Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 11

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In der Baronie Selaque, 1. Rondra 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

An der Straße nach Grezzano[Quelltext bearbeiten]


Autor: Ancuiras

Morena von Harmamund erhob sich mit steifen Gliedern von ihrem Lager, dass ein gutes Stück vom Wegesrand entfernt lag. Irgendwann war es zu dunkel geworden, um weiter zu reiten, und sie hatten sich, hinter Büschen verborgen, in ihre Decken gehüllt und zur Nachtruhe begeben. An ein Feuer war in diesen unsicheren Landen nicht zu denken gewesen und so hatten sie die nächtliche Kälte des Vorgebirges zu spüren bekommen.

Sie blickte sich um, wo Berengar stecken mochte, und sah ihn wenig später, wie er die Pferde herbei führte.

"Guten Morgen, Wohlgeboren."

"Ob an diesem Morgen oder diesem Tag etwas Gutes ist, wird sich zeigen. Ich hoffe, die Hirten haben uns keinen Bären aufgebunden und wir finden den Heerbann der Gräflichen bald. Ich habe keine Lust, hier lange allein durch die ferkinaverseuchte Wildnis zu streifen!"

"Dann sollten wir bald aufbrechen."

"Was Ihr nicht sagt", schnaubte Morena. "Sattelt und bepackt die Pferde!"

Sie wandte sich ab und ignorierte die hochgezogenen Brauen des altgedienten Condottiere, der aber schließlich ihrer "Bitte" Folge leistete - wenn auch etwas zu widerwillig, wie sie fand.

Wenig später, nachdem sich Morena mit wenig trocken Brot und einem Apfel gestärkt hatte, ritten sie los. Es war noch früher Morgen und das Licht erreichte noch nicht die Straße am Boden des Tales, das sich immer zu einer Schlucht entwickelte. Morena suchte die Hänge über ihr nach auffälligen Bewegungen ab, konnte aber nichts entdecken. Was aber nicht hieß, dass sich dort keine Feinde verbargen. Sie spornte ihr Pferd weiter an; Schnelligkeit war jetzt ihr einziger Schutz.

Sie waren eine gute Stunde geritten, als Berengar vor ihr langsamer wurde und das Zeichen zum Anhalten gab.

"Was ist?", fragte sie nervös. "Habt ihr etwas gesehen?"

Der Condottiere zeigte nach vorne. "Boron soll mich holen, wenn das nicht Stahl ist, was dort vorne gerade im Praioslicht aufgeblitzt ist."

Stahl war gut, befand Morena, denn die Wilden benutzten Steinwaffen. Außer, fuhr es ihr durch den Kopf, sie haben von den Rittern des Ordens Metallwaffen erbeutet.

„Wir sollten vorsichtig sein“, sagte die Junkerstochter. „Vielleicht ist es eine Falle.“

„Vielleicht.“ Die Miene des Condottiere war ausdruckslos. „Lasst es uns herausfinden.“ Ohne ein weiteres Wort trieb er sein Pferd voran und näherte sich der Stelle, wo er das Blitzen gesehen hatte. Kurz darauf traten ein Mann und eine Frau auf den Weg, die Armbruste im Anschlag.

„Wer da?“

Soldaten, keine Ferkinas. Das mussten die Gräflichen sein. Morena schüttelte die Angst ab, die sie die ganze Nacht und den Morgen begleitet hatte, und setzte eine strenge Miene auf, als sie an Berengar vorbei den Wachen entgegen ritt.

„Mein Name ist Morena von Harmamund“, sagte sie; das musste Erklärung genug sein für diese dahergelaufenen Schergen. „Lasst uns durch!“, fügte sie barsch hinzu, als die Soldaten keine Anstalten machten, den Weg freizugeben.

„Wir bringen eine dringende Botschaft Kaiserlichen Marschalls an Seine Hochgeboren Hernán de Aranjuez und Seine Wohlgeboren Rondrigo vom Eisenwalde“, sagte Berengar deutlich höflicher und hielt der älteren Wache das Schreiben mit dem Marschallssiegel hin. Dieser warf einen langen Blick auf das Dokument und gab weiteren Soldaten den Weg aufwärts ein Zeichen.

Wir haben sie gefunden, dachte Morena freudig, und drängte ihr Ross an den Wachen vorbei. Man ließ sie durch bis auf einen Platz, der von mehreren zum Teil verfallenen Hütten und neu errichteten Zelten umgeben war, in denen sich mehrere Dutzend bewaffnete und gerüstete Gestalten regten. Eine schöne Truppe, dachte Morena, aber hoffentlich sind es genug.

Bald waren sie von einem Halbkreis misstrauisch drein blickender Soldaten umgeben. Morena würdigte sie keines Blickes, sondern schenkte ihre Aufmerksamkeit nur den beiden Männern, die sich nun vor ihnen aufbauten. Dom Hernán und Dom Rondrigo.

„Domna Morena, was verschafft uns die Ehre?“, fragte der Baron von Dubios

Kurz hatte sie befürchtet, Dom Hernán würde sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht sofort wieder erkennen. Dies wäre ein Affront gewesen, denn er war schließlich ihr Großcousin, der sie noch aus Jugendzeiten kannte. Die vertrauliche Anrede hielt sie trotzdem nicht für angebracht.

Sie deutete eine Verbeugung an, saß aber nicht ab. „Wir bringen wichtige Weisung des Kaiserlichen Marschalls!“ Im letzten Moment sah sie davon ab, meines Onkels, hinzu zu fügen, denn sie wusste, dass die Anwesenden sich der verwandtschaftlichen Beziehung bewusst waren.

„Von welcher Weisung des Marschalls redet ihr da?“, meldete sich der alte Rondrigo zu Wort. „Wir wurden vom Grafen entsandt, um nach seiner Tochter zu suchen!“

„Dom Berengar!“, sagte Morena und nickte dem Condottiere zu.

Dieser räusperte sich, faltete das Pergament auf und begann mit weit tragender Stimme zu verlesen: „An die Kaiserlichen Vasallen zu Selaque! Im Namen Seiner Kaiserlichen Majestät, Hal des Zweiten von Gareth von Almada, sei Folgendes kundgetan: Seiner Kaiserlichen Majestät ist angesichts der Bedrohung durch die Wilden an der Ostgrenze des Reiches in tiefer Sorge um die Sicherheit des Landes und seiner Menschen. Zugleich vernahm man am Kaiserhof die Kunde einer Fehde zwischen den Magnaten Selaques, welche sowohl den allgemeinen Landfrieden des Reiches als auch den besonderen Frieden während der Feiertage zu Ehren der Vermählung Seiner Kaiserlichen Majestät verletzt und überdies geeignet ist, die Widerstandskraft des Reiches gegen die Gefahr aus den Bergen zu schmälern. Dies zur Unzeit ausgetragene Streitigkeit hat in höchstem Maße den Unwillen Seiner Kaiserlichen Majestät erregt!“

Der Condottiere machte eine bedeutungsvolle Pause, um sich abermals zu räuspern und seine Worte wirken zu lassen. „Im Namen Seiner Kaiserlichen Majestät ordne ich daher an, dass jedwede Kampfhandlung zwischen Magnaten des Reiches von nun an zu unterbleiben hat. Die Kaiserlichen Vasallen sind angehalten, sich in Einigkeit der Gefahr zu stellen, die von den Blutsäufern ins Land getragen wird und alles zu tun, diese Gefahr schnellstmöglich zu unterbinden. Wer aber gegen einen anderen Magnaten mit Waffengewalt vorgeht, ist unter Arrest zu stellen und hat sich dafür vor seiner Kaiserlichen Majestät zu verantworten. Die gegenseitigen Anschuldigungen werden beizeiten vor dem Kaiserlichen Hofgericht geklärt werden, wenn die unmittelbare Gefahr für das Reich gebannt ist.“

Dom Berengar suchte den Blick des Barions von Dubios, um sicherzustellen, dass er dessen ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, denn angesichts der langen Botschaft hatten bereits einige der Soldaten begonnen, mehr oder weniger leise miteinander zu reden. Der Bote des Marschalls sprach im Folgenden noch lauter. „Mit der Durchsetzung des Kaiserlichen Willens und der Abwehr der Gefahren für das Reich und seine Vasallen und Untertanen in Kaiserlich Selaque beauftrage ich den treuen Vasallen der Krone, Seine Hochgeboren Hernán de Aranjuez, den Baron von Dubios. Er handelt fortan mit der Befehlsgewalt der Kaiserlichen General-Commandantur und wird ermächtigt, alle Maßnahmen zu ergreifen, die Ferkinastämme zurück zu schlagen und den Frieden zwischen den Vasallen der Krone wieder herzustellen! Seinen Weisungen, die er im Bewusstsein der ihm auferlegten Verantwortung aussprechen möge, sind von allen in Kaiserlich Selaque befindlichen Vasallen und Streitern Folge zu leisten!“ Die letzten Worte gingen im Raunen der Menge unter, so dass Berengar den Rest nur schnell herunter leierte: „Gegeben zu Punin am achtundzwanzigsten Tage des Herren Praios im fünften Jahr der Herrschaft Seiner Kaiserlichen Majestät. Gwain von Harmamund, Kaiserlicher Marschall des Neuen Reiches.“

Die Soldaten waren in wilde Rufe ausgebrochen, viel diskutierten gestenreich miteinander, was sie da gerade gehört hatten. Rondrigo vom Eisenwalde und die hinter ihm stehenden Ritter schauten konsterniert drein.

Nur Dom Hernán bewahrte, zumindest äußerlich, Ruhe. Mit erhobener Hand trat er an die beiden Berittenen heran und bedeutete seinen Leuten zu schweigen. „Hättet Ihr die Güte, mir das Schreiben zu zeigen?“

Bevor Berengar es überreichen konnte, hatte Morena die Hand danach ausgestreckt. Der Condottiere zögerte einen Augenblick, überließ ihr dann aber das Dokument. Sie saß ab und trat an den Dubioser Baron heran. Sie sprach leise, so dass nur er sie hören konnte: „Ihr seht, Euer Hochgeboren, mein Onkel hat die treuen Dienste nicht vergessen, die Ihr ihm stets und auch in schwierigen Zeiten geleistet habt.“ Morena blickte ihrem Gegenüber tief in die Augen, der einer der wenigen war, die wie Onkel Gwain für den Usurpator Answin von Rabenmund gestritten hatten und heute wieder ein wichtiges Amt oder Lehen bekleideten. „Er vertraut darauf, dass Ihr die Euch auferlegte Aufgabe nicht in einem Sinne ausüben werdet, der den Interessen unserer gemeinsamen Familia, der Harmamund, zuwiderläuft.“


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Ich verstehe“, nickte der Baron und Junker knapp. Wer nun erwartet hatte, Zufriedenheit oder Freude ob der hehren Aufgabe und des damit einhergehenden Vertrauensbeweises im Antlitz des Aranjuezers zu sehen, sah sich getäuscht. Tatsächlich konnte man meinen, dass sich seine Lippen für einen kurzen Augenblick hart aufeinander gepresst hatten, doch mochte dies auch ein Spiel der Schatten gewesen sein, hervorgerufen vom flackernden Schein der Fackeln.

„Wir erwarten noch Dom Gendahar von Streitzig, der morgen in aller Frühe hier eintreffen wird. Weiters sind noch einige meiner Leute nicht zurück. Ich werde mich gleichfalls morgen auf die Suche machen, rechnet also damit, dass wir noch ein oder zwei Nächte hier in Grezzano lagern, Domna Morena. Solange steht Euch selbstverständlich mein Quartier zur Verfügung, wenn es auch freilich nur von bescheidener Natur ist.“ Ein kurzer Wink und einer seiner Untergebenen trat heran, um die beiden Neuankömmlinge eben dorthin zu geleiten.

Er selbst schien sie nicht begleiten zu wollen. Es gab viel zu bedenken, und abermals vermisste er seine Vertrauten, mit denen er sich hätte beratschlagen können. Es war gerade der alles andere als subtile Hinweis seiner entfernten Verwandten, der ihn grübeln ließ. Gewiss bedurfte das gute Verhältnis, das er zum Marschall pflegte keiner Erinnerung, immerhin war er bereits wieder bei der Verteidigung von Omlad dessen Adjutant gewesen, und auch während der Zeit im Yaquirbruch war der Kontakt nie abgerissen. Umso mehr Argwohn war angebracht, wenn man daran zweifeln durfte, dass diese letzten Worte tatsächlich von Gwain von Harmamund selbst stammten, zumal sie auch in teilweisem Widerspruch zur eigentlichen Order standen. Dass ihn dies alles fernab der Ferkinagefahr aufgrund von Verwicklungen und Beteiligungen in eine unangenehme Lage brachte, konnte sein alter Vorgesetzter nicht wissen, doch mochte das alles dennoch nicht recht zusammen passen.



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 11