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„Hinter diesen Hügeln dürfte das Drachental liegen“, mutmaßte Dom Rahjindan, bekam aber keine Antwort von der Zahori. Daher drehte er sich auf dem Pferd um und fragte in die Runde: „Pardonniert mir meine Neugier, edle Recken. Wenn Ihr Faraldur erlegt haben solltet, wer von Euch wird dann die Belohnung erhalten? Wenn ich Dom León recht verstanden habe, ist der Caballerotitel nicht teilbar.“ | „Hinter diesen Hügeln dürfte das Drachental liegen“, mutmaßte Dom Rahjindan, bekam aber keine Antwort von der Zahori. Daher drehte er sich auf dem Pferd um und fragte in die Runde: „Pardonniert mir meine Neugier, edle Recken. Wenn Ihr Faraldur erlegt haben solltet, wer von Euch wird dann die Belohnung erhalten? Wenn ich Dom León recht verstanden habe, ist der Caballerotitel nicht teilbar.“ | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dajin|alcorta]] | |||
Domna Catalin antwortete sogleich. „Das ist eine eigenartige Frage. Ich vermute, die einzige Person, die überleben wird. Es geht hier immerhin um den Kampf gegen einen Drachen, diesen Weg werden wir wohl kaum ohne Opfer gehen können.“ | |||
„Euer Pessimismus ist jedoch keine Antwort.“ | |||
„Ich kann nur für mich sprechen, aber für mich stellt sich diese Frage nicht. Oder besser gesagt, ich finde sie viel zu unwichtig, um mir jetzt schon Gedanken um so etwas zu machen. Da draußen ist ein Drache. Und wir vermuten zumindest derzeit, dass er die Menschen des Drachentals quält. So etwas gehört einfach aufgehalten, gleich welche Belohnung dafür ausgehandelt wird.“ Sie schaute in die Runde. „Oder macht hier jemand diese ganze Drachenjagd nur wegen der Aussicht auf einen Titel? Ich hoffe doch einmal nicht, denn die falsche Begeisterung für die bevorstehende Queste könnte vielleicht schon dazu führen, dass diese im Zeichen der Gefahr genauer hinterfragt wird. Und ich würde schon gerne wissen, wen ich in meinem Rücken wisse, wenn Faraldur vor uns zetert.“ | |||
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'''Autorin:''' Tina | |||
„Zumindest ich nicht, edle Dame.“ Ravena hob entschuldigend die Schultern und warf einen vorsichtigen Blick auf ihren Knappenherrn, nicht ganz sicher, ob es dessen Billigung fand, dass sie so freimütig einfach das Wort ergriffen hatte – obgleich die Dame Catalin fast direkt neben ihr ritt. | |||
„Mein Herr hat beschlossen, wider das Untier zu ziehen, um ihm Einhalt zu gebieten. Meint Ihr wirklich, dass jemand nur aus der Lust auf Ruhm und Ehre sich einem Drachen stellt?“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Endor Dorén|doren]] | |||
„Wenn ihn niemand möchte“, grinste Melcher und richtet seinen Oberkörper auf dem Pferderücken auf, „dann werde ich meinen Hut in den Ring um den Titel eines Ritters werfen. Den Titel bekommt, denke ich, wer den Karfunkelstein ergattert? | |||
Mein Oheim pflegte immer zu sagen ''- wahrlich, solange Flüsse zum Meer hinströmen, solange Schatten in Bergen wandern, solange der Nachthimmel funkelnde Sterne weidet, bleibt dir deine Ehre und Ruhm, lebt weiter dein Name.'' Und 'Namen' haben wir von Ibenburg reichlich, nur keinen Drachentöter in unserer Reihen, da werde ich der Erste sein.“ | |||
Ein Funkeln lag in den Augen des Gratenfelsers, als er die Worte sprach. „Es mag ja sein, dass dieses Untier für seine nähere Umgebung nicht besonders, sagen wir mal, förderlich ist, aber welcher Tyrann ist das schon? Ich möchte Euch jetzt nicht mit schnöder Staatskunst ermüden. Für mich zählen Ruhm und Ehre mehr als vieles andere.“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
„Das ist wie ein wahrer Recke gesprochen, Euer Hochgeboren!“, rief Dom Rahjindan voll Anerkennung in der Stimme. „Der Wunsch nach Ruhm und Ehre waren noch stets die fürdersten Triebkräfte für Heldentaten!“ | |||
Die Zahori hingegen lachte böse und sagte: „Ay, der Wunsch nach Ruhm und Ehre hat noch niemanden davor bewahrt, von Faraldur gefressen zu werden. Erst vor zwei Wochen hab’ ich einen Drachentöter nach Trajalés geführt und seitdem haben wir nix mehr von ihm gehört. Nicht einmal mehr seinen Namen weiß ich. Giramo, Girolandro... So viel zum Weiterleben des Namens, ha!“ | |||
„Weib!“, mahnte Dom Rahjindan. „Der edle Recke nannte sich Girolamo der Graue, und ist bereits auf unumkehrbare Weise Teil der [[Leyenda]] um die Hatz auf Faraldur, welche die anwesenden Herrschaften gewiss zu einem göttergefälligen Ende bringen werden und welche durch meine Niederschrift niemals vergessen werden wird, sondern in [[Canzone]]s an allen Höfen besungen und an allen Herdfeuern Almadas voll Ehrfurcht erzählt werden wird!“ | |||
Anstatt einer Antwort spuckte die Zahori in hohem Bogen auf die Erde, um dem Sagenkundler zu erzählen, was sie von Girolamo dem Grauen und der hohen Kunst des Legendensammelns hielt. | |||
Dies brachte den Edlen von Lûr noch mehr in Fahrt: „Oh ja! Nur weil Ihr Euch einen Namen nicht merken könnt, heißt das nicht, dass er für immer verloren ist! Wenn Ihr Euch weiterhin so garstig in Anwesenheit von Angehörigen der Nobleza benehmt, so könnt Ihr versichert sein, dass Euer Name in dieser Leyenda gewiss nicht auftauchen wird! Wenn ich es recht bedenke, so mag ich Euch vielleicht eine Randnotiz oder eine Fußnote zugeste– Seht!“ Er unterbrach sich. „Ein Tal!“ | |||
Sie hatten eine von knorrigen Eichen und weitausladenden Zedern bedeckte Hügelkuppe erreicht und blickten nun auf ein enges Tal herab, das sich von Firun gen Praios erstreckte und in denen sich die Bäume dicht an dicht drängten. Menschliche Siedlungen waren nicht zu erkennen, und der Karrenweg verschwand unter dem satten Grün. Jenseits des Tales ragten felsige Gipfel empor. Ein kräftiger Talwind blies von Praios und drängte graue Wolken ins firunwärtige Obertal. | |||
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'''Autor:''' [[kos:Benutzer:Geron|Geron]] | |||
[[kos:Halmdahl von Sindelsaum|Halmdahl von Sindelsaum]] fröstelte. Ein plötzlicher Windstoß hatte seinen Mantel gelüftet. Eilig zog er den Stoff wieder enger an sich heran. Ein wenig gedankenverloren saß er auf einer der beiden kleinen Schanzen an der Escarrabrücke, die seine Leibeigenen seinerzeit während der [[Chronik:1033#Streit ums Taubental|Fehde um die Baronskrone]] aufgeworfen hatten. Die Fehde war lang entschieden und Wind und Wetter hatten an der Schanze genagt, aber sie war noch da. So hatte sich Halmdahl auf ihr zur Rast begeben, während er auf die übrigen Drachenjäger wartete. Er war nicht gerade ein großer Held, aber in seiner Zeit hatte er an vielen Schlachten und Feldzügen teilgenommen und nun bot sich ihm die Gelegenheit an einer Drachenjagd teilzunehmen. Vielleicht konnte er seinen Machtbereich ausdehnen? Schließlich grenzte das Drachental an sein eigenes [[Edlengut Waldhaus]]. Eine Drachenjagd, ja, das war der Stoff aus dem Legenden geschnitzt wurden! ‚Oder Boronräder’, ermahnte ihn eine innere Stimme. | |||
Halmdahl schüttelte kurz seinen Kopf. Solche Gedanken konnte er nicht brauchen. Erneut fuhr er mit dem Wetzstein über sein Langschwert. Es war, wie immer, in einem tadellosen Zustand, doch ihm war das Schleifen des Schwertes zur Gewohnheit geworden. Was sollte er hier auch sonst tun? | |||
Das Schnauben seines Packpferdes ließ ihn seinen Kopf heben und tatsächlich konnte er nun über die Hügelgruppe den ersten Reiter erkennen. Ein letztes Mal fuhr Halmdahl mit dem Stein über sein Schwert, verpackte den Stein und steckte das Schwert in die Scheide und erhob sich um zu seinen beiden Pferden herüber zu gehen. Er packte das Packpferd an der Führleine und bestieg sein Reitpferd. Solcherart erwartete er die übrigen Drachenjäger. | |||
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'''Autor:''' [[León de Vivar|vivar]] | |||
Die Zahori führte die Drachenjäger gemächlich und die Kuppe hinab auf die Brücke zu. Als sie Halmdahls gewahr wurde, erstarrten ihre Gesichtszüge. Sie und der Koscher waren beinahe einmal gewaltsam aneinander geraten, vor drei Jahren, als er noch nicht der Edle von Waldwacht, sondern ein einfacher Raubritter in Diensten des Gegenbarons [[Remigius von Alstingen|Remigius]] gewesen war. Und obwohl Halmdahl Dom León die Treue geschworen und nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte, dass Dom León seine Vergiftung überlebte und Dom Remigius den Tod in der Schlacht fand, waren Nuerta und er niemals zu Freunden geworden. Halmdahl traute der großmäuligen Zahori nicht über den Weg und Nuerta mochte es nicht mit ihrem zahorischen Ehrgefühl vereinbaren, dass der Raubritter, der den alten Dom [[Falk Fröhling|Falk]] erschlagen hatte, nun mit dessen Tochter vermählt war. Sie an Domna [[Flavia Fröhling|Flavias]] Stelle hätte diese Demütigung niemals ertragen und ihrem Gemahl bereits in der Hochzeitsnacht die Kehle durchgeschnitten. | |||
Als sie die Brücke überquert und bei dem Koscher angekommen waren, warf sie ihm daher nur einen finsteren Blick zu und drehte sich dann zu den übrigen Drachenjägern um, wobei sie sich mit den Händen auf den Sattelknauf stützte. „Bis hier, ans Ufer der Escarra, habe ich Euch geleitet, Doms un’ Domnas. Jetzt werdet Ihr aber meiner Hilfe nicht mehr bedürfen, denn Dom Halmdahl zu Waldhaus hier“ – sie deutete mit dem Daumen auf den Koscher – „kennt den Weg nach Trajalés wie seine Westentasche. Vor drei Jahren hat er sogar einmal dem Faraldur einen Besuch abgestattet, eh! Ist es nicht so, Halmdahl?“ | |||
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'''Autor:''' [[kos:Benutzer:Geron|Geron]] | |||
Halmdahl zog absichtlich laut die Nase hoch und spuckte neben sein Pferd auf den Boden. „Nuerta hat Recht. Ich war tatsächlich vor ein paar Jahren in Trajalés. Ein trostloses Kaff übrigens. Den Drachen habe ich seinerzeit nicht gesehen, aber seine Spuren schon. Eine Einöde, aufgewühlt von den Krallen der Bestie habe ich erblickt, ebenso wie das zerstörte Herrenhaus im Dorf selbst. Aber ich berichte da vermutlich nichts neues. Worüber wir uns aber auf dem Weg Gedanken machen sollten, ist, wie wir das Untier zur Strecke bringen können. Ich selbst habe zwar auf vielen Schlachtfeldern gestanden, aber einen Drachen habe ich bisher noch nicht einmal aus der Ferne gesehen.“ | |||