Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 15: Unterschied zwischen den Versionen
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'Wird nicht noch der letzte Brief zurückgesandt, fällt der Schlehdorn unter der Axt. An jedem Tag des Wartens dürstet er und verliert Ast um Ast und Blatt um Blatt.' Er faltete das Papier und verschloss es mit Siegelwachs, ohne ein Siegel hineinzudrücken. Sogleich adressierte er die Briefe mit dem Schriftzug ''Epistula citata ad Rifada da Vanya'' und steckte sie seiner Mutter zu. "Schickt diese nach Wildenfest und Schrotenstein. Irgendwo muss sich die Frau ja aufhalten." Blieb zu hoffen, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war und verstand, was mit der Botschaft gemeint war. Und dass sie tatsächlich wusste, wo die Briefe seiner Mutter sich befanden. Immerhin war die Botschaft unverfänglich genug, dass man ihnen daraus kaum einen Strick drehen konnte, wenn sie in die falschen Hände fiel. Schlehen gab es genug in [[Kaiserlich Selaque|Selaque]], und Bäume zu fällen war kein Verbrechen. | 'Wird nicht noch der letzte Brief zurückgesandt, fällt der Schlehdorn unter der Axt. An jedem Tag des Wartens dürstet er und verliert Ast um Ast und Blatt um Blatt.' Er faltete das Papier und verschloss es mit Siegelwachs, ohne ein Siegel hineinzudrücken. Sogleich adressierte er die Briefe mit dem Schriftzug ''Epistula citata ad Rifada da Vanya'' und steckte sie seiner Mutter zu. "Schickt diese nach Wildenfest und Schrotenstein. Irgendwo muss sich die Frau ja aufhalten." Blieb zu hoffen, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war und verstand, was mit der Botschaft gemeint war. Und dass sie tatsächlich wusste, wo die Briefe seiner Mutter sich befanden. Immerhin war die Botschaft unverfänglich genug, dass man ihnen daraus kaum einen Strick drehen konnte, wenn sie in die falschen Hände fiel. Schlehen gab es genug in [[Kaiserlich Selaque|Selaque]], und Bäume zu fällen war kein Verbrechen. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Sie waren gut vorangekommen, nachdem sie nur wenig nach [[Mercenario]]s aufgebrochen waren. Beinahe hätte man diese sogar noch eingeholt, denn immerhin war man im Gegensatz zu diesen vollständig beritten. Doch schien [[Hernán von Aranjuez]] ein gutes Tempo vorzulegen, sodass es dann bergab trotz der Rösser doch nicht mehr ganz gereicht hatte. Die Spuren, auf die man am Fuße stieß, waren freilich noch frisch, und führten hinein ins Tal der [[Familia da Vanya|da Vanyas]]. Manch einer mochte vielleicht kurz gen Osten geblickt haben, als man selbst die Rösser gen Westen wandte, endlich flacheres Terrain vor sich. | |||
Die Stimmung war freilich etwas merkwürdig. Einerseits gelöst, da man sich auf dem Heimweg befand, und auch wenn man noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone befand: welche [[Ferkina|Wilden]] würden es schon wagen, auf freiem Feld ein Dutzend schwer gewappnete Reiter anzugreifen? Und man hatte ja auch den Auftrag erfolgreich ausgeführt, Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig ä. H.|Romina]] und darüber hinaus auch Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] und die [[Zaida de las Dardas y Sangrin|kleine Waldwachterin]] waren gerettet. Andererseits war der Abschied alles andere als erfreulich gewesen, und die Reibereien, die es von Beginn an zwischen [[Rondrigo vom Eisenwalde]] und Hernán von Aranjuez gegeben hatte, hatten schließlich ihren Höhepunkte gefunden. Und mancher mochte bei aller Erleichterung auch irgendwo tief in seinem Inneren das Gefühl verspüren, dass man sich hier vorzeitig aus dem Staube machte, derweil andere zurück blieben und sich weiterhin mit wahnsinnigen Ferkinas und wilden Domnas herumschlagen mussten. | |||
Immerhin, es dauerte nicht lange, da kam der Hauptort der Baronie in Sicht, Selaque, mit dem Castillo Albacim darüber auf dem Berg Albamonte. Nun mochte sich doch auch noch ein Gefühl der Beklommenheit in mancher Magengrube breit machen, hatten doch beinahe alle mehr oder weniger ausführlich gehört, was vor nicht allzu langer Zeit auf Castillo da Vanya geschehen war. Wie würde Praiosmin von Elenta nun sie empfangen? | |||
Ganz sicher schien sich auch des [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Grafens]] Castellan, Rondrigo vom Eisenwalde nicht zu sein, ritt er doch an der Spitze der kleinen Gruppe neben Gendahar von Streitzig mit einer Miene, als gelte es eine Schlacht zu schlagen. Einzig [[Servando Cronbiegler]] schien bester Stimmung, sah er sich doch bereits als strahlender Held in [[Ragath]]. Nun musste ihn Domna [[Rahjada Mera von Ehrenstein-Streitzig ä. H.|Rahjada]] schließlich beachten, immerhin hatte er ihre kleine Schwester gerettet. Nun ja, nicht ganz alleine, aber er hatte seinen Anteil gehabt, im Gegensatz zu all den anderen Lakaien und Speichelleckern bei Hofe, welche die mittlere Grafentochter so ausgiebig umschwärmten. | |||
Freilich hatte er darüber nicht seine Pflichten als [[Caballero]] vergessen, und sein Ross neben das Domna Rominas gesetzt, wo er nun den beiden Damen erklärte, was es über Castillo Albacim, welches man ob der Farbe seiner Gemäuer die „Weiße Brünne“ nannte, und wo die Vogte des kaiserlichen Eigengutes residierten, zu wissen gab. Wenn es um den hesinde- und nandusgefällige Ausbildung ging, war er gewiss nicht der Begabteste gewesen – um nicht zu sagen, stets einer der Letzten in seiner Klasse – doch die Historie, und damit verbunden die Örtlichkeiten, wo sich diese zugetragen hatte, hatte ihn stets interessiert. | |||
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Version vom 24. April 2012, 07:00 Uhr
In der Baronie Selaque, 2. Rondra 1033 BF
Auf Burg Albacim
Autor: von Scheffelstein
"Jawohl, wir haben ihn, Hochgeboren!" Der Gardist grinste breit. "Es war nicht schwer, ihn zu fangen."
"Wo habt Ihr ihn gefunden?" fragte Praiosmin von Elenta.
"Nicht weit von Elenta. Auf einer Bergweide. Das ganze Gesinde der da Vanyas scheint sich dort versteckt zu haben." Wieder zeigte der Mann zwei Reihen weißer Zähne. "Sie haben einen Verletzten, und irgendsoein Mädchen hat in Elenta nach Kräutern und so Zeug gefragt. Nandoro hat sie erkannt als eine von den Küchenmägden der da Vanya. Er hatte mal was mit ihrer Schwester und ..."
"Ja, ja", unterbrach die Reichsvogtin den Mann, die sich ganz offenbar keine Details irgendeiner fleischlichen Affäre anhören wollte. "Ihr habt vermutlich das Mädchen ausgefragt und euch zu der Weide bringen lassen."
"So könnte man das auch nennen", erklärte der Soldknecht mit verschlagenem Grinsen.
"Hat es Tote gegeben?", mischte sich Aureolus in das Gespräch ein. Bislang hatte er sich im Hintergrund gehalten, aber er fürchtete, dass seine Mutter sich allzu schnell mit der Gefangennahme Dom Berengars zufrieden geben und die wichtigen Fragen nicht stellen würde.
Der Gardist runzelte die Stirn und warf Aureolus einen ungehaltenen Blick zu, hielt er ihn doch nur für einen Gemeinen, der das Glück hatte, von seiner mildherzigen Herrin als Mündel angenommen worden zu sein. Wenn der wüsste! "Eure Hochgeboren, einige von dem Gesindel haben Widerstand geleistet. Wir haben ihnen einen Denkzettel verpasst", wandte der Mann sich an Aureolus Mutter.
"Habt Ihr Blut vergossen?", fragte Aureolus erneut und erntete einen ungehaltenen Blick des Soldknechts, doch da auch seine Mutter den Mann fragend ansah, zuckte der mit den Schultern. "Irgendein altes, dickes Weib ... äh ... also, die hat sich vors Pferd geworfen, als wir den Schlehener mitnahmen. Sie wurde von einem der Hufe am Kopf getroffen. War sofort tot, fürchte ich. Zwei, drei Burschen und Frauen sind dann auf uns losgegangen, einen haben wir niederstrecken müssen."
"Das war sehr dumm", erklärte Aureolus mit finsterer Miene. Jedes unnötige Blutvergießen konnte in dieser heiklen Angelegenheit von übelmeinenden Rechtsverdrehern gegen seine Mutter ausgelegt werden. Immerhin hatten die Gardisten auf sein Anraten hin einfache Söldnerkleidung getragen und nicht die Farben Elentas. Und sie hatten dem Gefangenen einen Sack über den Kopf gezogen, als sie ihn hergebracht hatten. Dennoch: Sie hätten alle Gemeinen erschlagen sollen oder keinen. "Was ist mit dem Mädchen, das dieser ... Nandoro erkannt hat?", fragte er weiter. "Habt ihr sie laufen gelassen?"
"Wo denkt Ihr hin?", erwiderte der Soldknecht verärgert. "Haltet Ihr uns für dumm? Wir haben sie mitgebracht und in den Kerker gesteckt.
Aureolus rieb sich das Kinn, an dem noch immer kein Bart wachsen wollte, obwohl er vor wenigen Wochen seinen sechzehnten Tsatag erlebt hatte. Sie hatten also Berengar von Schlehen in ihrer Gewalt und damit möglicherweise ein Druckmittel gegen Rifada da Vanya. Allerdings gab es noch keine Spur von den Briefen. Die Frau, die sie ausgesandt hatten, um in Ragath die Soldlisten durchzugehen und sich bei Ludovigo Sforigan, dem bekanntesten Söldnerführer Almadas, nach einem Mercenario namens 'Anzunares' oder so ähnlich zu erkundigen, würde frühestens in zwei bis drei Tagen zurück sein, und selbst, wenn sie eine Taube sandte, war die Antwort nicht viel früher zu erwarten. Dabei wäre es so ein Leichtes, die verlorenen Briefe von einem dämonischen Diener aufspüren zu lassen oder eine von Mordaza Maranetas Kreaturen nach ihnen auszusenden.
"Wo ist die da Vanya jetzt?", wandte Aureolus sich an den Gardisten. "Rifada da Vanya? War sie nicht unter den Leuten auf der Weide?"
Der Soldknecht schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte er akzeptiert, dass es der Junge war, der anstelle der Vogtin hier die Fragen stellte. "Wir haben die Leute gefragt. Ihr Gesinde wusste nicht, wo sie sich befindet. Sie kommt und geht, scheint es. Zuletzt haben sie sie vor einigen Tagen gesehen. Sie hat ein paar Burschen mitgenommen und ist in die Berge gezogen. Anscheinend treibt sich da noch mehr von ihrer Sippe rum, jedenfalls hat sie wohl was von ihrem Sohn gesagt und einer Nichte ..."
"Wann war das?", unterbrach ihn Aureolus.
"Keine Ahnung."
"Wohin in die Berge wollte sie?"
Der Mann zuckte mit den Schultern. Aureolus runzelte die Stirn. Es war entscheidend, zu wissen, ob die Leute die da Vanya vor oder nach seiner Begegnung mit ihr in der Höhle gesehen hatten. Denn wohin sollten sie den Brief schicken, indem sie der da Vanya die Gefangennahme ihres Mannes mitteilten? Verflucht, wenn nur nicht alles so verdammt eilig wäre! So vieles konnte sich binnen weniger Tage ereignen, und jede Stunde, die die Briefe verloren waren, wuchs das Risiko, dass sie in falsche Hände gelangten.
Aureolus trat an den Secretair seiner Mutter, nahm zwei Bögen Papier aus einer Schublade und schrieb in zweifacher Ausfertigung mit verstellter Schrift in möglichst einfachen Lettern:
'Wird nicht noch der letzte Brief zurückgesandt, fällt der Schlehdorn unter der Axt. An jedem Tag des Wartens dürstet er und verliert Ast um Ast und Blatt um Blatt.' Er faltete das Papier und verschloss es mit Siegelwachs, ohne ein Siegel hineinzudrücken. Sogleich adressierte er die Briefe mit dem Schriftzug Epistula citata ad Rifada da Vanya und steckte sie seiner Mutter zu. "Schickt diese nach Wildenfest und Schrotenstein. Irgendwo muss sich die Frau ja aufhalten." Blieb zu hoffen, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war und verstand, was mit der Botschaft gemeint war. Und dass sie tatsächlich wusste, wo die Briefe seiner Mutter sich befanden. Immerhin war die Botschaft unverfänglich genug, dass man ihnen daraus kaum einen Strick drehen konnte, wenn sie in die falschen Hände fiel. Schlehen gab es genug in Selaque, und Bäume zu fällen war kein Verbrechen.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Sie waren gut vorangekommen, nachdem sie nur wenig nach Mercenarios aufgebrochen waren. Beinahe hätte man diese sogar noch eingeholt, denn immerhin war man im Gegensatz zu diesen vollständig beritten. Doch schien Hernán von Aranjuez ein gutes Tempo vorzulegen, sodass es dann bergab trotz der Rösser doch nicht mehr ganz gereicht hatte. Die Spuren, auf die man am Fuße stieß, waren freilich noch frisch, und führten hinein ins Tal der da Vanyas. Manch einer mochte vielleicht kurz gen Osten geblickt haben, als man selbst die Rösser gen Westen wandte, endlich flacheres Terrain vor sich.
Die Stimmung war freilich etwas merkwürdig. Einerseits gelöst, da man sich auf dem Heimweg befand, und auch wenn man noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone befand: welche Wilden würden es schon wagen, auf freiem Feld ein Dutzend schwer gewappnete Reiter anzugreifen? Und man hatte ja auch den Auftrag erfolgreich ausgeführt, Domna Romina und darüber hinaus auch Dom Gendahar und die kleine Waldwachterin waren gerettet. Andererseits war der Abschied alles andere als erfreulich gewesen, und die Reibereien, die es von Beginn an zwischen Rondrigo vom Eisenwalde und Hernán von Aranjuez gegeben hatte, hatten schließlich ihren Höhepunkte gefunden. Und mancher mochte bei aller Erleichterung auch irgendwo tief in seinem Inneren das Gefühl verspüren, dass man sich hier vorzeitig aus dem Staube machte, derweil andere zurück blieben und sich weiterhin mit wahnsinnigen Ferkinas und wilden Domnas herumschlagen mussten.
Immerhin, es dauerte nicht lange, da kam der Hauptort der Baronie in Sicht, Selaque, mit dem Castillo Albacim darüber auf dem Berg Albamonte. Nun mochte sich doch auch noch ein Gefühl der Beklommenheit in mancher Magengrube breit machen, hatten doch beinahe alle mehr oder weniger ausführlich gehört, was vor nicht allzu langer Zeit auf Castillo da Vanya geschehen war. Wie würde Praiosmin von Elenta nun sie empfangen? Ganz sicher schien sich auch des Grafens Castellan, Rondrigo vom Eisenwalde nicht zu sein, ritt er doch an der Spitze der kleinen Gruppe neben Gendahar von Streitzig mit einer Miene, als gelte es eine Schlacht zu schlagen. Einzig Servando Cronbiegler schien bester Stimmung, sah er sich doch bereits als strahlender Held in Ragath. Nun musste ihn Domna Rahjada schließlich beachten, immerhin hatte er ihre kleine Schwester gerettet. Nun ja, nicht ganz alleine, aber er hatte seinen Anteil gehabt, im Gegensatz zu all den anderen Lakaien und Speichelleckern bei Hofe, welche die mittlere Grafentochter so ausgiebig umschwärmten.
Freilich hatte er darüber nicht seine Pflichten als Caballero vergessen, und sein Ross neben das Domna Rominas gesetzt, wo er nun den beiden Damen erklärte, was es über Castillo Albacim, welches man ob der Farbe seiner Gemäuer die „Weiße Brünne“ nannte, und wo die Vogte des kaiserlichen Eigengutes residierten, zu wissen gab. Wenn es um den hesinde- und nandusgefällige Ausbildung ging, war er gewiss nicht der Begabteste gewesen – um nicht zu sagen, stets einer der Letzten in seiner Klasse – doch die Historie, und damit verbunden die Örtlichkeiten, wo sich diese zugetragen hatte, hatte ihn stets interessiert.
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