YB32 Kleinster Baron Almadas vermisst

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 32
Tsa 1030 BF (2 Hal II.)


Von der Feuertaufe zum ErdbebenBearbeiten

HAFFITH. Äußerst Seltsames hat sich im vergangenen Mond in der nördlichen Südpforte ereignet. Der Eingang zur Binge Therenstein unterhalb der gleichnamigen Burg – verschwunden unter Bergen herabgestürzter Steine, versteckt hinter einer gigantischen Staubwolke. Ein Beben von unfassbarer Intensität hat den Berg erschüttet und zu dessen Einsturz geführt. Dom Thorom von Haffith, der „kleinste Baron Almadas“ (wie die Haffither ihren Herrn liebevoll nennen) blieb bis Redaktionsschluss verschollen und niemand wagt zu sagen, ob wir ihn je wieder zu Gesicht bekommen werden. Eine unheimliche Stimmung hat seitdem Besitz von den Bewohnern Haffiths ergriffen.

Alles hatte so wundervoll begonnen. Baron Thorom hatte Freunde, Verwandte, Untertanen und all jene, die diesem nördlichen Landstrich unseres wunderschönen Almadas und seinen Bewohnern freundlich gesonnen waren, zu einer Feuertaufe eingeladen. Voller Vorfreude und Neugier waren die Gäste nach Burg Therenstein gezogen, reich bepackt mit Gepäck und kleinen Geschenken. Eine ganze Region schien unterwegs, dem Ruf ihres Barons folgend. Fahnen hießen die Ankömmlinge willkommen und die Wege waren mit Fackeln bestückt. Fahrende Händler boten ihre Waren feil und sorgten für das leibliche Wohl des Volkes. Überall herrschte friedliche Feststimmung.

Am zweiten Tage wurde die Feuertaufe mit dumpfen Trommelschlägen eingeleitet. Der Festzug der geladenen Gäste, alle herrlich anzusehen, bewegte sich in die Tiefen des Berges hinein. Die „Hochgewachsenen“, wie die Menschen von den Angroschim genannt werden, verstummten beim Anblick der meisterhaften Handwerkskunst der „Bartträger“, die diese Gänge und die wundervoll verzierte Feierhalle dem Berg abgetrotzt hatten.

Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Im Vorfeld hatte es hinter vorgehaltener Hand geheißen, es sei zu einem Zerwürfnis zwischen Baron Thorom und seiner Vögtin Salandra von Therenstein gekommen. Sogar von Verbannung war die Rede gewesen. Was genau zwischen den beiden vorgefallen war, wusste niemand. Daher hatte auch niemand erwartet, sie bei den Festivitäten wieder zu sehen. Scheinbar steckte hinter diesen Gerüchten jedoch ein Funken Wahrheit. Kaum aufeinander getroffen, kam es zwischen den beiden zu einem erneuten Disput, der von Anwesenden leider nur bruchstückhaft geschildert werden konnte: Es sei um einen alten Fluch gegangen, um zwei Brüder. Einer habe neuer Hochkönig der Angroschim werden sollen, der andere habe seine Zurückstellung nicht ertragen können und sich durch den Diebstahl eines legendären Hammers und die Zusammenarbeit mit dunklen Mächten gerächt. Es soll es sich bei dem Hammer um ein Artefakt namens Ar'Rambolosch gehandelt haben.

Die Meinungsverschiedenheit über jene Geschichte weitete sich aus und führte dazu, dass zwei Angroschim während einer nun körperlich geführten Auseinandersetzung ins Feuer stürzten, nachdem einer der beiden ein Amulett in eben dieses geworfen hatte. War das Amulett ein Teil des legendären Hammers und der Hammer, den der andere in Händen hielt, gar der Hammer selbst?

Doch niemand hatte Zeit, das eben Gesehene zu verarbeiten, denn ein Beben erschütterte die Halle. Steine fielen von der Decke und Risse durchzogen den Boden und die Wände. Geschockt verharrten die Gäste in der Halle und starrten in das Feuer. Eine schrecklich anzuschauende Gestalt trat dort aus einem Portal, das sich innerhalb kürzester Zeit manifestiert hatte. Die Gestalt schien aus reinem Gestein zu bestehen und war ganz und gar mit Feuer überzogen. Als sie ihren Mund, wenn man das so nennen darf, öffnete, verließ ein markerschütterndes Gebrüll ihren Körper.

Nun stürmte die Menge in Panik durcheinander. Niemand verstand, was gerade geschah, doch war von Nöten? Die Gefahr war greifbar, mehr musste man nicht wissen. Viele stürzten über Steine oder Mitflüchtlinge. Die eben noch so wunderschönen Hallen und Gänge waren zu einer bedrohlichen Falle geworden.

Endlich im Freien verriet ein Blick zurück das Ausmaß des Schreckens: Tausende von Steinen schienen sich in Bewegung gesetzt zu haben, dichter Staub lag in der Luft. Der Eingang zur Binge war verschwunden.

Dann das Unfassbare: Dom Thorom war in der Halle geblieben. Der Baron! Ebenso Domña Salandra. Verschollen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Entsetzen machte sich breit. Was sollte aus den Verschütteten werden? Aus der Baronie?

In den Händen einer jungen Edlen, Alessandra di Astori zu Loverne, einem kleinen Landflecken in der Baronie Haffith, tauchte der Ring des Barons auf. Genoss sie sein Vertrauen? Oder hatte sie den Ring seinen kalten, toten Fingern entrissen?

Als sei sie durch den Ring des Barons legitimiert, fing die Edle an, Anweisungen zu geben: Verletzte wurden in sicherer Entfernung vom eingestürzten Eingang gepflegt. Ein kleiner Trupp von Menschen und Angroschim wurde eingeteilt, der sich der Rettung der Verschütteten widmen sollte. Diese suchten nach einer Möglichkeit, die Berge von Steinen aus dem Weg zu räumen. Mit reiner Muskelkraft und ihren Spitzhacken bearbeiteten sie das Gestein. Die zerkleinerten Brocken wurden von einer Kette helfender Hände wegtransportiert.

Auch die Marktleute blieben von den Befehlen der Edlen nicht verschont: Sie wies die Verkäufer von Esswaren und Getränken an, diese unter den Verletzten und Helfern zu verteilen. Seltsamerweise muckten nur wenige auf und wenn doch, wurde ihnen der Ring des Barons unter die Nase gehalten und gedroht, man könne die Waren zur Verpflegung der Helfer auch einfach konfiszieren.

In der Nacht wurden Feuer geschürt und die Rettungsarbeiten ob der Dunkelheit unterbrochen. Die Stimmung war gedrückt, die Gespräche wurden nur im Flüsterton geführt. Was war mit den Verschütteten? Lebten sie noch? Waren sie von den Gesteinsmassen erschlagen worden? Und wenn nicht, hatten sie der unheilvollen Gestalt entkommen können? Jeder hing seinen Gedanken nach, Schlaf fanden nur wenige der Gäste in dieser Nacht.

In den nächsten Tagen wurde weiter an der Rettung der Verschütteten gearbeitet. Stein um Stein wurde abgetragen und weggeräumt. Es war eine mühsame und eintönige Arbeit, mit jedem Stein sank die Hoffnung, den Eingang wieder freizulegen.

Die letzten Neuigkeiten, die uns bei Redaktionsschluss erreichten, lassen wieder ein wenig Hoffnung schöpfen: Die Helfer haben durch ihre unermüdliche Arbeit einen kleinen Spalt freigelegt, den sie erweitern wollen. Dann wäre der Weg in die Binge vielleicht wieder zugänglich. Doch was dort auf die Retter wartet, mag sich niemand ausmalen.

Mögen die Götter den kleinsten Baron der Südpforte und alle, die mit ihm verschüttet wurden, beschützen!

Adriana di Sa’Dyl