Chronik.Ereignis1033 LSV 92

Ragath, 3. Praios 1033 BF

Im Tempel der Schönen Göttin (am Abend)

Autor: Dajin

Domna Mireia lächelt. "Bei der schönen Göttin, da fragt sich, wer hier der Geweihte ist! Nun, verzeiht, dass ich Eure edlen göttergefälligen Absichten nicht erkannt habe. Schon oft haben Adlige bei mir einen Rat gesucht, ein jeder dachte dabei in diesem Thema nur an sich. Wie konnte ich nur glauben, es wäre bei Euch nicht anders?" Zyniker würden in ihrer Stimme einen Hauch von Ironie erkennen.

"Aber nun, natürlich sehnt sich die Kirche der Rahja nach Harmonie und Glück auch auf dieser Ebene des Landes. Doch die Politik mein lieber León, die Ihr so harmonisieren wollt ist ein Kind des Greifen. Es ist der Herr Praios, der über den Kaiserstern wacht. Und eine Einmischung seiner liebenden Schwester erlaubt er nicht.

Erinnert Euch, vor einigen Jahren erhielt ich selbst von der Kirche meiner Göttin den Auftrag, mich um des Postens des zweiten Procuradoren der Landesstände zu bewerben, um auf Missetaten hinzuweisen, die im Reiche vorgingen. Doch niemand hörte zu. Man lachte und man rollte mit den Augen. Zugegeben, es war nicht viel mehr als wir erwarten konnten und unsere Position war nicht die beste. Aber der Ort, den Ihr zu bekehren wünscht, wird dennoch immer Praios' Ort der Eitelkeiten sein. Und mit aller Liebe wird man das nicht ändern können, denn Praios ist stark in ihnen. Wer kann es ihnen verdenken, denn der Adel ist ein von Praios gegebenes Geschenk. Und wir alle vertrauen in den Herren Praios, auch wenn meist gerade bei so einer Landesständeversammlung der Wille des Herrn Praios uns schier unerschließlich bleibt.

Das wird Euch sicher nicht davon abhalten, Eure Tat dennoch zu versuchen. Beste Glückwünsche meinerseiten, der könnt Ihr gewiss sein. Doch ich sage es nochmal: Ihr spielt mit dem Feuer. Unser Kaiser benötigt die Harmonie wie kein zweiter, doch er verschließt sich ihrer auch. Wer ihm seine Ansinnen nicht süß wie Tau ins Ohr träufelt, der geht ein hohes Risiko ein. Ich hoffe, Ihr seid bereit, für die Durchsetzung eures Verständnisses von Liebe auch Opfer einzugehen, denn die wird es brauchen.

Und ganz davon abgesehen - wenn Ihr die Harmonie bringen wollt, geht der Weg nicht über die Landesstände. Er geht über Dom Rafik. Seine Worte sind für den Kaiser wie Punipan. Noch... Wenn Ihr Erfolg habt, den Segen Rahjas unter den Adel zu bringen, seid Euch unserer spendablen Dankbarkeit gewiss. Und wenn Ihr Mittel braucht, um Dom Rafik ein ausreichendes Geschenk für Eure Gunst zu machen, so sei gesagt, dass Ihr ob einer Mitspende zu dieser Gunst jederzeit auf uns zurück kommen könnt.

Sie erhebt ein wenig tadelnd den Finger, ihre Gesichtszüge verhärten sich ein wenig. "Wir werden ein schützendes Auge auf Euch werfen, solange Eure Absichten unserer Meinung nach der Sache dienen, wie Ihr sie mir beschrieben habt. Doch wehe, Ihr weicht ab." Doch schon glätten sich ihre Gesichtszüge wieder. Ihr lächeln sieht fast entschuldigend aus, wie als wenn sie diesen Satz nur gesagt hätte, weil er im Protokoll stände, selbst ihn aber für nicht wirklich notwendig gehalten hätte. "Ich hoffe, das ist der Segen, wie Ihr ihn Euch erhofft habt?"

Chronik:1033
Die Landständeversammlung
Teil 92