Chronik.Ereignis1044 Von Ruhm und Empfehlungen 02

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Punin, Peraine 1044 BF

Im Etilienpark (zur 1. Ingerimmstunde)

Autorin: Eliane

Domna Selea Al'Morsqueta wandte sich ihrer jüngeren Schwester, Domnatella Sarkyoza Al'Morsqueta zu. „Nein, Liebes, du kannst nicht alleine zu Domna Usanza gehen, auch wenn ihr euch bereits kennt und ganz in der Nähe verabredet habt. Du bist erst vierzehn! Es reicht, wenn mein Ruf durch haltlose Unterstellungen in Frage gestellt wird. Ich lasse nicht zu, dass etwas auf dich zurückfällt. Sobald du dich in Domna Usanzas Gegenwart befindest, kann unser verehrter Herr Bruder sich ja ein wenig zurückziehen.”

Domnatella Sarkyoza unterdrückte ein Seufzen und erinnerte sich im letzten Moment daran, keine wenig damenhafte Schnute zu ziehen. Mit einem Blick auf ihren Bruder nickte sie ergeben. „Vielleicht hast du Recht, so ist es besser.” Möglicherweise würde er andere Gesellschaft finden, hatten ihn doch bereits so einige verstohlene Blicke getroffen.

„Dann eilen wir uns, ich will nicht, dass wir einen schlechten Eindruck hinterlassen, weil wir zu spät kommen. Auf später, Fabiola. Selea.”

„Auf später, und viel Vergnügen”, nickte die Angesprochene. Sie sah ihren Geschwistern hinterher, wie diese gemessen gen Heckenlabyrinth flanierten.

Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich Fabiola, dass alles bereit war, um ihren Gast später bewirten zu können. Keshlan richtete gerade die Livree eines Bediensteten. Als er aufsah, winkte sie ihn zu sich.

„Muss ich wieder mit Sabotage meiner Bemühungen um neue Kontakte rechnen, Kesh? In einem so öffentlichen Rahmen wären die Folgen womöglich unschöner“, erkundigte sie sich leise.

„Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, Azîla.“, wehrte der Aranier ab. „Da kommt dein Gast. Mit Begleitung. Soll ich in der Nähe bleiben?“

Fabiola wandte sich um. Sie verstand augenblicklich, warum Keshlan Domna Delilah auch aus dem Augenwinkeln erkannt hatte. Sie zog Aufmerksamkeit auf sich, vereinte Präsenz und eine noch immer von Rahja ausgesprochen gesegnete Erscheinung. Köpfe der Eleven, Scholaren und anderen zum Vergnügen Anwesenden drehten sich zu ihr, Gespräche verstummten oder wurden zu Tuscheln, während sie über die hellen Kieswege zwischen den kunstvollen Blumenrabatten, Pinien und Akazien des Parks schwebte.

„Sieh zu, dass von unseren Leuten keiner starrt, sie erst kommen, wenn sie gebraucht werden. Wer ist die Begleiterin? Leibwächterin oder Gesellschafterin? Jemand soll eine weitere Sitzgelegenheit besorgen.“

„Das ist eine Vasallin des Bruders, Fiona Rahjadora de las Dardas y las Dardas. Caballeroa, den Gerüchten nach mehr als nur ein hübsches Gesicht. Älter und erfahrener, als sie wirkt. Sei vorsichtig. Muss unschön sein, mit dem Aussehen trotzdem in den Schatten gestellt zu werden, meinst du nicht?”

„Kesh!”, unterdrückte Fabiola ein Schmunzeln. „Also vermutlich beides. Bleib in der Nähe, sicher ist sicher. Achte auf Ordonya, sollte es hart auf hart kommen.” Sie strich über ihr Handgelenk und straffte sich. „Nun denn, Zeit für die gehobene Gesellschaft. Ordonya, Liebes, da kommen unsere Gäste. Lass sie uns begrüßen.”

Im Schatten einiger Akazien neben dem zentralen, gemauerten Wasserspiel mit den Goldfischen, an dem sie verabredet waren, entdeckten Domna Delilah und Domna Fiona eine Frau in ihren späten Zwanzigern, in Begleitung eines Domestiken. Und eines Mädchens, vielleicht zwölf Götterläufe alt. Die Farben des Kleides der Frau ließen vermuten, dass es sich um Domna Selea Al’Morsqueta handelte. Sie war groß und schlank, trug die dunklen Locken hochgesteckt. Ein Strahl des Praioslichts drang durch die sich in der sanften Frühlingsbriese wiegenden Blätter und ließ das Haar dunkelrot aufleuchten. Die Ähnlichkeit des Mädchens mit ihr war unverkennbar, auch wenn dieses das typisch almadanische schwarze Haar und dunkle Glutaugen hatte.

Offensichtlich hatte ihre Gastgeberin die beiden Ankömmlinge entdeckt, denn sie wandte sich ihnen mit einem freundlichen Lächeln zu, kam ihnen entgegen, den Fächer in der Hand, das Mädchen an ihrer Seite. Der Domestik folgte dezent im Hintergrund.


Autor: vivar

Gemessenen Schrittes, der vielen ihnen folgenden Blicke scheinbar nicht achtend, kamen Domna Delilah und Domna Fiona näher. Sie schienen unbekümmert miteinander zu plaudern. Domna Delilah hatte ein den sommerlichen Temperaturen angemessenes Kleid aus hellblauer Seide mit Brokatversatzstücken angelegt, die kunstvoll, aber dezent mit Silber durchwirkt waren. Dazu trug sie geklöppelte Spitze, die weiß an Ellenbogen, Ausschnitt und unter dem Rock hervorblitzte und somit ihren sonnengeküssten Teint vorteilhaft akzentuierte.

Mit schwarzem Kohlestift waren die Augen umrandet, für das Lippenrot hatten wohl einige tausend Schildläuse ihr Leben lassen müssen, weiße Perlen zierten die Ohren und das Dekolleté - alles in einem Maße, das die Natur nicht übertünchte und der vormittäglichen Stunde entsprach. Nur mühsam durch einige Schleifchen in geordnete Bahnen gelenkt waren die voluminösen schwarzen Locken.


Autor: Lokwai

"Sie hat ihre Tochter dabei", stellte Domna Fiona fragend fest. "Ein gutes Zeichen." Sie blickte kurz auf die kleine Mondsilberbrosche, die sie Delilah geliehen und angelegt hatte, eine Vorsichtsmaßnahme, wie sie erklärt hatte. Dann prüfte sie, ob von dem Domestiken der Domna Selea, der mit etwas Abstand folgte, eine Gefahr ausgehen könnte.

Die ältere Fiona hatte eher praktischer Kleidung gewählt. Heute ging es um den Schutz Delilahs. Schwarze Hose, schwarze Weste und darunter ein rotgrünes Hemd, die Materialien allesamt hochwertig. Auffallend waren die herausragend gearbeitenen Stulpenstiefel. Auch hatte Domna Fiona weniger Schmuck angelegt als üblich. An ihrem Waffengurt baumelte ein Säbel. In der Hand hielt sie, ebenso wie Delilah, einen Fächer und fächerte sich frische Luft zu.


Autor: vivar

An den Bewegungen ihrer Fächer konnten profunde Kenner der Puniner Fächersprache erkennen, dass die beiden Domnas durchaus über und mit dem ein oder anderen Beobachter kommunizierten. Die Fächer waren auf beständiger Wanderschaft von der linken zur rechten Hand und wieder zurück, wurden aufgeklappt und wieder geschlossen, wanderten von Brusthöhe bis zur Nasenspitze hinauf, und legten mal geschlossen am linken Ohr, mal geöffnet an der rechten Wange an.

Als die beiden das Wasserspiel erreicht hatten, hielten sie inne. Domna Delilah neigte leicht das Haupt und schlug die Augen mit den langen Wimpern nieder. Ihr Blick auf Domna Selea war augenscheinlich voller Wohlwollen, und beim Weiterwandern auf deren junge Begleiterin entstand das zarteste Lächeln um ihre Mundwinkel. "Rahja zum Gruße. Die Junkerin Selea Al'Morsqueta, nehme ich an?"


Autorin: Romina Alba

Comtessa Romina hatte nach mehrmaligen Bitten ihres Sohnes die Pferde sammt einer Gardistin am Parkeingang zurückgelassen. Jetzt flanierte sie seufzend in den Etilienpark; hinter ihr zwei weitere Getreue der Familia Streitzig.

Ein etwa zehn Sommer zählende Knabe in Pagentracht lief schnell voran, ihm folgte eine Caballera mit wallenden, schwarzen Locken. "Bei der heiligen Etilia!", rief diese laut. "Zwerg,.... wo willst du hin." Sie versuchte ihn einzuholen, der Junge verzog das Gesicht, schlug einen Haken und bog um einen Baum, nur um direkt auf die Caballera zu prallen.

"Hab ich dich", lachte sie und griff nach dem Knaben, der behende auswich.

"Tante Zaida, ich hasse es, wenn du mich Zwerg nennst!" Halb quengelte er, halt stieß er die Worte hervor.

"ROMINCO", ertönte scharf die Stimme Domna Rominas, die derweil auf Höhe des Baumes angekommen war. "Benimm dich! Du kennst die Regeln, wenn wir mit wenig Bedeckung unterwegs sind." Die Stimme der blondgelockten Magnatentochter war nicht allzu laut, aber bei dem Baum gut zu hören. Der Knabe streckte Domna Zaida die Zunge heraus, tauchte unter dem Arm durch, der wieder nach ihm griff und lief zum Weg. Er blieb vor seiner Mutter stehen und schaute mit den blauen Augen der Streitzigs zu ihr hoch.

"Aber Domna Madre, ich war noch nie im Etilienpark und der ganze Tag war bisher soo langweilig!" Er legt den Kopf schief und schenkte seiner Mutter ein bestechendes Lächeln.

Die schöne Grafentochter seufzte versonnen und strich dem Knaben eine tiefschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Hinter ihm tauchte Domna Zaida auf und legte ihre Hand auf die junge Schulter. Kurz wechselten die zwei Frauen einen Blick. Dann wandte sich Romina wieder ihrem Sohn zu. "Juanito, du musst es verstehen, wir sind nicht mehr in Kantor. Hier haben wir Konkurrenten, Neider, ja, sogar Feinde." Ihre Hand berührte kurz die Wange des Knaben. "Bleib an meiner Seite! Du wolltest hierher und wir werden so einigen Freunden und Verbündeten begegnen. Soll ich meinen Sohn suchen müssen, wenn ich ihn vorstellen will?" Ihr Versuch streng zu sein gelang halbwegs.

Domnito Rominco ergab sich und verbeugte sich elegant.

"Euer Wunsch ist mir Befehl, Euer Hochwohlgeboren", er hob ernst den Blick, richtete sich stolz auf und hielt seiner Mutter die Hand hin.

"Du hast viel gelernt, Sohn." Sie legte ihre Hand in die des Knaben. "Gut, führe mich." Auch sie richtete sich auf. "Auch wenn ich nicht passend gekleidet bin", tadelte sie leise und schaute kurz an sich herunter. Die auf den Leib geschneiderte und gekonnt ihre Weiblichkeit betonende Junkerntracht war fast so sinnlich wie die Kleider, die sie trug, seit sie letzten Sommer an den Puniner Hof zurück gekehrt war.

Rominco wollte die Hand zurückziehen, doch Romina hielt sie fest. "Führe mich, Juanito, man beobachtet uns, einfach hier den Weg entlang", wisperte sie. Der Knabe nickte, lächelte angespannt und gab sein Bestes.

Langsam spazierte die Gruppe tiefer in den Park hinein.


Autorin: Eliane

Fasziniert hatte Domna Fabiola das Spiel der Fächer ihrer Gäste beobachtet. Sie hatte ihre Kenntnisse in dieser Hinsicht seit ihrer Rückkehr natürlich aufgefrischt. Zwar musste sie sich ihrer Fähigkeiten keineswegs schämen, konnte den Gesprächen der Domnas durchaus folgen. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie es auch zu ihren besten Zeiten nicht zu einer solch ausdrucksvollen Meisterschaft gebracht.

Freundlich erwiderte Fabiola die Begrüßung. „Rahja zum Gruße, Maestra Dhachmani de Vivar. Ich freue mich sehr, dass Ihr meiner forschen Einladung gefolgt seid. Satinav muss Euch vergessen haben, Euer Anblick weicht nicht im geringsten von dem in meiner Erinnerung ab. Für den Moment ist es noch Caballera Al'Morsqueta. Wenn ich vorstellen darf, meine jüngere Schwester, Domnatella Ordonya Al'Morsqueta. Und auch Euch, Domna, mein herzliches Willkommen. Wir sind uns noch nicht begegnet, wenn ich mich nicht irre?” Sie nickte Domna Fiona zu. Mit einem bewundernden Strahlen in den Augen begrüßte das Mädchen neben ihr die beiden Frauen.

Aus der Nähe war zu erkennen, dass Domna Selea ebenfalls dezent geschminkt war, mit einem schmalen Lidstrich in dunklem Gold die hellbraunen Sprenkel in ihren Augen aufnehmend. Die Stoffe und Verarbeitung der Kleider beider Schwestern waren edel, die Schnitte nicht ganz auf dem allerneusten Stand der Mode. Das Kleid der Caballera betonte ihre Figur gekonnt. Hauchdünne, kunstvoll mit Lochstickereien verzierte Seide umspielte ihre Unterarme, das Muster der Spitze an Rocksaum und Ausschnitt aufnehmend. Domnatella Ordonyas Kleid war schlichter, ihrem Alter angemessen. Die geschliffenen Steine der dezenten Ohrstecker Domna Fabiolas passten zu jenen der Ebenholzkämme ihrer Frisur: blutrot und hellgrün, vielleicht Almadin und Beryll. Als weiteren Schmuck trugen beide Schwestern lediglich einen schmalen Ring, mit einer umlaufenden Einlage aus glänzend poliertem, hellen Streifen.

Hinter ihren Gästen bemerkte Fabiola eine weitere Gruppe Adeliger, zwei elegante, sichtlich wehrhafte Domnas. Die Blonde, offensichtlich ranghöhere der beiden ließ sich von einem Jungen über die Wege geleiten. Ihre selbstsichere Haltung und ihr Auftreten ließen vermuten, dass sie entweder tatsächlich aus bester Familia stammte, oder es zumindest so sah. Auch wenn aus der Entfernung nicht zu erkennen war, wie ähnlich sie und der dunkelhaarige Junge sich sahen, machte die vertraute Nähe deutlich, dass es sich um Mutter und Sohn oder Schwester und Bruder handeln musste. Ein unbestimmtes Gefühl, dass eine Bekanntschaft interessant sein mochte, breitete sich in Fabiola aus.

Während sie sich weiter ihren Gästen widmete änderte sie unmerklich ihre Haltung so, dass Keshlan die andere Gruppe bemerkten musste. Wenn es jemand relevantes war, würde er es erkennen


Autor: vivar

Wieder bewegte sich der Fächer Domna Delilahs, schloss sich in der rechten Hand und berührte dann die Handfläche der linken Hand. Dort wippte er auf und ab, als ob er nach wie vor unschlüssig sei, was von Domna Selea und Domnatella Ordonya zu halten sei. Domna Delilahs hob die dunklen Augen wieder. Aus ihnen funkelte wohlwollende Neugierde, als sie zunächst Domnatella Ordonya zunickte und dann mit einem Lächeln antwortete: "Pardonniert's mir, Domna Selea. Caballera zu Tôrzîlba, so hattet Ihr es mir ja geschrieben. Da habe ich Euch wohl soeben mit Eurem im Yaquirblick erwähnten Herrn Vater über einen Leisten geschlagen. Ich hoffe, Dom Pasquallo erfreut sich bester Gesundheit?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie im Plauderton fort: "Es freut mich außerordentlich, Eure Bekanntschaft und die Eurer Schwester zu machen. Meine eigene Schwester Rahiada konnte ich leider nicht zu einem morgendlichen Ausflug in den Etilienpark ermuntern - sie ist in Reisevorbereitungen, da sie heute mit ihrer Familia wieder auf die Latifundien ihres Herrn Gemahls zurückkehren wird. Und Mein Bruder Amando ist leider mit Angelegenheiten des Stadtrates beschäftigt. Wenn die beiden wüssten, welch eine reizvolle Begegnung sie verpassen, werden sie sich gehörig ärgern." Sie zwinkerte Domnatella Ordonya zu.

"Dafür habe ich aber" - der Fächer vollführte einen eleganten Bogen zu ihrer Begleiterin - "eine Freundin der Familia mitgebracht, die mir ebenso lieb und teuer ist: Domna Fiona de las Dardas, Caballera de las Dardas, aus vierschildrigem Tosch Murer Geschlecht. So habt Ihr zumindest eine Person, die Eures Standes ebenbürtig ist, Domna Selea, während wir beide" - wieder zwinkerte sie vergnügt zu Domnatella Ordonya - "uns keines Titels befleißigen dürfen. Ihr noch nicht; ich nicht mehr."

Mit einer Handbewegung wischte sie den letzten, in einem Anflug von Wehmut gesprochenen Satz, fort und lächelte wieder ihr strahlendes Vivarlächeln. "Wohlan, Domna Selea. Ihr habt mich herbestellt und hier bin ich. Hal nadhab fi nuzha 'ala al'aqdam?"[1], wechselte sie übergangslos ins Khunchomerische.


Autorin: Romina Alba

Aufmerksam beobachtete Zaida die Umgebung, während sie ihrer Waffenschwester folgte. Sie strich sich die unbändigen schwarzen Locken aus der Stirn. Wie so oft war sie hin und hergerissen. Eigentlich hatte man ausreiten wollen. Sowohl die Pferde, als auch Romina und vor allem sie selbst brauchten Bewegung, Luft und Freiraum. Darüber waren sie sich einig gewesen. Jetzt flanierte man stattdessen durch den Park, während der Zwerg seiner Mutter Löcher in den Bauch fragte. Warum war ihre sonst so gefestigte und unnachgiebige Herrin bei dem Jungen weich wie ein Leib Brot vor dem Backen? Und seit der Zwerg am Hofe Dom Gendahars war, wurde es immer schlimmer. Sie seufzte, ließ den Blick wieder schweifen und hielt überrascht inne. Dort war ihre Mutter zusammen mit der bezaubernden Domna Delilah de Vivar. Ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Lippen, sie war mit zwei schnelle Schritten bei Romina.

„Schwester“, flüsterte sie leise, „dort drüben steht meine wohlgeborene Frau Mutter. Wir sahen sie seit langen nicht mehr. Lass uns dorthin gehen und fragen, wie es ihr ergangen ist!“

Domna Romina hielt in ihrer Erklärung über die Feinheiten der verschiedenen Strömungen in den streitzigschen Familias inne und sah sich um. Ihr Blick glitt über einen jungen Caballero, der anschickte sich zu verbeugen, einfach hinweg, sie drehte ihm den Rücken zu und sah zu Zaida. „Eine vorzügliche Idee, Zaida!“ Sie streckte den Nacken, schloss die Augen halb und lächelte gönnerhaft. „Die Herrin von las Dardas ist so selten in Punin. Ich will sie fragen, wie es ihr hier gefällt.“ Ihr Blick glitt in die Richtung, in die Zaida nickte und schon war sie auf dem Weg.

Zaida schenkte dem jungen Caballero ein bedauerndes Lächeln, deutete einem etwas verwirrten Rominco vorzugehen und folgte dem Knaben.


Autorin: Eliane

Domnatella Ordonya lächelte Domna Delilah strahlend an, erwiderte das Zwinkern, bevor sie sich nach einem kurzen Blick zu ihrer Schwester darauf besann, was sie in Sachen Cortezza gelernt hatte. Sie errötete leicht, zumindest bis sie neugierig wieder Umgebung und Gäste musterte.

Derweil winkte Domna Selea, ihrer Aussage mit ihrem Fächer Nachdruck verleihend, ab. „Bitte, Domna Delilah, ich fühle mich geehrt, dass Ihr Zeit für meine Einladung gefunden habt. Und hoffe sehr, dass Ihr meine Bitte nicht als Herbeibestellen aufgefasst habt. Das wäre mir ausgesprochen unangenehm. Domna Fiona, es ist mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen.“ Sie nickte der älteren Caballera einen freundlichen Gruß zu.

„Nun, Sayida Delilah“, wechselte sie dann ins Tulamidya, „Lasst uns gerne einige Schritte gehen.“ Ihr Fächer machte eine einladenden Geste in Richtung des Parks. Zurück ins Garethi fallend fuhr sie fort: „Wenn Ihr anschließend eine Erfrischung wünscht, es ist alles bereit.“ Ein Lakai schickte sich an, der Gruppe dezent zu folgen.

Ganz im Ton einer unverfänglichen Konversation fuhr Domna Selea fort: „Danke der Nachfrage nach meinem verehrten Vater. Dom Pasquallo ist, angesichts der Umstände, durchaus wohlauf. Ich hoffe, das gleiche gilt für den Euren?“ Amüsiert bemerkte sie die Blicke, die ihnen folgten. Oder eher ihrem Gast. Auch das Interesse der beiden Caballeras mit dem Jungen schien sie geweckt zu haben. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie beschäftigt Geschwister plötzlich sein können, wenn es um Begleitung zu gesellschaftlichen Anlässen geht, nicht wahr? Euer zweiter Bruder weilt zur Zeit also nicht in Punin? Oder ist er wie zwei der meinen diesem Anlass schlicht durch plötzliche, unerklärliche Unauffindbarkeit ausgewichen? Nun, so habe ich auf jede Fall das Glück, Domna Fiona kennenzulernen.” Domna Selea lächelte der Genannten zu.

„Vermutlich interessiert Euch der Grund meiner Einladung, Domna Delilah. Nun, es sind mehrere, und jeder davon hat mit Euch, aber keiner mit Titeln zu tun.” Sie passierten einen Laubengang und erreichten einen kleinen Hügel inmitten symmetrisch angelegter Blumenbeete und Rasenflächen, in dessen Mitte, eingefasst von kniehohen Hecke, eine im Licht des Praisomals weiß schimmernde Statue stand: eine liebliche junge Frau mit Kind auf dem Arm, einen Raben aus schwarzem Stein auf der Schulter: die heilige Etilia mit der jungen Marbo.

„Wie ich schrieb, hat es mich damals tief bewegt, als ich in den Genuss kam, Zeugin Eurer Kunst, Eures Könnens zu sein. Es war ein einzigartiges Erlebnis. Die Chance, Euch persönlich zu treffen, Eure Bekanntschaft zu machen, war zu verlockend. Ich hoffe Ihr seht mir nach, dass ich den Schwärmereien meines jüngeren Ichs nachgegeben habe.” Sie schmunzelte ob der Erinnerungen, einen kurzen Moment huschte ein sehnsüchtiger, beinahe verträumter Ausdruck über ihre Züge. Wie naiv und unbeschwert sie damals gewesen war. Ihr Blick fiel auf Ordonya. Ein wenig erinnerten sie ihre jüngeren Schwestern an damals.

„Der zweite Grund hat indirekt doch mit Titeln zu tun. Wie Ihr vermutlich aus dem Yaquirblick erfahren habt, bin ich im Begriff, die Nachfolge meines Vaters anzutreten. Es ist sein Wunsch, dass die Amtsübergabe vor Ende des Götterlaufes stattfindet. Daher bleibt nicht viel Zeit für Vorbereitungen. Die Feierlichkeiten werden nicht besonders umfangreich, ein kleines, zwangloses Gartenfest. Für das noch die musikalische Untermalung fehlt. Ihr seid, auch ohne Titel, eine von Rahja geküsste Koryphäe auf dem Gebiet der musikalischen Künste, Domna Delilah. Da konnte ich nicht widerstehen, die Gelegenheit zu nutzen, um Euren Rat zu erbitten. Zweifelsohne seid Ihr die Richtige wenn es darum geht, geeignete Künstler zu empfehlen. Gerne junge, aufstrebende, unverbrauchte Musiker, deren Talent Beachtung und vielleicht Förderung verdient.” Domna Selea schmunzelte. „Die dazu für Feierlichkeiten im Rahja noch verfügbar wären. Ein zugegebenermaßen ungünstiger Zeitpunkt für kurzfristig anberaumte Feierlichkeiten in der fernen Provinz.”

Muster aus Licht und Schatten fielen auf den Kies unter ihren Füßen, als sie schließlich eine Allee aus Akazien erreichten.

„Auch bei dem letzten Grund handelt es sich eher um eine Bitte. Meine Schwester, Domnatella Ordonya, zeigt, wie ich vermute, neben rondragefälligen Ambitionen, ein gewisses Talent im Umgang mit der Viola, das ich gerne fördern würde. Daher habe ich entschieden, nach einem geeigneten Lehrer für sie zu suchen und dachte auch hier, dass eine Empfehlung von Euch zweifelsohne zu den aussagekräftigsten im ganze Fürstentum gehören dürfte.”

Domnatella Ordonya sah überrascht auf.


Autor: vivar

Der Fächer Domna Delilahs fuhr nach oben, öffnete sich und berührte mit den Rippen ihre Lippen. 'Plötzliche, unerklärliche Unauffindbarkeit?' Wusste die Caballera irgendetwas über [[León Dhachmani de Vivar|León[[s Verbleib? Die Musikerin wandte ihre großen dunklen Augen von ihrer Gesprächspartnerin ab und ließ den Blick voll Wehmut erst über die Heiligenstatue, dann durch die Parkanlage in die Ferne schweifen. Dabei wurde sie der beiden Caballeras mit den ihr bekannten blond- bzw. schwarzgelockten Häuptern gewahr. Diskret wies sie Domna Fiona mit dem bereits wieder geschlossenen Fächer auf die Anwesenheit ihrer Tochter Zaida und der Comtessa Romina hin, ehe sie mit einem Lächeln antwortete:

"Ei, gewiss, Wohlgeboren, dabei kann ich Euch wohl behilflich sein! Macht Euch um die Musici keine großen Sorgen - unser geliebter Fürst ist ein Mann der Militärmärsche, der Heerpauken, Cornetti und Trompeten. Ihr werdet darob erkennen, dass es massenhaft Musici und Spielleute gibt, die auch im Rahjamond gerne fernab Punins mit ihren Instrumenten aufwarten.

Welchen... Charakter soll das freudige Ereignis denn haben? Praiotisch herrschaftlich? Rondrianisch stolz? Travianisch gesittet? Rahjanisch unbeschwert? Sucht Ihr den Augenblick, in dem Ihr in Euer Erbe eintreten werdet, bukolisch zu untermalen oder mit concertanter Würde zu begehen? Oder wünscht Ihr gar, mit lebhaften Rhythmen Eure Gäste und Clienten zum Tanze zu laden? Wollt Ihr prassen oder Euch boronisch bescheiden geben? Wollt Ihr Puniner Cortezia auf die Valgeta hinauf tragen oder wollt Ihr Eure Verbundenheit mit der Erde [[Baronie Bangour|Bangours[[ zur Schau stellen? Kurz: Nach welcher Art soll die Musik Euch und Eure Familia repräsentieren?

Davon hängt ab, zu welcher Form der musikalischen Untermalung ich Euch raten kann und welche Musici zu diesem Behufe geeignet wären."


Autorin: Eliane

Aufmerksam, ohne es sich etwas anmerken zu lassen, registrierte Domna Selea Domna Delilahs Reaktionen. Entspannt spielten ihre Finger mit ihrem eigenen Fächer, der wie vergessen an ihre Seite sank. Der Etilienpark erwies sich als ausgesprochen angenehme Umgebung, bot in jeder Hinsicht unerwartet interessante Eindrücke. Aus dem Augenwinkel folgte sie kurz Keshlans sorgfältig außer Sicht der anderen gehalten Fingern. Dann entsann sie sich ihres Fächers und nahm das Spiel damit wieder auf.

Nachdem Domna Delilah geendet hatte, tippte Domna Selea mit ihrem Fächer einen Moment nachdenklich auf ihre Hand. Schließlich erwiderte sie mit freundlichem Lächeln: „Oh, es soll keine übermäßig aufwändige Feier werden. Ein eher zwangloses Zusammensein, um den Übergang zu begehen, einen Neuanfang nach der etwas düsteren letzten Zeit zu markieren. Daher sollten die Musici sich durch eine gewisse Vielseitigkeit auszeichnen. Die musikalischen Schwerpunkte werden rahjanisch unbeschwert und tsajanisch hoffnungsvoll sein, mit rondranisch stolzen und perainisch bodenständigen Elementen zum richtigen Zeitpunkt.“ Sie schmunzelte. „Das erschwert vermutlich die Wahl. Allein Eure Fragen zeigen mir, dass ich gut daran getan habe, Euren Rat zu erbitten, habe ich mir bislang doch offensichtlich zu wenig Gedanken um das Thema gemacht.“ Sie schwieg einen Moment, ließ ihren Blick wandern, mit ihrem Fächer um etwas Geduld bittend.

Dann fuhr sie fort: „Nun, idealer Weise sollten die Musici also flexibel sein. In der Lage, das Dinnée und Frühstück mit unaufdringlichen, concertanten Klängen zubegleiten. Schließlich sind wir im Tosch Mur ja keine Wilden. Die Musici sollten natürlich auch zum Tanze aufspielen können, so sich abzeichnet, dass es Gäste im Laufe des Abends nach… höfischeren, die Cortezia betonenden Klängen verlangt. Und zuletzt sollen sie den Tag über den Gästen mit dezenter Untermalung die Zeit vertreiben, ihre Eindrücke der Feier bereichern. Mit bukolisch inspirierten Weisen, welche nicht nur die Verbundenheit meiner Familia mit Mestera, sondern auch mit Punin und ganz Almada untermalen.“

Domna Selea sah Domna Delilah an. „Mir ist bewusst, dass meine Ansprüche möglicherweise kostspielig sein mögen. Da nicht die Musik im Mittelpunkt stehen soll, ist es ausreichend, wenn lediglich Kenner sich dieser Tatsache bewusst werden. Musik und Musici sollen sich als Teil in das Ganzen einfügen, nicht mehr, nicht weniger. Ich will weder Protz, noch aufgesetzte Bescheidenheit. Ah, und die Proben würden vor Publikum stattfinden.“


Autor: vivar

Maestra Delilah wusste sich nicht anders zu behelfen: Sie musste lachen. Es war ein helles Lachen, das perlend aus ihr emporstieg, ohne jede erkennbare Boshaftigkeit, ein Ausdruck puren Vergnügens. "Pardonniert's mir, Domna Selea, pardonniert's mir tausend Mal!" Sie atmete durch. "Ihr wünscht Euch, in anderen Worten, also alles von dem, was ich Euch fragte! Das beweist Euren Anspruch und Geschmack."

Sie nickte anerkennend und legte dann nachdenklich den Fächer an die Lippen.

"Lasst mich überlegen... der monodische Gesang kommt immer mehr in Mode - aber davon rate ich bei einem Fest im Freien ab. Es findet sich kaum ein Sänger, der stimmgewaltig genug ist, unter offenem Himmel zu singen. Das würde Euch auseinander fliegen. Es sei denn, Ihr engagiertet einen Elfen - deren Stimme dringt durch Wald und Aue. Aber der Elf duettiert im Allgemeinen ja gerne, insbesondere mit sich selbst, das wäre vielleicht etwas zu traditionell, höchstens für eine Travienbundsfeier geeignet, und Ihr würdet Euch in Bangour damit wohl keine Freunde machen. Außerdem ist Gesang oft recht dominant.

Wenn die Musica, einem Bande gleich, lediglich untermalend durch den ganzen Tag geflochten werden soll und obendrein am Abend getanzt wird, recommandiere ich für den Vormittag eine Triosonate. Der Vorteil ist, dass Ihr nur drei Musici benötigt - es können aber auch zwölf sein. Die Instrumentalisten sind variabel, zum Beispiel je eine Violine, eine Viola oder ein Cornetto, oder zwei Flöten, und für den Basso entweder ein Cello, eine Gamba, eine Theorbe, zur Not auch eine Vihuela mit starken Saiten. Ein Spinett braucht ihr nicht unbedingt, würde Euch unter freiem Himmel aber mehr Stabilität in den Harmonien geben.

Für den Nachmittag denke ich, dass ein kleines Concerto Pastorale das Rechte wäre. Auch hier braucht ihr nicht mehr als fünf Musici - das können die Gleichen sein. Wichtig ist natürlich immer ein Basso continuo. Die Sätze lassen sich recht abwechslungsreich gestalten. Bukolisch und getragen zu Beginn, lebhaft und die Tänze des Abends vorausahnend, dann wieder würdevoll und stolz.

Für den Abend dann die Tänze, die gerade entlang des Yaquirs in Mode sind: Tsarabanda, Menuetto, Gallarda, die gute alte Kuslikana, die Volta, eine Yaquirella und natürlich die Contradanza. Oh, die Yaquirella - ja-ta-ta-ta-ta, ram-tatatata-ba! Für die braucht ihr aber unbedingt einen Schnarrtrommler! Sonst reißt sie nicht mit, wisst Ihr?"

Die Komponistin hatte sich in Begeisterung geredet. Ihr Leib hatte leicht gezittert, ihre dunklen Augen leuchteten, ihre Hände hatten bereits ein unsichtbares Orchester dirigiert - und eine ihrer Locken hatte sich aus dem Eslamszopf gelöst und war ihr ins Gesicht gefallen. Erwartungsvoll sah sie ihr Gegenüber an.

  1. Tulamidya: "Wollen wir einen Spaziergang machen?"