2.897
Bearbeitungen
(Steves Beitrag) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 507: | Zeile 507: | ||
Moritatio schleuderte den nunmehr nutzlosen Stuhl nach ihr und traf die Frau im Kreuz, worauf sie - wohl mehr vor Schreck, als vor Schmerz - abermals lauthals schrie. Der junge Vanyadâler gab mit einem panischem Kopfnicken in ihre Richtung dem jungen Valencer zu verstehen, dass der der Frau nachsetzen und sie zum Schweigen bringen sollte. Er hatte von ihnen dreien wahrscheinlich noch die meiste Kraft und war wohl der flinkste. | Moritatio schleuderte den nunmehr nutzlosen Stuhl nach ihr und traf die Frau im Kreuz, worauf sie - wohl mehr vor Schreck, als vor Schmerz - abermals lauthals schrie. Der junge Vanyadâler gab mit einem panischem Kopfnicken in ihre Richtung dem jungen Valencer zu verstehen, dass der der Frau nachsetzen und sie zum Schweigen bringen sollte. Er hatte von ihnen dreien wahrscheinlich noch die meiste Kraft und war wohl der flinkste. | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Raúl zögerte nicht und stürzte der Fliehenden hinterher. "Alarm!", schrie sie noch immer, aber ein ohrenbetäubender Donner übertönte ihr Rufen, und noch ehe die Gardistin die Treppe erreichte, holte der junge de Vargas sie ein und stellte ihr ein Bein. Die Frau flog der Länge nach auf die untersten Stufen, und Raúl hielt ihr den Mund zu. "Still!", zischte er. "Ein Wort, und du bist so tot wie dein Cumpán! Aufstehen!" | |||
Die Gardistin gehorchte, die Augen schreckensweit aufgerissen, und folgte Raúl zurück in die Kammer. "Ihr Schweine!", stieß sie hervor, als sie den toten Gardisten erblickte, den Richeza und Moritatio derweil von der Tür weggezogen hatten. Sein Blut bildete eine große Lache auf dem Boden. | |||
"Schnauze!", befahl Richeza. "Fesselt sie!" Sie wies mit dem Kopf auf eine Reitpeitsche, die über einem der Betten hing. "Und stopft ihr was in den Mund!" | |||
Ohne die anderen weiter zu beachten, verließ sie den Raum. Irgendwo in der Burg begann eine Alarmglocke zu läuten. Auch das noch, man hatte das Rufen wohl gehört! | |||
Richeza öffnete einige der anderen Türen auf dem Gang, betrat eine der Kammern. Einen Moment lang lehnte sie sich an die Wand, schloss die Augen und rieb sich die Nasenwurzel. "Er oder wir", murmelte sie. "Er oder wir. Was sollte ich tun?" Sie starrte auf die Klinge, von der das Blut auf den Boden tropfte, und wischte sie an ihrer Hose ab. | |||
In der Truhe zwischen den beiden Betten fand sie, was sie suchte: Kleider. Wollhosen, Leinenhemden, einfach, aber trocken. Mal wieder zu groß, aber damit musste sie leben. Rasch zog sie sich um und kehrte in die größere Kammer zurück. | |||
"Hier!" Sie warf zwei Hemden und zwei Hosen auf eines der Betten. Die Hosen würden Moritatio zu kurz sein und der breitschultrige Raúl sähe in dem Hemd wahrscheinlich aus wie ein gestopftes Huhn, aber vielleicht waren ihnen trockene Sachen ja auch lieber? | |||
Die Männer hatten die Frau inzwischen an Händen und Füßen mit Lederriemen gefesselt und ihr einen Tuchstreifen um den Mund gebunden. | |||
Richeza zog eine Decke vom Bett, schlug den Toten darin ein und nickte Moritatio zu. "Schiebt ihn unter eines der Betten!" Dann ließ sie die nassen Kleider fallen, wischte das Blut auf, so gut es ging und schob die dreckigen Lumpen mit dem Fuß unter das andere Bett. Noch immer läutete die Glocke. Durch das winzige Fensterloch hoch unter der Decke floss Regen herein und rann an der Wand herab. | |||
Richeza zupfte sich an der Unterlippe und versuchte nachzudenken. Aber in ihrem Kopf dröhnte die Glocke, hohl und schmerzhaft, und die Gedanken flohen wie Wolken im Wind. | |||
Bearbeitungen