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Das Madamal stand hoch über dem Haus und beleuchtete durch die großen Fenster Flure und Räume, sodass es ein Leichtes war, sich zu orientieren und umzusehen. Es war Ruhe eingekehrt ins [[Junkergut Blumenau]]. Die Herrschaften waren lang zu Bett gegangen, die Dienerschaft noch nicht wieder aktiv. | Das Madamal stand hoch über dem Haus und beleuchtete durch die großen Fenster Flure und Räume, sodass es ein Leichtes war, sich zu orientieren und umzusehen. Es war Ruhe eingekehrt ins [[Junkergut Blumenau]]. Die Herrschaften waren lang zu Bett gegangen, die Dienerschaft noch nicht wieder aktiv. | ||
Außer dem Geräusch seines eigenen Atems und bisweilen dem ruhigen Schnarchen aus einer der Kammern, die er passierte, drang kein Laut an Keshlans Ohren. Die dicken Teppiche schluckten jeden Schritt. | Außer dem Geräusch seines eigenen Atems und bisweilen dem ruhigen Schnarchen aus einer der Kammern, die er passierte, drang kein Laut an Keshlans Ohren. Die dicken Teppiche schluckten jeden Schritt. | ||
Er folgte dem Weg, den er heute am frühen Nachmittag bereits gegangen war, als er selbstlos und überaus hilfsbereit einer jungen und vollkommen überlasteten Dienstmagd angeboten hatte, sie beim Austausch der Blumenarrangements in den herrschaftlichen Gemächern zu unterstützen. Die Einblicke, die er im Gegenzug erhalten hatte, auch wenn die junge Asha peinlich genau darauf geachtet hatte, dass er die Räume nicht betrat, waren unbezahlbar gewesen. | Er folgte dem Weg, den er heute am frühen Nachmittag bereits gegangen war, als er selbstlos und überaus hilfsbereit einer jungen und vollkommen überlasteten Dienstmagd angeboten hatte, sie beim Austausch der Blumenarrangements in den herrschaftlichen Gemächern zu unterstützen. Die Einblicke, die er im Gegenzug erhalten hatte, auch wenn die junge Asha peinlich genau darauf geachtet hatte, dass er die Räume nicht betrat, waren unbezahlbar gewesen. | ||
So hatte er auch von der Tür kurz vor dem Ende des Flurs erfahren. Der einzigen Tür, die verschlossen blieb, hinter der es keine Blumen auszutauschen gab, und zu der nur die [[Madalena da Selaque von Culming|Junkerin]] selbst und ihr Vater, [[Ramon da Selaque|Dom Ramon]], Schlüssel hatten, wollte man Ashas durchaus ehrlichen Worten glauben. Was dahinter lag, hatte Asha nicht sagen können. Niemand außer den beiden Genannten wisse das so genau, die Dienerschaft sei dort nicht erwünscht. Sie selbst hatte die Tür noch nie geöffnet gesehen, und es hieß, dass sie seit dem Tod der [[Isiamera da Selaque von Culming|vorherigen Junkerin]] in der [[:avwik:Schlacht auf dem Mythraelsfeld|Schlacht auf dem Mythraelsfeld]] nicht mehr geöffnet worden sei. Aber ob das wirklich stimmte, konnte sie nicht sagen. Sie war ja noch recht neu. | So hatte er auch von der Tür kurz vor dem Ende des Flurs erfahren. Der einzigen Tür, die verschlossen blieb, hinter der es keine Blumen auszutauschen gab, und zu der nur die [[Madalena da Selaque von Culming|Junkerin]] selbst und ihr Vater, [[Ramon da Selaque|Dom Ramon]], Schlüssel hatten, wollte man Ashas durchaus ehrlichen Worten glauben. Was dahinter lag, hatte Asha nicht sagen können. Niemand außer den beiden Genannten wisse das so genau, die Dienerschaft sei dort nicht erwünscht. Sie selbst hatte die Tür noch nie geöffnet gesehen, und es hieß, dass sie seit dem Tod der [[Isiamera da Selaque von Culming|vorherigen Junkerin]] in der [[:avwik:Schlacht auf dem Mythraelsfeld|Schlacht auf dem Mythraelsfeld]] nicht mehr geöffnet worden sei. Aber ob das wirklich stimmte, konnte sie nicht sagen. Sie war ja noch recht neu. | ||
Unter den neueren Mitgliedern der Hausdienerschaft war nicht mehr zu erfahren gewesen, als dass es sich um das ehemalige Kinder- und Jugendzimmer Dom [[Algerio da Selaque von Culming|Algerios]], des heutigen Edlen vom [[Edlengut Selkethal|Selkethal]] handelte. Der eigentliche Grund, warum Keshlan sich dafür interessierte. | Unter den neueren Mitgliedern der Hausdienerschaft war nicht mehr zu erfahren gewesen, als dass es sich um das ehemalige Kinder- und Jugendzimmer Dom [[Algerio da Selaque von Culming|Algerios]], des heutigen Edlen vom [[Edlengut Selkethal|Selkethal]] handelte. Der eigentliche Grund, warum Keshlan sich dafür interessierte. | ||
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Nun stand er erneut hier, vor dieser unscheinbaren Tür, im Licht des Madamals. Das Schloss war deutlich sichtbar. Es kostete ihn kaum Mühe, es zu öffnen. Es war nicht dazu gemacht, Einbrecher fernzuhalten – nur neugierige Augen. Mit einem gut hörbaren Klicken fiel der Riegel zurück. Die Klinke ließ sich bewegen. Die Tür öffnete sich nach innen, und sofort gewann Keshlan zwei neue Erkenntnisse: | Nun stand er erneut hier, vor dieser unscheinbaren Tür, im Licht des Madamals. Das Schloss war deutlich sichtbar. Es kostete ihn kaum Mühe, es zu öffnen. Es war nicht dazu gemacht, Einbrecher fernzuhalten – nur neugierige Augen. Mit einem gut hörbaren Klicken fiel der Riegel zurück. Die Klinke ließ sich bewegen. Die Tür öffnete sich nach innen, und sofort gewann Keshlan zwei neue Erkenntnisse: | ||
Erstens: die Scharniere der Tür waren seit einer Ewigkeit nicht mehr geölt worden. Die Tür normal zu öffnen würde ein lautes Kreischen nach sich ziehen, potenziell laut genug, um die in den Nebenräumen schlafenden Herrschaften zu wecken oder zumindest in ihrem Schlaf zu stören. Ein Problem, auf das er vorbereitet war, schließlich war er kein Anfänger. Auch wenn er der Legende nicht glaubte, Ashas Worte und sein forschender Blick heute Mittag hatten ihn damit rechnen lassen, dass die Tür klemmen oder quietschen könnte. | Erstens: die Scharniere der Tür waren seit einer Ewigkeit nicht mehr geölt worden. Die Tür normal zu öffnen würde ein lautes Kreischen nach sich ziehen, potenziell laut genug, um die in den Nebenräumen schlafenden Herrschaften zu wecken oder zumindest in ihrem Schlaf zu stören. Ein Problem, auf das er vorbereitet war, schließlich war er kein Anfänger. Auch wenn er der Legende nicht glaubte, Ashas Worte und sein forschender Blick heute Mittag hatten ihn damit rechnen lassen, dass die Tür klemmen oder quietschen könnte. | ||
Zweitens: der Geruch, der Keshlan entgegenschlug. Er bestätigte die Aussage Ashas, dass dieser Raum seit langem nicht mehr betreten worden war. Das kleine bisschen Luft, das durch den schmalen Spalt drang, roch abgestanden, staubig und… alt. Umso interessierter war der Aranier, was er finden würde, welche Geheimnisse hier verborgen lagen. Oder war begraben das bessere Wort? | Zweitens: der Geruch, der Keshlan entgegenschlug. Er bestätigte die Aussage Ashas, dass dieser Raum seit langem nicht mehr betreten worden war. Das kleine bisschen Luft, das durch den schmalen Spalt drang, roch abgestanden, staubig und… alt. Umso interessierter war der Aranier, was er finden würde, welche Geheimnisse hier verborgen lagen. Oder war begraben das bessere Wort? | ||
Auf jedes Geräusch in der nächtlichen Stille lauschend, sah er ein letztes Mal den vom Madamal erhellten Gang hinunter. Dabei zog er das Fläschchen hervor, in das er beim Essen unauffällig etwas Olivenöl gefüllt hatte. Schließlich schadete es nie, bei Vorhaben wie dem seinen vorbereitet zu sein. Im Korken steckte der Kiel einer kleinen Elsterfeder. Geschickt tropfte Keshlan etwas Öl auf die Scharniere, wartete einen Moment, dass es sich verteilte. Dann wischte er mit einem Lappen überschüssiges Öl ab. Warum mehr Spuren als nötig hinterlassen. | Auf jedes Geräusch in der nächtlichen Stille lauschend, sah er ein letztes Mal den vom Madamal erhellten Gang hinunter. Dabei zog er das Fläschchen hervor, in das er beim Essen unauffällig etwas Olivenöl gefüllt hatte. Schließlich schadete es nie, bei Vorhaben wie dem seinen vorbereitet zu sein. Im Korken steckte der Kiel einer kleinen Elsterfeder. Geschickt tropfte Keshlan etwas Öl auf die Scharniere, wartete einen Moment, dass es sich verteilte. Dann wischte er mit einem Lappen überschüssiges Öl ab. Warum mehr Spuren als nötig hinterlassen. | ||
Vorsichtig, mit einem stummen Gebet zu [[ | Vorsichtig, mit einem stummen Gebet zu [[avwik:Phex|Feqz]], öffnete er die Tür weit genug, um hindurchzuschlüpfen, immer bereit inne zu halten, sollte die Angeln quietschen. Doch alles blieb ruhig. | ||
Im Innern angekommen schloss er die Tür, hielt einen Moment inne, um sich zu orientieren. Zu lauschen, ob er allein war. Die muffige Luft legte es nahe. Erst nachdem einige Momente verstrichen waren, er sicher sein konnte, allein zu sein, steckte er das Öl weg und zog aus einer Tasche im Innern seines Gürtel einen wohlgehüteten Schatz. Als er das mit [[avwik:Efferd|efferdgefälligen]] Symbolen bestickte, lichtdichte Tuch zurück schlug, erhellte das grünlich-blaue Licht der [[avwik:Gwen Petryl|Gwen Petryl Splitter]], verstärkt und gelenkt durch die mit höchster Kunstfertigkeit geschliffene Phiole aus Bergkristall, den Raum in seiner Nähe. Wie er im Laufe des Tages herausgefunden hatte, waren die schweren Vorhänge an den Fenstern zugezogen. Einen Moment hatte er das irritierende Gefühl, an einem Ort zu sein, den [[avwik:Satinav|Satinav]] vergessen hatte. Den zugleich die seltsame Aura eines Schreins für geliebte, aber verlorene Menschen umgab. Stumm begann Keshlan zu zählen. | |||
Im Innern angekommen schloss er die Tür, hielt einen Moment inne, um sich zu orientieren. Zu lauschen, ob er allein war. Die muffige Luft legte es nahe. Erst nachdem einige Momente verstrichen waren, er sicher sein konnte, allein zu sein, steckte er das Öl weg und zog aus einer Tasche im Innern seines Gürtel einen wohlgehüteten Schatz. Als er das mit [[ | |||
Der Raum war weder sonderlich groß, noch bemerkenswert klein - ähnlich wie die anderen herrschaftlichen Räume, die er zumindest durch die offenen Türen bereits gesehen hatte. Das Zimmer war eher funktional eingerichtet - ein abgedecktes Bett in einer Ecke, daneben ein Nachttisch und ein Kleiderschrank. An der gegenüberliegenden Seite stand ein großer, massiver Sekretär mit einem Stuhl davor. Neben der Tür, in Keshlans Rücken, befand sich zudem eine kleine Garderobe, an der noch eine lederne Reitjacke hing. So, als sei ihr Besitzer gerade erst aufgebrochen und würde jeden Moment zurück sein. | Der Raum war weder sonderlich groß, noch bemerkenswert klein - ähnlich wie die anderen herrschaftlichen Räume, die er zumindest durch die offenen Türen bereits gesehen hatte. Das Zimmer war eher funktional eingerichtet - ein abgedecktes Bett in einer Ecke, daneben ein Nachttisch und ein Kleiderschrank. An der gegenüberliegenden Seite stand ein großer, massiver Sekretär mit einem Stuhl davor. Neben der Tür, in Keshlans Rücken, befand sich zudem eine kleine Garderobe, an der noch eine lederne Reitjacke hing. So, als sei ihr Besitzer gerade erst aufgebrochen und würde jeden Moment zurück sein. | ||
Über allem lag eine dicke Schicht Staub. Es war offensichtlich, dass Asha Recht gehabt hatte: dieser Raum wurde kaum betreten, geschweige denn genutzt. | Über allem lag eine dicke Schicht Staub. Es war offensichtlich, dass Asha Recht gehabt hatte: dieser Raum wurde kaum betreten, geschweige denn genutzt. | ||
Die einzige Ausnahme war eine große Landkarte, die in einem Rahmen über dem Sekretär an der Wand hing. Eine vage Schneise im Staub führte dorthin, ohne dass Abdrücke von Stiefeln oder Schuhen zu erkennen gewesen wären. Es handelte es sich um eine grobe politische Karte [[ | Die einzige Ausnahme war eine große Landkarte, die in einem Rahmen über dem Sekretär an der Wand hing. Eine vage Schneise im Staub führte dorthin, ohne dass Abdrücke von Stiefeln oder Schuhen zu erkennen gewesen wären. Es handelte es sich um eine grobe politische Karte [[avwik:Aventurien|Aventurien]]s, schlicht und eher grob gezeichnet, mehr zur allgemeinen Orientierung denn zur genauen Planung geeignet. Jemand hatte mit kleinen Nägeln, die durch die Karte in das dahinter liegende Holz getrieben worden waren, verschiedene Stellen markiert. Gut ein Dutzend dieser Nägel befanden sich in [[avwik:Almada|almadanischen Landen]], in und um [[Ragath]] herum, nahe [[Punin]], sowie vorrangig im [[Culminger Land]] und nahe des [[avwik:Raschtulswall|Rashdulswall]]s. Weitere, wenngleich deutlich vereinzelter, waren in den [[avwik:Tulamidenlande|Tulamidenlanden]] eingeschlagen, ein paar in [[avwik:Aranien|Aranien]] und einer sogar im [[avwik:Bornland|Bornland]]. | ||
Zudem hatte jemand einen dünnen, im schwachen Licht der kleinen Lampe violett farbenen Wollfaden zwischen einigen, aber nicht allen Nägeln gespannt. Auch dieser hatte bereits Staub angesetzt - wenngleich deutlich weniger als die Oberfläche beispielsweise des Bettes oder des Fußbodens. | Zudem hatte jemand einen dünnen, im schwachen Licht der kleinen Lampe violett farbenen Wollfaden zwischen einigen, aber nicht allen Nägeln gespannt. Auch dieser hatte bereits Staub angesetzt - wenngleich deutlich weniger als die Oberfläche beispielsweise des Bettes oder des Fußbodens. | ||
Auf dem Sekretär lagen, etwas verstreut, einzelne Dokumente - auch sie bereits alt und von Staub bedeckt, aber noch immer gut lesbar. | Auf dem Sekretär lagen, etwas verstreut, einzelne Dokumente - auch sie bereits alt und von Staub bedeckt, aber noch immer gut lesbar. | ||
Keshlan schob die erste Perle seines Armbandes weiter und begann von vorn zu zählen, während er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Es würde unmöglich sein, keine Spuren zu hinterlassen, nicht ohne einen von Akis Runensteinen oder andere Hilfe. Andererseits - der Raum wurde selten betreten. So der Mungo es wollte, würde es dauern, bis das nächste Mal jemand hereinkam. Und dann musste demjenigen ersteinmal auffallen, dass jemand hier gewesen war. Die Vorhänge waren geschlossen, also würde ein Besucher erst zum Fenster müssen, um sie aufzuziehen. Oder eine Lampe mitbringen, deren begrenzter Schein es schwieriger machen würde, Spuren zu bemerken. Vor allem, wenn man nicht damit rechnete. | Keshlan schob die erste Perle seines Armbandes weiter und begann von vorn zu zählen, während er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Es würde unmöglich sein, keine Spuren zu hinterlassen, nicht ohne einen von Akis Runensteinen oder andere Hilfe. Andererseits - der Raum wurde selten betreten. So der Mungo es wollte, würde es dauern, bis das nächste Mal jemand hereinkam. Und dann musste demjenigen ersteinmal auffallen, dass jemand hier gewesen war. Die Vorhänge waren geschlossen, also würde ein Besucher erst zum Fenster müssen, um sie aufzuziehen. Oder eine Lampe mitbringen, deren begrenzter Schein es schwieriger machen würde, Spuren zu bemerken. Vor allem, wenn man nicht damit rechnete. | ||
Und zu aller Letzt: die Junkerin und ihr Vater waren Asha zu Folge die einzigen, die diesen Raum betraten. Nach allem, was er gesehen hatte, stand nicht zu erwarten, dass sie sich viel austauschen. Vielleicht würde jeder der beiden unterstellen, dass der andere den Raum betreten hatte, ohne es anzusprechen. | Und zu aller Letzt: die Junkerin und ihr Vater waren Asha zu Folge die einzigen, die diesen Raum betraten. Nach allem, was er gesehen hatte, stand nicht zu erwarten, dass sie sich viel austauschen. Vielleicht würde jeder der beiden unterstellen, dass der andere den Raum betreten hatte, ohne es anzusprechen. | ||
[[ | [[avwik:Phex|Mungo]] steh mir bei, denn ich widme dieses nächtliche Wagnis dem Dienst an Deinen Werten. Daher schärfe meinen Blick, meinen Geist, segne meine Hände. Breite Deinen Mantel der Heimlichkeit über dieses Unterfangen, segne es. Ich gelobe, Dir ein Opfer zu bringen, das der heutigen Nacht angemessen ist.‘ | ||
Von außerhalb, aus den Gärten oder Wäldern um das Anwesen, drang leise ein Schrei an sein Ohr, fast wie ein Bellen, doch kratziger und höher. Der Ruf eines Fuchses in der Nacht - ein Zeichen, das Keshlan Mut gab. | Von außerhalb, aus den Gärten oder Wäldern um das Anwesen, drang leise ein Schrei an sein Ohr, fast wie ein Bellen, doch kratziger und höher. Der Ruf eines Fuchses in der Nacht - ein Zeichen, das Keshlan Mut gab. | ||
Der Aranier schob die nächste Perle zur Seite, begann neu zu zählen. Vorsichtig griff er nach der Reitjacke. Tastete sie aus reiner Gewohnheit ab, ohne wirklich einen Fund zu erwarten. Dann drapierte er sie hinter sich, die Ärmel an seinem Gürtel, dass die Spur im Staub der eines etwas zu langen Rockes ähneln würde. Leise und ruhig bewegte er sich auf die Vorhänge zu, wie jemand, der Licht brauchte. Dann wandte er sich zum Schreibtisch und der Karte, schien diese doch das Ziel vorheriger Besucher gewesen zu sein. Mit etwas Glück nahm er den gleichen Weg wie sonstige Besucher, versuchte er doch, den vagen Spuren im Staub zu folgen. | Der Aranier schob die nächste Perle zur Seite, begann neu zu zählen. Vorsichtig griff er nach der Reitjacke. Tastete sie aus reiner Gewohnheit ab, ohne wirklich einen Fund zu erwarten. Dann drapierte er sie hinter sich, die Ärmel an seinem Gürtel, dass die Spur im Staub der eines etwas zu langen Rockes ähneln würde. Leise und ruhig bewegte er sich auf die Vorhänge zu, wie jemand, der Licht brauchte. Dann wandte er sich zum Schreibtisch und der Karte, schien diese doch das Ziel vorheriger Besucher gewesen zu sein. Mit etwas Glück nahm er den gleichen Weg wie sonstige Besucher, versuchte er doch, den vagen Spuren im Staub zu folgen. | ||
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Doch wieder fand er enttäuschend wenig: einen kleinen Dolch, nichts besonderes, wenn auch hochwertig. Eine Kette mit einem Symbol Rahjas als Anhänger, nicht übermäßig wert- oder kunstvoll. Eine Öllampe, erneut etwas zum Schreiben. Sorgfältig blätterte er die Seiten durch, prüfte Lampe, Dolch, Anhänger und Schreibzeug. Nichts davon war auffällig, passte nicht in das Zimmer eines jungen Mannes. | Doch wieder fand er enttäuschend wenig: einen kleinen Dolch, nichts besonderes, wenn auch hochwertig. Eine Kette mit einem Symbol Rahjas als Anhänger, nicht übermäßig wert- oder kunstvoll. Eine Öllampe, erneut etwas zum Schreiben. Sorgfältig blätterte er die Seiten durch, prüfte Lampe, Dolch, Anhänger und Schreibzeug. Nichts davon war auffällig, passte nicht in das Zimmer eines jungen Mannes. | ||
Eher der Form halber prüfte Keshlan, ob | Eher der Form halber prüfte Keshlan, ob einer der Bettpfosten hohl sein mochte, doch wie erwartet waren alle massiv, trugen kein Baldachin, das als Versteck für etwas hätte dienen können. | ||
Der Boden des Raumes würde im Sitz einer Junkerin keine losen Teile aufweisen, die sich ohne weiteres finden ließen. Also verzichtete er auf die Suche nach losen Teilen. | Der Boden des Raumes würde im Sitz einer Junkerin keine losen Teile aufweisen, die sich ohne weiteres finden ließen. Also verzichtete er auf die Suche nach losen Teilen. | ||
Unzufrieden musterte Keshlan den Raum. Es gab nichts, das er nicht untersucht hatte. Er würde sich also wohl oder übel anderswo Informationen beschaffen müssen. Vielleicht an Orten, an denen sich der Al’Sariq häufiger aufhielt. Im Selkethal würde er beim nächsten Besuch die vorsichtig begonnen Nachforschungen fortsetzen. | Unzufrieden musterte Keshlan den Raum. Es gab nichts, das er nicht untersucht hatte. Er würde sich also wohl oder übel anderswo Informationen beschaffen müssen. Vielleicht an Orten, an denen sich der Al’Sariq häufiger aufhielt. Im Selkethal würde er beim nächsten Besuch die vorsichtig begonnen Nachforschungen fortsetzen. | ||
Es blieb noch deutlich über eine halbe Stunde bis die Dienstboten ihr Tagewerk beginnen würden, als Keshlan zurück an die Tür trat. Sorgfältig platzierte er die Jacke, wie er sie gefunden hatte. Er versicherte sich, auch sonst keine vermeidbaren Spuren hinterlassen zu haben. Dann lauschte er zum Flur hin. Sah durch das Schlüsselloch. Nichts. Vorsichtig öffnete er die Tür einen winzigen Spalt. Noch immer nichts. Er schlüpfte auf den Flur, schloss die Tür. Gerade, als er abschließen wollte, hörte er Geräusche. Rasch verbarg er sich hinter einem der die Fenster einrahmenden Schals. Eine schlaftrunkene Magd schlurfte vorbei, begrüßte am Ende des Gangs müde einen anderen Bediensteten. Und zog weiter. Keshlan huschte zur Tür, verriegelte sie. | Es blieb noch deutlich über eine halbe Stunde bis die Dienstboten ihr Tagewerk beginnen würden, als Keshlan zurück an die Tür trat. Sorgfältig platzierte er die Jacke, wie er sie gefunden hatte. Er versicherte sich, auch sonst keine vermeidbaren Spuren hinterlassen zu haben. Dann lauschte er zum Flur hin. Sah durch das Schlüsselloch. Nichts. Vorsichtig öffnete er die Tür einen winzigen Spalt. Noch immer nichts. Er schlüpfte auf den Flur, schloss die Tür. Gerade, als er abschließen wollte, hörte er Geräusche. Rasch verbarg er sich hinter einem der die Fenster einrahmenden Schals. Eine schlaftrunkene Magd schlurfte vorbei, begrüßte am Ende des Gangs müde einen anderen Bediensteten. Und zog weiter. Keshlan huschte zur Tür, verriegelte sie. | ||
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Erleichtert atmete er aus, als er die Tür zu seiner Unterkunft hinter sich zuzog. Er hatte das Wagnis überstanden. Unbemerkt. Er schlug das Zeichen des Mungo, im Begriff, ein ausführliches Dankesgebet zu beginnen. | Erleichtert atmete er aus, als er die Tür zu seiner Unterkunft hinter sich zuzog. Er hatte das Wagnis überstanden. Unbemerkt. Er schlug das Zeichen des Mungo, im Begriff, ein ausführliches Dankesgebet zu beginnen. | ||
„Wo warst du?“, klang [[Selea Al'Morsqueta|Fabiolas]] leise Stimme aus der Dunkelheit. „Wir sind hier zu Gast. Deine Verfehlungen fallen auf mich zurück. Auf meine Familia! Gefährden unter Umständen die Verbindung zwischen Usanza und Tariano!“ Ihre Ungehaltenheit wurde mit jedem Satz deutlicher, während sie sich von Keshlans Bett erhob. | |||
„Wo warst du?“, klang [[Selea | |||
Seine Gedanken rasten, um bloß kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. „Später, Azîla. Denk an die Gerüchte, sollte jemand sehen, wie du im Nachtgewand mein Zimmer verlässt…“ | Seine Gedanken rasten, um bloß kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. „Später, Azîla. Denk an die Gerüchte, sollte jemand sehen, wie du im Nachtgewand mein Zimmer verlässt…“ | ||
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{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1045 Die einsame Rose von Culming 22|Teil 22]]|Chronik:Jahr=Chronik:1045|Ereignisname=[[Chronik:1045#Die einsame Rose von Culming 23|Die einsame Rose von Culming]]|Teil=23|Weiter=[[Chronik.Ereignis1045 Die einsame Rose von Culming 24|Teil 24]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1045 Die einsame Rose von Culming 22|Teil 22]]|Chronik:Jahr=Chronik:1045|Ereignisname=[[Chronik:1045#Die einsame Rose von Culming 23|Die einsame Rose von Culming]]|Teil=23|Weiter=[[Chronik.Ereignis1045 Die einsame Rose von Culming 24|Teil 24]]}} | ||
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