Bodar Sfandini: Unterschied zwischen den Versionen
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Dem kaisertreuen Dom Bodar gelang es in den Folgejahren, fast autokratisch zu regieren. Die Gefangennahme seiner größten Konkurrenten Assiref, Albizzi, Galandi und die Gebrüder Tournaboni durch Truppen der Taladuris im Travia [[Annalen:1032|1032]] brachte fast jede Opposition im Hohen Rat zu erliegen. Nicht wenige munkelten, dass der Vertragsbruch von ''[[Loredellos Raufer]]n'', welcher die Geiselnahme erst möglich gemacht hatte, vom Schreibtisch des Ratsmeisters aus diktiert worden war. Auch der nie aufgeklärte Mord am greisen Stadtkämmerer [[Riario von Bleichenwang]] wurde von manch böser Zunge Dom Bodar angelastet. | Dem kaisertreuen Dom Bodar gelang es in den Folgejahren, fast autokratisch zu regieren. Die Gefangennahme seiner größten Konkurrenten Assiref, Albizzi, Galandi und die Gebrüder Tournaboni durch Truppen der Taladuris im Travia [[Annalen:1032|1032]] brachte fast jede Opposition im Hohen Rat zu erliegen. Nicht wenige munkelten, dass der Vertragsbruch von ''[[Loredellos Raufer]]n'', welcher die Geiselnahme erst möglich gemacht hatte, vom Schreibtisch des Ratsmeisters aus diktiert worden war. Auch der nie aufgeklärte Mord am greisen Stadtkämmerer [[Riario von Bleichenwang]] wurde von manch böser Zunge Dom Bodar angelastet. | ||
Dass zur gleichen Zeit ein Umsturzversuch während des Gilbornslaufs zu verhindern, wurde Dom Bodar besonders von den einfachen Bürgern Punins - denen die städtischen Ausrufer und die im Druckhaus der Sfandini verlegten [[Meldungen | Dass zur gleichen Zeit ein Umsturzversuch während des Gilbornslaufs zu verhindern, wurde Dom Bodar besonders von den einfachen Bürgern Punins - denen die städtischen Ausrufer und die im Druckhaus der Sfandini verlegten [[Meldungen des Hauses Yaquirblick]] immer wieder die heldenhaften Leistungen des Ratsmeisters eintrichterten - hoch angerechnet. Im Hohen Rat gewann daraufhin die offen selindiantreue ''Ratsmeisterpartei'' - inzwischen verstärkt durch den aus dem Exil zurückgekehrten [[Donato der Jüngere Galandi|Donato den Jüngeren]] - die Kampfabstimmungen um die Schlüsselpositionen gegen die eher Rohaja zuneigenden ''Comerciantes'', weil die ''Konzilianten'' unter Führung des [[Alrico Veracis]] einem offenen Eklat ablehnten. | ||
Im Praios [[Annalen:1033|1033]] gewann {{PAGENAME}} mit überwältigender Mehrheit erneut die Ratsmeisterwahl und konnte bis zu den berüchtigten ''Puniner Unruhen'' im Praios [[Annalen:1034|1034]] seine Machtbasis auf Kosten anderer noch verbreitern. Eines Tages platzten jedoch die aus [[Taladur]]er Gefangenschaft frei gekommenen Ratsherren [[Abdul Assiref]] und [[Ridolfo Albizzi]] in die Sitzung, beschuldigten die Räte als treulos und wettern gegen Ratsmeister [[Bodar Sfandini]], dass er "am Rockzipfel des Kaisers hänge" und Wahlbetrug begangen habe. Es kam es zu Tumulten, so dass die Ratssitzung von der Stadtgarde aufgelöst werden musste. | Im Praios [[Annalen:1033|1033]] gewann {{PAGENAME}} mit überwältigender Mehrheit erneut die Ratsmeisterwahl und konnte bis zu den berüchtigten ''Puniner Unruhen'' im Praios [[Annalen:1034|1034]] seine Machtbasis auf Kosten anderer noch verbreitern. Eines Tages platzten jedoch die aus [[Taladur]]er Gefangenschaft frei gekommenen Ratsherren [[Abdul Assiref]] und [[Ridolfo Albizzi]] in die Sitzung, beschuldigten die Räte als treulos und wettern gegen Ratsmeister [[Bodar Sfandini]], dass er "am Rockzipfel des Kaisers hänge" und Wahlbetrug begangen habe. Es kam es zu Tumulten, so dass die Ratssitzung von der Stadtgarde aufgelöst werden musste. |
Version vom 11. August 2013, 13:21 Uhr
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Dom Bodar Sfandini war ein Puniner Druckermeister und bis zu seiner Ermordung im Praios 1034 Ratsmeister von Punin.
Curriculum Vitae
Mit dem Aufkommen und der immer stärkeren Verbreitung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern und Bleiplatten begann auch der Aufstieg der alteingesessenen Puniner Sippe Sfandini von kleinbürgerlichen Cittadini (sie waren vorher unbedeutende Lohnschreiber und Buchbinder) bis an die Spitze der städtischen Bourgeoisie.
Bodars Vater Quaracchi Sfandini, der Begründer der heute aventurienweit bekannten Druckerei Sfandini Erben & Cie., war als erster das Wagnis eingegangen, zwei der neuartigen und sündteuren Druckpressen anzuschaffen, die in der Werkstatt der Sfandinis aufgestellt wurden und auf denen später epochale Werke wie die "Encyclopaedia Magica" der Academia der Hohen Magie oder die vom Puniner Schlangentempel herausgegebene Festschrift "1000 Jahre Neues Reich" gedruckt wurden.
Überhaupt avancierten die ruhmreiche Magierakademie und die großen Tempel zu den besten Kunden der Sfandinis, aber auch die Stadt selbst ließ ihre öffentlichen Verlautbarungen nun durch sein Haus publizieren. Inzwischen hat sich die damals riskante Investition mehr als gerechnet und die beiden alten Pressen wurden längst durch modernere Exemplare aus Angbarer Fertigung ersetzt, auf denen auch die lokale Journaille Yaquirblick sowie zahlreiche Flugblätter oder die beliebten 4-Taler-Novellen gedruckt werden, denn in einer Stadt wie Punin, in der die Fähigkeit zu Lesen weit verbreitet ist, gilt die Lektüre von Büchern schon lange nicht mehr als alleiniges Privileg der Magier oder der Geweihtenschaft.
Durch die Errungenschaft der Buchdruckkunst stieg die personenstarke Familia Sfandini von ihrem Stato her, also ihrem gesellschaftlichen und politischen Rang innerhalb der Stadt, der auch auf der Teilhabe an Regierungsämtern und einem möglichst weiten Netz von Anhängern und Clienten beruht, bis fast in den Rang der ersten Häuser der Stadt auf. Schon Quarrachi Sfandini hatte sich zum Schutz und Wahrung seines Wohlstandes - wie es in Punin üblich ist - unter die Fittiche eines Adelsgeschlechtes begeben, um als Client dessen Protection zu genießen, was ihm die Zahlung einer jährlichen Schutzsumme wert war.
Dom Bodar hielt an dieser Entscheidung seines Vaters fest, die die Sfandinis, wie viele andere Familias aus den nördlichen Stadtzehnteln auch, als Schutzbefohlene an die Familia di Madjani band. Er ließ seiner Familia einen neuen beindruckenden Palacio direkt an der Via Larga bauen, für dessen Platzbedarf zehn alte Bürgerhäuser niedergerissen wurden und konnte sich dennoch seine Reputation als 'Mann des Volkes' aus bescheidenen Verhältnissen bewahren. Seine Gemahlin Fhadime, die er im Jahre der Kaiserkrönung Hals I. kennenlernte, entstammte gar einem verarmten Caballerogeschlecht aus der Reichsmark Amhallas - vielleicht rührt daher die tiefe Abneigung, die Bodar als erklärter Novadifeind gegen alle Rastullahgläubigen und gegen die Besatzer der Reichsmark im besonderen empfindet.
Zusätzlich zu seinem rhetorischen Talent, das Bodar Sfandini zunächst als Zunftmeister der Drucker & Buchbinder, dann als gewählter Procurador von Tempelhof und somit auch als Mitglied des Hohen Rats fast zwangsläufig erwarb, entwickelte er auch eine schriftstellerische Begabung, der er unter wechselnden Pseudonymen als Verfasser gefürchteter Pamphlete gegen die Novadis oder zu deren Glauben konvertierten Landsleuten frönt. Aber auch einige der von ihm herausgegebenen 4-Taler-Novellen, sogar mithin die meistverkauften, entstammen insgeheim Dom Bodars eigener Feder, in denen die Novadis meist als blutsaufende Monster dargestellt werden, denen am Ende ein einzelner almadanischer Held vom Kaliber El'Fenneqs den Garaus macht.
Der Reichsverräter Khorim Uchakbar oder der amhallassidische Wesir Charim-Said werden in seinen Werken sogar namentlich verunglimpft. Durch seine politische Ausrichtung genießt Bodar, den viele zumindest in die ideologische Nähe der Hüter des Almadins rücken, den Respekt und die Freundschaft mehrerer Magnaten aus dem Kreis der Reconquistadores, die ihn herzlich beglückwünschten, als er sich bei der Ratsmeisterwahl des Jahres 1028 BF gegen seine größten politischen Rivalen Abdul Assiref und Ridolfo Albizzi, sowie deren Protegé Amando Dhachmani de Vivar durchsetzen konnte.
Selbst als im Jahr darauf sein totgeglaubter Schutzherr Gonzalo di Madjani zurückkehrte, an dessen Stelle Dom Bodar in einer vorgezogenen Wahl zum Ersten Bürger bestimmt worden war, beließ dieser seinen Parteigänger in Amt und Würden, was viele verwunderte.
Dem kaisertreuen Dom Bodar gelang es in den Folgejahren, fast autokratisch zu regieren. Die Gefangennahme seiner größten Konkurrenten Assiref, Albizzi, Galandi und die Gebrüder Tournaboni durch Truppen der Taladuris im Travia 1032 brachte fast jede Opposition im Hohen Rat zu erliegen. Nicht wenige munkelten, dass der Vertragsbruch von Loredellos Raufern, welcher die Geiselnahme erst möglich gemacht hatte, vom Schreibtisch des Ratsmeisters aus diktiert worden war. Auch der nie aufgeklärte Mord am greisen Stadtkämmerer Riario von Bleichenwang wurde von manch böser Zunge Dom Bodar angelastet.
Dass zur gleichen Zeit ein Umsturzversuch während des Gilbornslaufs zu verhindern, wurde Dom Bodar besonders von den einfachen Bürgern Punins - denen die städtischen Ausrufer und die im Druckhaus der Sfandini verlegten Meldungen des Hauses Yaquirblick immer wieder die heldenhaften Leistungen des Ratsmeisters eintrichterten - hoch angerechnet. Im Hohen Rat gewann daraufhin die offen selindiantreue Ratsmeisterpartei - inzwischen verstärkt durch den aus dem Exil zurückgekehrten Donato den Jüngeren - die Kampfabstimmungen um die Schlüsselpositionen gegen die eher Rohaja zuneigenden Comerciantes, weil die Konzilianten unter Führung des Alrico Veracis einem offenen Eklat ablehnten.
Im Praios 1033 gewann Bodar Sfandini mit überwältigender Mehrheit erneut die Ratsmeisterwahl und konnte bis zu den berüchtigten Puniner Unruhen im Praios 1034 seine Machtbasis auf Kosten anderer noch verbreitern. Eines Tages platzten jedoch die aus Taladurer Gefangenschaft frei gekommenen Ratsherren Abdul Assiref und Ridolfo Albizzi in die Sitzung, beschuldigten die Räte als treulos und wettern gegen Ratsmeister Bodar Sfandini, dass er "am Rockzipfel des Kaisers hänge" und Wahlbetrug begangen habe. Es kam es zu Tumulten, so dass die Ratssitzung von der Stadtgarde aufgelöst werden musste.
In den folgenden Tagen wurde ein Ratsmitglied, das zur Disente-Fraktion Assirefs und Albizzis gezählt wurde, grausam ermordet. Die Lage eskalierte in offenen Straßenkämpfen, bis der Ratsmeister, der inzwischen offen und stolz seine Mitgliedschaft im Bund der Hüter des Almadin bekannte, Kaiser Hal II. um Hilfe bat. Kurz darauf wurde auch Dom Bodar ermordet. Der Kaiser erieß eine Reihe von Gesetzen, die für Ordnung in Punin sorgen sollten, vor allem aber die Kontrolle von Garden, Recht und Gesetz in die Hände von Dom Vesijo de Fuente y Beiras legten, der mit fast unbegrenzten Vollmachten ausgestattet zum Valedor [Vulg.-Bosp.: Beschützer] von Punin bestallt wurde.
Charakter
Dank seines politischen Geschicks und einer zahlreichen Klientel innerhalb und außerhalb des Rathauses war Dom Bodar zeitweise in der glücklichen Lage, die innere und äußere Politik Punins weitestgehend nach seiner Vorstellung lenken zu können, ohne dass er dafür städtische Sanktionen zu befürchten hätte. Anders als seine beiden adligen Amtsvorgänger oder der korrupte Assiref strebte er auch nicht danach, das überlieferte Verfassungsgefüge oder die Gesetze Punins zu ändern, sondern verstand sich als Bürger unter Bürgern, allenfalls vielleicht als Erster unter Gleichen.
Dies macht ihn für seine Feinde schwer angreifbar - allenfalls der zum Rastullahglauben konvertierte Feron Galandi klagte erfolreich gegen die Schließung und Niederreißung des Rastullah-Bethauses, womit er sich erst recht die unversöhnliche Abneigung Dom Bodars zuzog.
Dom Bodars engster Vertrauter war - neben seiner Tochter Elea - der uralte Stadtkämmerer Riario von Bleichenwang, ebenfalls ein Gefolgsmann der Madjanis.
In einem Land wie Almada, in dem Stellung und Einfluss nicht auf der Tatkraft des einzelnen, sondern auf dem Zusammenwirken aller Mitglieder eines Hauses beruhen, gilt eine kinderreiche Familia als Segen, denn je kopfstärker ein Haus ist, umso größer sind seine Chancen politisches Gewicht nicht nur zu erlangen, sondern auch zu bewahren. Bodar und Fhadime Sfandini konnten in dieser Hinsicht den Guten Göttern dankbar sein, nur bedingt aber für den Charakter ihrer Nachkommenschaft: Während Elea, die geschäftstüchtige Erstgeborene, heute an ihres Vaters statt die Druckerei Sfandini Erben & Cie. führt und ebenfalls bereits Mitglied des Hohen Rats der Domna ist, verschrieb sich der Zweitgeborene Rahjiano als Bücherwurm dem Studium der Astrologie und empfing die niederen Weihen der Hesindekirche. Bodars Versuch den Jungen doch noch für die Politik zu gewinnen, schlug spektakulär fehl, als er sich dem horasischen Adligen und Feldherrn Horasio della Pena, zu dem man ihn eigentlich als städtischen Delegat ausgeschickt hatte, stattdessen als Sterndeuter und Hof-Astrologe andiente, als der er bis heute in Unterfels weilt.
Noch mehr Kopfzerbrechen bereitete Bodar sein zweiter Sohn, Laurenzio, der ein stadtbekannter Valposjünger und Trunkenbold ist und allenfalls die Wertschätzung der Wirte Punins genießt. Ebenfalls zum engeren Kreis der Familia des Ratsmeisters gehört noch Lucca, sein Neffe und einziger Sohn seines bereits verstorbenen Bruders Nicodemo, der der Besitzer der stadtbekannten Taberna Reichsmark Amhallas ist und als solcher wenigstens ein wachsames Auge auf Laurenzio und dessen ebenso nichtsnutzige Freunde haben kann, die sich Luccas Etablissement zu ihrem Stammlokal und Treffpunkt auserkoren haben.
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