Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 31

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In Ksl. Selaque, 4. Rondra 1033 BF

Auf dem Castillo da Vanya

4. Rondra 1033 BF, am frühen Abend


Autor: von Scheffelstein

Eine Weile standen sie etwas verloren in der Waschküche, starrten durch den Türspalt hinaus in den Regen. Selbst Moritatio, der sich in der Burg am besten auskannte, schien augenblicklich ratlos, wohin sie sich wenden konnten.

"Vielleicht müssen wir versuchen, nach oben zu kommen", sagte Richeza. "Früher oder später werden sie die Gefangene entdecken. Wir sollten ein paar mehr Vorräte mitnehmen und dann ..." Sie unterbrach sich, lauschte und hob die Hand. "Wartet kurz hier", flüsterte sie, drückte Moritatio das Essensbündel in die Arme, dann schlich sie zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren. Von der Treppe her hörte sie Stimmen und Schritte. Hastig lief sie zurück in die Waschküche.

"Rasch, rasch!", wisperte sie. "Versteckt euch dort in den Zubern!" Sie drängte Moritatio und Raúl zu zwei großen Waschbottichen. "Rein da, schnell, sie kommen!"

Die beiden jungen Männer gehorchten ihr zwar, wirkten von ihrem Plan jedoch alles andere als überzeugt. Der junge de Vargas sah sie fragen an, während er sich in dem Zuber zusammenrollte, Moritatio schüttelte gar den Kopf. "Das ist doch ..."

"Still!", flüsterte sie, riss zwei Decken und ein Tuch von der Leine, warf sie auf Raúl und legte ein Bleuel und ein Waschbrett auf den Haufen, wie sie nie jemand dort eigenhändig drapieren könnte, der sich ohne Hilfe in dem Bottich versteckte.

"Du auch!" Sie drückte Moritatio grob in die Wanne und warf ihm einen Haufen Kleider auf den Kopf, noch ehe er lag. Dann riss sie die Decken und Umhänge noch einmal zurück und sah ihn eindringlich an. "Rühr dich nicht vom Fleck in der nächsten halben Stunde, was auch passiert! Keinen Mucks, ja?" Sie wartete eine Antwort gar nicht ab, schlug die Decke wieder zurück und eilte zur Tür.

Aus dem Vorratsraum waren Stimmen zu hören: "Verdammt noch mal, lass den Wein, wo er ist, du Trottel, wir sollen nach Elea suchen!", knurrte eine Frau.

Mit klopfendem Herzen verließ Richeza die Waschküche, machte drei lange Schritte und schlüpfte in den Raum, in dem sie die rothaarige Gardistin zurückgelassen hatten. Keinen Herzschlag zu früh, denn als sie die Tür hinter sich zuzog, hörte sie, wie mehrere Menschen den Gang betraten. Sie durchquerte den Raum und legte der Gefangenen den Säbel an den Hals.

"Nur einen Laut, nur ein zufälliges Geräusch, und du bist so tot wie dein Freund dort", flüsterte sie ihr ins Ohr.


Autor: SteveT

"ELEA!", brüllte die Gardistin Lucia, die pudelnass vom Regen in die Waschküche gestürmt kam. Sie griff sich ein Tuch ausgerechnet aus dem Zuber, in dem Raúl lag und rieb sich damit über ihr feuchtes Haar. "Los, seht in den Dienstboten-Kammern nach!", befahl sie ihren sie begleitenden Cumpadres Danilo, Laudro und Boronfried unwirsch.

"Was, wenn sie mit Xavio zusammensteckt und die beiden gar nicht gefunden werden wollen?", frug Laudro mit anzüglichem Grinsen im Gesicht, das seine beiden Begleiter sofort ebenfalls aufsetzten.

"Ja, ja, ich kann mir denken, wieso die geschrien hat", witzelte Boronfried und drückte die Türklinke zu der Kammer herunter, in die Richeza wenige Augenblicke zuvor hineingeschlüpft war.


Autor: von Scheffelstein

Richeza starrte auf die sich langsam öffnende Tür. Offensichtlich nahmen die Witzbolde dort draußen ihre Aufgabe nicht besonders ernst und schienen nicht mit einer Bedrohung zu rechnen. Aber es waren zu viele, als dass Richeza etwas gegen sie hätte ausrichten können. Mindestens vier, den Stimmen nach zu urteilen. Sie fragte sich, ob ihr Plan klug gewesen war. Nun, das hing unter anderem davon ab, wie ruhig sich die beiden Männer in der Waschküche verhielten. Mit etwas Glück wurden sie nicht entdeckt. Aber was wurde aus ihr selbst? Ihre einzige Hoffnung war, dass die Rothaarige, die ganz offensichtlich Elea hieß, ihnen wichtig genug ...

Der drahtige dunkelhaarige Gardist im Türrahmen starrte sie ungläubig an. Richeza drückte den Säbel etwas höher unter Eleas Kinn und schüttelte sacht den Kopf, ohne den Mann aus den Augen zu lassen.


Autor: SteveT

"Hierher!", brüllte Boronfried mit heiserer Stimme und feindseligem Blick, der seinem Namen keine Ehre machte. "Elea ist hier! Alarm! Eine Aufrührerin hat sie an der Gurgel!"

Er hob drohend seinen Säbel und zischte Richeza zu: "Mach keine Faxen, dummes Ding! Die Waffe weg! Du kommst hier nicht lebend raus! Wir sind vier gegen eine! Und draußen sind noch mehr! Wir machen dich alle, wenn du der da nur ein Haar krümmst!"

"Was hast du gesagt?", brüllte Lucia von außen, die hörbar den Gang herab gerannt kam. "Eine Aufrührerin?"

"Ja!", rief Boronfried zurück, ohne Richeza aus den Augen zu lassen. "Wahrscheinlich die, die unsere Frau Vogtin sucht! Da wird eine schöne Belohnung für uns fällig! Los, du Drecksweib! Hörst du nicht? Die Waffe weg - aber ganz schnell!"

Auch Laudro kam aus der Waschküche herbeigelaufen, sein Schwert in der Hand.

Moritatio, der in eben dieser Waschküche in einem der Zuber unter einem Haufen schmutziger Wäsche lag, begann sich unruhig zu rühren. Wenn er richtig gehört hatte, dann hatten diese Canaillen Richeza entdeckt. Er musste ihr zur Hilfe eilen oder sie stand allein in ihrem erbärmlichen Zustand gegen eine Übermacht.


Autor: von Scheffelstein

Richeza musterte die Soldaten kalt. Sie wusste, dass sie diesen auf Dauer unterlegen war, es selbst dann gewesen wäre, wenn ihr Kopf nicht so erbärmlich geschmerzt, sie sich nicht so krank und schwach gefühlt hätte. Ihr Götter, hoffentlich beging ihr Vetter keine Dummheiten! Hoffentlich tat er, wie sie ihn geheißen hatte und verstand, dass das Castillo auf dem Spiel stand und er – waffenlos und kaum ein nennenswerter Kämpfer – ihr ohnehin nicht helfen konnte. Wenn er und Raúl entdeckt wurden, war alles umsonst! Falls die Bastarde hier wirklich angriffen, musste sie die Frau töten, damit diese die jungen Männer nicht verraten konnte. Wenn die Schergen der Elenterin dachten, sie sei alleine, hatten die Männer vielleicht die Möglichkeit, unbemerkt das Tor zu öffnen und ihre Tante und deren Leute hereinzulassen, wenn diese kamen. – Hoffentlich kamen sie bald!

"Haltet den Mund und hört mir zu", wandte sie sich an die Soldaten, "dann muss niemand weiter zu Schaden kommen. – Tut ihr nicht, was ich sage, stirbt diese Frau. Und der eine oder andere von euch ebenso." Sie war selbst erstaunt, wie ruhig sie trotz der aussichtslosen Lage klang.

"Ich bin Richeza von Scheffelstein und da Vanya. Dieses Castillo gehört meiner Familia ..."

"Ja, gewiss, und ich bin der Kaiser des Mittelreichs", knurrte einer der Männer, der sein Schwert gezogen hatte.

Richeza ging nicht auf ihn ein. "Vielleicht ist euch mein Name ja geläufig. Falls nicht, tätet ihr besser dran, mir zu glauben, denn andernfalls werdet ihr meine legendäre Klinge ebenso zu spüren bekommen wie dieser bedauerliche Narr, der sich vor euch weigerte, für die richtige Seite Partei zu ergreifen." Mit einem leichten Kopfnicken wies sie in Richtung des Bettes, unter dem sie den Toten in die Decke geschlagen hatten. Erwartungsgemäß reagierten die Soldaten mit wütenden Verwünschungen.

"Ihr werdet Folgendes tun: Ihr nehmt eure Commandanta gefangen und bringt sie gefesselt hier herunter. Dann verlasst ihr zusammen mit euren Kameraden das Castillo. Niemandem von euch wird etwas geschehen. Klingt gut, nicht? Tut ihr dies nicht, wird Blut fließen. Das von der armen Elea hier - " sie drückte den Säbel an den Hals der Gardistin, bis die Haut über der Klinge spannte, "und das eure. Oh, und eines sollte euch klar sein: Ihr seid allesamt Gemeine. Ersetzbar. Ich hingegen entstamme alten und ehrwürdigen Geschlechtern. Ich habe einen Namen und Verbündete. Mächtige Verbündete. Euch ist hoffentlich bewusst, dass der Mord an einem Mitglied der Nobleza, so gerechtfertigt er euch in diesem Moment erscheinen mag, ein todwürdiges Vergehen ist? Tötet mich, und ihr werdet hängen! Jeder und jede Einzelne von euch."

Sie lächelte bedauernd. "Ihr habt die Wahl: Loyalität gegenüber einer Herrin, deren Tage gezählt sind. Oder euer Leben."


Autor: Der Sinnreiche Junker

Die Worte der Scheffelsteinerin hatten ihre Wirkung offensichtlich nicht verfehlt. Für einige Augenblicke machte sich Verwirrung auf den Gesichtern der Gardisten breit, und Boronfried, der vorderste, senkte seine Klinge um einige Finger. Dann aber knurrte Lucia von hinten: „Wenn se so’n edles Burgfrolein is, dann wird se schon nich eine Wehrlose einfach so abstechen. Frau Rondra und Ehre und so.“

Ganz offensichtlich schien es in dem Gardisten zu arbeiten. Die Argumente der vorgeblichen Landedlen hatten durchaus Hand und Fuß, doch andererseits sich gegen Yegua von Elenta zu stellen? Er wollte sich nicht vorstellen, was dann mit ihnen geschähe. Und man musste die Frau ja gar nicht ermorden, sondern sie nur überwältigen und der Commandanta übergeben. Diese wiederum würde sie an Domna Praiosmin überstellen, und wer wollte schon etwas gegen die mächtige Reichsvogtin unternehmen? Nein, die Sache war klar…

Boronfried straffte den Körper und hob die Klinge drohend wieder an. „Lass Elea sofort gehen und weg mit der Waffe, dann passiert dir auch nichts!“ Drohend sammelten sich die anderen hinter ihrem Kameraden, auch wenn der Türrahmen es ihnen nicht gestatten würde, sich sogleich auf Richeza zu stürzen.


Autor: von Scheffelstein

Richeza seufzte bedauernd. "Elea", sagte sie zu der Geknebelten, ohne die Schergen aus den Augen zu lassen, "sag doch auch mal was: Sind deine Kameraden wirklich so dumm zu glauben, ich meinte es nicht ernst?"

Elea gab einen erstickten Laut von sich und wand sich vergeblich in ihren Fesseln, bis Richeza den Druck der Klinge wieder ein wenig erhöhte - augenblicklich hielt sie still.

"Seht ihr?", fragte Richeza. "Elea sagt, sie will nicht so enden wie ihr Kumpan. Sie will nicht sterben. Sie sagt, es liegt an euch: Der Erste, der seine Waffe gegen mich erhebt, tötet die arme Frau und stirbt dann selbst. Dabei ist das so unnötig. Sie kann leben, ebenso wie ihr. Ich tausche Elea gegen eure Commandanta. Auch sie wird leben, wenn ihr sie schön verschnürt hier abliefert."

So ruhig und kalt, wie sie sich gab, war die Landedle keineswegs. Ihr Herz klopfte rasch in ihrer Brust, in ihrem Kopf hämmerte der Schmerz. Sie wünschte sich weit fort von hier, nach Scheffelstein, irgendwohin. Sie wollte die Frau nicht töten, kein almadaner Blut vergießen. Aber das Spiel war schon zu weit fortgeschritten, es gab kein Zurück. Sie lächelte kühl, und es fiel ihr nicht einmal schwer. Lügen waren ihr seit so vielen Jahren wie selbstverständlich von den Lippen gegangen, im Tarnen und Täuschen war sie so erfahren wie nur wenige im Königreich.

"Rondra hat diese Burg verlassen, als ihr meine Tante vom Ross gezerrt und in Ketten gelegt habt, ein Dutzend gegen eine Frau. Und wenn ihr Ehre wollt: Hört auf mich, sonst wird es hier gleich sehr schmutzig."


Autor: Der Sinnreiche Junker

Wiederum vergingen einige Augenblicke, in welchen sich zuvörderst Boronfried und Richeza von Scheffelstein in Blicken duellierten, als plötzlich Laudro von hinten zischte: „Wenn sie nichts auf Ehre gibt, wie sollen wir uns dann auf ihr Wort verlassen? Mir wird das zu heiß, ich hau ab!“ Sprach‘s, und hatte sich schon umgewendet, als ihn Lucia am Kragen packte. „Hiergeblieben, Freund! Keiner verdrückt sich!“

Vielleicht war es jener Moment der Ablenkung gewesen, als der Gardist den Blick kurz zur Seite wendete, das Duell scheinbar verloren hatte, jedenfalls senkte er dann die eigene Klinge. „Also gut. Wir bringen Euch die Commandanta. Aber wehe Ihr hintergeht uns. Wir sind noch immer weit in der Überzahl, und wenn Ihr Elea auch nur ein Haar krümmt, dann schneiden wir Euch in Scheiben“, knurrte er, und griff dann mit der freien Hand nach hinten, den Kameraden bedeutend, dass sie Platz machen sollten, sodass er sich langsam rückwärts aus dem Türrahmen zurückziehen konnte.

So ging es dann den Gang zurück, immer schön Blick und Klinge in Richtung der Kammer gerichtet, ehe man sich schließlich umwandte und rasch einige Türen, Treppen und Flure zwischen sich und die Waschküche brachte.

„Wie zum Namenlosen willst’n die Commandanta überwältigen, hä!?“, empörte sich dann auch schon Lucia, und stieß Boronfried vor die Brust.

„Wer sagt denn, dass ich das vor habe? Ich wollte nur erst mal aus der Zwickmühle da unten raus“, entgegnete dieser. „Zeit gewinnen, damit wir uns was überlegen können.“

„Also ich tret‘ der Commandanta nich unter die Augen, und sag ihr, dass wir da unten so ne Aufrührerin allein gelassen hab’n!“

„He!“, meldete sich nun auch Laudro zu Wort. „Die Aufrührerin, gell? Also…sie sprach ja immer von der Commandanta, gell? Vielleicht weiß sie ja gar nicht, wie die Commandanta aussieht…“


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 31