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Wortlos übergab Ravena ihrem Knappenvater die Zügel seines weißen Wallachs, ohne indes das Schmunzeln, dass sich bei Isonzos Worten gegenüber dem Knecht in ihre Mundwinkel gegraben hatte, ganz auszuwischen. Ihre schwarzen Augen funkelten vergnügt, als sie sich in den Sattel schwang. | Wortlos übergab Ravena ihrem Knappenvater die Zügel seines weißen Wallachs, ohne indes das Schmunzeln, dass sich bei Isonzos Worten gegenüber dem Knecht in ihre Mundwinkel gegraben hatte, ganz auszuwischen. Ihre schwarzen Augen funkelten vergnügt, als sie sich in den Sattel schwang. | ||
Auf nach Trajalés! | Auf nach Trajalés! | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Doch wo lag dieser Ort eigentlich? Und hatte der Baron ihnen nicht versprochen, ihnen eine Führerin zur Seite zu stellen, die sie bis dorthin führen würde? Suchend blickte Ravena im belebten Hof um sich und sah den schönen Baron die breite Treppe herabschreiten. Wie bereits am gestrigen Abend war er säuberlich frisiert und trug ein rotes Brokatwams, das ihm auf den Leib geschneidert sein musste, da es Schultern und Taille vorteilhaft hervorhob. Ihn begleitete eine kleine, kraftstrotzende Frau mittleren Alters, die durch ihren Gang, ihre Gewandung und ihre Ausrüstung Ravena alles andere als Vertrauen einflößte. Sie trug einen Reitmantel mit hohem Kragen, ein speckiges Lederwams, ebensolche Beinkleider sowie hohe Stiefel. Ihr Gesicht, umrahmt von ungebändigten schwarzen Locken, lag im Schatten des tief hinab gezogenen Caldabresers und an ihrer Seite baumelten Rapier und Linkhand. Auf den Rücken hatte sie eine leichte Armbrust und einen Köcher geschnallt. | |||
Während León de Vivar freundlich lächelnd von einem zum anderen ging und jedem Lindwurmjäger einzeln mit wohlgesetzten Worten den Beistand Rondras und Phexensglück wünschte, verschwand die Frau wortlos in den Stallungen und kehrte bald darauf auf einem gesattelten Yaquirtaler wieder. Nun konnte Ravena unter dem Hut ihre scharfe, schmale Nase in ihrem dunklen Gesicht erkennen – eine [[Zahori]]! | |||
„Verehrte Lindwurmjägerinnen und Lindwurmjäger“, rief Dom León und eilte zurück auf die Treppe, so dass ihn jeder sehen konnte, „ich sehe, Ihr seid gut gerüstet und entschlossen, unverzüglich und gemeinsam aufzubrechen! So soll es sein! Reitet ins Drachental, scheucht Faraldur aus seinem Hort und wer mir den Kopf des Scheusals bringt, soll sich fortan Caballero von Drachental nennen dürfen und über das Gut herrschen! Eure Führerin wird meine treue [[Nuerta Espadín]] sein, die sich bestens in diesen Bergen auskennt und Euch sicher bis nach Trajalés geleiten wird.“ | |||
Die Zahori tippte sich mit dem Finger an den Hut, hielt es aber nicht für nötig, die Blicke der Drachenjäger zu erwidern. | |||
„Mögen die Zwölfe Euch bei dieser Queste voll Fährnis und Ehre behüten! Auf bald, tapfere Recken!“ | |||
Grüßend hob der Baron die Hand. Nuerta Espadín nahm dies zum Zeichen um mit einem Zungenschnalzen ihr Ross in Bewegung zu versetzen und durch das Hoftor hinaustrotten zu lassen. Ohne sich umzublicken, ritt sie durch die Vorburg und über die heruntergelassene Zugbrücke. Dom [[Rahjindan von Lûr|Rahjindan]], der Sagenkundler, tauschte einen verwunderten Blick mit Domna [[Catalin Alcorta|Catalin]]. Wie den anderen blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als der Zahori zu folgen. | |||
So ritt die Gesellschaft zunächst die steile Serpentinenstraße hinab, die vom Hochplateau in die Ortschaft Kellfall mit ihren grauen Bruchsteinhäusern hinunter führte. Diese trug ihren Namen von der jungen, in einem schäumenden Wasserfall von den Felskanten des Hochplateaus herabstürzenden Brigella. Auf der Plaza des Dorfes bogen die Lindwurmjäger gen Rahja ab und überquerten die Brigella auf einer steinernen Brücke. Bald hatten sie Kellfall hinter sich gelassen und ritten auf einem Karrenweg eine gerodete Hügelkette hinan. Die Schäfer, die dort ihre Herden weideten, blickten den ihnen verwundert hinterher. Reisende waren selten im Tosch Mur. | |||
„Hinter diesen Hügeln dürfte das Drachental liegen“, mutmaßte Dom Rahjindan, bekam aber keine Antwort von der Zahori. Daher drehte er sich auf dem Pferd um und fragte in die Runde: „Pardonniert mir meine Neugier, edle Recken. Wenn Ihr Faraldur erlegt haben solltet, wer von Euch wird dann die Belohnung erhalten? Wenn ich Dom León recht verstanden habe, ist der Caballerotitel nicht teilbar.“ | |||