Belisetha da Vanya
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Domna Belisetha Graciosa Richeza da Vanya ist die jüngste und einzige noch heute lebende Tochter der einstigen Almadanerfürstin Rahjada da Vanya. Sie war über ein Jahrzehnt lang Baronin zu Schrotenstein und gebietet heute als Junkerin über die wichtige Grenzfeste Wildenfest am Bosquir. Ihr einziger Sohn Lucrann ist der amtierende Baron von Schrotenstein.
Äußeres
Domna Belisetha ist eine kleine, heute stark gebückt gehende Edeldame in den Siebzigern, der die Lasten, Mühsalen und Kümmernisse ihres Lebens tiefe Falten ins Anlitz gemalt haben. Nichtsdestotrotz strahlt sie bis heute die Autorität und Würde einer ehemaligen fürstlichen Prinzessin aus, dem listigen Blick ihrer durchdringenden schwarzen Augen entgeht bis heute fast nichts. In den letzten Jahren macht die Gicht ihren Gliedern schwer zu schaffen, so daß sie ihre Burg nur noch verlässt, wenn es unbedingt erfoderlich ist.
Curriculum Vitae
Domna Belisetha Graciosa Richeza da Vanya wurde 961 BF als fünftes und letztes Kind der almadanischen Fürstin Rahjada da Vanya geboren. Ihre fürstliche Mutter starb kurz nach Belisethas Geburt im Kindbett - wie die heute 73jährige ehemalige Prinzessin fest glaubt, nicht durch natürliche Schwäche oder den Willen Borons, sondern durch die Schuld ihres damaligen Leibarztes, den ihr hundsföttischer Onkel Balbiano d.Ä. von Harmamund angeworben hatte, der der Fürstin möglicherweise über Monde hinweg ein schleichend wirkendes Gift verabreicht hatte.
Belisethas sieben Jahre ältere Schwester Leonida, die nach dem Tod der Mutter eigentlich deren rechtmäßige Erbin - wenn nicht auf dem Fürsten- so doch zumindest sicher auf dem Ragather Grafenthron - gewesen wäre, führte deshalb später einen Proceß vor dem königlichen Hochgericht gegen ihren Oheim, in dessen Verlauf aber leider dieser Recht bekam. Balbiano von Harmamund hatte gar dem Vater der fürstlichen Kinder, dem gutaussehenden, aber etwas naiven und leicht zu beeinflussenden Fürstgemahl Isonzo von Jurios-da Vanya, eingeflüstert, seine Kinder seien in Wirklichkeit gar nicht seinen eigenen Lenden entsprungen, sondern in Wahrheit Kuckuckskinder, gezeugt vom seinerzeit in ganz Almada gefeierten Troubadour Zayano von Ragathsquell, mit dem Fürstin Rahjada jahrelang in einer geheimen Buhlschaft der Rahja gehuldigt habe.
Da das Gericht den Anschuldigungen des gewitzten Balbianos mehr Glauben schenkte, als den gegensätzlichen Ausführungen der noch jugendlichen da Vanya-Sprösslinge, fiel die Ragather Grafenwürde an Balbiano und sein Haus und Leonida da Vanya und ihre Geschwister gingen ihrer Erbansprüche verlustig. Eine Entscheidung, die in den Jahren 972 bis 990 BF zum "Ragather Rosenkrieg" führte - einer Großfehde, die sich zum Flächenbrand ausweitete und die zahllosen Vasallen beider Häuser und deren Burgen und Dörfern in Ragatien und im Bosquirtal Tod und Zerstörung brachte.
Der Rosenkrieg zwischen den Häusern Harmamund und da Vanya fand militärisch keinen Sieger und wurde bis heute auch nie offiziell beigelegt.
Im Jahre 986 BF heiratete Belisetha - auch auf Drängen ihrer älteren Geschwister Amando und Leonida hin - den Baron der Nachbarbaronie Bosquirien, Calaidos di Quirod-Bosquria, der lange Jahre um sie gefreit hatte, Zwei Jahre zuvor war sie selbst von Kaiser Reto zur Baronin von Schrotenstein erhoben worden - ein Land, in dem die Familia da Vanya schon seit Jahrhunderten zwei Burgen besaß und wo sie sich über Generationen hinweg im Abwehrkampf gegen die räuberischen Barbarenvölker des Raschtulswalls verdient gemacht hatten.
Belisetha und ihr Gemahl waren dem südlichen Bosquirtal ein gutes und gerechtes Herrscherpaar, die beim gemeinen Volk hohes Ansehen genossen. Im Götterlaufe 990 BF wurde ihr Stammhalter Lucrann geboren und das Glück des Paares wäre nahezu vollkommen gewesen, hätten nicht zwei unliebsame Zeitgenossen ihr weltabgeschiedenes Idyll getrübt: Zum einen der arrogante und streitverliebte Herrscher des Nachbarlehens Selaque, Reichsvogt Radmon von Elenta (der Oheim der heutigen Reichsvogtin Praiosmin), der mit Belisetha und Calaidos schon von deren Hochzeitstag an auf Kriegsfuß stand, da er selbst ein Auge auf Alina in Schrotenstein und auf Wildenfest an der Grenze zu Bosquirien geworfen hatte.
Und zum anderen Solivai von Harmamund, das Lieblingskind ihres schurkischen Onkels Balbiano, die inzwischen durch dessen Ränke in Punin sogar zur Fürstin von Almada aufgestiegen war.
Im Götterlauf 1005 BF fiel der kopfstarke und für seine Grausamkeit gefürchtete Ferkinastamm der Bân Gassarah durch die Gebirgspforte Porta Magra ins Bosquirtal ein. Sie verwüsteten neben Schrotenstein auch Weiler und Dörfer im benachbarten Selaque, was Reichsvogt Radmon und dessen Nichte Praiosmin Anlaß lieferte, Baronin Belisetha wegen mangelnder Wachsamkeit gemäß den gesetzlichen Regelungen der Castelleria vor das königliche Hochgericht zu zerren. Aldea von Harmamund sprang ihrer Klage als Sprecherin der Anklage bei; Belisetha wurde zur Zahlung einer horrenden Schadenersatzsumme verurteilt und als sie sich weigerte, diese zu zahlen, da niemand unter Praios' Sonne gegen die Unberechenbarkeit der Wilden gefeit sei, ging sie ihres Lehens verlustig.
Sie wurde zur kleinen Junkerin von Wildenfest herabgestuft, welches man ihr gnädig als "Altersruhesitz" beließ. Ihr Gatte Calaidos war wenige Jahre zuvor in der 1000-Oger-Schlacht gefallen, ihr Sohn Lucrann leistete seine Knappenschaft im fernen mitternächtlichen Herzogtum Weiden ab, das auch seinen geradlinigen-ritterlichen Charakter für immer prägen sollte. Belisetha war bald völlig auf sich alleine gestellt, da auch ihre herrische ältere Schwester Leonida, die ihr bis dahin alle Entscheidungen abgenommen und diktiert hatte, bei der Rückeroberung Ragaths aus den Händen der Answinisten den Tod fand.
Zu Belisethas Nachfolger als Baron von Schroitenstein hatte der oft etwas willkürliche Kaiser Hal den landesfremden Halbelfen Rakolus ernannt - einer der schwerwiegensten Fehler, die der Gottkaiser in seiner ganzen Regierungszeit beging! Rakolus entpuppte sich mit der Rückkehr des Dämonenmeisters Borbarad als einer von dessen gerissensten und gefährlichsten Jüngern. Die Bewohner Schrotensteins zittern bis heute vor einigen Unbilden und schwarzmagisch-chimärischen Hinterlassenschaften des verderbten Zauberers, die er nach seiner Vetreibung zurückließ.
Anstatt selbst wieder die Baronswürde Schrotensteins anzustreben, setzte sich Belisetha bei den entscheidenden Stellen in Punin für die Belehnung ihres Sohnes Lucrann ein, die im Jahre 1022 BF erfolgte. Sie selbst verblieb auf der riesigen einstigen priesterkaiserlichen Zwing- und Garnisonsburg Wildenfest am Ufer des Bosquirs, die einst ihre eigene Urahnin Praiana 'die Gleißende' da Vanya an der Grenze zum Königinnenreich der Amazonen hatte errichten lassen. Hier gebietet sie über das gleichnamige Dorf zu Füßen der Festung vor den dräuenden Gipfeln der Porta Magra, wo auch eine Schwadron königliche Reiterei stationiert ist. Während der (recht häufigen) Abwesenheit ihres älteren Bruders, Großinquisitor Amando Laconda da Vanya, fungiert sie an seiner statt als Oberhaupt der einstigen Fürsten- und Grafenfamilia da Vanya. Während sie für ihren Großneffen Moritatio, der seine Knappenschaft auf Wildenfest verbrachte, eine enge Bezugsperson ist, mit dem sie fast eine Art Mutter-Sohn-Verhältnis verbindet, steht sie mit dessen wirklicher Mutter, ihrer kriegerischen Nichte Rifada, des öfteren auf Kriegsfuß. Rifada beugt sich nur selten oder gar nicht Amandos oder Belisethas Machtworten, wenn sie selbst anderer Meinung ist, was Belisetha als respektlos empfindet - auch wenn sie in Rifada ganz klar eine fast identische Wiedergeburt ihrer burschikosen Schwester Leonida erkennt.
Die jüngsten Vorstöße der Wildenstämme des Raschtulswalls auf besiedeltes bosquirisches Land sieht Belisetha als sehr große Bedrohung an - gerade weil neben Rifada auch ihre Großneffen und -nichten Moritatio, Gujadanya und Richeza zur Bekämpfung der Wilden in die Berge gezogen sind, was leicht zur Auslöschung der Zukunft des ganzen Geschlechts führen kann.