Chronik.Ereignis1033 Feldzug Mark Ragathsquell 02
Mark Ragathsquell, 25. Praios 1033 BFBearbeiten
Östlich von RagathBearbeiten
Autor: Der Sinnreiche Junker
Nachmittags
„Da seid Ihr ja endlich!“, grollte Rondrigo vom Eisenwalde.
Er und die Lanze gräflicher Gardisten, die Dom Brandil von Ehrenstein abkommandiert hatte, um bei der Suche nach seiner Tochter zu helfen, waren bereits zum zweiten Mal an diesem Tage hier neben der Reichsstraße II einen Steinwurf vor dem Puniner Tor angetreten, und entsprechend schlecht war die Laune. Am Morgen nämlich hatte Dom Hernán einen Boten ins Castillo Ragath geschickt, dass sich der Aufbruch verzögern würde, jedoch waren die Gräflichen bereits ausgeritten, sodass sie nach entsprechender Nachricht unverrichteter Dinge wieder zurückkehren mussten. Und weil man die größte Hitze meiden wollte, war somit nur ein Aufbruch deutlich nach dem Höchststand der Praiosscheibe möglich.
„Wir könnten beinahe schon an den Grenzsteinen der Mark sein. Seine Hochwohlgeboren ist äußerst ungehalten…“, was die Untertreibung des Tages war, wenn man darob oben im Castillo nachfragen wollte „…über diese Verzögerung, und wird zweifellos Rechenschaft von Euch verlangen, sollten wir Domnatella Romina nicht finden.“ Erst jetzt bemerkte Dom Rondrigo die hinter den wenigen Berittenen des Aranjuezers aus dem Tor strömenden Bewaffneten. „Was sind das für Leute?“
„Ich musste Dom Vigo um einige seiner Leute bitten“, erklärte der Condottiere kurz angebunden, nachdem er sein Ross neben dem Castellan gezügelt hatte. Zweifellos hatte dieser die Hakenspieße Ludovigo Sforigans erkannt, wenn es sich bei dem Halbbanner auch nicht um die namensgebende Infanterie handelte, sondern um Plänkler, die, in Kette und gehärtetes Leder gewandet, statt der Piken, Lanzen und Spieße mit einem Allerlei aus Schwertern, Raufdegen und sonstigen Klingen bewaffnet waren.
„Das sehe ich selbst, doch was wollen wir mit denen? Sie halten uns doch nur auf“, zischte Dom Rondrigo etwas leiser, nachdem die ersten Fußsoldaten in Hörweite waren. Im Gegensatz zu den Mercenarios waren seine Leute durchwegs beritten – und auch schwerer gerüstet. Eine Ritterin und ein Ritter – deren beider Ritterschlag ihrem Alter nach zu urteilen noch nicht allzu lange her sein konnte – drei Knappen und sechs Waffenknechte in den Farben der Grafschaft.
„Dom Rondrigo…“, sprach Hernán von Aranjuez, ohne den anderen anzusehen, sondern richtete sich stattdessen in den Steigbügeln auf, um das Ende des Zuges zu übersehen, wo einige Packpferde mit Proviant, Ausrüstungsmaterial und Waffen geführt wurden. „Ich befürchte, die Ferkinas werden nicht so freundlich sein, und uns Domnatella Romina von ihren Bergen herab bringen. Mag sein, dass wir jetzt etwas langsamer vorankommen, doch werden es in den Bergen Eure Leute sein, die uns weit mehr aufhalten.“ Bei diesen Worten klopfte er auf den eigenen Panzer seiner freilich reichlich verbeulten und alles andere als glänzenden Garether Platte. Zweifellos hatte er dieses Mal auch leichteres Rüstzeug auf einem der Pferde, war doch das Herumwandern nur in den Ausläufern des Raschtulswalles schon anstrengend genug gewesen.
„Seine Hochwohlgeboren wird nicht erfreut sein!“, knurrte Rondrigo vom Eisenwalde, und gab seinem Ross die Sporen. Auf seinen Wink hin schlossen sich ihm die Reiter mit flatternden Wimpel an den Lanzenspitzen in Zweierpärchen an, auf nach Süden, wo man schon wenig später gen Osten auf die Straße gen Schrotenstein einschwenken würde.
„Warum ist der Alte so grantig?“, grinste Anzures Ballan, der nun seinerseits sein Pferd an die Seite seines Herrn gelenkt hatte. „Sollen er und Dom Brandil doch froh sein, dass wir noch weitere Leute mitbringen.“
„Ach“, zuckte Hernán von Aranjuez mit einem Schmunzeln mit den gepanzerten Schultern. „Tief in seinem Herzen ist Dom Rondrigo gewiss nicht undankbar darüber. Er wird nicht vergessen haben, wie weit er kürzlich mit seinen paar Reitern gekommen ist. Sein eigentlicher Ärger rührt daher, dass Dom Brandil und er angenommen hatten, dass sie uns doppelt überlegen sein würden, denn täusch dich nicht, die Gräflichen sind halb Bedeckung, halb Bewachung. Im Fall der Fälle hätte uns das zu besseren Kundschaftern und Führern gemacht, während Dom Rondrigo das letzte Wort gehabt hätte. Doch nun sind wir ihm drei zu eins über, und warte nur sein Gesicht ab, wenn auch noch Gualterio zu uns stößt, und es dann vier zu eins steht…“
Beide Aranjuezer lachten, und lenkten nun ihrerseits ihre Rösser auf die Straße, gefolgt von der Handvoll Söldner, die vom ersten Abenteuer verblieben waren, und die nun mit einigen Schindmähren leidlich beritten waren. Dahinter marschierten die Hakenspieße, gefolgt vom Zug der Packtiere.
Es dauerte nicht allzu lange, da ließ sich die junge Ritterin von der Spitze des Zuges zurück fallen. „Warum marschieren wir nicht schneller?“, verlangte sie, neben Hernán von Aranjuez angekommen, zu wissen. „Es sind noch einige Wassermaßen bis zum Untergang der Praiosscheibe, wir können noch gut voran kommen. Vielleicht sogar mehr als die Hälfte der Wegstrecke gen Schrotenstein.“
„Das könnten wir in der Tat“, nickte der Condottiere wiederum recht kurz angebunden. „Werden wir aber nicht.“ Ganz offensichtlich war er nicht geneigt, sich vor der Jüngeren darüber hinaus zu rechtfertigen. Diese öffnete den Mund zu einer Replik, verbiss sich aber dann jedes weitere Wort, und preschte stattdessen wieder nach vorne zu Rondrigo vom Eisenwalde.
„Dieser Mietling hintertreibt ganz offensichtlich unsere Unternehmung, Dom Rondrigo!“, beklagte sie sich dort. „Es scheint, er hat überhaupt kein Interesse daran, Domna Romina zu retten! Ihr solltet den Lumpen zurecht weisen, gewiss wird er auf Euch hören!“
Schnaubend warf der alte Castellan der Ritterin einen gereizten Blick zu: „Das wird er nicht, Domna, oder könnt Ihr nicht weiter als bis Zwölf zählen? Diese Aranjuezer sind ein rachsüchtiger Haufen, also glaubt nicht, dass er die Demütigung so schnell vergessen wird, die er gestern im Audienzsaal hinnehmen musste. Wir, als die Vasallen Seiner Hochwohlgeboren, bekommen seinen Zorn nun zu spüren.“
Die Ritterin verfiel in brütendens Schweigen, doch verriet ihr harter Gesichtsausdruck, dass sie die Sache wohl nicht lange auf sich beruhen lassen würde. Und doch kam die Truppe noch ein gutes Stück voran, waren es doch bis zum Untergang der Praiosscheibe noch einige Wassermaßen. Beinahe die Hälfte der Wegstrecke nach Schrotenstein war zurück gelegt, als man nicht weit von der Einmündung des Weges gen Süden in Richtung des Caballerogutes Simancas und des Dubianer Sees schließlich bei Einbruch der Dunkelheit das Nachtlager aufschlug. Lediglich Anzures war mit zwei der berittenen Söldner voraus geeilt, um Rondago von Aranjuez abzufangen, der von der Verzögerung nichts wissen konnte, und daher mit zwei weiteren Söldnern deutlich weiter in Richtung Schrotenstein zu dem Zug hätte stoßen sollen.
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