Chronik.Ereignis1036 Der fürstliche Cronrat 02

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Baronie Dubios, Tsa 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Junkergut Tyras, an der Grenze zu Bosquirien[Quelltext bearbeiten]

Autor: Der Sinnreiche Junker

Schweigend ritten die beiden Männer nebeneinander, die lederne Jagdkleidung verborgen unter Wolle und Fell. So kurz nach Tagesanbruch war es noch kalt, und selbst wenn die Praiosscheibe ihren höchsten Stand erreichen würde, würde es nicht wirklich warm werden. Noch hatte die Tristeza das Land im Griff, sodass der Atem von Mensch und Ross in weißen Wölkchen zu sehen war. Die üblichen Höflichkeiten waren rasch ausgetauscht gewesen, sodass man seit geraumer Zeit kein Wort mehr gewechselt hatte, sondern gemächlich der Spur der Jagdknechte folgte.

Hier, an der Grenze zu Bosquirien war das Land hügelig und nur licht bewaldet. Dicht wurde der Forst erst drüben auf der anderen Seite, doch war der Übergang fließend, sodass niemand so genau zu sagen vermochte, auf welcher Seite sie sich gerade befanden. Freilich schien dies die beiden Männer auch nicht zu kümmern. Schließlich erreichten sie einen Hohlweg, wo sie ihre Pferde zügeln und absteigen mussten. Wahrscheinlich würde der große Mann jetzt damit herausrücken, nahm der kleinere Mann an, nun da sie, die Tiere am Zügel, hinunter in den Hohlweg stiegen. Schließlich war er gewiss nicht nur zum Vergnügen zur Jagd geladen worden, sondern selbstverständlich wollten die Vascaras etwas von ihm. Prompt hielt Rasdan di Vascara, der Junker von Tyras, inne.

"Ich trage mich mit dem Gedanken einen Sitz im Cronrat anzustreben", platzte es unverblühmt aus ihm heraus. Für seine Geduld war der Sohn des alten Dom Banilo nicht bekannt.

Hernán von Aranjuez strich seinem Ross mit dem ledernen Handschuh sanft über die Stirn. Natürlich, der Cronrat. Was auch sonst? Ihm war schon zu Ohren gekommen, dass sich Rasdan di Vascara recht gut mit Morena von Harmamund, der Tochter Fürst Gwains verstand. Ausnehmend gut verstand. Er konnte wohl kaum hoffen sie zu ehelichen, und Ansprüche der Familia über das Junkergut Tyras hinaus waren dem Baron und Junker nicht bekannt. Abgesehen vielleicht von Dubios, doch darauf durften die Vascaras kaum hoffen, solange Brandil von Ehrenstein ä. H. auf dem Marmorthron saß, selbst wenn dereinst Domna Morena ihrem Onkel als Fürstin nachfolgen sollte. Nun ja, vor einigen Monden war dies noch anders gewesen, doch da war der Graf von Ragath noch nicht sein Schwiegervater in spe gewesen. Der Condottiere lächelte sachte. Es blieb also nur ein Posten, und es sah dem Stürmischen Junker, wie man den Soberan des Hauses Vascara zuweilen zu nennen pflegte, dass er gleich ganz nach oben wollte. Der Cronrat also.

"Und inwiefern kann ich Euch in dieser Angelegenheit behilflich sein?"

"Nun, zunächst einmal riet mir mein hoher Vater, mich zu versichern, dass unser Lehnsherr keine eigenen Ambitionen dahingehend hegt."

"Dom Banilo ist ein weiser Mann, und ich kann Euch dahingehend beruhigen", schüttelte Hernán von Aranjuez das Haupt.

"Darf ich..." Der Junker zögerte. "Darf ich fragen, warum Ihr nicht selbst einen Sitz anstrebt?"

Der Baron und Junker lachte leise. "Ich habe unter Seiner Durchlaucht im Feld gedient, bevor man Euch überhaupt erlaubte ein Schwert in die Hand zu nehmen. Ich war sein Adjutant in Omlad und habe ihn dort noch unterstützt, als all die Reconquistadores diesen rauchenden Trümmerhaufen längst schon wieder vergessen hatten. Ich habe zwei mal seine Vorhut geführt wider die Ferkinas und bin mit ihm nach Al'Muktur gezogen. Wir sind sogar über ein paar Ecken miteinander verwandt. Glaubt Ihr wirklich, es bedürfte eines Sitzes im Cronrat, wenn Seine Durchlaucht meinen Rat wünscht?" Oder wenn der Condottiere seine Belange vor den Fürst tragen wollte?

"Und was ist mit der Politik im Cronrat?", verlangte Rasdan di Vascara zu wissen.

"Ihr meint, weil dort nicht nur der Fürst beraten wird, sondern die Cronräte selbst versuchen werden Politik zu machen? Nun ja...", zuckte Hernán von Aranjuez mit den Schultern "Es gibt zugegebenermaßen noch eine Kehrseite bei dieser Geschichte. Würde Seine Durchlaucht mich in den Cronrat berufen, könnte das wie eine Gefälligkeit unter alten Answinisten aussehen. Gewiss gibt es noch den einen oder anderen Rescendientebastard, der insgeheim die Faust in der Tasche ballt bei der Vorstellung, dass die führenden Loyalisten seinerzeit heute als Reichsverräter geächtet sind, derweil der führende Answinist auf dem Fürstenthron sitzt. Wollen wir sie doch nicht weiter in Unruhe versetzen, indem wir ihnen nun weitere alte Answinisten vor die Nase setzen." Zumindest nicht ganz so offensichtlich wie im Cronrat. "Seht es als eine Art stillschweigende Vereinbarung unter Ehrenmännern. Ich bringe Seine Durchlaucht nicht in eine solch unangenehme Situation, und Seine Durchlaucht ist sich meiner noblen Zurückhaltung gnädig bewusst."

Der große Junker nickte. "Ich verstehe. Darf ich also davon ausgehen, dass Ihr mich unterstützen werdet?"

"Ein Vasall, der höher hinaus will als sein eig'ner Lehnsherr", schürzte Hernán von Aranjuez amüsiert die Lippen. "Inwiefern soll ich Euch denn in dieser Sache behilflich sein? Wie man hört besitzt Ihr doch bereits das Ohr der Nichte des Fürsten..."

Wenn Rasdan di Vascara überrascht war, dass sein Lehnsherr bescheid wusste über seine Verbindung zu Morena von Harmamund, womöglich gar über deren Natur, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Stattdessen atmete er einige Male tief ein und aus, ehe er antwortete: "Wie Ihr schon sagtet: Euer Wort hat Einfluss beim Fürsten. Außerdem sitzt Euer zukünftiger Schwiegervater bereits im Cronrat, auch seine Meinung hat in dieser Sache Gewicht."

"Aye", nickte der Condottiere. "Doch seid Ihr beinahe ein wenig spät. Vor meiner Verlobung hätte es Seiner Hochwohlgeboren gewiss gefallen, einem meiner Vasallen einen Sitz im Cronrat zu verschaffen. Nur um mir auf die Zehen zu treten. Jetzt aber...?"

Hernán von Aranjuez zuckte mit den Schultern. Das würde Rasdan di Vascara etwas kosten. "Ah...ich glaube, sie haben endlich eine Sau gestellt!", hob er den Zeigefinger ans Ohr. In der Tat war in der Ferne das Rufen von Menschen und das Bellen von Hunden zu hören. Mit raschem Schritt führte der Baron und Junker sein Ross aus dem Hohlweg, schwang sich in den Sattel und ritt in Richtung des Lärms davon...


Chronik:1036
Die Wildschweinjagd
Teil 02