Chronik.Ereignis1033 Feldzug Alina 03
Baronie Schrotenstein, 27. Praios 1033 BF
Im Lager der Ragathsqueller nahe Alina
Nachts
Autor: SteveT
Guyadanya spielte kurz mit dem Gedanken, den fliehenden Wilden nachzusetzen - aber sie flohen offenbar nach Norden, in Richtung der Aliner Kuppen und dann vielleicht weiter bis hinauf nach Falado, wenn sie Glück hatte. Blieb nur zu hoffen, daß sie am kleinen Weiler San Owilmar vorbeiritten, wohin sie ja heute morgen ihre Leute detachiert hatte. Jetzt blieb nur zu klären, woher dieses zusammengetrommelte Brigantenheer stammte, das sich mit den Wilden ein derartiges Scharmützel geliefert hatte. Es waren keine Selaquer, soviel stand fest - sie erkannte nicht ein einziges Gesicht. Sie rutschte geschmeidig aus dem Sattel, den Säbel nach wie vor in der Hand, und packte den vor Schwäche taumelnden Dom Thalian, der der Kleidung nach der Anführer zu sein schien, energisch am eisernen Kragen seiner Panzerung: "Nicht so schnell, Bursche! Schön hiergeblieben! Wer in Rondras Namen seid ihr und was habt ihr verdammt nochmal auf unserem Land verloren? Hat euch die Aliner Elster angeworben - hä? Dann denkt nicht mal daran, seine Dominie zu verlassen, denn dort drüben in der weiten Ebene beginnt unser Land! Los jetzt - mach Dein verdammtes Maul auf! Wer bezahlt euch? Oder seid ihr Plünderer und Marodeure, die den Bauern noch das Allerletzte rauben wollen, was ihnen nach dem Ferkinasturm verblieben ist?" Sie hob drohend die Klinge ihres Säbels gegen Dom Thalians Gurgel. "Dann pfeif auf der Stelle Deine Brandschatzer zurück und kehrt alle in eure Heimat zurück - sonst ist es aus mit Dir!"
Autor: Dom Thallian
Vielleicht war es Wille der Götter, vielleicht einfach ein glücklicher Zufall, dass Ferox sich im Reich der Träume befand und so nicht mitbekam, was mit Thallian geschah. Der Angesprochene indes nachdenklich auf die Klinge die seinen Hals bedrohte, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen und zu verstehen, was die Kriegerin vor ihm wollte. Dann setzte er mit schwerer Zunge zu einer Antwort an. „Ich bin Caballero Thallian Damotil zu Simancas. Wir haben uns hier gegen einen Angriff der Ferkinas verteidigt.“ Er spürte wie Zorn in ihm aufzusteigen begann und sich in seinem Kopf der Wunsch ausbreitete dieses unverfrorene Weibsbild eine ordentliche Lektion zu erteilen. Aber noch wusste er dass es Wahnsinn wäre dies auch nur zu versuchen, aber immerhin kehrte Entschlossenheit in seine Stimme zurück. „Ihr nehmt jetzt Augenblick eure Klinge von meinem Hals. Desweiteren werdet ihr euch bitte eines angemessenen Tons befleissigen.“ Seine Augen, die eben noch glasig wirkten, funkelten nun voller Zorn. Sein Blick taxierte Guyadanya. „Und diese Brandschatzer...“ er machte eine kleine Pause. „stehen unter dem Kommando des Grafen und des Barons von Aranjuez.“ Mit der einen Hand deutete er in die Richtung wo er Hernán vermutete. „Ihn findet ihr da...“ Mit seiner blossen Hand fasste er nun nach der Klinge Guyadanyas um sie behutsam zur Seite, weg von seinem Hals, zu schieben. „Und wer in der Götter Namen seid ihr?“ fragte er mit beherrschter Stimme, während er im Inneren darum rang seinem Zorn freien Lauf zu lassen und dieses Weibsbild in Stücke zu hacken.
Autor: SteveT
Statt einer Antwort ließ die Achmad'sunni Thalian achtlos los und schubste ihn ein Stück weit von sich. Das wurde ja immer besser - der falsche tobrische Graf, der widerrechtlich den Thron ihrer Mutter besetzt hielt und ein Ragathsqueller Baron, den sie allenfalls dem Namen nach kannte, trieben sich mit einem derart großen Aufgebot hier in Selaque herum und wer wusste schon, was sie dort im Schilde führten. Womöglich hatte sie die hinterlistige Praiosmin angebettelt, ihr Waffenhilfe zu leisten - das fette Schwein war bekanntlich eine miserable Kämpferin und traute sich mit Sicherheit nicht selbst, einen Heerbann gegen die Wilden aufzustellen und anzuführen. Gujadanya drehte sich auf dem Absatz herum und stapfte durch die Nacht in jene Richtung, die ihr dieser angebliche Caballero gewiesen hatte. Inbrünstig hoffte sie, daß sich Jelissa nach ihrem Sturz wieder hochgerappelt hatte und sie von irgendwoher aus der Finsternis heraus beobachtete. Jelissa war eine hervorragende Bogenschützin und würde ihr aus der Dunkelheit Deckung geben, wenn sich die Kerle unvernünftig zeigen würden, so daß sie ihnen das Fell gerben musste. Aber immerhin waren es Mittelländer, Almadanis sogar, ihrer schnellen und gestenreichen Sprechweise nach. Direkt vor ihr tauchten zwei Männer auf, die ihren guten Rüstungen und den Waffenröcken nach, die silberne Rabenschnäbel zeigten, durchaus die beschriebenen Anführer sein konnten. Der eine war ein junger Stenz - sehr gutaussehend, wie Gujadanya trotz der wenig anheimelnden Sitaution sofort auffiel - der andere ein tulamidisch aussehender Kriegsmann mit schwarzen Locken und elegant gestutztem Bart. "Heda! Holla!" trat die junge Vanyadalerin zwischen die beiden. "Wer von Euch ist der Connetabel des falschen Grafen und der Anführer dieser Campanya? Ich will wissen, wer Euer Financier und was Euer Trachten hier in unserem Landstrich ist? Und falls Euch die 'bosquirische Jungfer' angeworben hat, so kehrt nur besser gleich wieder schnurstracks um, ehe Selaque für Euch alle zur Grablege wird! Wir regeln unsere Angelegenheiten hier selbst und untereinander, nach der Mütter guter alter Sitte!" Sie musterte Gualterio streng von Kopf bis Fuß und dachte stumm bei sich: "Nicht übel - wirklich ein hübscher Bengel!", wandte sich dann aber doch Hernan zu, dessen Blick und Aura eher auf den wahrscheinlichen Anführer dieses Haufens hindeuteten.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Schwer stützten sich der Condottiere und sein Vertrauter gegenseitig, die Rüstungen blutig und zerhauen und die Haare schweißnass in Stirn und Gesicht. Soeben war Servando Cronbiegler mit seinen Reitern von hinten in die Bresche gefahren, und hatte den letzten Ferkinas dort den Garaus gemacht. Die wenigen Wilden, die sich den Gräflichen auf dem Weg dorthin in den Weg gestellt hatten, waren niedergehauen oder über den Haufen geritten worden, während die weniger Mutigen oder auch nur Schlaueren beim Anblick der um das Baumhindernis herum jagenden Reiter in die Dunkelheit aus dem Staub gemacht hatten. Als schließlich der Shâr fiel, waren auch die Kämpfe an der Brustwehr abgeflaut, wo Gualterio Colonna und seine Leute gerade rechtzeitig eingetroffen waren, um einen echten Einbruch zu verhindern. Was noch am Leben war flutete nach dem Tod ihres Anführers zurück in die Dunkelheit, und die überlebenden Verteidiger waren zu erschöpft um auch nur an Verfolgung zu denken. Und nun, da der Schlachtenlärm verklungen war, drang zum ersten Mal das Wehklagen der zahlreichen Verwundeten an das Ohr der Überlebenden. Besonders in der Bresche, wo auf engem Raum die wohl heftigsten Kämpfe getobt hatten, und die Leiber der Toten und Verwundeten dicht an dicht lagen, verliehen die Regungen Letzterer der Szenerie im Zwielicht flackernden Feuerschein etwas unheimlich unwirkliches.
Mit erfahrenem Blick schweiften die Augen des Barons und Junkers über den Schauplatz, maßen die Zahl derer die noch standen mit der, die sich nicht mehr regten. „Ein Drittel tot, und mindestens noch einmal so viele verwundet“, murmelte er, woraufhin Anzures Ballan langsam nickte. „Würde ich auch sagen. Aber die Wilden haben wohl das doppelte verloren.“ In der Aussage lag kein Triumph.
„Teil die Leute ein“, fuhr dann Hernán von Aranjuez auch nüchtern fort. „In die Berge begleitet uns nur, wer noch laufen und fechten kann. Die übrigen Leichtverwundeten kehren mit den Wagen und den transportfähigen Schwerverwundeten um. Wer nicht transportfähig ist…nun ja, vielleicht finden wir für sie ein paar Plätze in Alina.“ Letztere Gruppe würde freilich nicht allzu groß werden, denn nachdem sich die überlebenden Mercenarios gegenseitig beglückwünscht hatten, begannen sie zwischen ihren Kameraden umher zu gehen. Wer nicht tödlich verwundet war, wurde mit einfachen Mitteln notdürftig versorgt, wer tot war, wurde um diejenigen Sachen erleichtert, die er im Jenseits gewiss nicht vermissen würde. Und wer irgendwo zwischen Leben und Tod schwebte, der musste hoffen, dass ihn ein Freund fand, denn fremde Mercenarios konnten dazu neigen, die Schwere einer Wunde allzu pessimistisch einzuschätzen, und großzügig Gebrauch vom ‚Gnadenspender‘, wie man Messer und Dolche in solchen Situationen nannte, zu machen.
Schließlich drang das Geplärre der Amazone an ihre Ohren, und Anzures wandte sich kopfschüttelnd über den Auftritt der jungen Kriegerin ab. Unter normalen Umständen wäre es gewiss gewesen, den Caballero zu Simancas mit der Ahmad’sunni noch ein wenig alleine zu lassen, doch so tief ging die Verachtung für seinen neuadligen Nachbarn dann doch nicht. Gerade wollte er sich zur Brustwehr begeben, da hatte Gujadanya ihm die Wegstrecke auch schon mit schnellen Schritten abgenommen, und sich vor ihm aufgebaut. Amazonen. Er hatte nie viel für diese Verrückten übrig gehabt, und seine Meinung hatte gewiss keine Besserung dadurch erfahren, dass eine der ihren bei Morte Folnor Almadas Wehr in den Untergang geführt hatte. Doch einen Moment lang musste er Grinsen – was der Amazone kaum gefallen dürfte – doch war hinter ihr Servando Cronbiegler durch sein Blickfeld gehuscht, und einen Moment lang mochte er sich vorgestellt haben, was wohl passieren würde, wenn er den armen Caballero als des ‚falschen Grafen‘ Connetabel benennen würde. Streng genommen war der Jüngling es gerade eben zumindest mehr als er, doch wischte er die Gedanken an solcherlei Bubenstreich rasch wieder beiseite.
„Vor Euch steht Hernán von Aranjuez, der Baron von Dubios, und Ihr werdet Seiner Hochgeboren gefälligst den schuldigen Respekt erweisen“, grollte Gualterio, und prompt erhoben sich in ihrer Nähe einige Mercenarios, die ohnehin bereits mit halber Aufmerksamkeit die Szenerie verfolgt hatten, und nun drohend näher rückten. Der Condottiere indes machte eine beschwichtigende Handbewegung, hatte aber selbst noch das blanke Schwert in der Faust, wenn auch freilich mit der Spitze gen Boden gesenkt. „Gualterio, kümmere Dich um die verwundeten Wilden“, befahl er seinem Neffen, der mit dann mit einem Grummeln davon stapfte.
„Ich führe hier das Kommando…“, wandte er sich kühl an Gujadanya „…und wenn dies…Euer Land…ist“, ein leicht spöttischer Unterton ließ erahnen, dass er dies hier für das Land des Barons von Schrotenstein oder vielleicht sogar für das Land Dom Ordonyos hielt, gewisslich aber nicht für das Land irgendwelcher Amazonen „…so frage ich mich, warum es dann wir sind, die…Eure…Fellachen verteidigen müssen.“
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Dom Thallian?“ Unbemerkt war Anzures Ballan, die rechte Hand seines wenig geliebten Nachbarn an ihn heran getreten, während der Caballero selbst neben dem noch immer bewusstlosen Ferox kniete. Um ihn herum versorgten seine Leute die Verwundeten, wobei sie weit mehr Fürsorge walten ließen, als anderswo die Mercenarios. Die Leiche so manches Nachbarn und Freundes hatte man beiseite getragen, und während bei den professionellen Halsabschneidern die Euphorie überwog, Gevatter Boron noch einmal von der Schippe gesprungen zu sein, waren die meisten Landwehrleute zu geschockt oder zu erschöpft von dem Geschehenen, als dass man großartig in Jubel ausbrechen konnte. Zu viele Schrecken auf einmal für die unerfahrene Bauern und Handwerker, zu viele geliebte Menschen hatten diesen Schrecken nicht überlebt, oder lagen nun jammernd und schreiend in ihrem eigenen Blut.
„Dom Hernán hat befohlen, dass allenfalls Leichtverwundete weiter marschieren werden. Wer ansonsten gehen kann, wird die Wagen mit den transportfähigen Verwundeten zurück nach Ragath begleiten. Für die schweren Fälle werden wir versuchen einen Platz in Alina zu finden. Ich dachte mir, Ihr wollt das womöglich selbst mit Euren Leuten besprechen.“ Er hob die Fackel etwas höher, sodass sein Blick über die Brustwehr aus zusammen geschobenen Wagen schweifen konnte, und über das, was von Thallian Damotils Leuten noch übrig war.
„Ihr und Eure Leute habt tapfer gekämpft“, schloss er schließlich, und nachdem er die linke Gruppe der Mitte befehligt hatte, und wohl ab und an einen bangen Blick zur Seite in ihre Richtung geworfen haben dürfte, stand es ihm wohl zu, eine solche Anerkennung auszusprechen.
Gualterio Colonna währenddessen stapfte noch immer eher übellaunig über den zertrampelten, vom Blut glitschigen Boden des Schlachtfeldes. Die Verwundeten waren, soweit man es wagte sie zu bewegen, bereits in Richtung des Lagers verbracht worden, und jene bei denen man dies nicht wagte, waren mehrheitlich der Gruppe der Toten zugeschlagen worden, welche man gleichfalls in langen Reihen einige Schritte weiter hinten aufgereiht hatte. Somit blieben nur noch die Leichen der Ferkinas, und seine Aufgabe war es nun, die feindlichen Verwundeten, denen man noch keinen Speerstich in den Rücken oder ein ‚blutiges Grinsen‘ verpasst hatte, einzusammeln. Und das waren wenige genug. Immerhin ersparte ihm das Zeit und Mühen.
„Da ist einer“, deutete er auf einige nebeneinander liegende, halbnackte Leiber, wo ein Stöhnen den Verwundeten verraten hatte. Mühsam versuchte der Wilde weg zu kriechen, als er in den Schein der Fackeln geriet, und wohl annehmen konnte, dass dies nichts Gutes für ihn bedeuten konnte, doch hatten ihn die Mercenarios rasch eingeholt, und schleiften ihn nun zu einem der nicht gefällten Bäume, wo einige Kameraden bereits mit dem Knüpfen von Schlingen beschäftigt waren…
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