Chronik.Ereignis1033 Feldzug Khahirios 03
Aracena, 7. Rondra1033 BF
Felder vor Khahirios
Autor: Boraccio D'Altea
Ächzend richtet sich Paolo auf, rammte den Spaten in den Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schon den ganzen Vormittag hatten sie damit zugebracht frische Gräber auszuheben. Der kleine Boron-Anger am Fuß des Berges, auf dem Aracena lag, hatte sich erschreckend gefüllt. Zum Teil lag das an den vielen Bauer aus der Umgebung, deren Leichname nach der Vertreibung der blutsaufenden Heiden hatten endlich geborgen werden können, aber auch mancher Kamerad aus ihrem kleinen Heer würde hier seine letzte Ruhestatt finden.
Und dabei hatten sie sogar einen Sieg errungen. Wochenlang hatten sie die Wilden durch die Hügel und Wälder gejagt, aber immer hatten sie sich dem gerechten Zorn entwunden. Schließlich hatte sich ihr Commandante eine Falle ersonnen. Nachdem Kundschafter bemerkt hatten, daß die Ferkinas sich wieder zu einem größeren Haufen sammelten anstatt in kleinen Gruppen zu plündern und zu brandschatzen, hatte Boraccio D'Altea einen Teil seiner Landwehr gegen die Heiden geschickt. Wie erwartet fühlten die Barbaren, jetzt wieder in größerer Zahl, sich stark genug die Almandaner anzugreifen. Ebenfalls wie erwartet und wie geplant hielten die ungeübten Landwehrkämpfer nicht stand und wandten sich zur Flucht. Kopflos rannten sie in eine enge Schlucht, verfolgt von den kreischenden Barbaren auf ihren zotteligen Ponys. Aber am Ende der Schlucht hatten die kampferprobten Mercenarios des Condottiere einen Wall aus ihren Hakenspießen und Piken gebildet, gegen den nun die Heiden in ihrem Blutrausch anstürmten und sich brachen wie Wellen an einem unerschütterlichen Felsen. Von den Höhen ließen nun die Schützen Pfeil um Pfeil in die Horde regnen, die sich vor der unerschüttlichen Reihe der Landsknechte staute und von hinten führte der Junker seine Reiter zum Angriff. Dem Hexenkessel entkam kaum einer der Ferkinas und die wenigen Fliehenden wurden von den Reitern des Araceners verfolgt und gnadenlos niedergemacht. Schließlich war das Töten vorbei und zurück blieb ein Berg von toten Ferkinas und ihren Ponys. Die Scheiterhaufen, die sie noch vor Ort errichtet hatten, brannten die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag. Den Gestank würde er nie mehr vergessen.
Auch in ihren eigenen Reihen gab es nicht wenige Opfer zu beklagen und als sie endlich Aracena erreicht hatten, fanden sie auch dort die leblosen Körper all derer vor, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten sich hinter die Mauern und Palisaden des kleinen Castillos Altea auf dem Berg zu flüchten. Doch den Zwölfen sei Dank gelang es den meisten sich in der Burg in Sicherheit zu bringen, wo Domna Travanca D'Altea ausharrte, bis ihr Sohn Boraccio mit seinem Heer Aracena schließlich entsetzte.
Paolo schaute sich um auf dem frischen Gräberfeld. Sein Blick blieb hängen an der schwarz berobten Gestalt Antara D'Alteas. Zu Beginn ihres Feldzuges konnten die Männer ihre Augen gar nicht abwenden von der Golgaritin, die eigentlich hätte der lieblichen Rahja dienen müssen. Aber dann mußten die ersten Seelen Golgari anvertraut werden und es wurde ein nur zu vertrauter Anblick wie die überderische Schönheit zwischen den Toten umherschritt und sie fast liebvoll auf den Flug über das Nirgendmeer vorbereitete. "Die Tochter Borons wandelt unter uns!" wurde abergläubig geflüstert und bald wurde die Golgaritin nur noch "Marbo von Khahirios" genannt. Die sehnsüchtigen Blicke der Männer hörten auf, furchtsam schauten sie lieber weg. Auch Paolo wollte seinen Blick schnell wieder abwenden, als die Boroni ihnen bedeutete, daß die Gräber nun fertig seien und sie sich ausruhen sollten.
Müde schleppte sich Paolo in den Hof des Castilios, wo grade anscheinend grade Aufruhr herrschte. Eine Menge Waffenknechte hatte sich um die wenigen Barbaren versammelt, die ihnen lebend in die Hände gefallen waren. In Ketten geschlagen lagen sie im Burghof und alle waren schwer verletzt und nicht mehr kampffähig. Der Junker stand bei einem alten Zausel, der mit seltsamen Talismanen aus Knochen, Krallen und Federn geschmückt war. Der Condottiere stellte dem Alten offensichtlich Fragen in der gutturalen Sprache der Bergbarbaren, aber der schien nicht reden zu wollen und sties wohl nur einen Strom von Beschimpfugen aus. Die Miene des Junkers verfinstere sich zusehends, dann spuckte der Alte ihm auch noch ins Gesicht. Wutenbrannt holte Boraccio aus und schmetterte seine gepanzerte Faust in das Gesicht des alten Ferkinas. Man hörte das Brechen von Knochen und die Ränder des Panzerhandschuhs rissen die Wange des Alten blutig, der leblos auf den Boden sank. Jemand reichte dem Aracener ein Tuch, so daß er sich die Spucke aus dem Gesicht wischen konnte. Haßerfüllt blickte Boraccio D'Altea auf die gefangenen Ferkinas. "Genug Zeit verschwendet mit diesen Blutsäufern! Knüpft sie an der Straße nach Khahirios auf, alle zwölf mal zwölf Schritt soll einer von diesen Heiden baumeln, damit sie sehen, wie wir hier mit Räubern und Mördern verfahren!" Er zeigte auf den Alten zu seinen Füßen. "Und für den hier sammelt Holz! Der Herr Praios hat uns gelehrt, wie mit verderbten Hexern zu verfahren ist! Aber eilt Euch, wir werden bald weiter marschieren nach Osten. In Kornhammer wartet Dom Hesindian auf unsere Hilfe!"
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