2.897
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 162: | Zeile 162: | ||
"Euer Hochgeboren", erhob Gendahar abermals das Wort an Domna Praiosmin. "Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mich aus Eurem Streit mit der Junkerin heraus halten würdet. Weshalb ich hier bin, habe ich Euch bereits auseinander gesetzt: Die Tochter des Grafen zu erretten. Domna Rifada war so freundlich mich hierher zu geleiten, um meine Verletzungen auszukurieren. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Ihr etwas gegen sie vorzubringen habt, so tut dies vor dem Puniner Hofgericht. Oder lasst die Herrin Rondra in einem Zweikampf entscheiden, wenn es denn sein muss." | "Euer Hochgeboren", erhob Gendahar abermals das Wort an Domna Praiosmin. "Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mich aus Eurem Streit mit der Junkerin heraus halten würdet. Weshalb ich hier bin, habe ich Euch bereits auseinander gesetzt: Die Tochter des Grafen zu erretten. Domna Rifada war so freundlich mich hierher zu geleiten, um meine Verletzungen auszukurieren. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Ihr etwas gegen sie vorzubringen habt, so tut dies vor dem Puniner Hofgericht. Oder lasst die Herrin Rondra in einem Zweikampf entscheiden, wenn es denn sein muss." | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Während ihre Nichte und der Yaquirtaler zu ihrer Erzfeindin sprachen, griff Domna Rifada unter ihren Brustpanzer und zog das Bündel Briefe hervor, das ihr Richeza im Turm der Inquisition überreicht hatte. Sicher acht oder neun Schreiben in Praiosmins kunstvoll gemalter Handschrift. Adressiert an einen gewissen ''Raihé Coûlo'', "ihr Seelenentzücken". Jeder, der ihre jüngere Vergangenheit kannte, wusste, wessen wahrer Name dies war. | |||
Rifada behielt nur den einen Brief bei sich, den sie bereits im Turm geöffnet und überflogen hatte. | |||
Sie reichte das Bündel so unauffällig wie eben möglich an Dom Hernán, zu dem sie in den letzten Tagen - zu ihrer eigenen und vor allem zu dessen größter Verblüffung - ein klein wenig so etwas wie ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Sie zischte ihm ins Ohr: "Bringt diese Briefe nach Punin und übergebt sie der Hofkanzlei oder gar dem Kaiser! Hier gibt es gleich ein Schlachtfest und wenn ich ins Gras beißen muss, will ich sicher sein, das diese Kebse dort ebenfalls bald dran glauben muss! Wenn gleich die Schwerter durcheinander laufen, will ich, dass Ihr zum Bergfried rennt und meinen Sohn und Richeza mit Euch nehmt. Ersterer wird Euch auf meinen Befehl hin folgen, letztere werdet Ihr wahrscheinlich leider mit Euch zerren müssen. Verriegelt die Tür von innen und rennt hinauf in meine Waffenkammer im zweiten Stock. Dort findet Ihr im Regal eine Strickleiter, über die Ihr unbeschadet nach draußen in die Freiheit zu Euren Waffenknechten gelangen könnt. Ich werde Euren Rückzug decken und sie so lange wie nur möglich aufhalten. Ihr werdet mich verstehen - eine Junkerin verlässt ihr Castillo nicht!" | |||
Sie blickte gemeinsam mit Hernán zu Dom Gendahar hinüber und zuckte mit den Achseln: "Ihn mitzunehmen könnte ein Risiko sein, da er in seinem Zustand keine Strickleiter hinabklettern kann. Aber seid wegen ihm unbesorgt - sie hat es nur auf mich und vielleicht noch auf meinen Sohn und meine Nichte abgesehen. Ihm wird kein Haar gekrümmt werden - der Großonkel des Kaisers ... das wagt sie nicht!" Sie klopfte dem Aranjuezer ein letztes Mal auf den Rücken. "Gehabt Euch wohl und meinen Dank für alles - aber los jetzt, der Tanz beginnt!" | |||
Tatsächlich wies just in diesem Moment die Reichsvogtin von Selaque mit Eisesblick und ausgestrecktem Zeigefinger auf Rifada, Richeza und Moritatio: "Genug der Worte! Diese drei! Ergreift sie!" | |||
Rifada ließ die Stachelkugel ihres Morgensterns mit einem tiefen Summen über ihrem Kopf kreisen und trat ihrem Pferd in die Flanken, dass es den unter Gebrüll auf sie losstürmenden Waffenknechten des Junkers von Alina entgegensprang. "Ordonyo!", brüllte sie. "Du bist der Erste!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Die Fassungslosigkeit, dass Domna Praiosmin es trotz aller mahnenden Worte wagte, ihre Gefangennahme zu fordern, wandelte sich rasch in Entsetzen, als Richeza sah, wie viele der Mordsknechte nun auf Domna Rifada zustürmten. Ein Blick zu den Mauern - fast zwanzig Bewaffnete standen aufseiten der Vogtin. Ein Blick hinter sich, ließ Richezas Mut sinken. Nur eine Kriegerin in da Vanyas Farben, die nun die Waffe zog. Dazu die entstellte Söldnerin, die auf die andere Seite ihres Pferdes gewechselt hatte und nun, das Schwert blankgezogen, den Zügel fester fasste. Doch schien es nicht, als wolle sie sich in den Kampf stürzen, vielmehr, als betrachte sie sich als neue Leibwächterin des Thangolforsters. | |||
''Ich schwöre Euch, Onkel, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun für Praiodor.'' Die Edle schluckte schwer. Schon sauste der Morgenstern ihrer Tante auf den ersten Gegner nieder, fegte ihn beiseite wie ein Insekt. Doch es waren so viele! Die Gedanken flogen hinter Richezas Stirn. Sie dachte an Rifadas Worte im Inquisitionsturm. Und an die in der Waffenkammer. An ihr Grinsen, als sie die Parole zum Tor hinauf rief. ''Solange, bis Domna Fenia wieder bei Sinnen ist, will ich für ihn kämpfen und sorgen, als sei er mein eigener Sohn, nein, besser, ich verspreche es.'' Aber welche Hoffnung hatten sie, ihn rechtzeitig zu finden, wenn die Alte sie jetzt in den Kerker warf? | |||
Richeza wandte sich um zu dem verletzten Yaquirtaler. "Dom Gendahar", sagte sie mit Tränen in den Augen, "wenn ich jetzt sterbe und Ihr lebt, versprecht mir, Praiodor zu finden und für sein Wohlergehen zu sorgen. Wenn Fenia Eure Base ist, so seid Ihr ebenso verwandt mit ihm wie ich. Lasst ihn nicht im Gebirge sterben, ich bitte Euch!" Noch einen Augenblick sah sie den Thangolforster flehend an, während ihr hilflos die Tränen über die Wangen rannen. Doch sie wartete eine Antwort nicht ab, sondern fuhr herum und riss den Säbel hoch, um sich den beiden Männern entgegenzuwerfen, die heranstürmten, um sie gefangen zu nehmen. | |||
"Die Waffe weg!", rief der eine. Die Edle ließ das Pferd steigen, doch das Tier, noch jung und unerfahren, weigerte sich, auf den Gardisten niederzutrampeln, scheute vor dem Hindernis. Nein! Nicht auch das Pferd noch durfte sie im Stich lassen! Wiehernd kam das Ross wieder zu Boden, traf dabei den zweiten Mann eher zufällig an der Schulter. Aufheulend wich dieser zurück. Der andere aber griff nach Richezas Bein, hielt sie fest. Blind hieb die Edle nach ihm, doch er wich aus. Wenn er ihren Waffenarm zu fassen kriegte, war sie verloren! Kurz entschlossen schlug sie nach seiner Hand, die Klinge fuhr durch den Handschuh, trennte die Hand von seinem Arm - brüllend fuhr er zurück - glitt weiter, durch den Schaft ihres Stiefels. Heiß schoss der Schmerz in Richezas Wade. Der andere Gegner war heran, hob das Schwert, sie trat ihm den Stiefel ins Gesicht, fühlte mehr als dass sie hörte, wie die Nase brach. Geblendet vom eigenen Blut stolperte der Gardist gegen ihr Ross und fiel zu Boden. | |||
''Zwei!'', dachte Richeza. Erst zwei! Und trat dem Pferd die Hacken in die Seiten ... | |||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 08|Teil 08]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 09|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 10|Teil 10]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 08|Teil 08]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 09|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 10|Teil 10]]}} | ||
[[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] | [[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] |
Bearbeitungen