Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 03
Im Raschtulswall, 19. Praios 1033 BF
Am Fuße des Djer Kalkarif im Raschtulswall
Autor: SteveT
"NURANSHAR !!!"
Ghazal iban Muyanshîr kannte diese Stimme nur zu gut - es war die seines Häuptlings, die Stimme Nasfagul Paschas, und sie klang alles andere als wohlwollend.
Er schluckte und verscheuchte die beiden jungen Krieger, die vor der Jurte des Shârs Wache hielten mit einer Handbewegung.
Als er in das Häuptlingszelt eintrat, funkelte ihn sein Anführer böse mit blitzenden Augen an. "DAS IST NICHT DIE AUSERWÄHLTE!" brüllte er und deutete anklagend auf die blonde Gefangene, die sie beide feindselig und kratzbürstig mit nicht minder blitzenden Augen anstarrte.
Der Häuptling hielt Ghazal vorwurfsvoll seine linke Gesichtshälfte entgegen, auf der die Fingernägel des Weibes tiefe blutige Kratzspuren hinterlassen hatten, die im ohnehin narbenversehrten Anlitz des Häuptlings zunächst gar nicht aufgefallen waren.
"Neun Tage ist dieses elende Weibstück nun schon bei uns und noch immer war ich nicht fähig, sie zu nehmen und den prophezeiten Sohn des Sonnenstiers mit ihr zeugen! Selbst wenn es mir einmal gelingt, sie niederzuringen und ihre wilde Kraft zu brechen, so kommen mir plötzlich Bilder von haarigen Rotpelz-Weibern in den Sinn und alle Kraft meiner Lenden ist schlagartig vergangen! Das ist Hexerei Du Sohn einer
Blutlosen, da steckst Du dahinter!" Er versetzte Ghazal einen Fausthieb, daß dieser rückwärts gegen die Zeltplane geschleudert wurde.
Die Gefangene verstand nicht, was die beiden Wilden in ihrer Grunzsprache untereinander stritten, aber Romina-Alba wußte, daß es um sie selbst ging.
"D-d-das ist nicht möglich!" hielt sich Ghazal das Kinn und spuckte mit einem zähflüssigen Blutfaden seinen vorletzten verbliebenen Zahnstumpf aus.
"Willst Du behaupten, die Geister würden lügen? Wehe Dir, Nasfagul, wenn Du ihren Zorn heraufbeschwörst!" Er rappelte sich wieder auf und drohte dem Shâr nun seinerseits mit seiner Knochenkeule. "Du musst mit der Tochter des Hairans der roten Stadt auf dem Goblingrabhügel einen Sohn zeugen! So wollen es die Geister und wer bist Du, daß Du etwa am Wort Deines Ahnen Khenubaal Pascha zweifeln magst?"
"Dann bring mir die Richtige, alter schwacher Mann! Die da will ich nicht mehr länger in meinem Zelt! Sie ist trocken, störrisch und gefährlich! Wenn Du mir nicht die richtige Gebärerin des auserwählten Sohnes des Sonnenstiers herbeischaffst, dann drehe ich ihr morgen wie einem wilden Tier den Hals herum!" Er demonstrierte gestenreich, wonach ihm der Sinn stand.
"Ich muss die Ahnen anrufen," schüttelte Ghazal den Kopf. "Zügle Deine Wut, bis sie mir gesagt haben, wie wir handeln sollen. Ich kann nicht glauben, daß ich mich getäuscht haben soll."
"Du bist uralt!" wank der Häuptling wütend ab. "Es wird Zeit, daß wir einen jüngeren Nuranshâr erwählen - einen, dem die Geister gehorchen und mit dem sie nicht ihr Spiel treiben!"
Ghazal wandte sich beleidigt zum Gehen und verließ das Zelt. Beim Durchschreiten des Zelteingangs flüsterte er zu der nur für ihn selbst sichtbaren Djinni: "Du nicht, Qualalahina! Du bleibst hier und behälst
die beiden im Auge!"