Chronik.Ereignis1038 Hochzeitsturnier zu Elenvina 01

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Elenvina, 25. Tsa 1038 BF

Eilenwïd-über-den-Wassern, am Abend

Autor: Der Sinnreiche Junker

„Was macht dieser Lump hier!?“, erboste sich Giromo von Wetterwacht zwei Plätze weiter, und kniff die Augen zusammen, um Azzato von San Owilmar zu fixieren, der es wohlweislich nicht gewagt hatte, sich am gleichen Tisch niederzulassen.

Das Gleiche freilich hätte Hernán von Aranjuez auch den alten Kämpen aus dem Bosquirtal fragen können. Vor drei Götterläufen hatte er beim Grafenturnier noch den Tjost gescheut, und sich lediglich im Fußkampf versucht. Dort hatte er in etwa so alt ausgesehen wie die 72 Sommer die er damals zählte. Lediglich ein einziger Sieg war herausgesprungen, gegen Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler, die hier auch irgendwo in der Gefolgschaft Comtessa Concabellas sein musste. Tsaya von Ragathsquell, die Schwester seiner Gegenüber Rohaja hingegen hatte den Ritter richtiggehend verdroschen. Und ebenso wie es verständlich war, dass er sich als Vasall des Hauses da Vanya über die Anwesenheit des Gefolgsmannes der mit den da Vanyas verfeindeten Reichsvogtin Praiosmin von Elenta echauffierte, blieb es ein Rätsel, was Giromo von Wetterwacht hierher verschlagen hatte. Immerhin waren die da Vanyas auch Konkurrenten der Ehrenstein-Streitzigs um die Ragather Grafenkrone, und gewiss keine Freunde der Verbindung mit den mächtigen Herzögen der Nordmarken. Hätten sie die Hochzeit sabotieren wollen, hätten sie jedoch gewiss jemand anderen gesandt. Oder?

Statt weiter über die Motive seiner almadanischen Landsleute zu grübeln, schenkte der Baron und Junker Rohaja von Ragathsquell gegenüber ein Lächeln. „Und, wie gefällt Euch Elenvina soweit, Domna Rohaja?“

Die junge Caballera war eine weitere Teilnehmerin, mit der nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. Auch das Haus Ragathsquell erhob Ansprüche auf den Grafenthron, wiewohl der derzeitige Soberan Talfan sich mehr für seine Küche interessierte, denn für Politik. Dennoch war Hernán von Aranjuez überrascht gewesen, als dessen Tochter kurz vor ihrem Aufbruch in Ragath an ihn herangetreten war, und um seine Unterstützung ersucht hatte, einen Platz in Domna Concabellas Ehrengarde zu gewinnen. Die ganze Anreise hatte er vorsichtig versucht zu ergründen, ob sich dahinter nicht irgendeine Agenda wider seinen Schwiegervater verbarg. Doch bislang war es ihm nicht gelungen, sich einen Reim darauf zu machen. Die Anwesenheit des Wetterwachters freilich hatte wieder alle Sturmglocken bei ihm Läuten lassen.

„Noch habe ich nicht viel gesehen. Die Stadt aber scheint Ragath nicht unähnlich. Nur größer“, antwortete Rohaja von Ragathsquell vorsichtig, und blickte scheu zu beiden Seiten. Immerhin wusste man nicht, wer noch zuhörte.

„Aber es ist nicht Punin“, schmunzelte Hernán von Aranjuez weit weniger besorgt.

So recht mochte die junge Ragathsquellerin nicht auftauen, und versteckte ihre Lippen rasch hinter dem zum Mund geführten Weinbecher. „Es ist ein wenig…kühl“, stellte sie schließlich diplomatisch fest.

Der Aranjuezer legte kurz den Kopf schief. „Kaum kühler als bei uns im Tsamond. Stellt Euch dagegen vor aus welchen Wolken der gemeine Nordmärker mit seinen Vorstellungen von Almada fiele, bereiste er manchen Teil Ragatiens während der Tristeza.“

„Wer Ragatien während der Tristeza überlebt, der überlebt auch Elenvina. Zumindest im Sommer“, mischte sich Rafik von Aranjuez gut gelaunt ein.

Der jungen Adligen schienen derlei Scherze unangenehm. Teil solcher Frotzeleien zu sein war wohl kaum ein guter Auftakt für einen möglichen Aufenthalt am Herzogenhof. Rasch wechselte sie das Thema: „Ich weiß nicht wen ich fordern soll.“

Drei Augenpaare wandten sich teils mehr, teils weniger lange zur Wappentafel. „Nun ja“, zuckte der Baron und Junker mit den Schultern. „Offen gestanden vermag auch ich kaum einen der nordmärkischen Streiter einzuschätzen. Zweifellos wird Euch mein Vetter Rafik hier die eine oder andere Empfehlung geben können. Doch lasst mich Euch einen allgemein Ratschlag geben: gewisslich wird in den Schranken erworbener Ruhm Eurem Ansinnen wohlan stehen. Doch hütet Euch zu ehrgeizig zu fordern. Landet Ihr allzu rasch im Staube, wird mancher es als Anmaßung erachten. Und dann schadet Ihr Eurer Sache nur.“

Beipflichtend nickte der aranjuezer Advocatus, und beugte sich über die Tafel, um mit herabgesenkter Stimme sein begrenztes Wissen über die hohen Damen und Herren mit der Ragathsquellerin zu teilen. Der Blick seines Vetters indes wanderte wieder zur Tafel. Wen gedachte eigentlich er zu fordern?

„…und dann wird der Geck auch noch als Reizer gezogen!“, geiferte der Alte zwei Plätze weiter noch immer, und riss so Hernán von Aranjuez aus seinen Gedanken. Zweifellos fürchtete der Ritter die Vorstellung, dass der weniger als halb so alte Caballero seinen Schild mit der Lanzenspitze berühren, und ihn ausgerechnet der Favorit der geschworenen Todfeindin seines Lehnsherrn und seiner Herzensdame aus dem Sattel stoßen könnte. Eine Furcht, die der Baron und Junker nur zu gut nachvollziehen konnte, wenngleich aus anderen Gründen. Ihm graute bei der Vorstellung sich von einem hochgekommenen Rustikal wie Servando Cronbiegler fordern lassen zu müssen. Oder so spät als Reizer gezogen zu werden, dass nur noch Leute vom Stande dieses Einfaltspinsels zum Fordern übrig blieben. Er legte seinem Vetter die Hand auf die Schulter, ihm so bedeutend nach vorne gebeugt zu verharren, sodass er über seinen Rücken hinweg mit dem neben dem Advocatus sitzenden Ritter parlieren konnte: „Dom Giromo, auf ein Wort…“