Dschelafan Al'Tergaui ibn Thurschim
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Emir Dschelafan Al'Tergaui ibn Thurschim ist der vierte Herrscher des Amhallassih seit dessen novadischer Eroberung und der dritte Emir aus der Dynastie der Saiden. Er gilt den almadanischen Adligen als größter Gegenspieler des zwölfgöttlichen Almadas; seine eigenen Untertanen preisen und fürchten ihn dagegen als Fürst der Gläubigen oder als Vater der Gottgefälligen, um nur zwei seiner zahlreichen Anreden zu nennen.
Äußeres
Der novadische Herrscher ist ein für die Verhältnisse der Wüstensöhne recht groß und schlank gewachsener Mann in den frühen Sechzigern mit edlen Gesichtszügen und geheimnisvoll-durchdringenden schwarzen Augen. Er trägt sein lockiges, mit pflanzlichen Tinkturen schwarzgefärbtes Haar schulterlang und mit Duftölen gesalbt. Als stolzer Spross der Beni Sabah, des mächtigsten und volkreichsten novadischen Stammes des Amhallassih, ist er meist in eine edle Damast-Ausführung der Dishdasha, deren traditionelles Gewand, gekleidet.
An der Brosche seines Turbans prangt mit dem 300karätigen 'Stern von Bab'Amar' einer der größten Almadine, die bislang in Almada gefunden wurden.
Curriculum Vitae
Emir Dschelafan wurde im 207ten Jahr nach Rastullahs Erscheinen als Erbfolger der von seinem Urgroßvater Said Al'Tergaui ibn Charef begründeten Dynastie der Saiden im Palast Djer Al'Mougir zu Amhallah geboren. Sein Vater Thurschim hatte die unter der Regentschaft des Kalifen Abu Dhelrumun zeitweise an die Sippe Al'Harim aus Fercaba verlorene Emirwürde zurückgewonnen. Schon seit seiner frühsten Jugendzeit wurde Dschelafan als erstgeborener Sohn von den besten Lehrmeistern des Emirates in allen Fertigkeiten und Tugenden unterwiesen, die für einen Herrscher unerlässlich sind. Er studierte alle maßgeblichen Schriften der Rechtsgelehrten zu Keft und wurde als junger Prinz eine Zeit lang am Kalifenhof zu Mherwed erzogen.
Da ein guter Fürst in den Augen der Novadis auch im Krieg und im endlosen Sand der Wüste seinen Mann stehen muss, erlernte Dschelafan auch schon in jungen Jahren das Reiten und Säbelfechten, die beide bis heute zu seinen Leidenschaften zählen.
Im Palast zu Mherwed lernte Dschelafan auch den jüngeren Unauer Sultanssohn und Kronprinzen Mustafa kennen, den heutigen Kalifen Malkillah III., mit dem ihn seit diesen Tagen eine enge Freundschaft verbindet. Als Mustafa später die Stämme der Khôm zum Verteidigungskampf gegen die Al'Anfaner Invasoren sammelte, unterstützte ihn Dschelafan mit allen finanziellen und militärischen Mitteln, die das Emirat Amhallassih aufbringen konnte, wo er kurz zuvor die Nachfolge seines Vaters Thurschim angetreten hatte. Dieser war einem vergifteten Granatapfelsalat zum Opfer gefallen war, den ihm ein mutmaßlich von al'anfanischen oder mittelreichischen Spionen gedungener Palastkoch kredenzt hatte.
Die Freundschaft und das Bündnis zwischen den beiden novadischen Fürsten wurde auch bald durch familiäre Blutsbande verfestigt: Mustafa gab Dschelafan seine ältere Schwester Kahirah zur dessen erster Gemahlin, die wie der neue Kalif dem Mannesstamm Rafim Al'Maugirs entsprosste (sie ist die Urenkelin des Eroberers von Süd-Almada, so dass in Dschelafans und Khahirahs Kindern Charim-Said, Agdul und Aiyzeh tatsächlich das Blut Malkillahs II. fließt).
Hatte schon unter den Regentschaften seines Vaters und Urgroßvaters nur ein äußerst fragiler Waffenstillstand mit dem zwölfgöttergläubigen Adel Almadas nördlich des Yaquirs geherrscht, der die heidnische Eroberung seiner südlichen Reichsmark niemals verwunden oder gar anerkannt hatte, so verschlechterte sich das Verhältnis der beiden almadanischen Lande seit den 1020er Jahren immer weiter. Obwohl Dschelafan mit Fhadime Al'Shirasgan eine Angehörige eines uralten Amhallassidisch-Yaquirtaler Magnatengeschlechts zur Zweitfrau genommen hatte (mit der er mit Fachell und Yadail zwei weitere Kinder hat), hatten die Hitzköpfe und Säbelrassler in der almadanischen Nobleza die Nase voll von der zaudernden und desinteressierten Politik Gareths und nahmen die Rückeroberung der während des Novadisturms verlorenen Gebiete selbst in die Hand.
Emir Dschelafan versuchte den drohenden Waffengang zwischen den beiden almadanischen Landen durch Verhandlungen mit dem kaiserlichen Legaten Eslam von Eslamsbad und Punin und Kanzler Rafik von Taladur ä. H. abzuwenden, doch dies war weder im Interesse der rachedürstenden Reconquistadores auf Docenyo-Seite, die mit aus eigenen Mitteln angeworbenen Truppen Omlad und Suk-Baressih angriffen, noch im Sinne der Kriegstreiber auf Seiten der Aramyas. Die kriegerischen Stämme der Uled Beni Seba und der Beni Kadha gaben den Mittelländern mit ihren Razzien und Angriffen auf Dörfer und Castillos jenseits des Yaquirs jede Rechtfertigung, die für einen Krieg notwendig war. Tatsächlich gelang den Docenyos im Rondra 1025 die Rückeroberung Omlads und die teilweise Zerstörung der Flusssperrfeste Ukuban, worauf der Emir erbost die Friedensverhandlungen einstellte. Ein von seinem Sohn Charim-Said, den Dschelafan inzwischen zu seinem Großwesir erhoben hatte, ausgehandelter Stellvertreterkampf im Djafardâl, dem Tal der Dornen, endete mit einer für beide Seiten unklaren Patt-Situation. Die von novadischer Seite mehrmals versuchte Rückeroberung Omlads misslang - nicht nur aufgrund des Heldenmuts der dortigen Defensores, sondern vor allem aufgrund der großen Zerstrittenheit der amhallassidischen Belagerer, die nur auf Außenstehende wie eine loyal dem Emir folgende Heidenschar wirken. In Wahrheit hassen sich viele der Beyim und Sheiks untereinander bis aufs Blut und mit dem mächtigen Bey Keshmal Al'Harim ben Beruddin, seinem eigenen Vetter Mhukkadin Al'Ankhra ben Almuluk oder auch seinem Heerführer Khorim Uchakbar hat Emir Dschelafan gefährliche Machtrivalen und Quertreiber unter seinen eigenen Untergebenen.
Der almadanische Provinzkrieg zwischen den beiden größten Reichen Aventuriens wurde schließlich durch den Frieden von Unau beigelegt, den Eslam von Eslamsbad und Punin mit Kalif Malkillah III. persönlich aushandelte. Omlad verblieb in der Hand der Almadanis und des Kalifen Tochter Tulameth herrscht heute als Cronvogtin in der Stadt, die Emir Dschelafan allzu gerne wieder seinem Einflussbereich einverleiben würde. Da es ihm Pflichtbewusstsein, Freundschaft und Vasallentreue verbieten, die Tochter seines Gebieters gewaltsam aus der Stadt zu vertreiben, denkt er darüber nach, die Blutsbande zur Sippe des Kalifen noch enger zu knüpfen: Charim-Said soll die junge Witwe des Kaisers der Docenyos freien, das sie ja ohnehin dessen eigene Base ist.
Charakter
Beim einfachen Volk des Emirats ist Dschelafan hoch geachtet und als strenger aber gerechter Herrscher anerkannt und gefürchtet - nicht nur unter den Aramyas, sondern auch unter den zwölfgöttergläubigen Fellachen. Es ist bei seinen Untertanen üblich, den Boden vor dem Emir zu küssen. Auch almadanische Magnaten, die als Legaten der Eslamskrone an seinem Hof weilten, bezeichnen ihn einhellig als Mann von großer Bildung und außerordentlich vielfältigen Kenntnissen, der über die Vorgänge in seiner reichen Provinz sehr gut informiert ist.
Da er aber auf den steuerlichen Tribut und die militärische Unterstützung der Städte und Stämme seines Reiches angewiesen ist, bieten ihm mehrere Machthaber mehr oder weniger offen aufmüpfig die Stirn. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es neben dem einmal jährlich zu Amhallah zusammenkommenden Hohen Diwan, dem Staatsrat des Emirates (gewissermaßen das heidnische Pendant zur Landständeversammlung) noch eine weitere, verschwörerische Zusammenkunft gäbe, auf der sich all jene Potentaten ein Stelldichein geben würden, die mit Dschelafans friedfertiger Politik im Argwohn liegen.