Rahjada von Ehrenstein-Streitzig
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Comtessa Rahjada-Mera von Ehrenstein-Streitzig ä. H. ist die zweitgeborene Tochter von Graf Brandil von Ehrenstein und seiner Gemahlin Rohalija von Streitzig ä. H.. Sie ist der heimliche Traum vieler Männer am Ragather Hof und gilt als verführerisch und ambitioniert gleichermaßen. Für die Dienstboten und Lakaien des Hofes ist sie schlichtweg ein verzogenes Biest und ausgekochtes Luder - sie gilt unter ihnen als das schwarze Schaf der gräflichen Familia.
Äußeres
Comtessa Rahjada-Mera ist eine wunderschöne Domnatella von Anfang Zwanzig, eine lebende Versuchung, die als einzige in ihrer Familia nicht hellblond und blauäugig, sondern brünett und mit dunklen Glutaugen gesegnet ist, was ihr hierzulande keinesfalls zum Nachteil gerreicht, da sie so auf viele wie eine waschechte Almadanerin wirkt.
Gräfin Rohalija sieht in ihrer mittleren Tochter nicht nur von ihrem Wesen her, sondern auch rein äußerlich einige Ähnlichkeit mit ihrer Namenspatin, ihrer Großmutter Mera von Streitzig, die in ihrer Jugend auch eine ähnlich geartete Schönheit gewesen sein soll. Rahjada-Mera ist sich ihrer Wirkung als Blickmagnet für Männer jeglichen Alters wohl bewußt und weiß sich selbst sehr effektvoll in Szene zu setzen. Schon als gerade erst erblühendes Mädchen bemerkte sie, wie erwachsene, verheiratete Männer in ihrer Gegenwart plötzlich die Bäuche einzogen, ihr eigenes Alter, Weib und Kinder verleugneten und nur noch blödes Zeug von sich gaben, um sich größer zu machen, als sie in Wirklichkeit waren - nur um ihre Aufmerksamkeit zu erringen.
Sie hat sich längst daran gewöhnt, daß ihr die almadanischen Männer beim Sprechen meist nicht in die Augen, sondern ins Rahjafenster und beim Weggehen auf den Hintern starren - ja sie genießt ihre glänzend geweiteten Augen, das anerkennende Pfeifen und leise Ächzen sogar, wenn sie an ihnen vorrüberschreitet und sie mit ihrem wiegenden Hüftgang und den äußerst figurbetonten Kleidern nur umso mehr reizt.
Für Graf Brandil, der seine drei Töchter wie ein eifersüchtiger Gockel behütet, ist es dagegen bei jedem Balpare auf Burg Wendesinn ein Alptraum, seine Zweitgeborene umlagert von einem ganzen Pulk von Verehrern zu sehen, wie sie sich die Lippen lecken und sie mit öligen Augen schon im Geiste ausziehen, während sein unschuldiges Mädchen bloß mit ihnen tanzt und lacht.
Curriculum Vitae
Zum Wohle seines eigenen Seelenheiles weiß Graf Brandil nicht, der all seine drei Töchter eines Tages unschuldig ins Eheleben entlassen will (wobei ihm aber bislang noch kein potentieller Ehegemahl auch nur annähernd gut genug für eine seiner Töchter gewesen wäre), daß seine Zweitgeborene ihre Unschuld bereits mit Vierzehn verlor. Rahjada Mera ließ sich von einem gutaussehenden Kutscher auf dem Rücksitz der gräflichen Chaise auf einer sonnigen Lichtung im Briesacher Forst auf den Rücken legen - nur um zu wissen, wie das zwischen Mann und Frau so ablief, wovon all ihre Kammerzofen und ältere befreundete Magnatentöchter immer kichernd hinter vorgehaltener Hand erzählten. Fand sie dieses erste Erfahrung noch recht enttäuschend, so gibt es inzwischen drei oder vier junge Ritter und Knappen des Grafenhofes, die mit träumerisch verklärtem Blick und glücksseligem Lächeln durch die Gänge des Castillos tapsen und ihren Cumpanen stolz ihre Kratz- und Beißspuren zeigen, denn - so prahlen sie zumindest - die Comtessa gebärdet sich im Schlafgemach angeblich heißblütig wie eine Wildkatze oder Zahori-Hexe. Wer aber einmal Rahjada Meras Gunst genoß, dem wird dieses Vergnügen kein zweites Mal zuteil. Sie begnügt sich lediglich damit, sich ihre Galane durch einen schmachtenden Blick hier, eine sachte Berührung dort, "warmzuhalten", die auf ein Wort oder Fingerschnippen von ihr hin sofort bereit wären, jemanden zu töten.
Rahjada Meras größtes Ärgernis im Leben, schon zeit ihrer Jugend, ist die Tatsache, daß sie anderthalb Jahre später wie ihre Schwester Concabella Blanca geboren wurde - der prädestinierten Erbin der Grafenkrone und des Marmorthrones. Sie hält sich selbst für viel entschlossener, härter, raffinierter - kurzum: für die bessere Regentin als ihre ältere Schwester, aber dennoch wurde Concabella von klein auf zu allen wichtigen Entscheidungen hinzugezogen, durfte bei der Landständeversammlung, beim Empfang von Baronen und Junkern, bei der Kontrolle der Zehntabgaben oder beim Planen von Kriegszügen zugegen sein, während sie selbst vom Vater, Großvater und Onkeln stets nur mit neuen Kleidern oder Schmuckstücken abgespeist wurde. Concabella, ein langweiliger Bücherwurm, die den Großteil ihrer Tage in der Palastbibliothek mit Lesen verschwendet, ist in Rahjada Meras Augen viel zu weichherzig, gutmütig und schüchtern, um einmal eine vom Volk geachtete und gefürchtete und von der Magnatenschaft respektierte Gräfin zu werden, während sie sich selbst dieses Amt perfekt zutraut. Zwar gehen ihre Ambitionen bei weitem nicht soweit, daß sie für ihre Pläne ihren Vater oder ihre Schwester meucheln lassen würde, denn trotz allem liebt sie ihre Eltern und ihre Schwestern ja. Vielmehr hat sie inzwischen den Entschluß gefasst, ihre große Schwester nach Brandils Tod vom Thron zu verjagen und außer Landes ins Exil zu schicken und eben dafür hält sie nach einem adäquaten Ehegemahl Ausschau, der selbst ambitioniert und mächtig genug ist, um sie dann beizeiten bei diesem Vorhaben zu unterstützen.
Dabei gefallen ihr - vom Stato her nötigerweise mindestens ein Baron - zu ihrer eigenen Überraschung vor allem solche Männer, die ihrem mächtigen Vater Contra geben, über die dieser schimpft und zetert und die nach seiner Auffassung von allen am allerwenigsten als Heiratskandidaten in Frage kämen. So hat etwa der - wie sie gleich in Erfahrung bringen ließ - noch unverheiratete Baron von Dubios leicht ihr Interesse geweckt, der ihrem Vater in ihrer Gegenwart mehrfach patzig Widerworte gab und sich nur zähneknirschend auf die Suche nach ihrer abhanden gekommenen jüngeren Schwester Romina-Alba begab. Diese ist Rahjada Mera bisweilen ebenfalls eine rechte Plage, da sie - mehr noch als sie und Concabella - ihres Vaters Liebling und Augenstern ist und jeden Wunsch von den Augen abgelesen bekommt. Dabei ist Romina-Alba ein rechter Wildfang, die sich bewaffnet mit den Männern herumdrischt, anstatt sie sich einfach hörig zu machen und die auch ansonsten alle Freiheiten genießt, die eine Comtessa nur haben kann. Sie wurde als Drittgeborene in Knappenschaft gegeben und an den Waffen unterwiesen, während Rahjada Mera als einzige Waffe nur ein nadeldünnes Stilett besitzt, das sie jederzeit im Strumpfband trägt. Keine gefährliche Waffe zwar, aber ausreichend. um einen allzu zudringlichen Verehrer zur Raison zu bringen, wenn sie sie ihm kurz warnend in die Weichteile drückt.
Charakter
Das Gesinde des gräflichen Hofes fürchtet und verabscheut Rahjada Mera als bösartige Schlange, die schon einmal einer Zofe das Gesicht zerkratzt, die ihr versehentlich beim Kämmen Haare ausreißt oder die eine Küchenmagd mit dem Kopf in die Suppenschüssel taucht, wenn ihr die Suppe zu heiß oder zu kalt serviert wird.
Die Wachen, Geleitreiter und Waffenknechte des Hofes dagegen - zumindest die männlichen - lieben die Comtessa ausnahmslos und wenn sie früh morgens in ihrer engen Reithose aus dem Palas tritt und zu ihrem allmorgendlichen Ausritt hinüber zum Pferdestall stolziert, dann verstummen schlagartig sämtliche Gespräche im Burghof und fünfzig glänzende Augenpaare folgen ihr unauffällig, bis sie zu jedermanns Bedauern immer viel zu schnell im Stall verschwunden ist.
Im tiefsten Grunde ihres Herzens bemüht sich Rahjada Mera ihren Eltern eine gute Tochter zu sein und deren Erwartungen gerecht zu werden - aber sie fühlt sich hinter ihre beiden Schwestern zurückgesetzt und muß sich deshalb ihre Anerkennung anderweitig holen.
Anders als ihr Vater glaubt sie, daß ihre Zeit durchaus gekommen ist, Burg Ragath zumindest vorübergehend zu verlassen und eine eigene Familie zu gründen. Wenn es soweit ist, dessen ist sie sich sicher, wird sie erst nach ihres Vaters Tod wieder auf Castillo Wendesinn zurückkehren, um dann selbst den Marmorthron zu besteigen.
Bis es soweit ist, auch das hat sie bereits geplant, gilt es Verbündete zu sammeln und die eigenen Kräfte zu stärken. Wenn sie dabei endlich einmal andere Gegenden ihrer almadanischen Heimat zu Gesicht bekommt, so soll ihr das nur recht sein, denn bei aller Ambitioniertheit und kühlen Berechnung die sie auszeichnen, ist Rahjada Mera doch auch genauso lebenslustig und neugierig wie jede andere Domnatella ihres Alters.
Geschichten und Artikel über Rahjada von Ehrenstein-Streitzig
Geschichten
Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ragath 01 - der Ferkina-Feldzug