? "Bring sie in den Kerker, wir werden sehen wer es ist und was wir aus dieser Situation herausschlagen können", befahl er und wandte sich zu den übrigen Zurückgekehrten. 24 seiner Leute hatte er ausgesandt, nur 15 waren wiedergekehrt. Ein kostspieliger Plan, der nicht aufgegangen war.

"Verriegelt das Tor! Ich will doppelte Wachen auf den Zinnen und dass mir keiner einschläft, sonst peitsche ich ihn persönlich aus!" Er schnaufte vor Wut und dann beruhigte er sich wieder. "Nun wollen wir mal sehen, ob unser Gast beliebt zu reden."


Autor: vivar

Leonora erwachte durch einen Eimer Schmutzwasser im Gesicht. Sofort war da ein pulsierender Schmerz an ihrem Hinterkopf. Sie stöhnte leise, als sie feststellen musste, dass sie nicht tot, sondern in Bande geschlagen war. Die Augen zu öffnen, war ein Leichtes, doch diese an das Halbdunkel vor ihr zu gewöhnen, gelang ihr nur mühsam. Den Raum beleuchtete nur eine Laterne, welche die grob behauenen Steinmauern ringsum erahnen ließ. Am linken Rand von Leonoras Gesichtsfeld befand sich ein eisernes Gitter, am rechten etwas feuchtes Stroh.

Nur wenige Spann vor ihr befand sich ein pockennarbiges Gesicht mit engstehenden schwarzen Augen, die sie aufmerksam fixierten. Es war von einem struppigen schwarzen Kranz aus Haupt- und Barthaaren umgeben und gehörte zu einem großen, schweren Leib in Kürass und Ledergewand, der auf einem Hocker ihr gegenüber saß.

„Na? Aufgewacht?“, brummte Dom Stronzo.

Leonora versuchte trotz des Kopfschmerzes – was war nur geschehen? – nachzudenken. Was würde Dom León, ihr Herr, wohl auf diese Frage antworten? Sicher hätte er einen frechen Spruch auf der Zunge.

„N-nein“, brachte sie schließlich heraus. „Bitte kippt mir noch einen w-weiteren Eimer Schmutzbrühe über den Kopf.“

Der Caballero Crespo verzog das Gesicht. „Bist also ’n Naseweis, hä? Das haben wir gleich. Fangen wir an. Ich werde dir Fragen stellen, du wirst sie frei heraus beantworten, oder ich werde sie aus dir herausprügeln. Verstanden?“ Er klopfte mit seiner behaarten Linken auf eine Peitsche, die neben einem Säbel zusammengerollt an seinem Gürtel baumelte.

Leonora durchfuhr ein Schauer. Als sie acht Jahre alt war, hatten sie und Almadino mitansehen müssen, wie ihre Mutter den aufsässigen Tolak eigenhändig ausgepeitscht hatte – warum, wusste sie nicht mehr. Am Ende war Tolaks gesamter Rücken rot von Blut gewesen, ihre Mutter hatte vor Anstrengung gekeucht und der Bursche hatte zwei Wochen auf dem Bauch schlafen müssen. „Kinder“, hatte ihre Mutter gesagt, „nur so lernen diese Menschen.“ Sie hatte noch mehr gesagt, aber Leonora hatte immer nur entsetzt zwischen dem sich auf dem Boden krümmenden Diener und dem roten Gesicht ihrer Mutter hin und her geblickt und nichts begriffen.

Als ihr Vater davon erfuhr, hatte es laut hörbaren Streit über „Alanfanische Sitten“ und „Kindeszucht“ gegeben. Danach hatte ihre Mutter noch ein paar Mal Dienstboten mit der Peitsche gezüchtigt, aber Leonora und Almadino mussten nie mehr dabei sein.

„Ob du verstanden hast?!“, fuhr Dom Stronzo sie an.

Sie nickte, Schmerz und Erinnerung gleichermaßen unterdrückend. „Natürlich. Doch seht Euch vor, ehe Ihr die Hand gegen die Nobleza erhebt. Krümmt Ihr mir auch nur ein Haar, so kommen Dom León, meine Base Gerone und die gesamte Familia vom Berg und töten euch!“

„Pah!“ Dom Stronzo winkte ab. „Vor deinem Dom León und deiner Sippschaft hat Stronzo von Vorwaldstetten keine Angst! Wenn die nach Meschwig kommen, schlitze ich die auf und verspeise sie zum Morgenmahl!“

„Das solltet Ihr aber! Meine Base ist eine große Kriegerin und León de Vivar ist der beste Fechter des Königreichs! Außerdem ist er schon hier, zusammen mit dem rechtmäßigen Baron von Brigellan, Domnito Ferando Meelth –“

Erst das Grinsen Dom Stronzos zeigte ihr, dass sie sich verplappert hatte. „So, so, ‚Ferando’ Meeltheuer. Hat der alte Salix also noch irgendwo einer Schankmagd einen Bastard in den Bauch geschoben. Und der traut sich alleine hierher? Sicher auch so eine vermaledeite Krämersele wie sein Vater, der den Bauern zu Spottpreisen das Korn abpresst und dann den Puniner Popoli für das Zehnfache verwuchert!“ Er spuckte zornig auf den Boden. „Mit dieser Meeltheuerbrut machen das altehrwürdige Haus vom Berg und die Vivar sich gemein? Dann sind sie nichts als Bauernschinder! Wenn sich das Volk erhebt und zu stampfen beginnt, werden auch sie zertrampelt wie reife Trauben!“

Verwundert über die Heftigkeit des Ausbruchs erwiderte Leonora: „Ihr irrt, Dom... Stronzo. Mitnichten ist Domnito Ferando eine Krämerseele. Im Gegenteil ist er ein grausamer Jüngling, der das Schwert schneller führt als seine Zunge. Auch ist er nicht alleine, sondern wird von einem Haufen Mercenarios, Halbelfen und anderer Leute schlechten Leumunds begleitet, die er bei Dâl angeworben hat – sowie von uns! Das heißt, meinem Herrn, Baron León de Vivar, seinen blauen Kürissern und meiner Wenigkeit.

Domnito Ferando ist auf einer Vendetta gegen die Mörder seines Vaters und von blutigem Rachdurst getrieben. Ihr solltet Euch ergeben, solange Ihr noch könnt. Der letzte, der zögerte, ein gewisser Randolfo Feltonda, wurde von ihm am Halse aufgeknüpft, ehe er ‚Praiosseimeinzeuge’ sagen konnte.“

Dom Stronzo zog bei ihrer Rede immer finsterer die Brauen zusammen, doch Leonora war, als ob er zugleich erbleichte. Und wahrlich, sein bäurisches Gesicht war der Spiegel seiner Seele. Darin stritten die Wut über die Herrschaft der alteingesessenen Nobleza und das Wissen von der Macht des geeinten Volkes, die ihm Tauro Trigorne eingegeben hatten und die ihn in kurzer Zeit vom einfachen Heckenritter zum Anführer des rebellischen Meschwiger Bauernheeres emporgespült hatten, mit seiner angeborenen Furcht vor Verantwortung und letztlich, vor dem Tod, welche ihn immer wieder hatte davonlaufen lassen.

„D-dieser halbwüchsige Knabe soll nur erscheinen!“, sprach er schließlich. „Wir werden ihn und deinen Baron vernichtend schlagen, denn wenn das Volk geeint ist, kann es nicht besiegt werden! Dann werden wir Gericht über sie halten und sie beide so aufknüpfen, wie sie es mit Feltonda getan haben! Um den Glatzkopf war es zwar nicht schade, aber Strafe muss sein.“

Dom Stronzo erhob sich und schritt zur Gittertür, wandte sich aber noch einmal zu Leonora um. „Und dich... stecken wir erst mal in ein Lumpengewand, um dich Demut zu lehren und halten dich hier fest, bis deine Base uns ein ordentliches Lösegeld schickt. Was denkst du, bist du ihr wohl wert, hä?“