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"Tz, tz ... nicht doch!", beschwichtigte ihn Praiosmin. "Sie bleiben einfach nur in ihrer Zelle, die Tür bleibt die ganze Zeit zu, und nach drei vier Tagen ohne Wasser und Brot hat sich die Sache ohnehin von alleine erledigt. Wir krümmen ihnen kein Haar und begraben ihre Leiber dann einfach auf dem Anger der Gehenkten, wo auch der Schlehener liegt. Nur ihre Gewandung heben wir auf, damit sie im Frühjahr gefunden werden kann. Wenn es stimmt, dass Morena von Harmamund die Scheffelsteinerin und die Schwester des Alten in ihrer Gewalt hat, dann sind nur noch die zwölfmal verfluchte Rifada und der Herumtreiber Lucrann auf freiem Fuß, der meinem Sohn sein rechtmäßiges Land vorenthält. Unser endgültiger Sieg in dieser Fehde ist nun zum Greifen nah! Und die guten Götter wollen ihn, Praios voran - ansonsten hätte sich der alte Narr nicht aus freien Stücken in meine Gefangenschaft begeben." | "Tz, tz ... nicht doch!", beschwichtigte ihn Praiosmin. "Sie bleiben einfach nur in ihrer Zelle, die Tür bleibt die ganze Zeit zu, und nach drei vier Tagen ohne Wasser und Brot hat sich die Sache ohnehin von alleine erledigt. Wir krümmen ihnen kein Haar und begraben ihre Leiber dann einfach auf dem Anger der Gehenkten, wo auch der Schlehener liegt. Nur ihre Gewandung heben wir auf, damit sie im Frühjahr gefunden werden kann. Wenn es stimmt, dass Morena von Harmamund die Scheffelsteinerin und die Schwester des Alten in ihrer Gewalt hat, dann sind nur noch die zwölfmal verfluchte Rifada und der Herumtreiber Lucrann auf freiem Fuß, der meinem Sohn sein rechtmäßiges Land vorenthält. Unser endgültiger Sieg in dieser Fehde ist nun zum Greifen nah! Und die guten Götter wollen ihn, Praios voran - ansonsten hätte sich der alte Narr nicht aus freien Stücken in meine Gefangenschaft begeben." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]] | |||
Amaros blickte Amando Laconda da Vanya verblüfft an, als die Reichsvögtin mit einem selbstgefälligen Lächeln die Tür schloss, woraufhin man das Schaben des Riegels und das Klacken des Schlosses vernahm. Sein Gegenüber hingegen seufzte lediglich mit traurigen Augen: "Ich habe die Reise nach Castillo Albacim angetreten, um jemanden ausfindig zu machen, der den Pfad verlassen hat, den uns die Zwölfe vorgeben - und wie es scheint, ist dies mir auch gelungen. Ich wünschte nur, es wäre anders gekommen." | |||
"Falls Eure Eminenz damit meint, dass Ihr lieber mich als Ketzer entlavft hättet, so kann ich mich diesem Wunsche leider nicht anschließen", kommentierte der Magier die Bemerkung des Großinquisiors trocken und zerrte an seinen Fesseln, "Eure Eminenz wäre nicht zufällig willens und in der Lage, diese Stricke zu lösen? Das würde meine Lage schon erheblich verbessern." | |||
"Die bedauerliche Tatsache, dass Ihre Hochgeboren auf einen Irrweg geraten scheint, entlastet Euch nicht vom Vorwurf, gegen die Gebote der Götter verstoßen und die Toten aus Ihren Gräbern erhoben zu haben. Ich kann Euch nicht diese Erleichterung verschaffen, Dom Amaros, solange diese Anklage noch im Raum steht, auch wenn ich in Euren Worten bisher keine Lüge erkennen konnte", widersprach der Illuminatus. | |||
"Nekromantie?", fragte der junge Zauberer erstaunt, "Wie kommt denn... ach, das spielt ja keine Rolle. Ich kann Euch versichern, dass ich mich nicht darauf verstehe, solch widernatürliches Werk zu vollbringen, wie Ihr es eben beschrieben hat. Ich habe mein [[lfwiki:Akademie der Erscheinungen zu Grangor|Studium in Grangor]] abgeschlossen, beschäftige mich daher vor allem mit der Magica Phantasmagorica und weiß wenig von Beschwörungen aller Art. Ich kann diese Aussagen gerne unter Eid wiederholen, so Ihr darauf besteht. Hier, bitte, prüft auch mein Siegel." Sogleich öffnete Amaros von Lindholz seine Hand, in deren Fläche das Zeichen der Akademie klar zu erkennen war. | |||
Der alternde Illuminatus der Lichtei Almada nahm sich die Zeit, das Siegel gründlich zu inspizieren, obwohl er schon zuvor ein recht gutes Bild vom Charakter des jungen Mannes gewonnen hatte. Nach kurzem Abwägen entschloss er sich dementsprechend auch, die Knoten zu lösen, die den Zauberer an die Schlafstatt banden. Dieser richtete sich mühsam auf. | |||
"Meine Zauberei kann uns zwar diese Tür nicht öffnen", merkte Amaros von Lindholz an, während er sich die schmerzenden Gelenke massierte, "Jedoch werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um uns aus dieser misslichen Lage zu befreien, Euer Eminenz." | |||
Doch der Großinquisitor schüttelte energisch das Haupt und seine Augen blitzten vor Stolz: "Ein solch nichtiger Rückschlag wird mich sicherlich nicht an dem Licht des Götterfürsten zweifeln lassen, das mich hierher geführt hat. Seid völlig unbesorgt, Dom Amaros." | |||
Die beeindruckende Gestalt des Großinquisitors nahm neben dem zweifelnd dreinschauenden yaquirtaler Magier Platz und schloss die Augen: "Ich werde die Kirche über unsere Lage in Kenntnis setzen." Ein Ausdruck des Friedens breitete sich auf den Zügen des alten Mannes aus, die von einem sanften Licht erhellt wurden, obwohl der schwache Schein von Draußen durch das winzige Gitterfenster nur bis zu ihren Füßen drang. Dann öffnete Amando Laconda da Vanya wieder die Augen und verkündete voller Ruhe: "Es ist geschehen." | |||
"Seid bedankt, Euer Eminenz.", erwiderte Amaros von Lindholz. ''Falls wir dies nicht überleben, wird es dieser Wahnsinnigen wenigstens nicht besser ergehen.'' Er hatte die Zeit genutzt, sich seine verletzte Schulter etwas genauer anzusehen, die der Medicus der Reichsvögtin versorgt und mit einigen Stichen genäht hatte. Er verstand sich nicht groß auf diese Dinge, doch erschien ihm die Entzündung, die ihn ins Fieber gestürzt hatte, langsam abzuklingen und die Heilung der Wunde den Umständen entsprechend gut vorangeschritten zu sein. Ob wohl eine Narbe zurückbleiben würde? Es wäre seine erste; bisher hatte er Unschönheiten dieser Art mit Heilzauberei verhindern können. Vielleicht war ein solches Andenken jedoch gar keine schlechte Lehre - es anzusprechen, seine Kräfte für eine solche Lappalie nutzen zu wollen - und das auch noch in Gegenwart eines Mitglieds des Rats des Heiligen Lichts, kam ihm ohnehin reichlich unwürdig vor. Er würde sich unter dem gestrengen Blick des Älteren nur wie ein gescholtener Scholar im ersten Jahr fühlen! So schwieg er und überlegte, was nun zu tun war. | |||
"Seid Ihr von Sinnen, Mutter?" Aureolus von Elenta hätte sich die Haare raufen können, doch er beließ es dabei, sich einmal mit der Rechten über den blonden Schopf zu fahren. Die goldenen Augen verrieten jedoch seinen Zorn und schienen regelrecht in Flammen zu stehen. Das Vermögen seiner Mutter war ihm stets willkommen, doch sie selbst entwickelte sich immer mehr zu einer Last, die den Schutz und die Förderung, die sie ihm angedeihen ließ, zunehmend weniger auszugleichen vermochte. | |||
"Nicht den Zauberer solltet ihr fürchten, sondern diesen greisen da Vanya! Sein Körper mag durch das Alter geschwächt sein, doch die Macht seines Gottes wird ihm Fähigkeiten eröffnet haben, die die eines profanen Menschen bei Weitem überschreiten. Wie könnt Ihr nur glauben, ein so ranghohes Mitglied der Reichskirche einfach gefangen nehmen zu können?" Aufgeregt schritt der Mann, der sich trotz seiner zwanzig Lenze in diesem Augenblick eher wie der vernünftige Vater, denn der jugendliche Sohn der Reichsvögtin vorkam, den Kerkergang auf und ab. "Niemals werde ich diese Zelle betreten und mich diesem Mann stellen... Ihr hättet ihn töten sollen! Schnell und ohne Warnung. Bevor der Alte wissen konnte, wie ihm geschieht, wäre es vorüber gewesen, doch diese Gelegenheit ist vertan. Jetzt ist er vorbereitet und selbst wenn ein ganzer Trupp Soldaten in die Zelle passen würde, würde ich nicht darauf wetten, dass sie die beiden Insassen noch ausschalten können. Wenn ihr meinen Rat hören wollt: Fallt vor diesem elenden da Vanya auf die Knie und bettelt um Vergebung. Vielleicht könnt Ihr so Euer Amt retten... oder wenigstens Euer Leben." | |||
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