Sherbeth
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Sherbeth ist ein Gräflicher Markt im Yaquirtal und altes Einflussgebiet der Familia von Rebenthal. Heute herrscht Castellan Gonzalo Ordelassio für den Grafen Gendahar von Streitzig ä. H. über den Ort. Der langjährige Castellan und Amtsvorgänger Ordelassios, Gualdo di Dalias y Gurnabán, erlag bei der Belagerung Artésas anno 1033 BF einer Seuche.
Nicht zu Unrecht wird es auch als Perle der Grafschaft bezeichnet. Eingebettet in ein Meer von Blumenfeldern und Obsthainen erhebt sich der Markt Sherbeth auf einem kleinen Hügelrücken. Eng und schattig reiht sich hier altes Fachwerkhaus an ockerfarbenes Backsteinhaus. Die Mauern sind von Efeu und wildem Wein lieblich umwunden. Die überkragenden Häuser bilden in ihrer Gesamtheit ein verwirrendes und schier unüberschaubares Labyrinth aus dunklen Gassen, sich windenden Treppen und kleinen Hinterhöfen mit erfrischenden Brunnen. Wäscheleinen spannen sich über gepflasterte Straßen und staubige Gassen. Streunende Katzen bahnen sich auf Balkonsimsen ihren Weg durch ein erdfarbenes Meer aus Blumentöpfen. Stetes Hämmern, Singen und Summen erfüllt die Luft mit den Geräuschen arbeitsamer und fröhlicher Menschen, während frisches Brot, brennendes Holz und sanfte Rosenöle die Luft mit Düften speisen.
ÖrtlichkeitenBearbeiten
Hoch oben, am höchsten Punkt des schmalen Hügelrückens liegt der längliche – Spötter behaupten: der phallusförmige – San-Valpo-Platz, wo sich der beherrschende Rahjatempel San Valpo mit seinem großen Glockenturm erhebt, welcher täglich zweimal die Bewohner des Ortes zum Gebet herbei läutet. König Chiarissimo von Rebenthal ließ den Rahjatempel vor gut 120 Jahren mit königlichen Geldern aufs Fürstlichste ausstatten. Im weiß gekalkten, rundlichen Tempel, welcher außen über und über mit Wildem Wein bewachsen ist, findet sich eines der schönsten Deckenfreskos des ganzen mittäglichen Königreiches: Rahjas Zelt der Leidenschaft wird hier in aller Pracht und Herrlichkeit dargestellt. Das Ondit will nicht verstummen, dass sich König Chiarissimo hier als Heiliger Khabla hat verewigen lassen, während er seine Feinde und sittsamen Berater als „die Leidenschaftslosen“ außerhalb des Zeltes hat karikieren lassen: Porquid von Ferdok und Rondhara von Albenhus sollen sich hier ebenso finden wie Hadjinsunni von Yaquirtal und Valdemoro di Dalias.
Gastgeberin der Leidenschaft ist derzeit Novara Valedepenya aus der örtlich einflussreichsten Familia.
Dem Rahjatempel gegenüber steht der prächtige Palacio Migelo, welcher einst von Fürst Migel von Rebenthal (961-974) als 'Stadtresidenz' seiner Familia – zuvörderst aber als Wohnsitz seiner Mätresse Rahjalinya von Amhall – errichtet worden war. Die teuren und prächtigen Möbel wurden im Zuge der Großen Yaquirtaler Blutfehde ebenso von Loredellos Raufern geraubt wie die Gobelins, das Silberbesteck, die Gemälde und die Pferde aus der Stallung. Heute ist der karg eingerichtete Palacio Migelo, der zum Marktgericht umfunktioniert wurde, nomineller Sitz des hiesigen Castellans.
Der Ingerimmtempel findet sich weiter unten am Hügel am kleinen Platz des Feuers, wo der hochwürdige Tempelvorsteher (und einzige Geweihte des Tempels) Hakaan Tervetti jeden Feuertag eine flammende Rede wider Wucherei, Pfuscherei und allzu umtriebige Händler hält, welche Ingerimms Erzeugnisse durch ihr Gefeilsche herabwürdigen.
Vergleichsweise klobig wirkend erhebt sich unterhalb des San-Valpo-Platzes an der Weinstraße der aus grauem Gestein fest gefügte Palacio der örtlich sehr einflussreichen Familia Ordelassio. Ihr Soberan, der 956 BF geborene Volapio Ordelassio, verdankt seinen nicht geringen Reichtum vor allem dem Handel mit Tuchen, welche er recht erbarmungslos im unzünftischen Verlagssystem herstellen lässt. Sämtliche Spinner und Weber des Marktfleckens hat er schon in gänzliche Abhängigkeit von sich gebracht; ein ähnliches Schicksal droht nun auch den Schneidern des Ortes. Im Palacio findet sich eine der größten Gemälde- und Skulpturensammlungen der zentralen Talschaft im Wert von sicherlich ein paar tausend Golddukaten.
Dem Palacio Ordelassio direkt gegenüber steht der Palacio Valedepenya. Die steten Widersacher der Ordelassio unter Führung ihrer Matriarchin Novara, der Hochgeweihten des wohlhabenden Rahjatempels, sind die größten Grundbesitzer des Ortes, verleihen Geld gegen guten Zins und haben die Kontrolle über die metallverarbeitenden Handwerke an sich gebracht.
In Sherbeth finden sich viele Tabernas und Weinlokale, die in der Lage sind die edelsten und besten Weine Almadas zu kredenzen.
Die Sinnenfreude scheint ganz und gar in Sherbeth heimisch zu sein. Dies täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sich durch die Große Yaquirtaler Blutfehde unlängst ein dunkler Schatten über die hiesige Magnatenfamilia Rebenthal gelegt hat. Und dieser Familia sind noch immer viele Leute am Markte eng verbunden. Schließlich wurden diese Bande zwischen Herren und Dienern über Jahrhunderte hinweg geknüpft. So manchen hört man im angetrunkenen Zustand oder hinter vorgehaltener Hand wider die neuen Herren reden: Den Grafen, den Banus und den Castellan. Allesamt seien sie Halsabschneider und überhaupt sei alles schlechter geworden.
Keine halbe Meile efferdwärts des von Rahjatempel und Palacio Migelo gekrönten Hügels erheben sich drohend und finster die Ruinen des Castillo Rebenthal auf einem felsigen und ungleich steileren Hügel. Im Zuge der Großen Yaquirtaler Blutfehde vor mehr als zehn Jahren wurde die einstmals stolzeste Burg des ganzen Grillenbuschs von Feuern gänzlich ausgezehrt. Nur noch schwarze Mauerstümpfe, Dornen überwuchert, künden von der vergangen Größe. Gonzalo di Madjani von Madasee, damaliger königlicher Mundschenk und Ratsmeister von Punin, und Praiodar von Streitzig ä. H., damals Banus der Grafschaft Yaquirtal, waren es, die als Erste Fackeln in die gänzlich geplünderte und mit trockenem Reisig gefüllte Burg schleuderten.
Praioswärts von Sherbeth, in doch beträchtlichem Abstand von vielleicht einer halben Stunde Fußmarsch, befindet sich im Schatten uralter und knorriger Platanen in der Nähe der Weinstraße der Boronanger des Ortes. Neben vielen einfachen Gräbern, die selten mehr als ein einfaches, hölzernes Boronrad vorweisen, steht hier auch die neue Grablege derer von Rebenthal, welche durch den Brand ihrer Stammburg auch ihrer Krypta beraubt wurden. Der einzige Leib, den dieses prächtige Grab bislang in seinem Dunkel birgt, ist jener des Dom Maqueda von Rebenthal. Und fast täglich bringen die Bewohner Sherbeths frische Blumen an sein Grab.