Chronik.Ereignis1041 Wider das Edikt von Mantrash'Mor 01
Baronie Brigellan, Peraine 1041 BFBearbeiten
Auf dem Marktplatz von EndivarolBearbeiten
Autor: Der Sinnreiche Junker
Unruhe machte sich auf dem Marktplatz breit. Soeben war ein Artikel oder vielmehr ein Leserbrief aus dem jüngst erschienenen Yaquirblick verlesen worden. YB51 Wider das Edikt von Mantrash'Mor! Gerade war es nach Jahren von Krieg und Zwietracht endlich halbwegs friedlich geworden im Yaquirbruch, gerade hatten die beiden großen Reiche den Frieden verlängert. Entsprechend schlug so eine Verkündigung eines amtierenden Barons in die fragliche Ruhe ein wie ein Fass Hylailer Feuer.
"Ich hab' nur gelesen, was hier steht", zuckte der des Lesens Kundige mit den Schultern und deutete auf die Seite der Postille in seiner Hand. Dennoch war seine Beteuerung kaum geeignet die Menge zu beruhigen: schockierte Gesichter, mehr oder weniger laute Unmutsrufe, wütend gereckte Fäuste, lautstarke Diskussionen allenorts.
"Beim Barte Rastullahs, das war's! Morgen bin ich hier weg!", rief ein junger Mann empört.
"Aber wo sollen wir denn hin?", wandte von hinten jemand ein.
"Genau! Ich möchte nicht rüber ins Amhallassih. Das hier ist unsere Heimat!", stimmte ein Dritter unter teils beifälligem Gemurmel der Menge zu.
"Brüder und Schwestern, ich sage euch, nur dort sind wir sicher!", beteuerte ein Anderer.
"Shaddai! Eher sterb' ich, als dass ich von hier weg gehe, bei des Alleinen Lockenpracht!", reckte ein Weiterer entschlossen die Fäuste.
"Wir müssen ja nicht das Reich verlassen. Nur wenige Tagesreisen Abu Yaquir hinauf herrscht ein Rechtgläubiger als Sandschak über Khabosa.", gab wiederum jemand anderes zu bedenken.
"Ich hab' gehört im fernen Ragatien gibt es einen Baron, ein Heide zwar, doch hat er seinen rechtgläubigen Untertanen nicht nur ein Bethaus gebaut, sondern er wird auch von einer nur aus Beni Novad bestehenden Leibgarde geschützt."
"Ammenmärchen! Überhaupt, Ragatien? Warum nicht gleich nach Rashdul!?"
"Ragatien oder Rashdul, hauptsache fort von hier!"
"Châra! Meine Väter - Friede sei mit ihnen - lebten schon hier, als die Vorfahren dieses Neunmalverfluchten noch in Punin Mehlsäcke gezählt haben!" Vorsichtiges Gelächter in der Runde, aber auch besorgte Blicke über die Schultern, wer diese Rede über den Herrn Baron mitbekommen haben mochte. Scheinbar war dies dann doch zuviel des Guten gewesen, löste die Gruppe sich doch nun innerhalb weniger Augenblick auf.
Baronie Dubios, Ende Peraine 1041 BFBearbeiten
Alcazar de HeldorBearbeiten
Autor: Der Sinnreiche Junker
Wie bei jeder Audienz in den vergangen Jahren, gab sich Hernán von Aranjuez keine Mühe das nicht gerade von gegenseitiger Liebe geprägte Verhältnis zu den ewig renitenten Einwohnern von Heldor zu kaschieren: noch nie hatte er auf dem von seiner Vorgängerin und alten Widersacherin Siam Lacara von Dubios errichteten Thron Platz genommen, sondern sich stattdessen immer mit den Stufen davor als Sitzgelegenheit begnügt. Dafür aber lag stets die blanke Klinge seines Schwertes über seinen Knien.
Das Bild mochte freilich nicht ganz zu dem respektvollen Auftreten der sieben Männer passen, die in tiefer Verbeugung mit gebührendem Abstand vor dem Thron standen. Der tulamidische Einschlag war bei den meisten unverkennbar und äußerte sich teilweise auch in ihrer Kleidung. Manche trugen eine Mischung aus almadanischer und tulamidischer Tracht, was sich in gewagten Kombinationen wie Kaftan und Caldabreser äußerte, manche trugen nur die eine oder die andere. In allen Fällen aber war ob Stoff und Schnitt, Verzierungen und Schmuck offensichtlich, dass es sich um wohlhabende Männer handeln musste.
Schließlich trat ein etwa 60-Jähriger vor, dessen wettergegerbtes Gesicht von einer kühnen Adlernase beherrscht und von einem schwarz-grauen Vollbart und einem aufwendigen Turban umrandet wurde. Er führte die Fingerspitzen von Herz zu den Lippen und dann zur Stirn. Ich denke gut von Euch, ich spreche gut von Euch und Ihr seid immer in meinem Herzen. "As-salamu alaikum, Sayyid", sprach er salbungsvoll.
"Wa-alaikumu s-salam und merhaba, mein guter Abencerraga", antworte der Baron und Junker mit einem leichten Neigen des Hauptes und der flachen Hand auf dem Herzen. "Wie kann ich Euch und den Euren...", bezog er die übrigen Sechs mit ein "...zu Diensten sein?"
"Oh, Herr der Schlachten, Gebieter der Heerscharen, Erster der Kühnen und Tapferen! Verzeiht Euren unwürdigen Dienern, die demütig vor Euch stehen um in aller Bescheidenheit eine Gunst von Euch erbitten."
Mit einer Geste der Rechten bedeutete ihm fortzufahren. "Oh, Sahib der Lanzen, es ist schrecklich! Sagt, habt Ihr die neueste Ausgabe des Yaquirblicks gelesen? Diesen Brief der Niedertracht?"
"Das habe ich", nickte der Condottiere.
"Dank und Preis sei Rastullah in seiner Weisheit, dann wisst Ihr, wie schlimm es um unsere Brüder und Schwestern in der Südpforte bestellt ist."
Hernán von Aranjuez zog fragend die Augenbrauen nach oben. "Soweit ich das sehe, ist das bislang nur die Meinung eines einzelnen Barons?"
"Ist er wirklich so blind?", giftete von hinten ein kaum halb so alter Mann auf Tulamidya, der im Gegensatz zu Abencerragen in seinem Wams und den weiten Hosen kaum vom Herrn Baron von Dubios zu unterscheiden war. Sehr zum Entsetzen den Alten, der ihm zischend in gleicher Zunge über die Schulter hinweg gebot den Mund zu halten.
"Nein, bitte", wandte Hernán von Aranjuez zur Überraschung einiger seiner Gäste auf freilich nicht akzentfreiem Tulamidya ein und hob wieder einladend die Rechte. "Unser aufbrausender Freund soll frei heraus sprechen."
Dieser brauchte einige Momente sich zu fassen, hatte er seine Bemerkung doch in dem Glauben getätigt, ohnehin nicht verstanden zu werden. "Verzeiht, Herr...", wechselte er wieder auf akzentfreies Garethi und neigte entschuldigend das Haupt "...vereiht, aber so geht es immer los. Zuerst ist es nur einer und am Ende fließt das Blut der Aramyas in den Straßen. Unser Blut, Herr."
Nun mischten sich auch die Übrigen ein:
"Dieser Baron hat schon bei den Kämpfen um Dâl Aramyas geschlachtet!"
"Seine Leute haben Alte, Frauen und Kinder in Häuser gesperrt und sie bei lebendigem Leib verbrannt!"
"Er hat Kämpfer einfach ohne Gerichtsprozess aufknüpfen lassen!"
"Und eine Edeldame, die ihm widersprochen hat, hat solange geschändet, bis sie mit seinem Bastard schwanger ging. Und niemand hat sie seither gesehen."
"Was ist mit Stordan von Culming?"
Mit ruhiger Geste gebot der Aranjuezer ihnen schließlich Einhalt: "Bitte, meine Freunde, gemach. Noch ist die Tochter von Omar von Almada Gräfin der Südpforte. Glaubt Ihr wirklich, dass sie derlei Übergriffe zuließe?"
"Wo war sie denn in Dâl, als dieser Sohn der Niederhöllen gegen jedes Kriegsrecht verstieß?"
"Statt ihn zu strafen, wurde er zum Baron gemacht!"
"Oh, stets Siegreicher", ergriff wieder der Alte das Wort. "Wir wissen, Ihr habt das Ohr des Fürsten, möge ihn der Erhabene segnen und ihn lange in seiner Weisheit erhalten. Wir fürchten ein zweites Edikt von Haffith. Wir bitten Euch für uns zu sprechen, für unsere Brüder und Schwestern in der Südpforte."
"Ich kann euch versichern, dass es unter der Herrschaft Seiner Durchlaucht kein zweites Edikt von Haffith geben wird. Solange aber der Meeltheuer nur laut denkt, wird Seine Durchlaucht kaum etwas tun können. Mögen seine Gedanken noch so bösartig sein."
"Oh, Sayyid", hob der Alte klagend die Hände. "Aber es wird zu spät sein für die Söhne und Töchter Al'Abus, wenn dieser Sohn der Heimtücke erst vom Gedanken zur Tat schreitet. Wir bitten Euch, Sayyid, erlaubt unseren Brüdern und Schwestern nach Heldor und Dubios zu kommen. Viele haben bereits ihre Bündel gepackt." Und damit warf er sich auf die Knie und legte die Stirn in einer Demutsgeste auf den Boden, welche dem Baron und Junker gegenüber keiner Kaiserin, gegenüber keinem Hochgeweihten eingefallen wäre und die ihm sichtlich peinlich war. Bis auf den jungen Mann in almadanischer Tracht folgten die anderen seinem Beispiel.
"Mein lieber Abencerraga, meine werten Freunde, erhebt Euch", bat er die Besucher, um dann, als sie sich zumindest wieder knieend aufrichteten fortzufahren: "Ein jeder Aramya, der glaubt in der Südpforte seines Lebens nicht mehr sicher zu sein, soll mir hier willkommen sein, dessen seid gewiss."
"Was ist mit den Fellachen, die an die Scholle gebunden sind?", wandte der Stehendgebliebene mit durchaus spitzem Tonfall ein.
"Nun", legte Hernán von Aranjuez den Kopf schief "...ich bin mir sicher, dass weder ein Unfreier den Drang verspürt seines rechtmäßigen Herren Land zu verlassen. Noch, dass ein rechtmäßiger Herr ein Interesse daran hat, diejenigen, die seine Felder bestellen, zu vertreiben - alleine weil sie in kleinen Fragen des Glaubens auseinander liegen." Er zuckte mit den Schultern. "Freilich, ich bin häufig fern von Heldor und es ist mir kaum möglich jeden Reisenden zu kontrollieren. Oder jeden auf Schritt und Tritt zu begleiten, ob er sich nur auf der Durchreise befindet, oder..." Ein vielsagendes Lächeln umspielte die Lippen des Aranjuezers "...ob er sich hier niederlässt..."
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