Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 30
Wie Dom Remigius verraten und sein Vormarsch aufgehalten ward. Wie seine Bannerleute Rat über das weitere Vorgehen hielten.
Baronie Taubental, 3. Travia 1033 BFBearbeiten
Am Ufer der Escarra (zwischen Einbruch der Dunkelheit und Mitternacht)Bearbeiten
Autor: vivar
"Ehrloser Verräter! Treuloser Hundsfott! Ruchloser Kerl! Dreckiger Hurensohn! Gemeiner Haderlump! Undankbarer Stinkdachs! Verflucht, verflucht, verflucht sollst du sein, Halmdahl von Sindelsaum! Bei Peraine, dir soll's ein Ochs von hinten geben! Und dem verfluchten Ontho, der dich gezeugt und der verfluchten Palina, die dich geboren, gleich hinterher!"
So und schlimmer fluchte Remigius von Alstingen lauthals in die finstere Nacht hinein. Er stand mit geballten Fäusten am efferdwärtigen Ufer der gurgelnden Escarra und schrie Halmdahl von Sindelsaum seinen geballten Zorn hinterher.
Autor: Geron
Es hatte bereits gedämmert, als Remigius mit seinem Tross die Escarra erreicht hatte. Er hatte noch heute Waldhaus erreichen wollen, wo er seinen Verbündeten Halmdahl wähnte. Von dort aus wäre ein Vorstoß nach Santa Catalina ein Leichtes gewesen. Als er an der Brücke das Dachsbanner Halmdahls erblickt hatte, glaubte er, dass sein vermeintlicher Vasall ihm entgegen gezogen war, um ihn zu begrüßen. Die Barrikade hatten sie wohl aufgeworfen, um Angriffe Dom Leóns abweisen zu können.
Aber Remigius war bitterlich enttäuscht worden. Ihm war die Kinnlade herunter gefallen, als dieser Koscher Hund verkündet hatte, dass Dom León ihn in einem ehrlichen Zweikampf bezwungen hatte und darüber hinaus auch der bessere Kandidat sei, da er von den Angroschim anerkannt war. In seinem Zorn hatte Remigius sofort einen Angriff befohlen. Er selbst hatte ihn angeführt, doch als Bolzen von beiden Seiten des Flusses heranpfiffen, die Brücke gefährlich schwankte und ihnen zahlreiche Lanzen über die Barrikade entgegen ragten, musste auch er erkennen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Nicht nur, dass der Sindelsaumer ein ehrloser Verräter war, nein, er hatte ihm auch noch einen schnöden Hinterhalt gelegt!
Autor: vivar
Zurück geblieben waren nun lediglich die geborstenen Balken der Escarrabrücke. Das angesägte Holzkonstrukt war unter dem Gewicht der anstürmenden Alstinger Schar zusammengebrochen; dabei waren ein Nordmärker Ritter und zwei von 'Dom' Emilios Mercenarios jämmerlich ersoffen. Dom Remigius selbst hatte mit Müh' und Not an Land gezogen werden können. Sein Schlachtross aber war in den Fluten untergegangen. Nutzlos und seltsam verquer ragten nun die Reste der Brücke in den Wildbach hinein, als wüssten sie nichts mehr mit den Teilen am anderen Ufer anzufangen. Von Dom Halmdahl und seiner Schar war unterdessen nichts mehr zu sehen, sie hatten sich nach dem Zusammenbruch der Brücke ins Dunkel des Waldes zurückgezogen.
"Ich bringe dich um, Halmdahl! Ich zerstückle dich und verfüttere dich an deine eigene Mutter!"
In einigem Abstand von dem unentwegt aufs Lästerlichste fluchenden Alstinger standen seine Hauptleute und steckten murmelnd die Köpfe zusammen. Immer wieder warf einer einen verstohlenen Blick auf den beleibten Hünen, der, vom erst vor kurzem abgeklungenen Regen und von der Escarra doppelt durchweicht, breitbeinig da stand und die geballten Fäuste gen Alveran reckte.
Autor: Nezwar
Der Praiosgeweihte runzelte seine Stirn und warf einen fragenden Blick gen Himmel. Wenigstens hatte der Regen aufgehört. Er räusperte sich: ”Wir müssen so schnell wie möglich nach Santa Catalina. Entweder finden wir eine andere Stelle, an der wir die Escarra überqueren können, oder wir reparieren das Ding an dieser Stelle irgendwie. Weitere Alternativen sehe ich nicht.”
Pherad von Gernebruch blickte fragend in die Runde, ehe er fortfuhr: ”Weiß jemand, ob es eine Stelle gibt, an der wir sicher über den Bach kommen? Ansonsten sollten wir Kundschafter nach Norden und Süden den Bach entlang schicken, während wir den anderen hier eine Pause gönnen und uns mit der Brücke beschäftigen.”
Autor: vivar
Firnmar räusperte sich. ”Mit Verlaub, Euer Gnaden, meines Wissens gibt es keine weitere Brücke über die Escarra. Gen Praios führen weder Weg noch Steg. Auf beiden Seiten ist nur dichter, dunkler Wald bis fast zur Mündung in die Brigella. Ein unmögliches Unterfangen, noch dazu bei Nacht! Gen Firun, bei Trajalés, findet sich wohl eine Furt, wie sie von Schafhirten genutzt wird. Aber das ist gewiss sechs Meilen escarraaufwärts durch Ufergestrüpp und Gebüsch, kaum möglich mit Pferden zu gehen. Die Götter wissen, ob die Furt selbst nach dem Regen überhaupt gangbar ist. Außerdem ist seit Jahren niemand mehr in Trajalés gewesen. Dort soll… dort soll ein schwarzer Drache hausen.” Der Tobrier schauderte, und die anderen wussten nicht, ob er des Kälte – sie waren von dem Alveransguss alle ordentlich durchweicht – oder der Gedanken an das Untier wegen tat, von dem niemand wusste, ob es wahrhaft existierte, oder ob der brave Firnmar es soeben erfunden hatte, um nicht durch das Gestrüpp zu kriechen.
Autor: Nezwar
Pherad von Gernebruchs Gesicht wurde noch grimmiger. In Gedanken erinnerte er sich an die zahllosen Probleme, die einem im heimischen Gernebruch ein finsterer Höhlendrache verschaffte. Der hatte sich Praios sei Dank in den letzen Jahren mehr auf die Nachbarn konzentriert. Es war wirklich das Letzte, was man nun brauchte. ”Ich fürchte, uns bleibt keine Alternative”, meinte er resigniert.
”Pah, Drache – als ob das ein Grund wäre, Angst zu haben”, grummelte Grubolosch Sohn des Gneis, der sich selbstbewusst zu der Gruppe gesellt hatte, laut hörbar. ”Aber eins sag ich gleich, ich geh bei dem Sauwetter nicht durch irgendeine götterverdammte Ziegenfurt. Da werd' ich ja nass bis zum Schopf, bei Angrosch. Lieber flicken wir die Brücke wieder.”
Autor: vivar
Der Condottiere blickte von dem Angroscho zu dem Nordmärker Ritter. Dann verzog er missmutig das Gesicht. ”Bäume fällen statt Lilienknechten also. Und wer teilt unserem Brotherrn” – ein Kopfnicken ging in Richtung des immer noch zeternden Alstingers – ”die Frohe Botschaft mit?”
Acht Augenpaare richteten sich langsam auf Salandra von Therenstein, die bis jetzt geschwiegen hatte. Als die Vogtin von Haffith dessen gewahr wurde, riss sie erstaunt ihre blauen Augen auf. ”Wer, ich?”
”Ihr scheint eine positive Wirkung auf unseren Vetter zu haben”, sagte Praionbur von Gernebruch schlicht. Er brachte sogar ein höfliches Lächeln zustande.
Domna Salandra sah ihn für einen Moment scharf an. Dann sagte sie: ”Sei's drum. Ich spreche mit Dom Remigius. Wenn die Herren sich schon einmal um das Bauholz kümmern würden?”
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