Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 03: Unterschied zwischen den Versionen

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==[[Kaiserlich Selaque]], 25. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF==
==[[Kaiserlich Selaque]], 25. bis 28. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF==
===Auf dem [[Castillo da Vanya]] im Vanyadâl===
===Auf dem [[Castillo da Vanya]], im Minendorf Grezzano und im Vanyadâl===


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


=====25. Praios=====
"Hoch mit ihr!"  
"Hoch mit ihr!"  


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
=====28. Praios, nachmittags=====
'''Im Minendorf Grezzano in Kaiserlich Selaque'''
"Worauf wartest du? Schlag zu!", trieb Domna [[Rifada da Vanya|Rifada]] den jungen Landolo in ihrem unwiderstehlichen Kommandoton zum Handeln an.
"Ich weiß nicht ... ich ... ich habe Angst, Herrin!", hielt dieser zitternd den schweren Steinbrecher-Vorschlaghammer in beiden Händen. "Wenn ich daneben haue, zermalme ich Gilano oder - schlimmer noch - Euch die Hände ..."
"Wirst du wohl gehorchen, Kerl? Schlag zu, so fest, wie du kannst!", befahl ihm Rifada erneut, und ihr stechender Blick enthielt die unausgesprochene Warnung, nun besser rasch zu tun, wonach sie verlangte.
Landolo nickte schluckend und hob den riesigen Vorschlaghammer weit über den Kopf, um auszuholen. Seine Herrin saß ganz ruhig zu seinen Füßen. Die von eisernen Bändern umspannten Handgelenke ruhig auf einem Felsblock am Ortsrand von Grezzano aufgelegt. Der junge Gilano, der den nicht minder massiven Marmormeißel halten musste, der auf die Eisenkette zwischen ihren Handgelenken zielte, hatte angstvoll die Augen geschlossen und schickte murmelnd ein Stoßgebet gen [[avwik:Alveran|Alveran]]. Wenn sein Cumpan daneben schlug, würden seine eigenen oder der Herrin ihre Hände für immer verstümmelt bleiben - so oder so war dann ihrer beider Leben verwirkt.
Mit einem Aufschrei ließ Landolo den Hammer niedersausen. [[Berengar von Schlehen]] konnte gar nicht weiter hinsehen und wandte schnell mit geschlossenen Augen den Kopf ab. Nach dem harten gellenden Aufschlag von Metall auf Metall
herrschte für eine gefühlte Ewigkeit eine gespenstische Stille im Ort. Nur das Krächzen eines Rabens, der auf dem Dach einer der geplünderten Steinbrecher-Hütten von Grezzano saß und von dort zu ihnen herüberblickte, war zu hören.
"Jetzt gib' den Hammer her! Die Fußkette erledige ich selbst!", hörte Berengar nach quälend langen Herzschlägen endlich das Exerzierplatz-Organ seiner Gattin und öffnete schwer ausatmend und dankbar wieder die Augen.
Er sah zu ihr hinüber, wie sie gerade Landolo den Hammer aus den Händen riss und ihn einhändig voller Wucht und Zorn fünf- oder sechsmal auf ihre Fußkette niederprallen ließ, so daß wild die Funken stoben und er schon befürchtete, sie würde sich ihre eigenen Füße zu Klump schlagen. Wahrlich, als die guten Götter einst unter den Menschen die Angst verteilt hatten, die ja auch durchaus ein nützliches und lebensrettendes Gefühl sein konnte, da mußte seine Gemahlin völlig übersehen worden sein ...
Er konnte sich nicht erinnern, sie sich jemals vor irgendetwas fürchten gesehen zu haben - selbst Mäuse und Spinnen, vor denen die meisten anderen Weibsbilder kreischend auf Tische und Stühle Reißaus nahmen, trat sie zur Not mit nackten Füßen platt.
Endlich hatte die schwere eiserne Kerkerkette ein Einsehen und zersprang funkenstiebend. Rifada warf Gilano den schweren Eisenhammer zu und kam scheppernd und klirrend zu ihrem Mann herübergeschlurft, da die Enden der Ketten an den eisernen Manschetten ja nach wie vor an ihren Handgelenken und Knöcheln baumelten -sie war jetzt nur nicht mehr gefesselt.
Der junge Zicardo, die Burgköchin Ludovica und die Mägde und ihre Kinder, die mit ihnen aus dem Fluchttunnel aus dem besetzten Castillo da Vanya entkommen waren - alles in allem 19 Leute - hatten sich auf drei großen Marmorblöcken am Ortsrand von Grezzano niedergelassen, nachdem sie das geplünderte Dorf gründlich, aber ohne großen Erfolg nach Ess- und Verwertbarem abgesucht hatten.
"Fast nichts, Herrin!", erstattete Ludovica ihrer Dienstherrin niedergeschlagen Rapport. "Alles Nützliche und Essbare wurde bereits von Plünderern lange vor uns geraubt. Das einzige, das ich gefunden habe, was Euch interessieren dürfte, ist dies hier." Sie überreichte Rifada eine gold gefärbte Feder, offenbar die Schwanzfeder eines Reihers.
"Aber das ist doch ...", kam Dom Berengar hinzu. "Haargenau solche Federn trägt doch [[Moritatio da Vanya|Moritatio]] an seinem Caldabreser!", rief er erfreut aus und Ludovica nickte strahlend, die den Stammhalter der Familia einst als Amme gestillt und großgezogen hatte, da Rifada seinerzeit zu beschäftigt und ohne große Liebe für den armen Säugling gewesen war.
Dennoch hellte sich die finstere Miene der Junkerin nun geringfügig auf: "Das heißt, sie sind entkommen und hier gewesen! Wenn ich mich recht erinnere, hatte er den Hut [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza]] geliehen. Der Einfaltspinsel glotzte sie ohnehin die ganze Zeit mit verliebten Augen an, wann immer er dachte, daß ich es nicht bemerke."
"Sei's drum!", hob Dom Berengar die Schultern. "Sie leben und nur das ist wichtig. Richeza ist ein gutes Mädchen!"
"Ja ja, das ist sie!", wank Rifada ab. "Aber sie ist die Tochter meiner Schwester - Moritatios Cousine, vergiß das nicht! Wir sind keine rückständigen Waldwachter, die sich wie die Karnickel kreuz und quer durch die eigene Blutlinie paaren!"
"Dennoch würde sie mir als Schwiegertochter ganz hervorragend gefallen!", ließ sie Berengar ungefragt wissen.
''Wenn er denn überhaupt dein Sohn wäre, du Schwachkopf!'', dachte Rifada stumm bei sich - laut aber entgegnete sie ihm: "Du hälst dich da gefälligst heraus! Das geht ganz alleine mich etwas an und eventuell noch die beiden!"
Bei allem müßigen und dummen Raisonieren über ungelegte Eier sollte keiner hier in ihrer Runde vergessen, in welcher Situation sie sich befanden: Sie hatten nichts zu Essen und unzählige hungrige Mäuler zu stopfen. Wenn ihnen [[Praiosmin von Elenta|Praiosmins]] oder [[Ordonyo di Alina|Ordonyos]] Schergen durch den Fluchttunnel gefolgt waren und sie sich so weit aus dem Castillo heraustrauten, dann wäre Grezzano einer der ersten Orte, wo sie nach ihnen suchen würden.
"Hoch mit Euch! Wir müssen weiter!", übertönte Rifada das leise Geheule und Gejammere der Kinder und Mägde. "Hier können wir nicht bleiben, und ich kenne einen Ort, der gut versteckt liegt und wo es etwas zu Essen für euch gibt. Die Person dort schuldet mir ohnehin noch einen Gefallen!"
=====28. Praios, am frühen Abend=====
'''Vor der Hütte des Kräuterweibs Udinia Krähenfreund'''
Unter Zuhilfenahme von Capitan Giordans Säbel und dem Marmormeißel sprengte sich Rifada endgültig die eisernen Manschetten von den Fußknöcheln. Nur die von den wundgescheuerten Handgelenken bekam sie nicht ab, aber das mußte eben warten. Ihre Köchin Ludovica hatte den Gemüsegarten der Hexe Udinia geplündert und auf deren Feuerstelle in der Hütte für sie alle einen großen Kessel Eintopf zubereitet, den sich ihr Burggesinde genüßlich schmatzend schmecken ließ. Die alte Hexe war leider schon bei ihrer Ankunft verschwunden gewesen - Rifada hätte mit ihr gerne noch ein Hühnchen gerupft. Aber auch das musste warten. Nun, da sie ihre Schutzbefohlenen zumindest einigermaßen in Sicherheit und versorgt wußte, war sie es ihrem Namen schuldig, die Stammburg der Familia zurückzugewinnen und die erlittene Scharte auszuwetzen. Den Häusern Elenta und Alina zuvor noch ganz offiziell und förmlich die Blutsfeindschaft zu erklären, wäre vielleicht etwas für einen Paragraphenhengst wie diesen [[Brandil von Ehrenstein|Brandil]] gewesen - aber nichts für eine Bosquirerin! Die verwarzte Praiosmin hatte ihr den Fehdehandschuh zuerst hingeworfen und dafür würde sie ihn nun fressen müssen! Wenn sie das falsche güldene Pökelfaß nur schon in den Fingern hätte ...
Wütend schleuderte sie den Marmormeißel 20 Schritt weit fort und schob sich den erbeuteten Säbel unter den Gürtel. "Mann, ich gehe jetzt! Du trägst hier die Verantwortung so lange ich weg bin! Ludovica, achte darauf, daß er keinen Schmachfug anstellt!"
Die alte Köchin nickte ergeben, mit einem wissenden Grinsen im Gesicht, aber Berengar lief Rifada kopfschüttelnd hinterher und versuchte, sie am Arm festzuhalten, was aber ein vergebliches Unterfangen war, da er einfach mitgezogen wurde.
"Aber Liebling ... so warte doch! Wohin um Alverans Willen gehst du denn?"
"Ich muss jemand töten!", antwortete Rifada lapidar und schüttelte ihn ab wie ein lästiges Insekt.
"Ich hoffe, du meinst nicht Domna Praiosmin?", lief ihr Berengar weiter nach. "Du bist ganz alleine, Liebling - vergiß das nicht! Und die Ferkinas? Hast du die vielen Ferkinas vergessen?"
"Die kommen später dran! Erst Praiosmin, dann Ordonyo, dann die Ferkinas!" Seine Frau schritt weiter talwärts, ohne sich noch ein weiteres Mal umzudrehen.
"Aber so habe ich das doch nicht gemeint!", jammerte Berengar und blieb stehen, da es witzlos war, seine Frau von einem einmal gefassten Entschluß abbringen zu wollen.
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