Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 07: Unterschied zwischen den Versionen

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==Im [[Raschtulswall]] am Mittag des 28. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF==
==Im [[Raschtulswall]], 28. und 29. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF==
   
   
===Grezzano===
===Grezzano===




=====28. Praios, mittags=====
'''Autor''': [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
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'''Autor''': [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
=====29. Praios =====
'''Im Raschtulswall, einige Meilen südlich von Grezzano'''
Der Eisenmann brüllte etwas Unverständliches in der weinerlichen Sprache der Flachländer, nachdem er, Fervez iban Rustam, einer ganzen Kolonne vor die Füße gesprungen war. Er war auf einem Pfad unterwegs gewesen, der für die Flachländer nicht einmal als solcher zu erkennen, geschweige denn zu erreichen war, und als er von dort auf den Weg hinab gesprungen war, war er beinahe so überrascht gewesen wie der Vorderste dieser Milchbärte. Sicher, der war deutlich größer als er selbst, und gewisslich hatte er auch mehr Winter erlebt, doch war er natürlich kein [[Bân Gassârah|Iban Gassârah]], also zählte dies nicht wirklich.
Einen Moment lang überlegte Fervez, ob dies der Feind sein sollte, dessen Tod ihn zum Mann machen würde, doch hatte er nur ein Steinmesser, und hinter dem jungen Mann kamen immer mehr Flachländer den Weg herauf. Also ließ er den Griff seiner Waffe los, und rannte stattdessen den Berg hinauf, denn so tapfer die Bân Gassarah waren, sie waren nicht minder schlau! Sein Stamm hatte erfolgreich die Steinzelte der Flachländer heimgesucht, und manchmal kam es vor, dass einer der Flachland-Shârs versuchte, sich zu rächen. Dann wagten er und seine Leute sich in die Berge, in der Hoffnung, die Bân Gassârah oder einen anderen Stamm an ihren Feuern überraschen zu können. Zumeist vergebens. Aber nach der furchtbaren Niederlage, die Yistarrech der Große gerade erst hatte einstecken müssen, galt es, auf der Hut zu sein. Wahrscheinlich erwarteten die Flachländer leichtes Spiel zu haben, doch diesen Plan würde er, Fervez iban Rustam, durchkreuzen! Und dann wäre immer noch Zeit, seinen ersten Feind zu Töten, um endlich auch ein Krieger zu sein. Und es würde nicht dieser weibische Jüngling sein, nein, der Eisenmann, der so furchtbar herumschrie, wäre ein angemessener Gegner.
Kurz hielt der junge Ferkina inne, und warf einen Blick über die Schulter, um sich jenes Gesicht einzuprägen, da riss der Eisenmann dem Burschen eines jener … Werkzeuge aus der Hand, die einem Bogen glichen, nur dass der quer auf einem Holzstück befestigt war.
Bei dem Gedanken, dass die verweichlichten Flachländer wahrscheinlich zu schwach waren, einen Bogen zu spannen, musste Fervez unwillkürlich lachen, und sein Lachen wurde lauter, als der kleine Pfeil – selbst ihre Pfeile glichen eher Spielzeugen, und nicht den Waffen eines Kriegers – weit neben ihm einschlug. Schon legte der Nächste auf ihn an, doch mit einem gekonnten Sprung setzte er über einen großen Felsbrocken hinweg, schlug einen Haken, und war dann über einen Abhang verschwunden, auf den sich die Flachländer gewiss nicht wagen würden. Der Haran würde zufrieden sein.
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„Verdammt noch eins! Wenn ich dir befehle zu schießen, dann schießt du gefälligst, Bursche!“, brüllte Hernán von Aranjuez, und warf dem verdutzten Gräflichen die Armbrust vor die Füße. Er war kein guter Schütze, und prompt hatte er den Wilden verfehlt.
„Aber das war doch noch ein Kind, Herr. Ein Kind!“, protestierte der Gescholtene.
„Ein Kind!? Du bist doch selbst noch ein Kind, du dämlicher Hornochse!“, keifte eine der Söldnerinnen, und packte ihn am Kragen. „Was glaubst du denn, wo der hin rennt, hä? Wegen dir Dummkopf haben wir jetzt den nächsten Ferkinastamm an der Backe!“ Kräftig schüttelte die Veteranin ihn durch, ehe zwei ihrer Kameraden sie von dem reichlich bleich gewordenen Jungen fort zogen, und ihre Verwünschungen hinter einer Wegbiegung verklangen.
„Er war doch noch ein Kind …“, schüttelte der junge Reisige abermals das Haupt, doch genügte ein Blick in das versteinerte Antlitz des Condottiere, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dieser blickte düster in Richtung des noch immer weit, weit entfernten [[Djer Kalkarif]], wo sich, auf dem Weg dorthin, irgendwo seine Vorhut bewegte, und so die guten Götter wollten, auch jene, wegen derer sie ursprünglich hier herauf gestiegen waren. Doch nun …
„Wir kehren um. Zurück nach Grezzano“, befahl der Baron und Junker nur knapp, und machte auf dem Absatz kehrt. „Ich brauche einen …“, setzte er an, als sich Rondrigo vom Eisenwalde durch die erwartungsvoll dreinblickende Menge drängte.
Der alte Castellan war erschöpft, das sah man ihm an. Der anstrengende Marsch in schwierigem Gelände, noch dazu in voller Rüstung, machte ihm schwer zu schaffen, doch war kein Ton des Klagens über seine spröden Lippen gekommen. „Dom Hernán …“, begann er schwer atmend „… ich sehe ein, dass unsere Entdeckung die Lage ändert, doch ersuche ich Euch, noch einmal darüber nachzudenken, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, die Suche nach Domna Romina fortzuführen.“
Einen Moment lang hatte Hernán von Aranjuez Mitleid mit dem alten Mann. Seit Tagen war ihm dieser Sturkopf auf die Nerven gefallen – hinter seinem Rücken nannte man ihn längst ‚Dom Imnamenseinerhochwohlgeboren‘, weil er ebenso oft wie zumeist vergeblich versucht hatte, seine Autorität mit dem Hinweis auf Graf Brandil gegenüber dem Condottiere durchzusetzen – doch nun sah er die Verzweiflung in den Augen Rondrigos vom Eisenwalde. Sie hatten bislang nicht den geringsten Anhaltspunkt auf das Schicksal von Romina von Ehrenstein-Streitzig gefunden, und wenn sie nicht ohnehin längst tot war, so glich die Suche nach ihr einer Stecknadel in einem Heuhaufen. Einem ziemlich großen Heuhaufen mitten im Gebirge, den es erst einmal zu erreichen galt. Und nun schwand auch diese Hoffnung, sodass sie wahrscheinlich unverrichteter Dinge heimkehren würden. Es war nicht nur die Hilflosigkeit, sondern der Gedanke um das mutmaßlich schreckliche Schicksal der jungen Grafentochter und die Aussicht, ihren Eltern solch schreckliche Kunde überbringen zu müssen, das dem alten Castellan das Herz brach.
„Gebt die Hoffnung nicht auf, Dom Rondrigo. Vielleicht wissen die Anderen etwas. Immerhin wissen die Ferkinas, dass wir gleichfalls gewarnt sind. Womöglich werden sie es nicht wagen, uns in Grezzano anzugreifen.“
Die anderen mussten freilich erst einmal Grezzano erreichen, was mit einem nun aufgescheuchten Ferkinastamm sicherlich nicht einfacher werden würde. „Wir werden dort warten, immerhin sind mein Vetter, mein Neffe und mein treuester Freund gleichfalls noch dort draußen.“ Ihre eigene Vorhut immerhin war, weit voraus, noch immer in Richtung des Djer Kalkarif unterwegs. Zumindest hoffte Hernán von Aranjuez dies. So wollte ihm auch kein aufmunterndes Lächeln gelingen, als er dem Alten auf die Schulter klopfte.
„Ich brauche einen Freiwilligen, einen schnellen Läufer“, rief er sodann in die Runde. „Unsere Vorhut ist viele Wegstunden voraus, daher muss der Bote laufen. Kommt er mit unseren Leuten zurück, ist reicher Lohn ihm gewiss. Keine Rüstung und nicht mehr als Dolch oder Messer, dazu Wasser und Proviant für einen Tag.“ Hatte der Bote die Vorhut innerhalb eines Tages nicht eingeholt, bestand ohnehin kaum noch Hoffnung, weder für sie, noch für den Boten selbst.
* ''Die Geschichte um Dom Hernán wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 10|Schauplatz: Selaque, Teil 10]].''




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