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Der junge Ragathsqueller hatte sich in stolzer Haltung an die Spitze des Aufgebots gesetzt und führte es, ohne dass dies zwingend notwendig gewesen wäre, absichtlich eine Zeit lang an der Grenze zur Dominie der Harmamunds entlang. Beim unbedeutenden Weiler [[Grioli]], dessen Hütten zwar auf dem Grund und Boden seiner Familia standen, dessen Felder aber überwiegend in der Harmamunder Dominie lagen, so dass die hiesigen Eigenleute gleich zwei Herrschaften Frondienst leisten mussten, waren einige Hörige damit beschäftigt, die Stämme kahler Olivenbäume mit wärmenden Säcken zu umwickeln. Eslam führte das Aufgebot mitten durch den Ort, vorbei an den gaffenden und tuschelnd die Köpfe zusammensteckenden Eigenhörigen. Er konnte sich sicher sein, dass die Kunde von diesem bewaffneten Heerzug in Kürze auch Morena von Harmamund erreichen würde und dieser erst einmal einige Sorgenfalten auf die Stirn treiben würde. | Der junge Ragathsqueller hatte sich in stolzer Haltung an die Spitze des Aufgebots gesetzt und führte es, ohne dass dies zwingend notwendig gewesen wäre, absichtlich eine Zeit lang an der Grenze zur Dominie der Harmamunds entlang. Beim unbedeutenden Weiler [[Grioli]], dessen Hütten zwar auf dem Grund und Boden seiner Familia standen, dessen Felder aber überwiegend in der Harmamunder Dominie lagen, so dass die hiesigen Eigenleute gleich zwei Herrschaften Frondienst leisten mussten, waren einige Hörige damit beschäftigt, die Stämme kahler Olivenbäume mit wärmenden Säcken zu umwickeln. Eslam führte das Aufgebot mitten durch den Ort, vorbei an den gaffenden und tuschelnd die Köpfe zusammensteckenden Eigenhörigen. Er konnte sich sicher sein, dass die Kunde von diesem bewaffneten Heerzug in Kürze auch Morena von Harmamund erreichen würde und dieser erst einmal einige Sorgenfalten auf die Stirn treiben würde. | ||
'''Wenig später auf dem [[Castillo Quazzano]]''' | |||
Kurz hinter dem Ortsausgang waren hinter den weiten schneebedeckten Äckern bereits die vier spitzen, schindelgedeckten Türme des weiß gekalkten Schlosses Quazzano zu sehen. Gar so schutzlos wie es der gräfliche Castellan Rondrigo beschrieben hatte, schien es indes nicht zu sein. Es war früher augenscheinlich durchaus einmal eine wehrhafte Burg gewesen, die dann erst zu einem bequemeren und repräsentativeren Schloss umgebaut worden war. Nichtsdestotrotz waren seine Mauern sicher fast zehn Schritt hoch. Von den Reitern des gräflichen Aufgebots war noch nichts zu entdecken. Entweder diese waren irgendwo aufgehalten worden, hatten einen falschen Weg eingeschlagen oder aber sie befanden sich bereits im Hofe des Castillos. | Kurz hinter dem Ortsausgang waren hinter den weiten schneebedeckten Äckern bereits die vier spitzen, schindelgedeckten Türme des weiß gekalkten Schlosses Quazzano zu sehen. Gar so schutzlos wie es der gräfliche Castellan Rondrigo beschrieben hatte, schien es indes nicht zu sein. Es war früher augenscheinlich durchaus einmal eine wehrhafte Burg gewesen, die dann erst zu einem bequemeren und repräsentativeren Schloss umgebaut worden war. Nichtsdestotrotz waren seine Mauern sicher fast zehn Schritt hoch. Von den Reitern des gräflichen Aufgebots war noch nichts zu entdecken. Entweder diese waren irgendwo aufgehalten worden, hatten einen falschen Weg eingeschlagen oder aber sie befanden sich bereits im Hofe des Castillos. | ||
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Damit stapfte er an ihm vorbei, und neigte das Haupt vor Tsaya di Lacara. „Praios zum Gruße, Excelencia. Verzeiht unseren Überfall, doch ist uns unterwegs ein Missgeschick wiederfahren.“ Kurz blickte er vielsagend an sich herab. „Erlaubt daher, dass ich gleich zur Sache komme: mein Name ist Servando Cronbiegler, Caballero im Dienste Seiner Hochwohlgeboren, Graf Brandil von Ehrensteins. Wir sind auf der Suche nach Rifada da Vanya.“ | Damit stapfte er an ihm vorbei, und neigte das Haupt vor Tsaya di Lacara. „Praios zum Gruße, Excelencia. Verzeiht unseren Überfall, doch ist uns unterwegs ein Missgeschick wiederfahren.“ Kurz blickte er vielsagend an sich herab. „Erlaubt daher, dass ich gleich zur Sache komme: mein Name ist Servando Cronbiegler, Caballero im Dienste Seiner Hochwohlgeboren, Graf Brandil von Ehrensteins. Wir sind auf der Suche nach Rifada da Vanya.“ | ||
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Rifada da Vanya", fragte Tsaya di Lacara irritiert und runzelte die Stirn. "Ich kenne sie nicht! Allenfalls vielleicht aus den Erzählungen Seiner Eminenz!" | |||
Sie blickte den jungen Caballero einen Moment mit durchdringenden und forschenden Augen an, dann fuhr sie fort: "Aber Meister Praiolob hier, der Secretarius Seiner Eminenz, berichtete mir vorhin, dass die anderen Mitglieder des Hauses da Vanya den Illuminatus der heiligen Suprema auf der Suche nach jenem Ketzer begleiteten, der das Kloster unserer seelsorgenden Schwestern und Brüdern vom Orden der Heiligen Noiona niedergebrannt hat." | |||
Sie wies auf einen gabelbärtigen alten Mann im weißen Gewand eines Laiendieners der Suprema, der hinter ihr langsam die Treppe herabkam. | |||
"Verzeiht Euer Hochwürden", sagte dieser mit leiser Stimme und schüttelte den Kopf. "Aber ich muss hier widersprechen, um einem Missverständnis vorzubeugen: "Nur Dom Lucrann, der Neffe Seiner Eminenz, sowie Domnatella Gujadanya, seine Großnichte, begleiteten den Illuminatus auf seiner Suche nach dem Ketzer. Domna Richeza von Scheffelstein, die ebenfalls kurz hier zugegen war, ritt mit einem von Seiner Eminenz in Auftrag gegebenen und von mir verfassten Schreiben hinüber nach Burg Harmamund, um dort die Freisetzung von Domna Belisetha zu erwirken - der Schwester des Illuminatus. Obwohl dies bereits einige Tage her ist, sind die beiden Domnas bislang nicht hier eingetroffen. Domna Rifada - nach der der junge Rittsmann wohl sucht - war schon seit fast zwei Jahren nicht mehr hier, obwohl Domna Richeza eigentlich ihr Eintreffen angekündigt hatte. Auch sie muss also scheinbar mittlerweile als vermisst gelten, und langsam beginnen wir uns über den Verbleib der Herrschaften Sorgen zu machen." | |||
Die Praetorin starrte den Alten überrascht an - aber dass er als langjähriger Diener der Kirche nichts als die Wahrheit gesagt hatte, stand für sie außer Frage. Jetzt hatte sie selbst ein paar Fragen, denn das Ganze wurde ja langsam ominös und besorgniserregend. Die Gegenwart des Großinquisitors wurde auf dem Kaiserlichen Hoftag in seiner Heimatstadt erwartet! "Warum sucht Ihr nach Rifada da Vanya, junger Mann?", wandte sie sich nun misstrauisch an Servando Cronbiegler. "Gibt es Gründe, die das offensichtliche Verschwinden der gesamten Familia da Vanya erklären können? Ihr habt doch sicher einen schriftlichen Befehl Eures Herrn, des Grafen, dabei?" Sie streckte fordernd die Hand aus, in der Annahme, das gewünschte Dokument auf der Stelle überreicht zu bekommen. | |||
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