Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 10

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Baronie Brigellan, 15. Boron 1036 BF

Vor Meschwig (morgens)

Autor: vivar

„Silber! Es sind Novadis, und ihre Schilde sind aus lauterem Silber!“

Dom León runzelte verärgert die Stirn darüber, dass er binnen zwölf Stunden zum zweiten Mal beim Rat gestört wurde, blickte aber nicht auf. Die vergangene Nacht war ein Desaster gewesen. Er hatte vier gute Reiter im Kampf gegen einfache Rustikale verloren, sein Pferd war ihm gestohlen worden und seine eigensinnige Knappin war entführt worden. Die Toten waren nun in des Gevatters Hand und ihm oblag lediglich die Pflicht, ihren Familien zuhause im Taubental die Kunde zu bringen. Doch vom Verschwinden Mulaikas und Leonoras wusste er nicht, was von beidem ihm mehr Sorgen bereitete: Ohne seine Shadifstute, die ihn seit einem knappen Jahrzwölft treu begleitete, fühlte er sich, als ob ein Teil seiner selbst fehle.

Leonora dagegen war ihm aufgrund ihres jugendlichen Leichtsinns, der sie auch am gestrigen Abend hatte eigenmächtig davonschleichen lassen, nicht selten eine Last. Dennoch hatte er das blonde Mädchen in den letzten drei Jahren lieb gewonnen. Zudem hatte er wenig Lust, Dom Konnar oder einem anderen Mitglied des Hauses vom Berg zu gestehen, dass er Leonora in den Brigellawäldern ‚verloren’ hatte. Der Schöne Baron beugte sich noch tiefer über die Tischplatte, auf der ein grober Plan des Castillo Brigellawacht aufgemalt war.

„Wenn Ihr mit einer Handvoll Eurer Gefolgsleute hier“ –mit dem Kohlestift zeichnete er ein Kreuz auf die Tischplatte – „über den äußeren Ringwall steigt – darin habt Ihr ja Eure Fertigkeit bereits bewiesen, Domnito – und im Handstreich das Tor nehmt, können Pandolfo und meine Reiter sowie der Rest Eures Terzios unter Maestra Eschentanz’ Führung von hier in das Castillo gelangen, ehe Vorwaldstetten seine defensio organisiert hat.

Gleichzeitig werde ich mit ein paar zu allem entschlossenen Männern und Frauen von hier durch diese alte Wasserleitung kriechen, von dem Ihr mir erzähltet – vorausgesetzt, ich finde den Einstieg.“ Der Kohlestift kreiste über einem Waldstück auf der ihnen abgewandte Seite des Castillos und zog dann eine gerade Linie zum Donjon. „Irgendwie“, tippte der Vivar mit dem Finger auf seinen Degen, „werde ich mich dann schon zum Karzer durchschlagen, wo man Leonora arretiert hat.

Es ist ein äußerst riskantes Unternehmen, aber es könnte gelingen. Gleichwohl bedarf es der Bedeckung durch die Schützen Eures Kleinbauern, von dem wir bisher noch keine Zeitung –“

Er unterbrach sich, als er gewahr wurde, dass ihm keiner der übrigen Mitglieder des Kriegsrats – Ferando Meeltheuer, Firiel Eschentanz und Pandolfo – mehr zuhörte. Sie blickten alle eine rothaarige Mercenaria an, die atemlos in die Scheuer gestürzt war.

„Ich sage Euch, Doms“, rief sie. „es sind vermaledeite Wickelköpfe, gewiss drei Dutzend von ihnen! Sie marschieren die gleiche Straße herauf, die wir gekommen sind. Sie tragen spitze Helme und Turbane, blinkende, spiegelnde Brustpanzer, führen Speere und runde Schilde, und die... wahrlich, sie gleißten in der Morgensonne. Wie lauteres Silber, Doms!“

Die Furche auf der schönen Stirn Dom Leóns vertiefte sich und er zog eine Braue nach oben. Scharf sah er die Rothaarige an: „Drei Dutzend Krieger mit Spiegelpanzern und Silberschilden? Per pedes? Hast du gestern zu viel getrunken, du Märchenerzählerin? Jeder weiß, dass die Beni Novad sich keinen Schritt ohne ihre Pferde bewegen. Und wer sollte eine solch prunkvolle Truppe bezahlen können? Das müsste schon der Kalif von Unau persönlich sein!“

Die Mercenaria nahm unter dem Blick Dom Leóns Haltung an. „Pardonniert’s mir, Dom, aber ich habe nicht getrunken und was ich gesehen habe, habe ich gesehen. Ihr Anführer ist ebenfalls ganz in Silber und Schwarz gewandet, wie ein Fürst, und er immerhin reitet auf einem Schimmel. Ein schwarzes Ross führt er auch mit sich. Sie werden vor der Mittagsstunde hier eintreffen.“

„Gegen das Castillo sind wir gut aufgestellt“, mischte sich Pandolfo ein, „aber gen Praios ist unser Lager bis auf die Wachposten kaum geschützt. Wenn sich diese silbernen Heiden gegen uns wenden, werden wir zwischen ihnen und dem Caballero Crespo wie reifes Korn zermahlen!“ Der besorgte Klang seiner Stimme war nicht zu überhören.

Des Vivars Blick wanderte fragend zu Ferando Meeltheuer. „Sollten wir es etwa mit einem weiteren der zahlreichen Feinde Eures Hauses zu tun haben, Domnito?“



Autor: Meeltheuer

Ferando blickte zur Söldnerin und dann wieder zu León. In seinem Gesicht war eine Mischung aus Überraschung, Ärger und Zorn, als er erwiderte: "Nicht, dass mir es bewusst wäre, aber die Worte stimmen, wir sind nur mit den Wachposten gegen einen Angriff von Praios aus geschützt. Wenn es wahrlich Wüstenhunde sind, so sollten wir uns zuerst um sie kümmern, damit wir keine Gefahr mehr im Rücken haben; schnell sollten wir es überdies tun, damit das Castillo nicht Kunde davon erhält. Ich schlage vor, wir verbergen uns in den Wäldern seitlich der Straße und im richtigen Moment brechen wir beiderseits aus ihm hervor und überrumpeln sie, auf dass sie geschlagen davon eilen und nicht wiederkehren. Doch zuvor müssen wir genaueres über sie in Erfahrung bringen. Vielleicht können wir ihr Banner erkennen, falls sie eines führen."

In diesem Moment trat eine weitere Person in die Scheune. Fast mochte es scheinen als ob der Kommandostab zu einer Taberna verkommen war, so oft gingen Leute ein- und aus. Doch diese Person war anders. Ihr Kopf war kahl und darin fehlte ein Auge, aber dieses eine Auge blickte mit Schärfe und Verstand auf die grübelnden hohen Herren. Dann sprach der Mensch ohne die Erlaubnis zum Sprechen abzuwarten: "Es sind Farben aus Khabosa. Meine Späher haben sie erkannt. Haben sie Euch in Punin nichts über das sichere Lagerhalten gelehrt? Zuerst übertölpeln Euch Bauern des Nächtens und nun eine Schar Novadis von Praios, die Euch übel überraschen könnte." Seine Worte waren Tadel, doch sie spielten auch mit etwas Scherzendem in der Stimme. Ferando blickte zu jenem Mann, der es wagte ihn zu tadeln und sah mit großer Überraschung Answin Kleinbauer, den ehemaligen Kommandanten der Truppen seines Vaters.

"Bei den Niederhöllen! Schleicht Euch an wie ein Strauchdieb und beschämt Männer höherer Geburt als Ihr." Ferando musste leicht grinsen. "Dom León, dies ist der erwähnte Kleinbauer, Answin mit Namen, der meinem Vater treu gedient hat und wie es mir scheint mehr Informationen hat als wir. Sagt an denn, Weiser aus der Wildnis, was könnt Ihr uns über die Vorgänge in meiner schönen Baronie berichten?"

Answin trat näher und lehnte sich auf den Tisch, dabei gab er eine ehrerbietende Kopfbewegung seines kahlen Schädels in Richtung von León und zeigte ihm dabei eine gar üble Narbe, die sein ganzes rechtes Auge verschlang. Dann setzte er an für den Bericht: "Seit Euer Vater zu Boron ging, habe ich versucht die Baronie in Ordnung zu halten, doch Umtriebe Eurer Nichte und denen des, wie die einfachen Bauern sagen, Stierkönigs – ich war nahe Endivarol unterwegs, um die Tragweite der Ambitionen Eurer Nichte zu beobachten, denn ich bekam Kunde, sie versuche die Orte auf ihre Seite zu ziehen und unten gen Praios sollen sie sogar auf willige Ohren getroffen sein, als ich hörte, dass ein gemeiner Strauchdieb, der sich Stronzo von Vorwaldstetten – sich im Castillo eingenistet hatte. Seit jenem Tag bin ich bedacht die Baronie zusammenzuhalten, bis dass Ihr endlich eintreffen möget um sie zu übernehmen und wie mir scheint seid Ihr dies. Doch dies ist nicht die dringende Frage – wie gedenkt Ihr mit den anrückenden Truppen zu verfahren, Herr?"

Ferando blickte zu León, um seine Reaktion über das etwas forsche Auftreten von Answin abzuschätzen.


Autor: vivar

Der Vivar hatte die Ehrbezeugung des einäugigen Veteranen mit einem huldvollen Handbewegung und einem höflichen Nicken aufgenommen und anschließend aufmerksam versucht, seinen Ausführungen zu folgen, was ihm aber aufgrund der kruden und offenbar haferyaquirischen Sprechweise Answins – vielleicht ein Tobrier? – nur zum Teil gelungen war. Gleichzeitig war ihm nicht entgangen, dass Firiel Eschentanz’ Mundwinkel bei der Vorstellung des Commandanten kurz gezuckt hatten und sie ihn aus kühlen Augen gemustert hatte, wie um die Fähigkeiten eines Gegners zu ermessen. Ansonsten ließ sich die Halbelfe aber nichts anmerken. Fürchtete sie etwa, nun als Commandante ersetzt werden?

Schließlich zog er eine Braue nach oben und sprach: „Rustikale, die sich gegen Euch erheben, Novadis, denen Ihr aufs Blut verfeindet seid, Raubritter auf Eurer Stammburg, ein ‚Stierkönig’ in der Nachbarschaft und jetzt auch noch Familienstreitigkeiten – die Sache beginnt, äußerst vergnüglich zu werden, Domnito Ferando. Von Eurer Nichte hattet Ihr bisher gar nicht gesprochen. Wer ist sie? Und um was für ‚Umtriebe’ handelt es sich?“


Autor: Meeltheuer

Der Blick von Ferando war überrascht, als er hörte, dass ein Teil seiner Verwandtschaft anscheinend sich gegen seine Rechte als Erbe agierte. Wie konnte sie es wagen in solch einer Zeit solche Ambitionen zu wagen? Er blickte zu León und sein Gesicht war nicht zum Scherzen aufgelegt.

"Sie ist Concabella von Bonladur und sitzt in Endivarol", sagte er grimmig, eine Faust ballend dann zu Answin blickend: "Welche Umtriebe es sind, so erwähnte unser Neuankömmling bereits etwas. Meine Lehnsleute auf ihre Seite zu ziehen hat sie versucht, diese Harpyie! Die Götter mögen meine Zeugen sein, sie wird dafür zahlen und ihr Nest verlieren! Was die anderen angeht, so werden die Feinde meiner Familia in ihrem eigenen Blut ersaufen, sollte ich sie in die Finger bekommen. Wenn die Worte zu den heran rückenden Novadis stimmen und sie sich nicht gegen Almada gewandt haben, so werden wir sie begrüßen, sollten sie jedoch mit Heimtücke uns verraten, so werden wir sie zu ihrem Heidengott schicken. Ich bin es überdrüssig, dass ganz Dere meint, sie könne mit der Familia Meeltheuer ihren Schabernack treiben! Es wird enden", sagte er kühl. Zorn flammte in den Augen des jungen Soberan auf, Hass erglühte in seinem Herzen wider all die Hindernisse in seinem Weg und die Gedanken wurden düster.

"Was Euren Plan anbelangt, Dom León, so müssen wir ihn möglicherweise den sich ändernden Gegebenheiten anpassen, aber die Vertreibung der Strauchdiebe und die Befreiung Eurer Knappin haben Priorität. Doch lasst uns sehen, was die Reisenden gen Praios von uns wollen. Firiel, richtet die Truppe so ein, dass sie schnell agieren kann. Ihr habt sie bis jetzt gut geführt, so soll es bleiben, wenn ich es nicht tue. Answin, Ihr dientet meinem Vater treu, Ihr werdet mein Berater in gewissen Angelegenheiten. Und nun auf, wir haben einiges zu tun."


Autor: vivar

„Eine Harpyie soll sie sein, sagt Ihr?“ Er lächelte versonnen, als hänge er einer Erinnerung nach. „Da könntet Ihr richtig liegen. Ich erinnere mich an blanke Brüste, scharfe Krallen, einen gierigen Schnabel mit spitzer Zunge und ein bequemes Nest auf dem Reiherfelsen oberhalb Endivarols. Und ihren Vornamen haben ihre Eltern auch gut gewählt. Eine ganz reizende Harpyie, Eure Nichte.“

Er winkte ab, als er die düsteren Wolken auf Ferando Meeltheuers jugendlicher Stirn erblickte. „Ihr habt freilich Recht. Lasst uns die Brücken der Reihe nach überqueren. Zunächst widmen wir uns den Schwarzsilbernen, anschließend ist Castillo Brigellawacht an der Reihe und dann sehen wir weiter. Was haltet Ihr davon, wenn wir beide“ – er wedelte mit der behandschuhten Rechten zwischen dem jungen Meeltheuer und sich selbst hin und her – „zu Pferde, und begleitet von einer Handvoll meiner Kürassiere die offene Fürstenstraße nehmen, während Maestra Eschentanz mit Eurem Terzio und Maestro Kleinbauer mit seinen Bognern, wie von Euch vorgeschlagen, im Gebüsch links und rechts des Weges lauern und die Novadis bei Bedarf in die Zange nehmen? Falls sie nicht friedlich gesinnt sind, versteht sich. So können wir die Cortezia wahren und sind dennoch auf Feindseligkeit vorbereitet. Pandolfo soll derweil mit dem Rest der Reiter unser Lager bewachen, auf dass uns der Vorwaldstettener nicht in den Rücken fällt.“


Autor: Meeltheuer

Ein Nicken war zu vernehmen, als Ferando León antwortete: "So soll es sein, Bogner zu Seiten in den Buschwerken um die Falschheit der Heiden zu vergelten, wenn von Nöten und wir die Cortezia wahrend ihnen begegnend. Doch sollten wir noch etwas weiteres vor unserer Abreise tätigen, nämlich den Befehl, dass Eure Reiter sich beweglich halten, falls die Heiden in größerer Zahl erschienen als die Kunde uns brachte."


Autor: vivar

„Ein guter Gedanke. Pandolfo, du hast ihn gehört“, nickte der Vivar.


Autor: Meeltheuer

Ferando wandte sich zu Answin und Firiel: "So schlagt Euch in die Büsche und vergewissert Euch, dass Eure Bögen gut gespannt sind, vielleicht müssen ihre Pfeile noch am heutigen Tag das Blut der Götzenanbeter schmecken. Beantwortet jegliche Gewalt gegen uns mit dem gerechten Zorn von Eurer Seite."

Er schritt, nachdem beide sich mit einer kurzen Verbeugung entfernt hatten, zu León und sah ihm eindringlich in die Augen. "Seid gewiss, Eure Knappin wird befreit werden, ich werde nicht zulassen, dass sie im Kerker darbt und sich Abschaum, der im Castillo ist, sich an ihr vergeht. Ihr habt mein Wort, jeglicher Schaden an ihr wird mit Praios’ gerechtem Zorn geurteilt werden. " Seine Hand glitt zu einem noch bereitstehenden Holzbecher, in welchem sich Wein befand und leerte ihn, um ihn darauf umgedreht auf den Kartentisch knallen zu lassen, als ob der Hall das Ende von allem Gesagten besiegeln sollte. Er nickte zu León und wandte sich um und schritt zu den Pferden die bereits für sie bereitet wurden.

In seinem Augenwinkel herrschte Answin in tobrischer Mundart seine Leute an, dass sie doch sich zügiger bewegen sollten, während Firiel sich selbst vergewisserte, dass die Bögen ihrer Abteilung in gutem Zustand sich befanden und keiner im Notfall versagen möge. Alle diejenigen welche nicht einen Bogen oder Armbrust ihr Eigen nennen konnten, bereiteten sich ebenfalls auf den Abmarsch vor. Rüstzeug wurde festgezurrt, Waffen noch einmal schnell geschliffen und dann gesichert für den Marsch; einige leerten noch so manchen Wasserschlauch der insgeheim mit hochprozentigerem bedacht war oder schlangen noch schnell einige Bissen von Dörrfleisch und Brot herunter um nicht mit hungrigem Magen in eine mögliche Schlacht zu ziehen.

Ferando zügelte sein Ross und blickte erneut über das Lager, dann wandte er kurz den Blick zum Castillo in der Entfernung und seine Augen schmälerten sich, als er wieder daran dachte, dass hinter den Mauern Leonora gefangen gehalten wurde und welcher Erniedrigung sie ausgesetzt sein mochte und der Dreistigkeit dieses Stronzo, ein gemeiner Strauchdieb, der sich angemaßt hatte, seinen Stammsitz an sich zu nehmen. Erneut zügelte er sein Ross, als ob das Tier vom ungewissen Ausgang des Treffens mit den Novadis aus Khabosa beunruhigt war, dann spähte er erneut über seine Leute, alle waren bereit zum Abmarsch, sein Blick glitt zu León wartend, dass er bereit sein möge um den Heiden zu begegnen.


Autor: vivar

Dom León hatte sich bereits auf den Yaquirtaler Fuchs geschwungen, der einem der in der Nacht verstorbenen Reiter gehört hatte, und begegnete dem Blick des Brigellaners. „Adelante!“, rief er und drückte dem Ross die Stiefel in die Flanken. Ihm folgten fünf Blauröcke auf dem Fuße und im Anschluss Ferando Meeltheuer, der seine übrigen Fußtruppen anführte.

Keine volle Stunde war vergangen, bis in der Ferne, auf einer Hügelkuppe in wohlgeordneten Viererreihen Speerträger aufmarschierten. Die rothaarige Mercenaria hatte nicht übertrieben. Im Licht der mittäglichen Praiosscheibe funkelten ihre polierten Panzer, ihre spitz zulaufenden Helme und ihre Rundschilde so sehr, dass Dom León und Domnito Ferando ihre Augen zusammenkneifen und mit der Hand verschatten mussten, um nicht geblendet zu werden.

Auch so dauerte es eine Weile, bis die Befreier von Brigellan Genaueres erkennen konnten. Die Kämpfer trugen schwarze Stiefel und Pluderhosen und hatten ebenso schwarze Tücher, Turbanen gleich, um ihre Helme gewickelt. Nasenbügel schützten die meist bärtigen Gesichter. Khunchomer Krummsäbel hingen an den Hüften.

Hinter den ersten beiden Viererreihen ritt der Anführer in strenger, würdiger Haltung auf einem prächtigen Schimmel. Wie berichtet, war er ganz in Schwarz gekleidet, doch war es nicht das schlichte Tuch der Boronis, sondern reichlich mit Silberfäden durchwirkter Seidenbrokat, den er am leibe trug. Der Kragen des Mantels, der ihn umhüllte, war mit dem Pelz des Silberfuchses besetzt. Auch er war mit einem Krummsäbel bewaffnet, der in einem silberbeschlagenen Gehänge stak. Das Haupt krönte ein kunstvoll gewundener schwarzer Turban, an dem, versehen mit einer türkisbesetzten Brosche, eine weiße und eine schwarze Feder wippten. Sein Gesicht mit den etwas schräg stehenden, funkelnden Augen war von bronzener Farbe und wurde von einem Kaiser-Reto-Bart geziert, auf dessen Pflege offensichtlich viel Zeit und Kunstfertigkeit verwendet worden war. Mit der behandschuhten Rechten hielt er die Zügel seines Pferdes, mit der Linken führte er –

„Mulaika! Das ist mein Pferd!“, ereiferte sich Dom León. „Wie kommt der Kerl an mein Pferd?“

Die Turbanträger waren ihrer ebenfalls gewahr geworden. Auf einen Befehl des schwarzen Reiters hin hielt die gesamte Einheit an, hob die Schilde und senkte die Speere nach vorne und zur Seite. So sahen sich Dom León und Domnito Ferando einem stählernen Igel gegenüber, der nicht aggressiv, aber verteidigungsbereit in 100 Schritt Entfernung auf sie wartete.


Autor: Meeltheuer

Als er des stählernen Igels gewahr wurde, blickte Ferando zu León und dann erneut zu der Abteilung aus glänzendem Silber. "Cortezia. Ihr erkennt Euer Ross und sie scheinen den Eindruck zu machen, dass wir eine mögliche Gefahr sind. Vielleicht solltet Ihr Euer getreues Tier wieder Euer eigen nennen und im gleichen Augenblick ihre Absichten ergründen was sie hier tun, ohne dass wir unsere Kampfkraft schmälern müssen." Er wandte sich um und blickte auf die Abteilung von Infanterie die sich ebenfalls in eine abwartende, jedoch gleichzeitig kämpferische Formation begeben hatte, dann glitten seine Augen auf das Gestrüpp, wo sich Firiel und Answin verbargen.

Jene hatten sich langsam und vorsichtig an den Rand des Blätterwerks begeben und sich vergewissert, dass sie nicht von möglichen Kundschaftern der Novadi überrascht werden konnten. Die Halbelfe zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn auf, abwartend was geschehen möge, die anderen Fernkämpfer taten es ihr gleich, während Answin jedem von ihnen zuraunte welches der möglichen Ziele die Kampf am besten zu den Gunsten ihres Herrn entscheiden möge und die Silbernen in Unordnung schicken könne. Der Wind strich leicht durch das Blätterwerk als alle Bogner sich ihre Ziele auserkoren hatten und nur noch auf das Zeichen warteten ihre Waffen zu spannen und dann den Tod gen Ankömmlinge zu senden.

Die Praiosscheibe wurde kurz von einer Wolke verborgen um zugleich erneut wieder hell die Straße in ihr Licht zu tauchen.

"Nun denn!", sprach Ferando. "Wollen wir sehen, welche Kunde uns ereilt und ob wir streiten müssen." Er gab seinem Tier einen Schenkeldruck und trabte langsam auf den mit Reichtum besetzten Schimmelreiter hinter dem Wall aus Stahl zu.


Autor: vivar

Der Vivar tat es ihm gleich, verfiel jedoch sofort in einen schnellen Galopp. Die Hufe donnerten über die Straße und brachten ihn in Windeseile den Speerspitzen näher. Ohne zu bremsen, zog er seinen Degen und reckte ihn in die Luft. „Chal’Awalla! Chal’Awalla! Chal’Awalla!“, rief er und wirbelte die Klinge umher. Einige Speere zitterten leicht, doch der Igel blieb starr. Ein halbes Dutzend Schritt vor den ersten Speeren, er konnte bereits das Weiße in den Augen der Krieger erkennen, zügelte Dom León seinen Fuchs und ließ ihn wiehernd in emporsteigen.

„Bei Rastullahs flinkem Fuß!“, rief der Anführer im Tulamidya der Khômischen Wüste aus. „Du beherrschst die Hohe Schule, o weißer Reiter, und bist gleichzeitig kühn genug, um alleine eine Fantasija gegen eine ganze Orta tapferer Speerträger zu reiten. “

„Ich hätte dir, im Namen der Rosenherrin, noch ganz andere Kunststücke vorführen können, wenn mir Mulaika, die Königin der Rösser und mein Eigentum, zur Verfügung gestanden hätte“, gab Dom León in der gleichen Zunge zurück und wies auf die schwarze Shadifstute.

Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Prächtigen, das seine Augen jedoch nicht erreichte. „Dann solltest du besser auf dein Eigentum Acht geben, o Sohn der Sorglosigkeit, und es nicht mitten in der Nacht frei umherlaufen lassen, so dass ein jeder Hand daran legen kann wie an einen entlaufenen Fellachen. Dies Ross ist wahrlich eine kleine Königin, und keine Fürstin liebt es, wenn man ihr den Minnedienst verwehrt. Auf den Koppeln meines Hauses, wo viele Stuten edler Zuchtart weilen, wird diese Tochter der Wüste wohlbehütet und geachtet werden, wie es einer Shadifstute gebührt.“ Er packte Mulaikas Zügel fester.


Autor: Meeltheuer

Ferando bedachte das wörtliche Geplänkel mit einem gemächlichen Blick zwischen León und seinem Gegenüber, dann hielt er sein Ross auf Höhe des Barons und wandte sich an den jetzigen Inhaber Mulaikas und sprach in etwas holperigem Tulamidya an den vermeintlichen Anführer: "So muss es denn schlecht um deine Stuten stehen, wenn du dir schon die Shadif anderer nehmen musst." Er musterte den Mann von Kopf bis Fuß.

"Doch bevor weiter über die Feinheiten der Rosszucht gesprochen werden kann, so sagt mir, was euch in meine Baronie mit solch einem Waffenaufgebot führt, so gänzlich ohne Ankündigung, denn wisset solltet Ihr darauf aus sein Hader zu betreiben, so übt Euch in der Tugend des Wartens denn andere kamen Euch zuvor."


Autor: vivar

Die Brauen des schwarzen Reiters zogen sich zusammen und einer der Speerträger rief auf Garethi zu Ferando empor: „Und wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, den großen Shahîm Al'Shirasgan einen Dieb zu nennen? Er ist ein Sohn Al'Madas, und kein Geringer! Er herrscht über Khabosa, Sherbeth, Weinbergen und Bactrim und ist einer der zwölf Räte der Almadinkrone! Emire und Fürsten schenken ihm Gehör! Sein Geschlecht ist älter als das Raul’sche Reich und sein Reichtum kennt keine Grenzen!“

Shahîm Al’Shirasgan wartete geduldig die Tirade seines Untergebenen ab und fügte dann ebenfalls auf Garethi hinzu: „So ist es, bei Rastullah. Dieses Pferd ist uns heute, als die Sonnenscheibe noch den Horizont zum Abschied küsste, zugelaufen.“


Autor: Meeltheuer

Ferando bedachte den Speerträger mit keinem Blick. "Ich bin einem Gemeinen keine Antwort schuldig. Was Euch anbelangt, Shahîm Al Shirasgan, so sage ich Euch, dass Ihr den Herrn von Brigellan vor Euch habt, Ferando Hal Meeltheuer von Brigellan der Euch fragt, was Euch hier vor Waffen starrend her brachte, außer verlorengegangene Shadif in der Praiosscheiben Antlitz Eure Gastfreundschaft zuteilwerden zu lassen, nachdem gemeine Strauchdiebe es dem Baron im Taubental" – er wies mit einer Handgeste auf León – "versuchten zu entwenden."

Nun lockerte sich seine Haltung etwas und er sprach erneut: "Dies soll nicht Euren Stand beschneiden, aber auch Ihr wärt auf der Hut, wenn solcherlei Vorgänge sich zutragen und dann plötzlich eine bewaffnete Einheit sich anschickt, denn wie Ihr sicherlich wisst, sind dies unruhige Zeiten für Almada und niemand ist wissend, wer sich als Verbündeter oder Widersacher zu erkennen gibt."


Autor: vivar

Der Baron von Khabosa hatte Ferando Meeltheuer schweigend, beinahe desinteressiert gelauscht. Erst als die Rede vom Baron im Taubental war, blitzte Erkenntnis in seinen Augen auf und er musterte Dom León genauer. Als der Brigellaner geendet hatte, sprach Dom Shahîm: „Wohlgewährte Worte, o Sohn der Umsicht! Dies sind wahrlich Zeiten der Unruhe für Al'Mada und ein Mann tut Recht daran, seine Magnatenschaft zu schützen. Da Ihr so umsichtig seid, ist Euch gewiss nicht entgangen, dass die Straße, auf der ich mich befinde, dem Fürsten Gwain gehört und ein Magnat des Königreichs darauf wandeln kann, wohin er will.

Ich habe mit Euch, Herr der Mehlsäcke, keine Querella und strebe sie auch nicht an, auch wenn mir in Dâl, von wo ich gefahren komme, Dinge über Euer Betragen zu Ohren gekommen sind, die einen weniger besonnenen Mann vielleicht anders hätten entscheiden lassen. Eurer Jugend wegen und weil kein Grund besteht, unsere Worte noch schärfer werden zu lassen, will ich mich Euch aber erklären. Nimmermehr wäre ich so weit gen Firun durch die düsteren Wälder gereist, wäre Euer Begleiter – der Günstling Khablas, der Sohn der Lilien, der Blender der Frauen, der Herr im Taubental – nicht stetig weiter gezogen.“ Er deutete eine Verneigung gegenüber León de Vivar an.

„Ich?“, blickte dieser verwundert drein und hielt in der Bewegung inne – er hatte gerade seine Klinge wieder in der Scheide versenken wollen. Das war eine überraschende Wendung der Dinge. Dom León war bis soeben fest davon ausgegangen, dass Dom Shahîm, den er nur dem Namen nach kannte, dem jungen Meeltheuer wegen irgendetwas gram war, möglicherweise gar mit Khorim Uchakbar oder Chabun ben Nafiref unter einer Decke steckte. Was wollte der gerüchteweise reichste Aramya des Königreichs von ihm?

„So ist es!“, nickte der Khaboser Baron. „Doch lasst mich berichten. Seine Durchlaucht der Fürst hatte Gerone, die tapfere Tochter Al’Omars von Almada und meine Nachbarin, mit der Reconquista der Mark, verzeiht, Grafschaft Südpforte beauftragt. Auch ich hatte mich gewappnet, um vor Dâl zum Heer der Marschallin zu stoßen, doch Rastullah sandte einen starken Regen, der mein Fortkommen behinderte. So stieß ich erst zum fürstlichen Heere, als die Kämpfe bereits beendet und Gerone saba Al'Omar und Chabun ben Nafiref bereits das Schweigen der Waffen beschlossen hatten.“

„Wie komfortabel für ihn“, konnte sich Dom León nicht verkneifen, Ferando zuzuraunen. „So musste er die Klinge nicht gegen seine Glaubensbrüder erheben.“

Ferando nickte leicht.

Dom Shahîm fuhr indes unbeirrt in seiner Erzählung fort. „Die Marschallin bat mich zu sich, sobald sie von meiner Ankunft vernommen hatte und verkündete mir, sie habe eine besondere Bitte an mich: einen Fahnenflüchtigen solle ich zurückbringen, der sich ungefragt aus dem Heerlager davongestohlen habe, was eine große Feigheit vor Rhondara sei und das Heer Al’Madas schwäche – außerdem sei dieser Mann ihr noch eine Antwort schuldig. Ich fragte die Marschallin, wer dieser Sohn eines Schakals sei? Da sprach sie: ‚León ibn Dhachmani de Vivar ist es, der Baron im Taubental. Bringt ihn mir unverzüglich. Notfalls mit Gewalt. Und bringt mir auch meine Base Leonora, die ihn als Knappin begleitet!’ So sprach die Tapfere, ich willigte ein und hier bin ich, Euch zu holen.“

Bleich und bleicher war der Vivar unter der Rede Dom Shahîms geworden. Er spürte, wie sich trotz der Kälte ein Schweißtropfen unterhalb seiner Hutkrempe bildete und sich nun anschickte, die schöne Stirn hinunterzulaufen. Fest umfasste er den Griff seines Degens.

„Ich bitte Euch, o Baron im Taubental, fügt Euch in Weisheit in Euer Schicksal und macht keine Umstände. Mein Herz wäre voll Klage, wenn dieser von Rastullah mit schönem Herbstwetter gesegnete Tag durch Blutvergießen verdorben würde. Euer Ross habe ich ja bereits. Es fehlen also nur Ihr und Eure Knappin.“

Dom León wischte sich den Schweißtropfen fort. „Ich... äh... würde Eurer Aufforderung ja liebend gerne Folge leisten, edler, ehrenfester Dom Shahîm, doch seht – man befindet sich gerade mitten in einer von der geschätzten Marschallin höchstselbst in Auftrag gegebenen Campanya zur... nun ja, Befriedung Brigellans, und da ist die Präsenz meiner Wenigkeit quasi von gewissermaßen, äh, strategischer Bedeutung, nicht wahr, mein lieber Meeltheuer?“ Hilfesuchend wandte er den Kopf zu Domnito Ferando.

Der Aramya machte eine wegwerfende Geste. „Gerone saba Al'Omar sagte, dass Ihr so etwas vorbringen würdet, o Vater der Redekunst. Sie sagte auch, dass die Auskundschaftung gen Firun allein dieses jungen Mannes Auftrag gewesen sei, nicht aber der Eure, sowie, dass sie Euch befohlen habe, Euch aus allen Kampfhandlungen herauszuhalten. Ihre Worte waren glasklar: ‚Unverzüglich. Notfalls mit Gewalt.’ Wo ist also Eure Knappin?“

„Nun, bezüglich Leonoras... ähem.“ Dom León schluckte. „Die Angelegenheit verhält sich komplizierter, als Ihr denkt, werter Dom Shahîm.“ Er verstummte und blickte wieder zu dem jungen Meeltheuer.


Autor: Meeltheuer

Ferando hatte sich die Worte ruhig angehört. Als das Thema auf Leonora und das Ausbleiben von León bei der Marschallin zu sprechen kam, lupfte sich eine Augenbraue etwas in die Höhe und er warf einen verstohlenen Blick zu dem Baron im Taubental. Dann ergriff er wieder das Wort:

"Die erwähnten Strauchdiebe nahmen sie in ihre Gewalt, als sie das Ross ihres Knappherrn verteidigte, als die Nachtwachen des Barons überfallen wurden. Wir fanden nur Anzeichen für ihre Entführung und waren dabei, sie wieder sicher aus der Gefahr zu führen, als uns die Kunde erreichte, dass Ihr von Praios anrücktet. Wenn Ihr also Gewalt nutzen wollt, so habt Anteil an der Bestrafung jener, die Hand gegen die Base der Marschallin erhoben und helft dem Baron im Taubental seine Knappin wiederzuerlangen.

Seid Ihr jedoch nicht gewillt, Euch an ihrer Befreiung zu beteiligen, so verharrt hier auf der Straße, die Ihr wie Ihr ja sagtet bereisen dürft und nehmt sie später dem Befehl der Marschallin getreu wieder gen Praios. Ich selbst werde der Marschallin selbstverständlich über die Umstände dieser Vorfälle voll und zur Gänze Bericht abgeben ,wenn sie dies wünscht aber mir ist es wohler wenn wir nicht länger die Base der Marschallin in unwürdigen Gegebenheiten belassen und zur Tat schreiten."

Er wandte sich wieder zu León und flüsterte: "Fahnenflucht? Werter Dom León, was habt Ihr Euch da eingehandelt? Das kann Euch so Einiges kosten. Betet zu den Göttern, dass der Götzenanbeter sich beteiligen will und er samt seiner Leute dabei fällt, sonst sieht es düster für Euch aus."


Autor: vivar

Der Vivar blickte ihn erschrocken an. „Das werde ich nicht tun. Der Mann hat mir doch nichts zuleide getan! Das letzte Mal, dass ich die Götter anrief, wurde mein Gebet erhört. Domna Gerone hatte sich von mir eine Antwort auf ihre Frage erbeten, sobald Dâl gefallen sei – worauf ich San Baccio anflehte, dass die Stadt niemals fallen möge. Und siehe da: Es gab ein Patt!“ Er winkte ab. „Domna Gerone ist Marschallin, keine Diplomatin. Auch ist sie von eher ungeduldigem Naturell. Deshalb neigt sie zu einer etwas... militärischen Wortwahl. Aber sie will nur eine Antwort auf ihre Frage.“ Er lächelte, um Selbstsicherheit auszustrahlen, aber es mochte ihm nicht ganz gelingen.


Autor: Meeltheuer

Mit einer erhobenen Augenbraue blickte er zu León. "Wenn Ihr so in der Gunst der Götter steht, so bittet doch die Strauchdiebe aus dem Castillo und Eure Knappin sicher an Eure Seite. Wie ich die Sache sehe, wird der Heide seine Pflicht tun und die Marschallin wenn es sein muss Euch in Ketten vor sich werfen lassen. Auf was hat sie überhaupt eine Antwort erbeten, dass Ihr uns den Preis Dâl um der Götter Gunst verwehren wolltet? Dies scheint mir gar Hilfe für den Feind."

Er blickte zu dem Novadi um zu erkennen, ob er zu einer Erklärung gekommen war wie er sich verhalten würde, während er und León tuschelten.

Oberhalb in den Büschen und Sträuchern verharrten die Schützen, die jedoch, nachdem die Situation sich etwas entspannt hatte, die Bögen wieder etwas herab nahmen. Firiel blickte erneut über die Ansammlung von Kämpfern und vergewisserte sich ebenfalls aufs Neue, dass sie die richtigen Stellen treffen würde, wenn sie gezwungen wäre auf die Novadis zu feuern. Der Wind strich erneut durch die Zweige und die Blätter raschelten, während Answin in ihrer Nähe unvermindert auf das Geschehen unterhalb ihrer Position sah.


Autor: vivar

Dom León zögerte einen Moment, dann beugte er sich verschwörerisch zu Ferando Meeltheuer hinüber und senkte die Stimme noch weiter: „Eine Frage, auf die ich, bei Rahjas güldenem Fensterlein, die Antwort nur zu gerne schuldig geblieben wäre: Ob ich den Bund der Ehe mit ihr schließen wolle, frug sie mich. Stellt Euch das vor! Ich! Eine Gemahlin nehmen! Der ich doch gehofft hatte, bis zu meinem sechzigsten oder wenigstens fünfzigsten Lebensjahre von travianischen Banden verschont zu bleiben! Bande, und seien sie auch von oranger Farbe, sind nichts als Fesseln für einen freien Geist.“


Autor: Meeltheuer

Einen Moment lang verharrte Ferando ungerührt auf seinem Ross, dann schielte er kurz zu dem Heiden und wieder zu León, ein leichtes Lächeln, dem Xeledon, erschien um seine Lippen, als er langsam den Kopf schüttelte.

"Ihr vergebt Euer Ansehen in den Augen der Marschallin indem Ihr eine simple Antwort schuldig bleibt. Wenn Ihr Euch nicht dem Traviabund verschreiben wollt, so hättet Ihr schlicht ein Nein geben müssen, doch Rondra schien Euch in jener Stunde verlassen zu haben, da ihr es bevorzugtet zu türmen. Baron, ich sage Euch: Diese Situation wird Euch nicht zum Ruhme gereichen. Wendet Euch gleich an jenen Heiden und sagt ihm Eure Entscheidung, dass Ihr die Marschallin nicht zum Weib nehmen werdet, dann, wie ich erneut betone, hofft dass er fällt, wenn er helfen sollte. Der Vorwurf der Fahnenflucht jedoch ist kein geringer und falls Ihr wirklich nicht vorhabt gen Praios zu gehen, kehrt in Eure Baronie zurück und verschanzt Euch, wenn die Marschallin weitere Gefolgsleute schickt um Eurer habhaft zu werden. Ja, vielleicht solltet Ihr sogar an seinen Wechsel der Landschaft denken, denn bei den Zwölfen in Alveran, unter Eurer Liebe für die Freiheit sitzt nun der Marschallin Nichte im Kerker und ich werde sie befreien."


Autor: vivar

León de Vivars schöne Stirn umwölkte sich bei dieser Rede mehr und mehr. Dann hellte sich seine Miene plötzlich auf und er richtete sich im Sattel auf. „Hat sich“, sprach er laut, „kaum den ersten Flaum vom Kinn geschabt und gibt schon älteren, mächtigeren und mit der Klinge flinkeren Männern ungefragt Ratschläge, wie sie ihr Leben zu führen haben. Das nenn‘ ich mit rondrianischem Heldenmut gesprochen wie ein echter Hofjunker, Domnito!“

Er gab Ferando Meeltheuer das Lächeln zurück, aber kein leichtes, xeledonisches, sondern ein herzliches, unbekümmertes, breit die schneeweißen Zähne zeigendes, so als seien sie beste Compadres und alles mithin nur ein Scherz. Dann wurde er wieder schlagartig ernst, blickte seinen Begleiter eindringlich an und sagte: „Mit der Marschallin Nichte tut, was Ihr wollt – von ihrer Base Leonora lasst besser Eure Griffel. Ad primum habt Ihr genug damit zu schaffen, Euren Stammsitz zu erobern, ad secundum ist Leonora meine Knappin und zu meinen Ämtern gehört es, für sie zu sorgen und ad tertium könnte sie es mir übel nehmen, wenn ich nicht in personam ihre Rettung betriebe.“

Ferando Meeltheuer würdigte den Vivar keiner Antwort, sondern…


Autor: Meeltheuer

…blickte zu dem Novadi: "Wie ist Eure Entscheidung bezüglich der Situation der Base unserer Marschallin?"


Autor: vivar

Shahîm Al'Shirasgan hob die Hände. „Bei allen Djinnim der Djehennah, da habt Ihr Euch aber in einen Kamelfladen gelegt, o edler León de Vivar – mit solcher Wucht, dass es bis zu mir gespritzt ist! Denn ich hatte eigentlich nicht vor, länger als unbedingt notwendig in dieser unwirtlichen Wildnis umher zu streifen. Aber nicht nur Euer Ross, sondern auch Euer Schicksal wurde vom All-Einen in meine Hände gelegt und es wäre Frevel, diese Bürde leichten Mutes abzulehnen.

Im Namen Rastullahs werde ich Euch im Kampf um das Leben der kleinen Berglöwin beistehen. Doch dafür ist der gewaltsame Angriff auf den Alcazar nicht der Beste unter vielen möglichen Wegen. Bisweilen ist der mäandernde Weg der Sandotter besser als der gerade des Löwen. Dennoch scheint letzterer für Euch der Einzige zu sein. Sagt mir daher, o Herr der Mehlsäcke, was gewinne ich im Kampf um den Alcazar Eurer Familia?“


Autor: Meeltheuer

Bei den Worten von Shahîm runzelte Ferando leicht die Stirn um sich im Ross aufzurichten und ihm in die Augen zu sehen. "Eure Männer werden, nachdem das Tor geöffnet wurde, hineinstürmen und den Widerstand endgültig brechen. Vorab wird eine kleine Gruppe in das Castillo eindringen und dafür sorgen, dass eben jene Pforte die Ihr durchschreiten werdet, aufgetan wird. Was es anbelangt zu siegen? Nun, zum einen würdet Ihr in der Gunst der Marschallin erneut steigen, denn Ihr hattet Anteil an ihrer Rettung. Hinzu gebe ich an, dass Ihr danach, sofern sich der Baron aus dem Taubental Euch nicht widersetzt, ihn gen Praios mitnehmen könntet, was erneut einen Ansehensgewinn für Euch in den Augen der Marschallin bedeutet, denn Ihr habt den von ihr gegebenen Auftrag zu ihrer Zufriedenheit erfüllt.

Auch könnt Ihr dann der Marschallin mitteilen, dass gen Firun die Lage so bereinigt wurde, dass ihr Heer von dort keine Angriffe zu erwarten hat und sich voll und ganz darauf konzentrieren kann das Lumpenpack aus der schönen Südpforte zu treiben.

Sofern Ihr nicht den Wunsch habt es anders anzugehen, so bitte ich Euch mir zu folgen, auf dass wir zur Tat schreiten mögen, denn je mehr Zeit durch Satinavs Hörner vergeht, desto mehr muss der Baron um die Sicherheit seiner Knappin sorgen, für die er ja verantwortlich ist." Er warf einen kurzen Blick zu León bei den letzten Worten.


Autor: vivar

„Ich verstehe, o Sohn der Tatenlust!“, nickte der Al'Shirasgan. „Indem meine Silberschilde Eure Reihen verstärken, könnt Ihr den Schleier der Fremdherrschaft leichter von Eurem Lehnsland reißen und Euch der Marschallin und der gesamten Nobleza als würdiger Nachfolger Eures Vaters präsentieren – es wäre wahrlich ein Jammer, wenn Ihr alleine losziehen und scheitern solltet und dieses urtümliche... dieses urtümlich schöne Land weiterhin der Geißel gottloser Taifados untertan bliebe.“

Er dachte laut nach: „Damit gewähre ich Euch einen Gefallen, aus dem ich im Augenblick keinen Gewinn ziehe, denn die Errettung der jungen Berglöwin aus dem Bau der Schakale ließe sich auf anderem Wege gefahrloser und schneller bewerkstelligen. Doch wenn Ihr dereinst Baron auf dem Alcazar Brigellawacht seid, mag die Zeit kommen, da ich Eure Schuld einlösen werde. Also will ich es zufrieden sein, bei Rastullah! Lasst uns aufbrechen!“