Chronik.Ereignis1032 Alaunrausch in Liepenstein 08

Baronie Taubental, 30. Travia 1032 BFBearbeiten

Auf Castillo Chellara (früher Abend)Bearbeiten

Autor: Benutzer:León de Vivar

„Streit mit meinem Vasallen? Unbeteiligte verdächtigen?“, zog Domna Buriana voller Verwunderung die Brauen hoch. „Wovon sprecht Ihr, Magistra? Mit meinem teuren Vasallen, Herrn León, habe ich doch keinen Streit! Vielleicht eine Meinungsverschiedenheit über Zahlungsmodalitäten. Eine Verstimmung des Gemüts höchstens. Einen Kommunikationsfehler, wenn man so will. Nichts, was Euch davon abhalten sollte, Euch hier als gern gesehene Gäste zu fühlen.“ Zuckersüß lächelte sie Domna Antara an, dann erhob sie sich – eilfertig zog ein Lakai ihren Stuhl nach hinten – und stellte sich hinter Dom León.

Dieser drehte sich zu ihr um und zuckte instinktiv zusammen, als sich ihre beringte Hand auf seine Schulter legte. „Herr von Vivar, ist es nicht so, wie ich sage? Ihr werdet Eure Briganten, welche Kellfall vom Rest meiner Baronie abzuschneiden versuchen, zur Räson bringen – oder ich werde es tun. Anschließend können wir allerbeste Freunde werden.“

Der Vivar bemühte ein Lächeln, brachte aber kein Wort heraus. Was wollte diese Frau von ihm?

„Aber davon können wir morgen weiters sprechen. Für jetzt soll es mir genügen, wenn Ihr Eure Begleiter dazu animieren würdet, etwas zu essen und zu trinken. Nicht dass es mich stören würde, wenn Ihr fastet, doch Ihr hattet eine lange Reise und gemeinsam schmaust es sich besser. Obendrein ist mein Koch von cholerischem Gemüt und wenn er sieht, dass seine Kreationen nicht angerührt wurden, wird er auf Tage toben – und wir müssen es uns dann anhören.“

Dom León blickte erst auf die Hand, dann ins Gesicht der Baronin und drehte schließlich den Kopf zu seinen Reisegefährten. Mit mühsamer Beherrschung sprach er: „Ich bedaure das alles sehr, meine Freunde. Was zwischen Ihrer Hochgeboren und mir im Unreinen ist, soll Euch nicht bekümmern und noch viel weniger davon abhalten, Euch an diesen wahrhaft bardicellischen Genüssen zu laben. Domna Buriana zeigt sich trotz Ihrer verwirrenden Reden als herausragende Gastgeberin und es steht uns nicht an, schlechte Gäste zu mimen. Sicher sind die Zutaten für diese Köstlichkeiten alle rechtmäßig erworben. Also bedient Euch – Domna Buriana wird uns schon nicht vergiften wollen, ähem, ähem.“

Die Baronin nickte milde bei den Worten des Junkers. „Nein, Giftmischerei ist ein zu kompliziertes Handwerk... Tai Andor kannte sich ein bisschen mit der Niederen Alchimie aus – eines der wenigen Talente dieses Wirrkopfs –, aber ich verstehe davon nicht mehr, als dass die Pülverchen und Tränke in der Regel den Geschmack der Speisen verderben. Ein spitzes Stilett, gut zwischen fünfter und sechster Rippe angebracht, ist oft wirkungsvoller.“

Sich über den Tisch beugend, langte sie mit beiden Händen nach dem Kürbis in der Mitte der Tafel und zog zwei der Taubenspieße heraus. Nachdenklich drehte sie einen von beiden hin und her, so dass die Metallspitze im Kerzenschein schimmerte.

„Hier, mein Lieber. Das müsst Ihr probieren! Lasst es Euch schmecken“, legte sie ihn dann auf Leóns Teller, kehrte mit dem anderen Spieß zu ihrem Platz zurück und ließ sich wieder nieder. Herzhaft biss sie in das knusprige Täubchen und begann eifrig zu kauen. Das Gastmahl war eröffnet.

Zögerlich wollte Dom León es ihr gleichtun und hob seine Taube zum Mund. Da bemerkte er, dass an seinem Tier, dem man seltsamerweise die Krallen gelassen hatte, eine kleine Bleikartusche befestigt war. Er hielt eine Brieftaube in den Händen! Entsetzt ließ er den Spieß wieder auf den Teller fallen.

Domna Buriana blickte ihn mit hochgezogenen Brauen an. „Stimmt etwas nicht? Das ist en vorzügliches Täubchen. Es kommt aus Taladur. Oh, Ihr habt Post bekommen! Na, dass ist aber eine Überraschung“, rief sie, keineswegs überrascht. „Was steht denn drin?“

Mit zitternden Händen öffnete der junge Vivar die Kartusche und entrollte ein kleines Stück Papier. Stumm las er es und wurde immer bleicher. Schließlich blickte er in das Gesicht der Baronin im Taubental, auf dem sich in schnellem Wechsel diebische Freude über den gelungenen Streich und selige Verzückung angesichts der gebratenen Taube zwischen ihren Zähnen abzeichneten. „Lest vor!“, lächelte sie, um ihre Perfidie auf die Spitze zu treiben.

Tonlos las Dom León vor: „Der Erzene Rat von Taladur, seit jeher Vertreter der Bürgerschaft der stolzen Streitturmschaft grüßt Ihre Hochgeboren Buriana von Alstingen, Baronin im Taubental.

Gruß und Segen des PRAios, der die Ordnung wahrt und des INGerimm, der das aufrechte Handwerk liebt an Euch, treue Freundin und Handelspartnerin unserer Stadt.

Der Erzene Rat ist bestrebt, zweier Subjekte habhaft zu werden, die zum wiederholten Male die Städtische Garde Taladurs grundlos und mit Waffengewalt attackiert haben und auch durch vielerlei andere Schurkenstücke Ehre und Besitz der Streitturmstadt geschädigt haben. Bei den beiden handelt es sich die Puniner Bürger Torquato Tournaboni und León de Vivar. Sie verließen das Stadtgebiet zuletzt in Richtung Eurer Ländereien. Solltet Ihr Ihrer ansichtig werden, so bitten wir – im Namen unserer Freundschaft – um die einstweilige Arretierung und Festsetzung der Gesuchten, bis dass ein Legat der Streitturmstadt sie der Taladurer Gerichtsbarkeit zuführen kann.

Ihre Begleitung (drei Mercenarios, ein Sandfresser und eine üble Schwarzmagierin, die sich Arnhild von Lowangen schimpft), könnt Ihr getrost zu Boron schicken.

Für den Erzenen Rat: Larderello Amazetti.“

Er ließ den Brief sinken und für einen Moment war nur das Schmatzen der Baronin zu hören.

Chronik:1032
Alaunrausch in Liepenstein
Teil 08