Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 10

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Kaiserlich Selaque, 2. Tsa 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Castillo Albacim, Selaque[Quelltext bearbeiten]

Autor: Lindholz

"Das ist also der Bursche?" Praiosmin von Elenta hatte darauf bestanden, den Magiewirker augenblicklich in Augenschein zu nehmen, sobald man ihr von dem verräterischen Subjekt berichtete, das sich mit ihren Feinden verschworen hatte. Nun musterte sie das Häufchen Elend, das zwischen der Burgwache und dem Bewaffneten aus Elenta, der ihn hierhergeschafft hatte, hing. Bei dem Anblick. der sich ihr bot, fiel es ihr schwer, in dem jungen Mann eine Bedrohung zu sehen, doch sie durfte sich nicht täuschen lassen. Die Reichsvögtin klappte ihren Fächer zusammen, schob ihn unter das Kinn des Mannes und zwang dessen Antlitz nach oben. Der Blick der meergrauen Augen erwiderte den ihren für einen Herzschlag, dann wanderte er ziellos zur Seite. "Ihr Narren!", herrschte sie den Elenter an, "Was nützt er mir in diesem Zustand, da er weder seine Untaten gestehen, noch von den Pläne meiner Feinde berichten könnte?"

Sie blickte erneut auf den Gefangenen, doch dessen fiebrige Augen hatten sich nun vollends geschlossen und sie konnte nur den dunkelblonden Schopf betrachten, der sie an vergangene Tage denken ließ. Hätten die Augen einen anderen Ton, fast hätte sie glauben können, ihr süßer Aureolus hätte einen Halbbruder. Doch Du hättest mich niemals betrogen, mein Rakolus. Das hättest Du nicht. Nicht wahr? Ein Ausdruck von Missmut umspielte ihre Lippen.

"Schickt nach meinem Leibarzt", befahl sie schließlich einem Bediensteten, "Seine Wunden sollen versorgt werden und gebt ihm zu trinken... auch Speisen, so er sie bei sich behalten kann. Den Knebel entfernt und achtet auf seine Worte. Vielleicht sagt er im Fieber mehr, als er uns später verraten möchte. Doch lasst den Kragen fest geschlossen und bindet seine Hände und Beine an das Bett. Sollte er sich beklagen, so behauptet, er habe sich im Schlafe selbst verletzt und die Fesseln dienten lediglich seiner Sicherheit. Ich will unterrichtet werden, sobald er ansprechbar ist. Dann werden wir entscheiden, wie weiter mit ihm zu verfahren ist." Alsdann wandte sich Praiosmin wieder dem Bewaffneten Praiowans zu: "Berichtet seiner Ehrwürden, dass wir dieses Geschenk als Ausdruck der Sorge um unser Wohlergehen und Zeichen der Verbundenheit mit uns und unserer Familia hoch zu schätzen wissen. Wir werden uns stets daran erinnern. Jedoch wird erst die Zeit zeigen, ob uns seine Taten von Nutzen waren oder großes Ungemach für uns bedeuteten. Sagt ihm, dass wir uns auch dessen stest erinnern werden. Ihr dürft Euch entfernen." Der Bote schluckte und verneigte sich, soweit es ihm mit seiner Last möglich war. Dann schleppte er, gemeinsam mit der Wache des Castillo Albacim, den Zauberer aus dem Raum, in dem man sie empfangen hatte.


Autor: von Scheffelstein

Praiosmin von Elenta ließ sich auf dem samtgepolsterten Sessel nieder, der breit war wie eine Bank und zwei Menschen geringeren Umfangs Platz geboten hätte. Sie winkte einem Diener, ihr heißen Würzwein nachzuschenken, trank einen großen Schluck und entfaltete den Brief, den der Bote ihr überbracht hatte. Wollte sie doch mal sehen, was ihre Spitzelin herausgefunden hatte! Welch ein Zahoristück, dachte sie bei sich, das Weib als Magd im Castillo ihrer misstrauiischen Vasallin zu platzieren!

Doch ihr selbstgefälliges Lächeln verwandelte sich in ein verkniffenes Stirnrunzeln, als sie den Inhalt des Briefes las. Sie wollte die nächsten Garadanzüge ihrer Erzfeindin hören, stattdessen schrieb das dumme Gör von Familienbesuchen und Liebesbriefen! Verflucht sollte sie sein! Wen interessierte, ob der nichtsnutzige Schrotensteiner Baron mal wieder vorrübergehend im Lande war, ob Belisetha da Vanya die Gicht plagte, die Vanyadâlerin vorgab, am Stock zu gehen oder ob die kleine Scheffelsteinerin ein Verhältnis mit einer Frau aus dem Yaquirtal hatte – und verdammt noch mal, konnte das Weib nicht denken? – Wie sollte die Edle wohl auch noch schwanger sein von einer Frau?

Wütend zerknüllte Praiosmin von Elenta den Brief und hätte ihn um ein Haar ins Feuer geworfen, dann aber entsann sie sich anders. Halt, dachte sie! Selbst, wenn die Nachrichten falsch waren, ja, vielleicht sogar die Vanyadâlerin selbst sie mit Lügen abspeiste und Ayla nicht länger zu gtrauen war: Konnte der Brief ihr nicht helfen, Gerüchte zu verbreiten, die ihren Feindinnen Schaden zufügten?

Praiosmin knetete ihre fleischigen Wangen. Blieb abzuwarten, was aus dem Magier herauszuholen war. Dann würde sie nach Aureolus schicken lassen, ihr brillanter Sohn wüsste gewiss, wie sie den da Vanyas einen Strick zu drehen vermochte!