Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 16

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Im Raschtulswall, 28. Praios 1033 BF

In den Höhlen unter dem Djer Kalkarif


Autor: SteveT

"Was machen wir hier eigentlich?", folgte Moritatio den schweren Atemstößen des Streitzigs in der Dunkelheit, der mühsam den alten Heiler vorwärts durch das Gangsystem der weitläufigen Höhle schleppte. "Wir folgen einem verrückt gewordenen Hund, ohne jeden Funken Verstand, und einer vorlauten Göre, die ständig alles besser weiß. Wir hätten ganz vorne am Eingang auf Richeza warten sollen, falls sie unsere Nachricht findet. Wie soll sie uns hier in diesem weitverzweigten Labyrinth finden, wenn nicht der Köter mit seinem Gekläff dafür sorgt, dass uns die Ferkinas ohnehin schon vorher entdecken?"


Autor: Simanca

So ging es doch gleich viel besser, auch wenn es hier unten genauso duster war, wie bei ihrem ersten Forschungsgang in der Höhle. Doch Raffzahns buschigen Schweif vor sich, der ihr immer wieder weich durch das Gesicht fuhr und ihr versicherte, dass der große Hund noch da war, erleichterte sie ungemein. Mit dem Hund an ihrer Seite fühlte sie sich gleich sicherer. Jedenfalls mehr, als mit den beiden Männern im Rücken. Diese mochten ansonsten ja gewandte Fechter sein, im Moment hörte sie aber viel mehr, wie sie sich mühsam und wenig gelenkig durch die immer wieder eng zusammenrückenden Felswände kämpfen mussten.

Ha! Da war es durchaus von Vorteil, wenn man klein und flink war und zuweilen wusste, wann man den vorlauten Schnabel halten sollte. Genau das wäre ihr gerade von Raffzahn auch lieber gewesen. „Pscht, he, Hund! Raffzahn!“ Sie griff nach vorne, bekam eine Hand voll buschigen Fells zu fassen und zog daran. „Still hier unten! Willst du denn, dass die ganzen Ferkinaken uns hören? Dann gibt’s zum Abendessen Raffzahnbraten und danach Filet vom Tiefländer!“, tuschelte sie ihm leise zu.

Ein leises, wie sie meinte verständnisvolles, Winseln war die Antwort. Das Kläffen verstummte und wurde zu einem unterdrückten Wuffen und Grollen.

„Weiter Raffzahn, braver Junge!“, umschmeichelte sie den Hund und schob ihn ermunternd gegen die Hinterläufe, dass er sich weiter voran zwängte. Hinter sich hörte sie wieder die beiden Männer sich vorwärts kämpfen und dazwischen Tsacharias gepeinigtes Stöhnen.

Durch dunkle Höhlen zu kriechen, ohne genau zu wissen, was als nächstes kam, entpuppte sich als anstrengender, aber auch aufregender, als man in den Abenteuern zu hören bekam. Was, wenn sich jetzt ein Abgrund vor ihnen auftäte? Dann würde ja der arme Raffzahn als erstes … nein, der Hund spürte so etwas sicher eher, als ein Mensch.

Sie hörte, wie Raffzahn vor ihr langsamer wurde und kroch vorwärts, tastete nach ihm und stieß mit der Hand über ihm an einen herabhängenden Felsen. Bei allen Zwölfen, Dom Gendahar und Dom Moritatio würden sich noch den Schädel einrennen. Sie tastete weiter und fand eine Felsspalte, in die sie einen Stofffetzen zwängte.

„Vorsicht da hinten, hier vorne hängt ein Felsstück herab, tastet nach dem Stofffetzen und dann duckt euch!“, wisperte sie ins das Dunkel hinter sich und konnte nur hoffen, dass die beiden leise vor sich hin schimpfenden Männer, sie auch verstanden hatten. Männer, dass die auch nie still sein konnten! Wie die Gockel!

Sie duckte sich selbst und krabbelte flink unter dem Felsen hindurch, der nicht einmal ihren Rücken berührte. Dafür tropfte ihr kaltes Wasser hinten in den Kragen des Hemdes, was ihr ein wenig heldenhaftes Quietschen entlockte. Erschrocken hielt sie sich den Mund zu. Raffzahn gab einen fragenden Laut von sich und hielt inne, bis sie ihn am Schweif zog und er mit einem bestimmenden „Wuff“ weitertrabte. Da sollten auch zwei muskulöse Männer gut drunter durch passen, befand sie und richtete sich auf.

Ob all dieser Gedanken wäre ihr fast entgangen, dass sie sich nicht nur hatte aufrichten können, nein, sie konnte in der Dunkelheit schemenhafte Umrisse ausmachen. War ihre Nachtsicht auf einmal um so vieles besser geworden? Nein, eher … musste es hier unten irgendwo eine Lichtquelle geben. Vorsichtig bewegte sie den Kopf hin und her, um auszumachen, hinter welcher Biegung es heller wurde. Leises Tropfen von Wasser gesellte sich hinzu. Ein Rinnsal oder eine Quelle?

Durchdringend drang Raffzahns drohendes Knurren an ihr Ohr und sie spannte sich an, als der Hund sie weisend an der Hand berührte. Jemand war hier unten und beobachtete sie, und Raffzahn mochte diese Person überhaupt nicht. Etwa der Mann, den sie zuvor hier herunter hatten verschwinden sehen? Zaida schluckte und schloss die Hand sich versichernd um den Griff des Dolches.


Autor: von Scheffelstein

Aureolus fluchte innerlich. Der Hund kam näher. Ab und an hörte er ihn bellen, und schließlich vernahmen seine durch das elfische Erbe geschärften Ohren das Kratzen seiner Krallen auf dem Steinboden. Lautlos zog Aureolus sich tiefer in die Dunkelheit eines Seitenganges zurück. Doch der Nase des Hundes würde er nicht entkommen können. Was, bei den Niederhöllen!, wollte der Köter hier? Und er war nicht allein: Aureolus hörte ein Wispern und Stöhnen, das von den Wänden widerhallte. Mindestens zwei Menschen waren dort. Das fehlte ihm gerade noch! Aber die Töle war zunächst seine größte Sorge, die musste er zuerst loswerden.

Aureolus hob die Faust und wartete, bis das Knurren des Hundes so nah war, dass er sich sicher war, dass das Biest an der Biegung des Ganges stand – in Sichtweite also, hätte man etwas gesehen. Aureolus konzentrierte sich auf die Laute des Hundes, ortete ihn in der Dunkelheit, formte den Spruch in seinem Geist, dann lautlos mit seinen Lippen: Horriphobus! Seine Faust schnellte in Richtung des unsichtbaren Tieres.

Das panische Aufheulen des Hundes zeigte ihm, dass der Zauber wirkte. Kreischend, als litte er Höllenqualen, preschte der Hund in die Finsternis davon, dorthin, wo er hergekommen war. Aureolus hörte es Poltern und Scheppern und das Fluchen eines Mannes, während er dem sich rasch entfernenden Tier nachlauschte. 'Kommt nur her!', dachte er grimmig, während er sich seinen Stab in ein Seil verwandeln ließ und ihm befahl, sich an einem Vorsprung in der Höhe festzumachen, den er vor dem Erlöschen der Fackel gesehen hatte. Gewandt zog sich der junge Zauberer am Seil nach oben, legte sich bäuchlings auf den Felsvorsprung und holte das Seil ein. Mal sehen, wer da kam, und wie er das Wissen für sich nutzen konnte ...


Autor: Simanca

Von Raffzahns urplötzlichem Gejaule und Rückzug gleichermaßen überrascht, hatte Zaida nicht mehr rechtzeitig beiseite springen können und war von dem massigen Hund umgerannt worden. Mehr aus Reflex hatte sie noch versucht, ihn an der Rute zu packen und am Wegrennen zu hindern, doch mehr als ein Büschel Fell in Händen hatte ihr das nicht eingebracht.

Leise ächzend setzte sie sich auf und besann sich dann. Wenn irgendetwas da vorne Raffzahn so in Angst versetzen konnte, dann wollte sie diesem Etwas sicher nicht allein gegenübertreten. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht sehen konnte, was es und wo es war. Mit diesem Gedanken schob sie sich eilig zur Seite und zuerst in die Deckung des Felsens der Gangbiegung und dann langsam weiter zurück.

So panisch hatte sie noch keinen Hund erlebt, noch nicht einmal diesen alten Angsthasen von Jagdhund, der bei ihnen daheim dem Waidmann Jacobo gehört und der sogar Angst vor seinem eigenen Schatten hatte und daher immer nur zur Mittagsstunde auf die Hatz geschickt wurde.

„Was machen wir denn jetzt? Da vorne leuchtet es so blau und grünlich und ich höre Wasser tropfen. Ist das vielleicht die Höhle, zu der wir müssen? Oder sollen wir lieber wieder zurück?“ Ihre gedämpfte Stimme klang nervös und sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, als sie sich wieder zu den drei Männern gesellt hatte. So ganz ohne Raffzahn fühlte sie sich nicht mehr ganz so tapfer und rückte unwillkürlich näher an Dom Gendahar heran. Der war zumindest nicht so mieseboronisch wie Dom Moritatio. Nunja, Nomen est irgendwas oder so.

Erwartungsvoll sah sie von einem der beiden Männer zum anderen.


Autor: von Scheffelstein

Statt Dom Gendahars, der sich beim Versuch, dem anstürmenden Hund auszuweichen, den Kopf gestoßen hatte, und Dom Moritatios, den Raffzahn über den Haufen gerannt hatte und der sich fluchend aufrappelte, antwortete Tsacharias Krähenfreund:

"Ja, mein Kind. Das ist die Höhle dort vorne." Der Alte schien noch immer sehr schwach. "Bringt mich dorthin. Keine Angst", sagte er zu Zaida und tastete im Zwielicht nach ihrem Gesicht, um es etwas unbeholfen zu tätscheln. "Raffzahn ist ein Feigling. Wahrscheinlich haben ihn die Geister erschreckt."

"Die Geister?", fragte Moritatio wenig erfreut von hinten, während Gendahar sich mit seiner Last vorwärts bewegte.

Kurz darauf kamen sie an eine Abzweigung. Der Gang führte weiter geradeaus in die Dunkelheit. Von rechts wurde es allmählich heller. Auf Tsacharias' Anweisung bogen sie dorthin ab. Bald tauchten in der Decke des Ganges vereinzelt kleine leuchtende Steine auf, die ein bläuliches und bald grünliches Licht von sich gaben. Der Gang wurde breiter und höher, sodass auch die Männer nicht mehr die Köpfe einziehen mussten. Statt der grünlichen Steine tauchten immer mehr orangene auf, bis der Tunnel endlich in eine sehr große Höhle mündete, in der Hunderte winziger Steine ein warmes Zwielicht spendeten. Wasser bedeckte die hinteren zwei Drittel der Höhle. Irgendwo rechts plätscherte ein Rinnsal, das den See speiste.

"Dorthin", wies Tsacharias über die Schulter Dom Gendahars auf einen flachen Felsen, der in den See hineinragte. Der Streitzig, der seit dem Begräbnis seiner Base sehr still geworden war, setzte den alten Mann vorsichtig auf dem Felsen ab.

"Haltet ein!", rief der Alte plötzlich lauter, als er es den ganzen Tag über gewesen war. Dom Gendahar starrte ihn an, aber der Ruf galt nicht ihm, sondern dem jungen da Vanya, der sich soeben anschickte, die Hände ins Wasser zu tauchen, um den Staub abzuwaschen. "Berührt das Wasser nicht!"

"Was soll das nun wieder?", grollte Moritatio.

"Seid vorsichtig!", erklärte der Krähenfreund. "Verärgert die Geister nicht! Dies ist ein mächtiger Ort. Und ein gefährlicher. Tretet vom Wasser zurück!"

Als die anderen ihm, mehr oder weniger widerwillig, Folge geleistet hatten, verschränkte er die Beine im Elfensitz, legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Knie, Daumen und Zeigefinger aneinandergelegt, und schloss die Augen. "Setzt euch", sagte er sacht, "und tut mir nach." Doch er achtete nicht mehr auf die Männer und Zaida und verfiel in Schweigen. Hätte sein Brustkorb sich nicht leicht gehoben und gesenkt, hätte man glauben können, er sei erstarrt oder gestorben.

Leichter Nebel stieg über dem See auf, und das Licht der Leuchtsteine brach sich in den Tröpfchen. Bald flimmerte und funkelte der Dunst in allen Farben des Regenbogens, das Wasser benetzte die Haut des Alten und ließ sie jünger und frischer aussehen. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu – bis die feinen Tropfen Haare und Kleider auch der Männer und des Mädchens bedeckten. Das kühle Wasser kitzelte auf der Haut und wirkte belebend.

Als der Alte erneut zu sprechen begann, war seine Stimme warm und ruhig und strahlte einen Frieden aus, der die Sorgen der letzten Tage ein wenig unbedeutender erscheinen ließ.

"Ihr guten Geister, ihr friedlichen Seelen", sprach er. "Wir kommen an diesen Ort, der euch heilig ist, als eure Gäste. Lasst von eurem Zorn und begegnet uns mit Gleichmut. Respektiert unsere Not, wie auch wir eure Ruhe respektieren. Wir bitten euch, die ihr an diesem Ort wacht: Lasst uns gewähren in Demut vor den Kräften, die hier waren von Anbeginn, mit denen ihr eins geworden seid und die hier sein werden, bis die Zeit für den Wandel gekommen ist. Tsa schenke euch ein neues Leben, wenn es an der Zeit ist."

Dann tauchte er behutsam seine Hände ins Wasser, zeichnete sich mit dem Zeigefinger den Kreis des Lebens auf die Stirn, schöpfte etwas Wasser und trank davon. Ein paar Mal atmete er mit geschlossenen Augen langsam ein und noch langsamer wieder aus, dann winkte er Zaida, ihm sein Bündel zu bringen und entnahm ihm eine Kalebasse, die er behutsam ins Wasser tauchte.

"Setzt Euch", bat er Dom Gendahar und wies auf einen Stein in der Nähe. "Ich will mir Eure Wunde ansehen." Als der Streitzig erstaunt die Augenbrauen hob, lächelte der Alte. "Ihr bewegt den Arm, als hättet Ihr Schmerzen. – Oh, das sah mal schlimm aus," sagte er, als der Vogt sein Hemd geöffnet hatte. Die knochigen Finger des Mannes tasteten Dom Gendahars Schulter ab, dann hieß er den Mann, sich zurückzulehnen und goss etwas Wasser aus der Kalebasse über die Wunde. Es war keine offenkundige Veränderung zu erkennen, doch die Behandlung schien dem Streitzig nicht unangenehm zu sein.

Schließlich griff Tsacharias nach Zaidas Hand, drückte sie und hielt dem Mädchen lächelnd die Kalebasse hin. "Fülle sie erneut für dich und den jungen Mann. Sei sacht und bedenke, dass jeder Tropfen ein Geschenk ist, das uns gewährt wird. Erfülle beim Schöpfen deinen Geist mit Frieden und danke den Geistern für ihren Großmut."


Autor: Simanca

Die wundersame Höhle mit dem geisterhaften Leuchten hatte Zaidas Gesicht in kindlichem Staunen erstrahlen lassen. Überraschend still für ihr Wesen, hatte sie sich zu Tsacharias und Dom Gendahar gesetzt und neugierig verfolgt, wie der Alte dieses vielgelobte Wasser über die Verletzung am Arm des Streitzigs goss. Ein klein wenig enttäuscht war sie, als man nicht gleich eine wundersame Heilung sehen konnte. Nun, die Geister wirkten wohl lieber im Verborgenen. Verstohlen sah sie sich in der Höhle um und suchte, ob sie denn irgendwo eine geisterhafte Erscheinung ausmachen konnte?

Auch als Tsacharias ihr mit mystischen Worten, die sie sich fest vorgenommen hatte zu befolgen, die Kalebasse in die Hand drückte, suchte sie noch. Fast hätte sie leise gesummt, als sie sich vorsichtig an das Wasser kniete und die Kalebasse wie angetragen vorsichtig füllte. Ihr Blick wanderte hinab zur Wasseroberfläche und kurz war ihr, als habe sie in den leichten Wellen, die das eintauchen des Gefäßes in das Wasser ausgelöst hatten, etwas gesehen. Doch als sie genauer hinschaute, war es verschwunden. Nichts mehr, nur das leichte Kräuseln der Wasseroberfläche, das ihr Gesicht widerspiegelte. Sie grinste, als sie die Eidechse sah, die sich mittlerweile aus ihrem Kragen herausgearbeitet und jetzt auf ihrem Kopf Platz genommen hatte.

„Na, gefällt es dir? Ich soll dich wohl besser hier lassen, hm?“

Die Entscheidung der Eidechse überlassend, stand sie auf und trug die Kalebasse vorsichtig hinüber, dorthin wo Moritatio saß. Ausnahmsweise verspürte sie wenig Groll oder Unwilligkeit, als sie sich zu ihm gesellte und ihm mit einem aufmunternden Lächeln das wundersame Wasser hin hielt.


Autor: SteveT

"Danke!"

Moritatio nahm ihr die Kalebasse ab und setzte sie an die Lippen, um probeweise einen Schluck daraus zu nehmen. Bei den Geistergeschichten des Alten hatte er zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe gezogen. In seiner Einsamkeit war es verständlich, dass der Heiler so manche Geschichte erfand, um sich selbst damit zu unterhalten. Aber er hatte nicht die Absicht, als willfähriges Publikum bei der Uraufführung dieser Mären zu lauschen - die sollte der Alte lieber seiner genauso versponnenen Schwester oder dem selten dämlichen Hund erzählen.

"Wenn es hier drinnen sicher ist, bleiben wir am besten noch ein paar Stunden hier und ruhen aus – auch, um zu sehen, ob Richeza meine Nachricht gefunden hat und auftaucht. Große Hoffnungen habe ich allerdings nicht – genauso wenig wie dafür, dass wir den vermissten Jungen oder Eure Comtessa noch aufspüren. Vielleicht sollten wir doch besser umkehren und ins Tal zurückkehren - ich habe eine Baronie zurückzugewinnen und zunächst einmal meinen Hofdienst in Punin wieder anzutreten. Und Ihr werdet Eure Familia über den Tod Domna Fenias in Kenntnis setzen müssen", fügte er bedrückt in Richtung Dom Gendahars hinzu.


Autor: Simanca

Noch immer beeindruckt von den Erscheinungen der Geisterhöhle, hatte sich Zaida zwischen Dom Gendahar und Dom Moritatio wenig damenhaft auf den Boden plumpsen lassen. Nun wanderte ihr Blick von dem wundersamen Leuchten hinüber zu Moritatio, der einmal mehr in seiner düsteren Stimmung verhaftet war - die ihr hier unten jedoch zutreffender als je zuvor erschien.

Mit dumpf brütendem Gesichtsausdruck überlegte sie erst ein Weilchen hin und her. Dann: "Sollten wir nicht auch am Zugang der Höhle noch eine Nachricht hinterlassen? Wir haben selbst Tsacharias als Führer gebraucht, den rechten Eingang zu finden, wie soll es da ihnen gelingen, uns hier aufzuspüren? Schlimmstenfalls laufen sie einfach an uns vorbei ..."

Nun auch bekümmert, stützte sie das Kinn auf die Knie und schaute von Moritatio zu Gendahar. Diese boronische Stimmung mochte sie gar nicht, doch dagegen kam sie gerade jetzt - müde und von Moritatios Düsternis bewegt - nicht an. Unauffällig rückte sie etwas näher an den edlen Streitzig heran.


Autor: von Scheffelstein

"Es ist wahr", sprach Tsacharias Krähenfreund, an Moritatio gewandt. "Hier unten wird uns Eure Base nicht finden. Ihr solltet hinaufgehen und ihr eine Nachricht hinterlassen, das Kind hat recht." Freundlich legte er Zaida die Hand auf den Kopf. "Geh mit ihm, meine Liebe, und schau, ob du Raffzahn wiederfindest. Der dumme Junge verläuft sich sonst noch. Bring ihn herunter, ich werd' ihn lehren - sich einfach vor den Geistern zu fürchten! Und nehmt euch ein Licht mit!"


Autor: Ancuiras

Der Thangolforster ließ die Behandlung des wundersamen Alten gleichgültig über sich ergehen. Es war offensichtlich, dass er dem Wasser eine besondere Kraft zumaß, doch was Tsacharias damit genau bewirken wollte, war Gendahar schleierhaft. Um so größer war die Überraschung: Sobald ihn das Höhlenwasser benetzte, spürte er, wie eine Last von ihm genommen wurde und verloren geglaubte Kraft und Zuversicht in ihn zurück strömte. Ungläubig schaute er auf seine Schulter: Auch wenn man von außen nichts sah, die Veränderung war überaus erstaunlich. Erst jetzt, wo der Schmerz von ihm abfiel, spürte Gendahar, wie stark ihn die Schulterverletzung noch beeinträchtigt hatte.

Er hatte die Schmerzen verdrängt, genauso hatte er jeden Gedanken an Rominas Schicksal verdrängt hatte. Der Anblick der entstellten Leiche Fenias, seiner Cousine, hatte ihn schwerer mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Er hatte schon viele Tote gesehen, vor allem bei der Schlacht von Morte Folnor, aber das war etwas anderes gewesen. Es war nicht der Ekel, der ihm die Kehle zugeschnürt und den Magen verdreht hatte, sondern die Angst, wen sie noch in diesem furchtbaren Zustand auffinden würden…

Er schüttelte die düsteren Gedanken ab. Seit Beginn der Kampagne der Rossbannerordens in den Raschtulswall war alles fehlgeschlagen. Der Orden niedergemetzelt, Romina-Alba entführt, Richeza verschwunden und Fenia, die er von Kindesbeinen an kannte, von Harpiyen zerhackt! Keine von ihnen hatte er helfen oder gar schützen können - er, der soviel auf seine Kampfeskunst und seine Erfahrenheit in vielerlei Dingen hielt. Das alles nutzte ihm hier gar nichts; im Raschtulswall herrschten ganz offenbar andere Gesetze als im lieblichen Yaquirtal. Seine Ohnmacht – ein Gefühl, das er in dieser Stärke noch nie erlebt hatte – hatte ihm allen Muts beraubt. War ihre Suche nicht ohnehin zum Scheitern verurteilt, wo sie von den Zwölfen verlassen waren? Wortkarg und mürrisch, wie es sonst so gar nicht seine Art war, war er den anderen gefolgt und hatte alle Entscheidungen diesem Milchbart Moritatio überlassen oder dem greisen Krähenfreund. Doch diesem war es nun mit ein paar Spritzern Wasser gelungen, die Streitzig’schen Lebensgeister wieder zu erwecken!

Noch zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken vergaß er, dem Alten seinen Dank zu bekunden. Er horchte erst auf, als sich Moritatio und Zaida erhoben, offenbar um Tsacharias’ Vorschlag zu folgen, sich zum Höhlenausgang zu begeben und nach Richeza Ausschau zu halten. So schnell, dass ihn kurz schwindelte, sprang der Thangolforster auf. „Wartet!“ Sein Ruf hörte sich merkwürdig dumpf an und schien von der Oberfläche des Höhlensees verschluckt zu werden. „Wir sollten nicht den gleichen Fehler begehen wie Richeza. Ich meine wir sollten uns nicht abermals trennen.“ Er blickte von einem zum anderen. „Lasst uns gemeinsam hinauf gehen. Oder hält Euch noch etwas hier, alter Freund?“


Autor: von Scheffelstein

Tsacharias Krähenfreund hob erstaunt den Kopf, als Dom Gendahar so unvermittelt aufsprang. "Was habt Ihr vor?", fragte er. "Wollt Ihr auf seine ... Eure", nickte er Mortatio zu, "Base warten? Bedenkt: Dort oben ist es nicht sicher. Hier unten werden wir uns vor keinen Ferkinas fürchten müssen. Bis auf ihren alten Schamanen wagt sich niemand hierher. Und Harpyien begegnen wir hier erst recht nicht. Oder wollt Ihr weitergehen, um nach der Domna und dem vermissten Knaben zu suchen? Nur wo? Wenn Eure Verwandte die Nachricht findet, die wir ihr hinterließen, und wir sind nicht mehr hier, so schwindet die Aussicht, sie in diesem Leben wiederzusehen, mit Verlaub."

Der alte Mann blickte auf den See, den Regenbogen, den das Licht der leuchtenden Steine auf die feinen Wassertropfen in der Luft zauberte. Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Geht nur hinauf", sagte er. "Doch kehrt besser zurück, wenn es dunkel wird. Ich werde hier auf Euch warten. Ach, und Mädchen," drehte er sich nach Zaida um. "Wenn du Raffzahn nicht in der Nähe findest, suche nicht weiter. Der alte Streuner ist noch immer zurückgekehrt! Gib auf dich Acht! Tsa segne Euch!" Damit wandte er sich dem See zu, legte die bloßen Füße auf seine Knie, formte mit Daumen und Zeigefingern Kreise und schien in eine andere Welt einzutauchen. Sogar sein Atem ging plötzlich so langsam, dass es den Anschein hatte, als sei er zu einer Statue geworden. Die Stille um ihn herum schien zuzunehmen, und das leise Plätschern der Quelle und die eigenen Schritte erschienen den Adligen mit einem Mal laut.


Autor: Simanca

Kaum das der heiß verehrte Dom Gendahar gesprochen hatte, beschloss Zaida auch schon, Dom Moritatio aus seiner unangenehmen Lage zu befreien, eine Entscheidung fällen zu müssen, denn sie trabte wild entschlossen schon einmal los in Richtung Ausgang der geheimnisvollen Geisterhöhle … das würde sicher einen netten Titel für eine Novella hergeben …

…in derlei Gedanken versunken, konnte Zaida gerade noch einmal rechtzeitig bremsen, als Tsacharias Krähenfreund das Wort ergriff. Leise vor sich hinschmollend und auch ein wenig grummelnd, wartete sie auf dessen Ansprache hin also darauf, dass sich die Männer ihr am Höhleneingang anschlossen.

„Dom Gendahar, Dom Moritatio… bitte, so kommt doch endlich, ehe…“ Schlagartig verstummte sie, als man von weiter oben aus dem Höhlensystem jetzt laute Schreie hörte. Und auch wenn sie nur verzerrt durch die Gänge zu ihnen drangen, so hätte sie doch beschwören mögen, dass dies ein Kind war, das da vor Schreck und Schmerz brüllte. Ohne sich noch einmal zu den beiden umzuwenden schnappte sie sich die nächste Lichtquelle, hielt sie so, dass sie nicht selbst davon geblendet wurde und setzte sich eilig in Bewegung. „Mir nach!“ Hoffentlich war Domna Romina auch irgendwo dort... hoffentlich lebte sie noch! Besorgt biss sich die kleine Waldwachterin auf die Unterlippe.


Autor: Ancuiras

"Gerade weil es dort oben gefährlich sein könnte, will ich die beiden ja nicht allein gehen lassen", sprach Gendahar eher zu sich selbst, da der Eremit schon in einer eigenen Welt zu sein schien. Kopschüttelnd betrachtete der Vogt die stille Szenerie. Komischer Kauz! Aber er wusste, wie er die Kräfte der Natur nutzen konnte, das hatte Gendahar am eigenen Leib gespürt ...

In diesem Moment hörte er die Schreie, dann den Ruf des Mädchens. "Zaida, warte! Es könnte gefährlich ... He! Willst du wohl hier bleiben?" Bei den Zwölfen, die Kleine hatte sich auf und davon gemacht und war in dem Tunnel verschwunden. Fluchend rannte er hinterher, bemüht, sich nicht den Kopf zu stoßen. Eigentlich sollte er immer noch schneller als diese kleine Göre sein, zumindest über längere Strecken, aber in diesem Höhlensystem war Wendigkeit weitaus wichtiger.

Die Schreie wurden lauter und schienen nun nicht mehr weit weg zu sein. Gendahar zog den Degen und rannte um die nächste Biegung ...


Autor: Simanca

Von einer plötzlichen Eingebung gebissen – oder mochte es die kleine Maus gewesen sein, die sie in der Höhle adoptiert und in der Hosentasche geborgen hatte und welche sich jetzt zwackend bemerkbar machte und zu der Eingebung führte, das mochte Zaida so im Nachhinein nicht mehr ganz zu beantworten – blieb sie abrupt stehen, ehe sie um die Biegung dem Namen derselben folgend biegen konnte, hinter welcher sie die Quelle der Schreie und anderen Laute vermutete.

Womöglich hockten dort ja einige Ferkinas und quälten ein Kind, um sie damit aus ihrem Versteck zu locken. Zuzutrauen war es den Mördergesellen sicherlich. Jedenfalls wollte sie keinesfalls einfach so in eine böse Überraschung hineinlaufen, derweil sie dafür sorgte, dass eben dies dem hinter ihr her stürmenden Gendahar passierte, der das Fluchen zwar mittlerweile eingestellt haben mochte, ihr dafür jetzt aber unabsichtlich in die Hacken trat, als er sich nach dem letzten tiefhängenden Felsen aufrichtete und zu orientieren suchte.

Obschon die kleine Waldwachterin eilig die Hand vor den Mund presste, entschlüpfte ihr doch ein leiser Schmerzenslaut. Ein rascher Blick über die Schulter zurück zeigte ihr, dass der von ihr so angebetete Fechtmeister ein wenig so dreinblickte wie ihre Mutter es zu tun pflegte, wenn sie nicht ganz mit den Ideen und deren Umsetzungen des Töchterchens einverstanden war. Nun galt es, sich nicht ins Levthanshorn jagen zu lassen, nein, dieser Vorstellung verweigerte sie sich nun doch und suchte stattdessen dem ein wenig mitgenommen wirkenden Streitzig mit kurzen Gesten deutlich zu machen, was sie vorhatte. ddd Auch das düstere Gesicht des Streitzigs konnte sie nicht von dem Vorhaben abbringen. Sie war klein und wendig, Moritatio und Gendahar hingegen mussten mit ihren wohltrainierten Schultern aufpassen, dass sie nicht an den engeren Stellen der Gangwände hängen blieben, wenn sie sich energischer bewegten.

So ließ sie sich rasch auf die Knie nieder, warf die Fackel um die Ecke und spähte – in der Hoffnung wer auch immer dort im Dunkeln lauere würde von dem plötzlichen Licht ausreichend geblendet sein, sie nicht sofort anzugreifen – um die Ecke.


Autor: Ancuiras

Gendahar unterdrückte einen Fluch, als er in gebückter Haltung auf die kleine Zaida auflief, sich unwillkürlich aufrichtete und dann noch den Kopf stieß. Der Wildfang konnte von Glück reden, dass er sie nicht mit dem Degen aufgespießt hatte! Er riss sich zusammen, keinen Laut von sich zu geben, waren sie doch schon ganz nah von der Stelle, wo die Schreie her kamen. Stattdessen setzte er eine grimmige Miene auf und schickte sich an, sich an dem Mädchen vorbei zu schieben, als diese zu gestikulieren anfing und sich auf den Boden warf. Zu Gendahars Entsetzen warf sie die Fackel vor sich, so dass jeder, der draußen stand, sie entdecken musste!

Mit einem Stoßgebet an Hesinde entschloss sich der Vogt, in Deckung zu bleiben, um noch eine gewissen Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Er signalisierte Dom Moritatio hinter ihm, Selbiges zu tun.


Vor der Höhle unter dem Djer Kalkarif


Autor: Romina Alba

Golshan blieb unvermittelt und wie angewurzelt stehen. Romina von Ehrenstein-Streitzig lief auf sie auf, taumelte und stieß sich den verletzten Arm an einem Felsvorsprung. Schmerz, Angst und Erschöpfung ließen sie laut aufstöhnend in die Knie gehen, sie wollte sich festhalten und zog den Knaben unabsichtlich von der Schulter der Ferkina. Praiodor fiel, wurde schlagartig wach, erschrak in der Dunkelheit und begann nach seiner Mutter zu rufen. Golshan drehte sich dem Kind zu und sprach beruhigend in ihrem schnatternden Kauderwelsch auf ihn ein. Der Knabe erstarrte, rang erst nach Luft und begann dann unkontrolliert zu schreien. Diese Sprache kannte er, er versuchte aufzustehen und wegzukommen, dabei stieß er gegen die Comtessa, die noch mit dem Schmerz rang. Instinktiv hielt diese den schmächtigen Knaben fest.

"Praiodor, ruhig, sei ruhig ... ", sie versuchte, dem zappelten Jungen den Mund zu verschließen, er biss sie und sie gab ihm eine Ohrfeige. Weinend sank der Knabe gegen sie, sie ließ sich gänzlich zu Boden sinken und zog ihn in ihre Arme.

"Ich kann nicht mehr, sollen sie doch kommen", murmelte sie und tastete mit der Linken nach dem Kurzschwert und mit der Rechten nach dem Hals des Knaben.


Autor: Romina Alba

Praiodors Schluchzen setzte schlagartig aus, als der Junge wieder vor Schwäche ohnmächtig wurde. Romina fühlte deutlich den schleppenden Puls an dem dünnen Hals. Sie schluckte schwer - sie würde nicht fähig sein, das Kind zu töten, ausserdem musste das Banner in Sicherheit gebracht werden. Aber sie war verletzt. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf, der pochende Schmerz gaukelte ihr tanzende, farbige Lichter und undeutlich Schattenspiele vor.

Zusammen mit Golshan horchte sie angestrengt in die Stille hinter ihnen. Da waren Geräusche ... verzerrt ... Stimmen, Fussgetrappel, rollende Steine, ein Fluchen, daß sich aber nicht nach dem ferkinischen Geschnatter anhörte. Die Geräusche kamen von vorn, ebenso wie ein warmes Leuchten.

Romina ließ den ohnmächtigen Knaben zu Boden sinken, biss die Zähne zusammen und richtete sich, das Kurzschwert zur Hilfe nehmend, auf. Golshan, die vor ihr kauerte, wurde in Umrissen sichtbar, als sowohl das Licht, als auch die Geräusche näher kamen. Sie hatte das kleine Messer in der Hand und sah jetzt kurz zu der Comtessa auf, die zitternd, aber mit entschlossenen Gesichtsausdruck, aufrecht an der Wand lehnte und das Schwert in der Linken wog. Ihre Lippen bewegten sich, als sie lautlos anfing, zu Rondra zu beten.


Autor: Romina Alba

Mucksmäuschenstill, das Messer in der zitternden Rechten, kauerte die Ferkina im Schatten hinter dem Fels. Romina stand direkt hinter ihr und hielt den Atem an. Schmerz jagte in Wellen durch ihre gesamte rechte Seite, die über die Maßen gespannten Sinne schienen ihr Streiche zu spielen. Ihr war, als käme ihr bekannt vor, was sie verzerrt hörte. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie ihn frei bekommen.

Plötzlich flog eine Fackel um die Biegung, mitten auf den Weg. Romina fluchte wild, das Licht stach in ihre Augen, sie schloss sie unwillkürlich. Golshan schrie vor Überraschung und Schmerz auf und drehte den Kopf weg. Romina biss die Zähne zusammen, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Sie öffnete die Augen einen Spalt und stieß sich von der Wand ab.


Autor: von Scheffelstein

Als Romina die Augen öffnete, stand Golshan an der Wand nahe der Gang-Biegung, geduckt wie eine Raubkatze. Das Messer in der Linken schnellte sie plötzlich vor, griff mit der Rechten blitzschnell um die Ecke und zerrte einen Menschen an den Haaren zu Boden, gefährlich nah an der Fackel vorbei.

"Chr'bent!", rief sie erstaunt. Es war ein Mädchen mit zerzausten schwarzen Locken, nicht älter als dreizehn Jahre. Die Ferkina ließ das Mädchen los und sprang plötzlich rückwärts, das Messer drohend erhoben, als zwei Männer über die Fackel hinweg auf sie zu kamen. Der vordere, groß und hellhaarig, trug blutbefleckte Kleider, der hintere sah aus wie ein Ferkina in den Kleidern eines Puniner Hofjunkers.

Golshan duckte sich mit einem wütenden Zischen und riss die Axt vom Boden empor, die zu Rominas Füßen lag.


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 16