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Blaue Funken tanzten vor Richezas Augen. Blut platzte aus ihrer Stirn, lief ihr ins Auge. Ein hohes Summen war alles, was sie hörte. Die Steine vor ihrem Gesicht verschwammen. Von allen Seiten her wurde es dunkel. Nur die Steine waren zu sehen, blutbespritzt, ganz nah. | Blaue Funken tanzten vor Richezas Augen. Blut platzte aus ihrer Stirn, lief ihr ins Auge. Ein hohes Summen war alles, was sie hörte. Die Steine vor ihrem Gesicht verschwammen. Von allen Seiten her wurde es dunkel. Nur die Steine waren zu sehen, blutbespritzt, ganz nah. | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Ratte!", fauchte Rifada und zog das Falcata dem Ferkina über Richeza im selben Moment mit der scharfen Seite durchs Gesicht, in dem er den Kopf ihrer Nichte gegen den steinigen Boden schlug. Vor Wut hatte sich ihr fast ein roter Schleier vor die Augen gelegt, wie es ihr früher häufiger geschehen war, als sie noch nicht gelernt hatte, sich im Kampf zu zügeln und mit klarem Kopf zu kämpfen. Aber mittlerweile war sie keine Ordensknappin mehr, sondern eine Kriegerin von über Fünfzig. So stach sie kaltblütig und ganz gezielt ein zweites Mal zu, riss den gurgelnden Ferkina an seinem Haupthaar und Zottelbart von Richeza herunter und verpasste ihm einen Fußtritt, dass er sich überschlug und schreiend den Abgrund links des Weges hinunterstürzte. | |||
"Hoch, hoch! Steh auf!", rüttelte sie Richeza mit einer Hand kräftig durch und blickte zu den anderen Ferkinas hinüber. Sie musste Richeza hier herauskriegen - das war ihre einzige Pflicht! Um den kleinen Jungen war es zwar schade, und auch die Tochter des Tobriers verdiente kein solches Ende - aber wie sollte sie ihnen in solch einer hoffnungslosen Situation helfen? | |||
Als einzige Hoffnung blieben ihr ihre unfreiwillig erworbenen Sprachkenntnisse und ihre anscheinend nicht unbeträchtliche Reputation bei den Wilden. Sie breitete die Arme weit aus, das blutbefleckte Schwert hoch erhoben und begann zu lachen - so laut und höhnisch, wie sie es nur vermochte. | |||
"Was wollt ihr Schwächlinge?", brüllte sie in der Sprache der Wilden weit schallend über den Berghang. "Ich bin Yil'Hayatim die Grausame, die Kriegs-Shâra der Bosquirier - und euer Hairan schickt mir euch elende Würmer? Wo ist er, dieser Sohn eines feigen Schakals, dass ich mir seinen Kopf hole, wenn er sich mir nicht selbst zum Kampf zu stellen wagt?" | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Jemand schüttelte sie. Richeza erwachte zu hellem Schmerz. Alles schmeckte nach Blut und Staub. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Die Hand ließ sie los. | |||
Stimmen wie naher Donner zerrissen die Stille. – Ferkinas? | |||
Richeza versuchte, sich aufzurichten. Arme und Beine waren so schwer. Als sie auf allen Vieren stand, wurde ihr übel. Sie erbrach sich auf den steinigen Weg. | |||
Eine neue Stimme hämmerte in ihrem Kopf. Ihre Tante. "Schwächlinge", "Sohn", "Kampf" – Worte drangen in ihr Bewusstsein. Allmählich dämmerte ihr die Gefahr. Sie musste aufstehen. Mit zitternden Fingern zog sie sich an einem Felsblock in den Stand. Jede Bewegung war ein Hammerschlag in ihrem Kopf. Sie würgte. Ihr Magen war leer. Saurer Speichel lief über ihr Kinn. Fahrig wischte sie sich über das Gesicht. Blut, überall. | |||
Sie blickte auf. Ihre Tante stand in der Mitte des Weges und lachte. Ein schmaler Sonnenstreifen teilte die Wolken, Licht spiegelte sich in der blutigen Klinge. Unwirklich. Wie ein Göttergemälde aus den Geschichtsbüchern. Rondra. Zum ersten Mal seit langem verspürte Richeza Ehrfurcht. | |||
Die Ferkinas standen. Zögerten. Wind machte Richeza frösteln. Ein Pfeil zerriss das Bild, schlug in den Harnisch ein. Rifada zuckte nicht einmal. Ein Aufschrei, oben. Ein gedrungener, kräftiger Ferkina hieb mit der Axt auf den Schützen. Zweimal. Ein blutiger Körper rutschte den Hang herab, überschlug sich, blieb liegen. | |||
Gebell. Ein riesiger grauer-schwarzer Hund sprang an Richeza hoch, drückte sie gegen den Felsen. Schnupperte. Brummte. Ließ von ihr ab, kläffte Rifada an. Knurrte kurz, jaulte, dann wandte er sich dem Hang zu, ließ ein tiefes, drohendes Grollen vernehmen. | |||
Praiodor! Sie mussten hier weg! Richeza ließ die Wand los. Schwankte. Kämpfte gegen die Übelkeit. Schmerz bei jeder Bewegung. "Kommt!", sagte sie, kaum hörbar bei dem Gebell. Sie wandte sich um, ging Schritt für Schritt bergan, ließ das Geröllfeld zurück. Sah sich nicht um. Betete. 'Herrin Rondra, steh uns bei! Steh meiner Tante bei! Steh ihr bei! Ich hab' dich gesehen! Sie hat es verdient! Sie ist dein. Steh ihr bei! Du hörst mich. Danke. Ich danke dir!' Zum ersten Mal seit über achtzehn Jahren betete sie mit dem Herzen, meinte es ernst. Glaubte, wusste. Und bekam eine Antwort: Zuversicht – größer als aller Schmerz. Lächelnd ging sie weiter. | |||
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