YB35 Die Rückkehr der Menschenfresser

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 35
Rondra 1033 BF (5 Hal II.)


Oger beflecken Siegesschild der almadanischen Nobleza[Quelltext bearbeiten]

KÖNIGLICH KHAHIRIOS/KÖNIGLICH KORNHAMMER. Fünf Ehrenmänner haben die Ferkinas in die Berge zurückgetrieben: Der caldaische Junker Boraccio d’Altea zu Aracena, der ragatische Baron Danilo Caerdonnati von Cres, der Bruder des Barons von Yasamir, Burghauptmann Trutz Ida y Toras, und die Waldwachter, Baron León Dhachmani de Vivar y Vivar zu Taubental und Rondrigo de Braast y Braast, Edler zu Deokrath. Diesen fünf tapferen Magnaten hat Almada es zu verdanken, dass Königlich Khahirios und Teile des königlichen Eigenguts Kornhammer von den Ferkinas befreit sind. Allein: Eine Horde Menschenfresser verdirbt ihnen derzeit die Feierlaune.

In aller Eile verließ Dom Boraccio die Landständeversammlung zu Ragath Anfang Praios: Ferkinas, hieß es, seien in Scharen in den östlichen Baronien des Königreichs eingefallen. Dom Boraccio zog mit seiner Hausmacht von zwei Bannern Landsknechten und weiteren eilig angeworbenen Mercenarios gen Königlich Khahirios. Seit dem Tod der Vogtin, Domna Olenga von Khahirios, obliegt dem Junker die commissarische Verwaltung des Lehens. Dom Boraccio sammelte sämtliche Bewaffnete um sich, die er in der Hauptstadt der Baronie antraf und teilte die beinahe 150 Männer und Frauen, die ihm nun unterstanden, in drei Gruppen ein, die er in einer von Norden nach Süden verlaufenden Linie Stellung nehmen und dann gen Rahja marschieren ließ.

Gnadenlos scheuchten die Truppen des Araceners die Bergwilden auf und trieben sie vor sich her nach Osten. Immer wieder kam es zu einzelnen Gefechten, doch die Ferkinas hatten der zahlenmäßigen Überlegenheit und besseren Bewaffnung der Mercenarios wenig entgegenzusetzen. War Dom Boraccio im Efferd 1030 BF noch losgezogen, um drei Hirtenmädchen aus den Händen der Wilden zu befreien, hielt er sich diesmal nicht mit der Befriedung einzelner Dörfer auf und ließ sich auch von jenen Wilden nicht ablenken, die die Truppe durch Geiselnahmen einiger Dörfler auseinanderzureißen versuchten. Der Zielstrebigkeit und Disziplin der Aracener Truppen ist es wohl zu danken, dass die Ferkinas rasch zurückgedrängt werden konnten. Und dennoch wären die Verluste zuletzt wahrscheinlich größer gewesen, hätten die anderen der genannten Magnaten Dom Boraccio nicht unwissentlich Unterstützung geleistet.

Der Elfenbaron von Cres, Veteran des Orken- und des Bethanierkrieges, kam gemeinsam mit anderen Magnaten dem Hilferuf des Königlichen Cronvogts von Kornhammer nach, um ersten Entsatz wider die Ferkinas zu leisten. Von Kornhammer aus zog er zusammen mit seinem einstigen Rittmeister Dom Rondrigo und begleitet von Dom Trutz, Dom Léon und etwa vierzig Bewaffneten nach Norden, um das Wehrdorf Fer Henna von den Ferkinas zu befreien und den wichtigen Außenposten neu zu besetzen.

Die Magnaten waren erst wenige Stunden unterwegs, als sie Brandgeruch wahrnahmen. Wachsam ritten sie weiter. Am frühen Nachmittag scheuchten sie eine Person auf, die vor ihnen tiefer in den Wald floh. Einen Hinterhalt witternd, ließ Dom Danilo die Söldner sich formieren, während einer der Zahori aus dem Gefolge Dom Rondrigos sich auf die Fährte des Flüchtenden setzte. Wie sich herausstellte, war es kein Ferkina: Tatsächlich handelte es sich um eine junge Frau aus dem Waldbauerndorf Tristeza, die vor den Bergwilden geflohen war, als diese zehn Tage zuvor das Dorf überfielen. Sie wusste zu berichten, dass ein Großteil der Dörfler im Wald Zuflucht bei einem Diener Sumus gesucht habe.

Solcherart vorgewarnt ritten die Magnaten vorsichtig weiter. Am frühen Abend erreichten sie eine Anhöhe, von der aus sie auf das Dorf Tristeza am Waldrand hinabblicken konnten. Mehrere der Hütten waren niedergebrannt, die Weiden lagen verlassen da, aber nahe des Flusses lagerte mehr als ein Dutzend Ferkinas. Dom Danilo sandte den Deokrather und seine Eisenwaldgrenzer aus, die im Wald einen Bogen um das Dorf machten, um sich ihm von der anderen Seite aus zu nähern. Mit breiter Front ließ der Elfenbaron nun seine Begleiter gegen die überraschten Ferkinas ziehen. Diese schwangen sich ob der Überzahl der Angreifer eilig auf ihre Bergpferde – und ritten den Eisenwaldern direkt in die Schwerter. Binnen kurzer Zeit waren die Ferkinas überwältigt und gerichtet.

Die Magnaten blieben über Nacht in Tristeza, ließen die Mercenarios die Brände löschen und die toten Dörfler zusammentragen, um sie im Namen Borons zu bestatten. Anderntags ritt man weiter nach Fer Henna. Unterwegs begegneten die Bewaffneten mehrmals einzelnen Ferkinas, die in wildem Galopp Reißaus nahmen, zwei wurden getötet.

Als die Truppe Fer Henna erreichte, schienen die Ferkinas vorgewarnt. Die Späher berichteten, die Tore des Wehrdorfes seien geschlossen, und noch während sich die Magnaten in einiger Entfernung berieten, brachen plötzlich drei Dutzend Wilde aus dem Wald hervor und griffen an, als hätten sie kein Leben zu verlieren. Eine wütende Schlacht entbrannte, in der die Magnaten in dem unwegsamen Gelände und mit den größeren Rössern bald in Bedrängnis gerieten. Als bereits mehrere Söldner tot zwischen den Büschen lagen und eine Lanze Dom Rondrigo am Bein verletzt hatte, rief der Elfenbaron zum Rückzug. Allein: Der einzige Platz, der den Magnaten die Möglichkeit gab, sich zu sammeln, um nicht Hals über Kopf in den Wald fliehen zu müssen und so den Wilden ausgeliefert zu sein, war die Lichtung vor dem Tor Fer Hennas. Auf den Mauern des Dorfes aber standen Schützen der Ferkinas, die nur darauf warteten, dass ihre Feinde sich ihnen näherten.

Da aber wirkte der Elfenbaron einen erstaunlichen Zauber, und mit einem mal leuchteten ihm Haut und Haare sternenhell. „Angriff!“ hieß er die verdutzten Magnaten, aber für einen Moment geschah nichts. Auch wenn die meisten von ihnen bereits vor einigen Nächten Zeugen des gleißenden Elfen geworden waren, schauten seine Begleiter den Creser zunächst mit offenen Mündern an. Die Ferkinas ihrerseits erstarrten, bis einer von ihnen rief: „Al-mada, al-mada!“ Die anderen fielen ein, nur von den Mauern kamen wütende Schreie. Offenbar hatten die Magnaten es mit unterschiedlichen Sippen der Bergwilden zu tun, und während die Angehörigen der einen wild Reißaus nahmen vor dem Elfen, den sie für ihren Mondgott hielten, schossen die anderen geblendet ihre Pfeile auf die Magnaten.

Diese zogen sich auf eine Anhöhe im Wald zurück, um aus der Reichweite der Pfeile zu gelangen, die bereits drei Söldner und einen der Braaster Zahoris niedergestreckt hatten. Auch Dom Léon war getroffen worden, zum Glück aber war die Wunde nicht tief. Bei der Frage, wie das befestigte Dorf einzunehmen sei, kam den Magnaten Tsaiane Drakenstein entgegen. Die einstige Weibelin der Fer Hennaer Mercenarios hatte als eine von nur zweien den Überfall der Ferkinas überlebt und die Unheilsnachricht nach Kornhammer getragen. Sie wusste von einem Geheimgang zu berichten, der von einem der Türme hinaus in den Wald führe. Dom León, von dem es heißt, er sei bereits aus mehr Schlafgemächern entkommen als ein anderer almadanischer Schürzenjäger je betreten habe, erklärte sich bereit, auf diesem Weg in das Dorf zu schleichen.

Nachdem er genaue Instruktionen der Weibelin erhalten hatte, begab sich der Taubentaler Baron auf seine Queste. Es gelang ihm, unbehelligt den Turm zu erreichen und ins Innere des Dorfes vorzudringen. Allein: Das Tor war wohl bewacht, und es gab keine Möglichkeit, die zahlreichen Ferkinas loszuwerden, um es zu öffnen. Wie es ihm dennoch gelang, die Ferkinas auszuschalten, darüber hüllte sich der Magnat in Schweigen, und wir können nur vorsichtige Vermutungen aufgrund der Aussagen verschiedener Zeugen anstellen. Fest steht, dass Dom León, während er noch überlegte, was zu tun sei, von der Schankwirtin Fer Hennas entdeckt wurde. Diese Frau, halb Zahori, halb Ferkina, ist, wenn man den Geschichten über sie Glauben schenken darf, so etwas wie die heimliche Herrscherin des Dorfes, die manche Geheimnisse kennt und der so einige eine Gefälligkeit schulden. Böse Zungen geben der 'Graciosa' genannten, aber eher herben Schönheit noch manch anderen Namen.

Der Abend und die Nacht verstrichen. Doch gerade, als die Magnaten sich zu wundern begannen, ob Dom León sich verlaufen habe oder gar entdeckt worden sei, stand er plötzlich wieder vor ihnen und versprach, dass sie nun ungehindert in das Wehrdorf einreiten könnten. Und wahrlich, als die anderen Doms, gleichwohl misstrauisch, mit den Soldaten und Söldnern vor das Dorf zogen, war niemand auf den Mauern zu sehen, und ein Junge öffnete ihnen das Tor.

Dom Rondrigo fragte den Taubentaler Baron erstaunt, wie ihm dies Schurkenstück gelungen sei, aber jener erklärte mit einem Lächeln, Rahjas Wege seien unergründlich und die schöne Göttin öffne einem so manches Tor. Dom Rondrigo soll erst dem Knaben am Tor und dann Dom León einen erstaunten Blick zugeworfen haben, doch der Taubentaler ließ sich zu keinen weiteren Erklärungen hinreißen.

In Fer Henna hatten die Magnaten leichtes Spiel mit den Ferkinas, denn wie sich herausstellte, litten diese ausnahmslos unter heftigen Beschwerden des Magens und des Darmes und (üb)ergaben sich widerstandslos. Zwei allerdings nahmen sich lieber das Leben, als ihren Feinden in die Hände zu fallen, und der Anführer, hieß es, sei über die Mauer gesprungen und im Wald verschwunden.

Dom Danilo drängte darauf, sicherzustellen, dass sich im Umland des Wehrdorfes keine weiteren Ferkinas befänden, sodass dem Cronvogt von Kornhammer die Befriedung des Nordens mitgeteilt werden könne. Noch einmal ritten die Magnaten aus, und es gelang ihnen, den aus Fer Henna geflohenen Ferkina-Häuptling wieder einzufangen. Weitere der Bergwilden fanden sie nicht, ja, es war verdächtig ruhig in den Wäldern. Den Grund dafür aber sollten die Magnaten erst viel später erfahren, als sie Fer Henna längst verlassen, dem Vogt von Königlich Kornhammer Meldung gemacht und nach Ragath und Punin zurückgekehrt waren:

Dom Boraccio hatte die Ferkinas in Khahirios nach Osten getrieben, ohne dass die Bergwilden größeren Widerstand geleistet hatten. Doch an der - im Wald nicht eindeutig verlaufenden - Grenze zwischen Königlich Khahirios, Königlich Kornhammer und der garetischen Baronie Höllenwall stießen plötzlich etliche Ferkinas aus den Bergen hinzu, und statt weiter zu fliehen, stellten sich die Wilden zum Kampf. Dennoch wären die Söldner wohl überlegen gewesen, wären die Neuankömmlinge nicht von Ogern begleitet worden. Gut ein Dutzend der Menschenfresser tauchten zwischen den Bäumen auf und hielten blutige Ernte unter den Mercenarios.

Allein: Hier spielte das Schicksal Dom Boraccio in die Karten. Mit einem Mal brach eine Unruhe unter den Ferkinas los, und Späher berichteten, dass aus dem Süden weitere Bergwilde sich zu den Kämpfenden gesellten. Als schon die Herzen der Aracener sinken wollten, da wandten sich nicht wenige der Ferkinas von ihnen ab und flohen ins Gebirge. Das Blatt wendete sich wieder zugunsten der Söldner, und Dom Boraccios Männer und Frauen vermochten nun auch die übrigen Ferkinas zu vertreiben und die Oger zu töten.

Manch einer wunderte sich später über den merkwürdigen Zufall, der ihnen zu Hilfe kam. Denn es waren nicht Dom Boraccio und seine Soldaten, die die fliehenden Ferkinas fürchteten. Nein, als sie in Eile in die Berge ritten, sollen sie gerufen haben, die Prophezeiungen hätten sich bewahrheitet: der Mond, der Mond kämpfe aufseiten der Feinde.

Da der Kampf gegen die Menschenfresser nicht ohne Verluste vonstatten gegangen war, sah der Aracener Junker von einer weiteren Verfolgung der Ferkinas ab - zumal eine Ogerkeule ihm selbst den Schildarm zerschmettert hatte. Er befahl die Rückkehr nach Khahirios und Aracena, nicht zuletzt wohl, um sich von dem Überfall der Oger zu erholen.

Der Verdienst der Magnaten steht außer Frage, und doch war ihr Triumph von kurzer Dauer. Dieser Tage erreichen uns weitere Schreckensnachrichten aus den östlichen Baronien: In Kaiserlich Selaque dauert das Rauben und Morden der Wilden an, und nicht wenige der Überlebenden fliehen gen Falado und Schrotenstein. Inzwischen sind Ferkinas aus dem Süden weiter nach Königlich Kornhammer vorgedrungen und haben dort ebenfalls große Verwüstungen angerichtet. Die Burg des Cronvogts, Scheffelstein, auf der Hunderte Zuflucht suchen, soll von der Außenwelt abgeschnitten sein. In Königlich Khahirios aber sind erneut Oger gesichtet worden, die zu Dutzenden über die Dörfer herfallen, um ihren abscheulichen Hunger auf Menschenfleisch zu stillen. Dom Boraccio, heißt es, habe sich von seinem Krankenlager erhoben, um sich den Bestien entgegenzustellen. In Kornhammer und Selaque aber betet man täglich, der Kaiser möge endlich das Heer in die Berge schicken und dem Morden ein Ende machen.

Kovara Londirez, Stadtschreiberin zu Punin