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Zaida schenkte dem jungen Caballero ein bedauerndes Lächeln, deutete einem etwas verwirrten Rominco vorzugehen und folgte dem Knaben. | Zaida schenkte dem jungen Caballero ein bedauerndes Lächeln, deutete einem etwas verwirrten Rominco vorzugehen und folgte dem Knaben. | ||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Eliane|Eliane]] | |||
Domnatella Ordonya lächelte Domna Delilah strahlend an, erwiderte das Zwinkern, bevor sie sich nach einem kurzen Blick zu ihrer Schwester darauf besann, was sie in Sachen [[Cortezza]] gelernt hatte. Sie errötete leicht, zumindest bis sie neugierig wieder Umgebung und Gäste musterte. | |||
Derweil winkte Domna Selea, ihrer Aussage mit ihrem Fächer Nachdruck verleihend, ab. „Bitte, Domna Delilah, ich fühle mich geehrt, dass Ihr Zeit für meine Einladung gefunden habt. Und hoffe sehr, dass Ihr meine Bitte nicht als Herbeibestellen aufgefasst habt. Das wäre mir ausgesprochen unangenehm. Domna Fiona, es ist mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen.“ Sie nickte der älteren Caballera einen freundlichen Gruß zu. | |||
„Nun, Sayida Delilah“, wechselte sie dann ins Tulamidya, „Lasst uns gerne einige Schritte gehen.“ Ihr Fächer machte eine einladenden Geste in Richtung des Parks. Zurück ins Garethi fallend fuhr sie fort: „Wenn Ihr anschließend eine Erfrischung wünscht, es ist alles bereit.“ Ein Lakai schickte sich an, der Gruppe dezent zu folgen. | |||
Ganz im Ton einer unverfänglichen Konversation fuhr Domna Selea fort: „Danke der Nachfrage nach meinem verehrten Vater. Dom [[Pasquallo Al'Morsqueta|Pasquallo]] ist, angesichts der Umstände, durchaus wohlauf. Ich hoffe, das gleiche gilt für den Euren?“ Amüsiert bemerkte sie die Blicke, die ihnen folgten. Oder eher ihrem Gast. Auch das Interesse der beiden Caballeras mit dem Jungen schien sie geweckt zu haben. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie beschäftigt Geschwister plötzlich sein können, wenn es um Begleitung zu gesellschaftlichen Anlässen geht, nicht wahr? Euer zweiter Bruder weilt zur Zeit also nicht in Punin? Oder ist er wie zwei der meinen diesem Anlass schlicht durch plötzliche, unerklärliche Unauffindbarkeit ausgewichen? Nun, so habe ich auf jede Fall das Glück, Domna Fiona kennenzulernen.” Domna Selea lächelte der Genannten zu. | |||
„Vermutlich interessiert Euch der Grund meiner Einladung, Domna Delilah. Nun, es sind mehrere, und jeder davon hat mit Euch, aber keiner mit Titeln zu tun.” Sie passierten einen Laubengang und erreichten einen kleinen Hügel inmitten symmetrisch angelegter Blumenbeete und Rasenflächen, in dessen Mitte, eingefasst von kniehohen Hecke, eine im Licht des Praisomals weiß schimmernde Statue stand: eine liebliche junge Frau mit Kind auf dem Arm, einen Raben aus schwarzem Stein auf der Schulter: die heilige Etilia mit der jungen [[avwik:Marbo|Marbo]]. | |||
„Wie ich schrieb, hat es mich damals tief bewegt, als ich in den Genuss kam, Zeugin Eurer Kunst, Eures Könnens zu sein. Es war ein einzigartiges Erlebnis. Die Chance, Euch persönlich zu treffen, Eure Bekanntschaft zu machen, war zu verlockend. Ich hoffe Ihr seht mir nach, dass ich den Schwärmereien meines jüngeren Ichs nachgegeben habe.” Sie schmunzelte ob der Erinnerungen, einen kurzen Moment huschte ein sehnsüchtiger, beinahe verträumter Ausdruck über ihre Züge. Wie naiv und unbeschwert sie damals gewesen war. Ihr Blick fiel auf Ordonya. Ein wenig erinnerten sie ihre jüngeren Schwestern an damals. | |||
„Der zweite Grund hat indirekt doch mit Titeln zu tun. Wie Ihr vermutlich aus dem [[Yaquirblick]] erfahren habt, bin ich im Begriff, die Nachfolge meines Vaters anzutreten. Es ist sein Wunsch, dass die Amtsübergabe vor Ende des Götterlaufes stattfindet. Daher bleibt nicht viel Zeit für Vorbereitungen. Die Feierlichkeiten werden nicht besonders umfangreich, ein kleines, zwangloses Gartenfest. Für das noch die musikalische Untermalung fehlt. Ihr seid, auch ohne Titel, eine von Rahja geküsste Koryphäe auf dem Gebiet der musikalischen Künste, Domna Delilah. Da konnte ich nicht widerstehen, die Gelegenheit zu nutzen, um Euren Rat zu erbitten. Zweifelsohne seid Ihr die Richtige wenn es darum geht, geeignete Künstler zu empfehlen. Gerne junge, aufstrebende, unverbrauchte Musiker, deren Talent Beachtung und vielleicht Förderung verdient.” Domna Selea schmunzelte. „Die dazu für Feierlichkeiten im Rahja noch verfügbar wären. Ein zugegebenermaßen ungünstiger Zeitpunkt für kurzfristig anberaumte Feierlichkeiten in der fernen Provinz.” | |||
Muster aus Licht und Schatten fielen auf den Kies unter ihren Füßen, als sie schließlich eine Allee aus Akazien erreichten. | |||
„Auch bei dem letzten Grund handelt es sich eher um eine Bitte. Meine Schwester, Domnatella Ordonya, zeigt, wie ich vermute, neben rondragefälligen Ambitionen, ein gewisses Talent im Umgang mit der Viola, das ich gerne fördern würde. Daher habe ich entschieden, nach einem geeigneten Lehrer für sie zu suchen und dachte auch hier, dass eine Empfehlung von Euch zweifelsohne zu den aussagekräftigsten im ganze Fürstentum gehören dürfte.” | |||
Domnatella Ordonya sah überrascht auf. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Der Fächer Domna Delilahs fuhr nach oben, öffnete sich und berührte mit den Rippen ihre Lippen. 'Plötzliche, unerklärliche Unauffindbarkeit?' Wusste die Caballera irgendetwas über [[León Dhachmani de Vivar|León[[s Verbleib? Die Musikerin wandte ihre großen dunklen Augen von ihrer Gesprächspartnerin ab und ließ den Blick voll Wehmut erst über die Heiligenstatue, dann durch die Parkanlage in die Ferne schweifen. Dabei wurde sie der beiden Caballeras mit den ihr bekannten blond- bzw. schwarzgelockten Häuptern gewahr. Diskret wies sie Domna Fiona mit dem bereits wieder geschlossenen Fächer auf die Anwesenheit ihrer Tochter Zaida und der Comtessa Romina hin, ehe sie mit einem Lächeln antwortete: | |||
"Ei, gewiss, Wohlgeboren, dabei kann ich Euch wohl behilflich sein! Macht Euch um die Musici keine großen Sorgen - unser geliebter Fürst ist ein Mann der Militärmärsche, der Heerpauken, Cornetti und Trompeten. Ihr werdet darob erkennen, dass es massenhaft Musici und Spielleute gibt, die auch im Rahjamond gerne fernab Punins mit ihren Instrumenten aufwarten. | |||
Welchen... Charakter soll das freudige Ereignis denn haben? Praiotisch herrschaftlich? Rondrianisch stolz? Travianisch gesittet? Rahjanisch unbeschwert? Sucht Ihr den Augenblick, in dem Ihr in Euer Erbe eintreten werdet, bukolisch zu untermalen oder mit concertanter Würde zu begehen? Oder wünscht Ihr gar, mit lebhaften Rhythmen Eure Gäste und Clienten zum Tanze zu laden? Wollt Ihr prassen oder Euch boronisch bescheiden geben? Wollt Ihr Puniner Cortezia auf die [[Baronie Bangour#Derographie|Valgeta]] hinauf tragen oder wollt Ihr Eure Verbundenheit mit der Erde [[Baronie Bangour|Bangours[[ zur Schau stellen? Kurz: Nach welcher Art soll die Musik Euch und Eure Familia repräsentieren? | |||
Davon hängt ab, zu welcher Form der musikalischen Untermalung ich Euch raten kann und welche Musici zu diesem Behufe geeignet wären." | |||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Eliane|Eliane]] | |||
Aufmerksam, ohne es sich etwas anmerken zu lassen, registrierte Domna Selea Domna Delilahs Reaktionen. Entspannt spielten ihre Finger mit ihrem eigenen Fächer, der wie vergessen an ihre Seite sank. Der Etilienpark erwies sich als ausgesprochen angenehme Umgebung, bot in jeder Hinsicht unerwartet interessante Eindrücke. Aus dem Augenwinkel folgte sie kurz Keshlans sorgfältig außer Sicht der anderen gehalten Fingern. Dann entsann sie sich ihres Fächers und nahm das Spiel damit wieder auf. | |||
Nachdem Domna Delilah geendet hatte, tippte Domna Selea mit ihrem Fächer einen Moment nachdenklich auf ihre Hand. Schließlich erwiderte sie mit freundlichem Lächeln: „Oh, es soll keine übermäßig aufwändige Feier werden. Ein eher zwangloses Zusammensein, um den Übergang zu begehen, einen Neuanfang nach der etwas düsteren letzten Zeit zu markieren. Daher sollten die Musici sich durch eine gewisse Vielseitigkeit auszeichnen. Die musikalischen Schwerpunkte werden rahjanisch unbeschwert und tsajanisch hoffnungsvoll sein, mit rondranisch stolzen und perainisch bodenständigen Elementen zum richtigen Zeitpunkt.“ Sie schmunzelte. „Das erschwert vermutlich die Wahl. Allein Eure Fragen zeigen mir, dass ich gut daran getan habe, Euren Rat zu erbitten, habe ich mir bislang doch offensichtlich zu wenig Gedanken um das Thema gemacht.“ Sie schwieg einen Moment, ließ ihren Blick wandern, mit ihrem Fächer um etwas Geduld bittend. | |||
Dann fuhr sie fort: „Nun, idealer Weise sollten die Musici also flexibel sein. In der Lage, das Dinnée und Frühstück mit unaufdringlichen, concertanten Klängen zubegleiten. Schließlich sind wir im [[Tosch Mur]] ja keine Wilden. Die Musici sollten natürlich auch zum Tanze aufspielen können, so sich abzeichnet, dass es Gäste im Laufe des Abends nach… höfischeren, die Cortezia betonenden Klängen verlangt. Und zuletzt sollen sie den Tag über den Gästen mit dezenter Untermalung die Zeit vertreiben, ihre Eindrücke der Feier bereichern. Mit bukolisch inspirierten Weisen, welche nicht nur die Verbundenheit meiner Familia mit Mestera, sondern auch mit Punin und ganz Almada untermalen.“ | |||
Domna Selea sah Domna Delilah an. „Mir ist bewusst, dass meine Ansprüche möglicherweise kostspielig sein mögen. Da nicht die Musik im Mittelpunkt stehen soll, ist es ausreichend, wenn lediglich Kenner sich dieser Tatsache bewusst werden. Musik und Musici sollen sich als Teil in das Ganzen einfügen, nicht mehr, nicht weniger. Ich will weder Protz, noch aufgesetzte Bescheidenheit. Ah, und die Proben würden vor Publikum stattfinden.“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Maestra Delilah wusste sich nicht anders zu behelfen: Sie musste lachen. Es war ein helles Lachen, das perlend aus ihr emporstieg, ohne jede erkennbare Boshaftigkeit, ein Ausdruck puren Vergnügens. "Pardonniert's mir, Domna Selea, pardonniert's mir tausend Mal!" Sie atmete durch. "Ihr wünscht Euch, in anderen Worten, also alles von dem, was ich Euch fragte! Das beweist Euren Anspruch und Geschmack." | |||
Sie nickte anerkennend und legte dann nachdenklich den Fächer an die Lippen. | |||
"Lasst mich überlegen... der monodische Gesang kommt immer mehr in Mode - aber davon rate ich bei einem Fest im Freien ab. Es findet sich kaum ein Sänger, der stimmgewaltig genug ist, unter offenem Himmel zu singen. Das würde Euch auseinander fliegen. Es sei denn, Ihr engagiertet einen Elfen - deren Stimme dringt durch Wald und Aue. Aber der Elf duettiert im Allgemeinen ja gerne, insbesondere mit sich selbst, das wäre vielleicht etwas zu traditionell, höchstens für eine Travienbundsfeier geeignet, und Ihr würdet Euch in Bangour damit wohl keine Freunde machen. Außerdem ist Gesang oft recht dominant. | |||
Wenn die Musica, einem Bande gleich, lediglich untermalend durch den ganzen Tag geflochten werden soll und obendrein am Abend getanzt wird, recommandiere ich für den Vormittag eine Triosonate. Der Vorteil ist, dass Ihr nur drei Musici benötigt - es können aber auch zwölf sein. Die Instrumentalisten sind variabel, zum Beispiel je eine Violine, eine Viola oder ein Cornetto, oder zwei Flöten, und für den Basso entweder ein Cello, eine Gamba, eine Theorbe, zur Not auch eine Vihuela mit starken Saiten. Ein Spinett braucht ihr nicht unbedingt, würde Euch unter freiem Himmel aber mehr Stabilität in den Harmonien geben. | |||
Für den Nachmittag denke ich, dass ein kleines Concerto Pastorale das Rechte wäre. Auch hier braucht ihr nicht mehr als fünf Musici - das können die Gleichen sein. Wichtig ist natürlich immer ein Basso continuo. Die Sätze lassen sich recht abwechslungsreich gestalten. Bukolisch und getragen zu Beginn, lebhaft und die Tänze des Abends vorausahnend, dann wieder würdevoll und stolz. | |||
Für den Abend dann die Tänze, die gerade entlang des Yaquirs in Mode sind: Tsarabanda, Menuetto, Gallarda, die gute alte Kuslikana, die Volta, eine Yaquirella und natürlich die Contradanza. Oh, die Yaquirella - ja-ta-ta-ta-ta, ram-tatatata-ba! Für die braucht ihr aber unbedingt einen Schnarrtrommler! Sonst reißt sie nicht mit, wisst Ihr?" | |||
Die Komponistin hatte sich in Begeisterung geredet. Ihr Leib hatte leicht gezittert, ihre dunklen Augen leuchteten, ihre Hände hatten bereits ein unsichtbares Orchester dirigiert - und eine ihrer Locken hatte sich aus dem Eslamszopf gelöst und war ihr ins Gesicht gefallen. Erwartungsvoll sah sie ihr Gegenüber an. | |||
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