Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 32: Unterschied zwischen den Versionen

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"Ist ja gut, ist ja gut!", stöhnte Rohaja, in der die Einsicht reifte, dass ihr Zwilling ihr ohnehin keine Ruhe zur Wiedererlangung ihrer Kräfte lassen würde. "Bettet die Frau unten direkt vor dem Kaminfeuer. Du selbst, der Wirt und wer-auch-sonst-noch kümmert euch um sie. Ich selbst werde, sobald das Praiosrund aufgegangen ist und sich normale Leute aus dem Bett erhoben haben, hinüber nach Schloss Quazzano reiten und dem alten Da Vanya alles berichten. Er und Vater sind Freunde, die Da Vanyas bekamen dieses Schloss von uns - deswegen wird er mir kaum seine Hilfe verweigern. Vielleicht weiß er auch über unseren Bruder mehr? Um ihn mache ich mir mehr Sorgen, als um diese Fremde. Aber nichtsdestotrotz wollen wir uns mühen, ihr zu helfen, vielleicht steht das, was ihr widerfahren ist, ja mit dem Verschwinden unseres Bruders in Zusammenhang?" Sie erhob sich stöhnend - hui, was war ihr schwindelig. "Hilf mir, mich anzukleiden, ehe du wieder hinunter rennst!", befahl sie ihrer Schwester noch. "Eine von Ragathsquell tritt nicht verlottert wie ein Wildfang vor den Großinquisitor."
"Ist ja gut, ist ja gut!", stöhnte Rohaja, in der die Einsicht reifte, dass ihr Zwilling ihr ohnehin keine Ruhe zur Wiedererlangung ihrer Kräfte lassen würde. "Bettet die Frau unten direkt vor dem Kaminfeuer. Du selbst, der Wirt und wer-auch-sonst-noch kümmert euch um sie. Ich selbst werde, sobald das Praiosrund aufgegangen ist und sich normale Leute aus dem Bett erhoben haben, hinüber nach Schloss Quazzano reiten und dem alten Da Vanya alles berichten. Er und Vater sind Freunde, die Da Vanyas bekamen dieses Schloss von uns - deswegen wird er mir kaum seine Hilfe verweigern. Vielleicht weiß er auch über unseren Bruder mehr? Um ihn mache ich mir mehr Sorgen, als um diese Fremde. Aber nichtsdestotrotz wollen wir uns mühen, ihr zu helfen, vielleicht steht das, was ihr widerfahren ist, ja mit dem Verschwinden unseres Bruders in Zusammenhang?" Sie erhob sich stöhnend - hui, was war ihr schwindelig. "Hilf mir, mich anzukleiden, ehe du wieder hinunter rennst!", befahl sie ihrer Schwester noch. "Eine von Ragathsquell tritt nicht verlottert wie ein Wildfang vor den Großinquisitor."
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
===Auf Burg Harmamund, bei Sonnenaufgang am 11. Tsa===
[[Morena von Harmamund|Morena Solivai von Harmamund]] tobte. Rastlos schritt sie in ihrem Gemach auf und ab, die Fäuste geballt, sodass ihre Fingernägel schmerzhaft in ihre Handflächen drückten, die Kiefer aufeinander gepresst, bis ihre Zähne schmerzten. Ab und an entfuhr ihr ein zorniger Schrei, und sie fegte ein Schriftstück vom Schreibpult oder gar die hässliche Vase ihrer armseligen Großmutter gegen die Wand.
Dieser hirnbefreite Ochse von einem Junker hatte sie wahrlich in Schwierigkeiten gebracht! Was, zur niedersten Niederhölle!, war so schwer daran, mit dem Segen Ras'Raghs ein paar Reiter und zwei wehrlose Frauen niederzumachen? Aber nein, er hatte es wieder einmal vermasselt! Und warum? Dieser unverfrorene Kerl hatte die Impertinenz besessen, es ihr direkt ins Gesicht zu sagen: ''Glaubt Ihr, wenn ich die Gelegenheit habe, die schönste Frau Almadas in die Finger zu kriegen, dass ich die dann nicht nutzen werde?''
Dieser ...! Morena wusste kaum, was sie mehr erzürnte. ''Die schönste Frau Almadas.'' Dieser Hundsfott! Wut und Eifersucht loderten in ihrem Herzen. Dabei hasste sie den Pferdejunker in diesem Augenblick vor allem für seine Dummheit! Alles, was sie sonst an ihm anzog,  die brachiale, animalische Gewalt, die Unbeherrschtheit und ursprüngliche Wildheit, stießen sie in diesem Augenblick ab. Beinahe wünschte sie, einen ihrer anderen Geliebten mit der delikaten Aufgabe betraut zu haben. Den Kanzler vielleicht. [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] war ein Langweiler, aber ein kluger Kopf, der diese Angelegenheit gewiss zu einem erfolgreichen Ende gebracht hätte. Aber nein, hätte er nicht: Er war zwar stets auf den eigenen Vorteil bedacht, aber viel zu weichherzig, um über Leichen zu gehen. Schöne Leichen jedenfalls.
Da war es schon wieder, dieses Wort, das einer anderen galt! Aber nicht einmal seine Geilheit hatte der Trottel-Junker befriedigen können. Die kleine Scheffelstein, die sich neuerdings nach ihrer Mutter nannte, war ihm entkommen. Und nach allem, was ihre Späher Morena zugetragen hatten, war auch die alte Wildenfesterin nicht so richtig tot! Ja, schlimmer noch: Die Einzigen, die ganz sicher tot waren, waren ''ihre eigenen Leute''! Unter ihnen ihre treue Capitana!
Verfluchte Ferkinakkenscheiße! Wusste dieser Bauer denn nicht, was sie das alles gekostet hatte? Einen guter Stier aus ihrer Zucht, sechs Soldaten und eine Menge Ärger, der noch auf sie warten würde!
Morena von Harmamund zertrat die Scherben der Vase unter ihrem Stiefel. Das Knirschen befriedigte ihren Zorn. Sie wischte sich eine Strähne des schwarzen Haars aus dem Gesicht und atmete langsam fauchend aus. Sie musste nachdenken. Die Tatsache, dass nur sie zu Schaden gekommen war, musste sich doch irgendwie nutzen lassen. Was für ein übler Zufall sollte das wohl sein: Sie schickte ihre besten Soldaten als Leibwache der beiden da Vanyas, und dann wurden diese ausgerechnet von ein paar scheinbar als Stierkultisten verkleideten Strauchdieben niedergemacht? Es war nun einmal leider allgemein bekannt, dass ihre [[Aldea von Harmamund|Mutter]] zuletzt dem Schwarzen Stier gehuldigt hatte und ihre Götzenergebenheit mit dem Leben bezahlt hatte. Glaubte denn irgendjemand allen Ernstes, auch sie, Morena Solivai von Harmamund, habe sich mit diesem Stiergötzen eingelassen, nachdem dies ihrer Mutter zum Verhängnis geworden war? Also bitte!
Nein, hier spielte ihr jemand ganz übel mit: Auf Quazzano-Land wurden ihre Leute überfallen von vermeintlichen Kultisten, die jeder mit den Harmamunds in Verbindung bringen würde, aber die Einzigen, die starben, waren ihre eigenen Leute, während die da Vanyas irgendwie überlebten? Was für eine Posse war das denn? Nein, nein, hier ''wollte'' es jemand so ''aussehen'' lassen, als sei ''sie'', Morena, eine ganz hinterhältige Schlange, hier wollte jemand ihren ''Ruf'' ruinieren!
Und es war glasklar, wer dieser Jemand war. Morena schlug sich mit grimmiger Miene eine Faust in die Hand. Eine Stierkultistin – oder ein Kultist, ja, ja! –, so stark wie ein Oger, metzelte alleine sechs Leute nieder. Das alleine war ja schon unglaubwürdig. Aber hinter so einer Maske ließ sich ja trefflich eine so hässliche Visage wie die der da Vanya-Krähe verbergen. Und wenn es doch wer anders gewesen sein sollte unter dieser Maske, so stand doch eindeutig fest, dass diese Schelkin dieses Schurkenstück aufgeführt hatte und niemand sonst.
Zorn flammte erneut auf, gerechter Zorn. Beinahe glaubte Morena selbst bereits an diese Version der Geschichte. So sehr, dass sie fast bereit gewesen wäre, dem Pferdejunker, [[Rasdan di Vascara]], zu verzeihen. Zu dumm, dass sie ihn fortgejagt hatte nach seiner Beichte. Zu dumm, dass sie, nachdem sie ihn geschlagen und er sie gepackt und an die Wand gedrückt hatte, ihm mit ihrem Giftdolch gedroht hatte. Zu dumm, dass er von ihr abgelassen und in die Nacht hinaus verschwunden war. Jetzt, da ihr Zorn auf ihn sich in Zorn auf die da Vanya verwandelt hatte, wollte sie ihn. Lustvoll stöhnend ließ Morena eine Hand unter ihr Nachtgewand und sich auf alle Viere nieder gleiten. Zu dumm, dass sie Rascha nun allein würde opfern müssen. Mit halb geschlossenen Lidern blinzelte sie durch das offene Fenster ins Licht der soeben hinter dem Raschtulswall aufgehenden Sonne.




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