Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 26: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
(Steves Beitrag)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 74: Zeile 74:


"Ghazal iban Muyanshir! Hört ihr? Ghazal iban Muyanshir! Bringt uns zu ihm!"
"Ghazal iban Muyanshir! Hört ihr? Ghazal iban Muyanshir! Bringt uns zu ihm!"
----
'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
"Lass mich los, du stinkender Bastard", kreischte Dulcinea, doch der Wilde lachte nur und schüttelte sie wie einen ungehorsamen Welpen. Dulcinea vergrub ihre Zähne in seinem Arm, aber er ließ sie nicht los, sondern riss nur an ihrem Haar und versetzte ihr einen Kopfstoß gegen den Schädel, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde.
Vorwurfsvoll blickte Dulcinea ihren Vater an, der irgendeinen Ferkina-Namen brüllte, die Sprache der Wilden jedoch genauso wenig zu beherrschen schien wie sie. Die Ferkinas redeten auf den Junker ein, doch der wiederholte nur immer wieder den Namen, und dann warf der Wilde Dulcinea zu Boden und band ihr die Hände auf den Rücken, und ein anderer fesselte ihren Vater und Pachotto, während ein Junge Ricardo den Speer aus der Brust riss, woraufhin dieser erst aufschrie, dann stöhnte und schließlich verstummte, den leeren Blick in den wolkenverhangenen Himmel gerichtet.
Der glatzköpfige Wilde mit den spitzen Zähnen riss Dulcinea erneut in die Höhe und trieb ihr den Schaft seiner Axt in den Rücken. Fluchend stolperte sie vorwärts.
"Ein toller Plan, Vater!", schimpfte sie, aber nicht einmal der Ärger konnte ihre Angst lindern. "Was machen die jetzt mit uns? Warum sind wir mit nur zwei Mann in die Berge? Das ist doch Wahnsinn!" Ihre Stimme überschlug sich. "Ich will nach Hause!", kreischte sie, aber ihr Vater knurrte nur etwas und fluchte leise, als ihn ein Speerschaft im Rücken traf. "Hilfe!", rief Dulcinea, und ihre Stimme hallte unheimlich von den Wänden wider.
"Halt deinen dummen Mund!", zischte Ordonyo, und Dulcinea biss sich auf die Lippen. Ach, wenn sie nur Dulcineo wäre, Dulcineo Rigoroso, der würde die Wilden mit seinem Rapier aufspießen oder sie um den Finger wickeln und mit ihnen Geschäfte machen. Aber sie war nicht Dulcineo, und wenn die Geschichten stimmten, die man sich über die Barbaren erzählte, dann würde sie bald schon am eigenen Leib erfahren, wie es war, als Frau in die Händen der Wilden zu geraten. Oh, wie sie es hasste, Dulcinea di Alina zu sein, wie sie es hasste, hasste, hasste, im falschen Leib gefangen zu sein!
Eine Weile versank sie in Selbstmitleid und hasserfüllten Gedanken, während die Barbaren sie unbarmherzig den Berg hinauf trieben. Dulcinea wusste nicht, ob eine Stunde vergangen war seit ihrer Gefangennahme oder zwei, aber die schwüle Hitze raubte ihr fast den Atem, und ihre Kehle brannte und verlangte nach Wein, Brand, Schnaps, irgendetwas, um den Durst zu löschen.
Plötzlich blieb der Wilde, der das komische Spuck-Tier führte, stehen, und die anderen Barbaren drängten Dulcinea, Ordonyo und Pachotto auf einem schmalen Felsplateau an die Wand und hießen sie, sich zu setzen. Zwei der Männer stiegen den Weg weiter bergan, zwei der anderen, die zurückgeblieben waren, redeten ganz offensichtlich über Dulcinea, und auch ohne ihre Sprache zu verstehen, erkannte die Junkerstochter anhand ihrer Gesten und ihres Gelächters genau, worüber sie sprachen, und dass sie sich unverhohlen über ihre Hässlichkeit lustig machten, kränkte sie beinahe mehr als die Tatsache, dass sie für sie nichts als Beute war, kaum mehr wert als das ''Lamah''.
Wenn sie zurück in Selaque waren, nahm sie sich vor, würde sie ihr Haar zu einem Eslamszopf flechten, wie die Männer ihn trugen, und sie würde die flachen Brüste unter einem weiten Hemd verbergen, statt ihren Kummer mit einem Mieder noch zu betonen, und dann würde sie lernen, sich in ihren Bruder zu verwandeln, und endlich, endlich das unbeschwerte Leben führen, das sie verdiente.
Doch ehe Dulcinea sich weiter das ersehnte Leben vorstellen konnte, kehrten die Wilden zurück, begleitet von einem spinnenbeinigen alten Hutzelmännchen, zahnlos und mit wirr abstehendem Haar und brustlangem Zottelbart.
Der Alte grinste breit, als er Ordonyo sah, schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
"Tsk, tsk, ''El'Saksağan''", sagte er, "du bringen schlecht Geschenk. Ghazal weiß nicht, was hässlicher, Lamah oder dürres Weib, das nie gebären Söhne." Er fasste der empört aufschreienden Dulcinea an den Busen und dann unter das Kinn und zwängte ihren Kiefer auf wie bei einem Gaul, dessen Zähne man prüfte. "Dies nicht Gebärerin von auserwählte Sohn von Sonnenstier. Weib ist helles Haar und schöne Augen, nicht so. Shâr will sie nicht mögen, selbst zu hässlich für alten Ghazal. Vielleicht gut genug für junge Shachzar für erste ..."
Dulcinea spuckte ihm ins Gesicht und trat mit den Füßen nach dem Alten. "Hau ab! Finger weg!", rief sie. "Vater, tut doch was!"




2.897

Bearbeitungen