2.897
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
(Steves Beitrag) |
||
Zeile 139: | Zeile 139: | ||
Die Angesprochene erhob sich höflich, strich dem kleinen Praiodor kurz beruhigend übers Haar und wandte sich Hernán zu. | Die Angesprochene erhob sich höflich, strich dem kleinen Praiodor kurz beruhigend übers Haar und wandte sich Hernán zu. | ||
"Es gibt nichts zu verzeihen, Baron, ich habe mich gestern recht früh zurückgezogen. Ich war ein wenig erschöpft." Sie strich sich eine Strähne des momentan glanzlosen und störrischen Haars hinter das Ohr. Wer sie kannte, sah deutlich ihren Gewichtsverlust und konnte ermessen, wie sehr sie gerade untertrieb. Nur ihre eisblauen Augen, den Augen ihrer Mutter so ähnlich, strahlten unverändert. "Lasst mich | "Es gibt nichts zu verzeihen, Baron, ich habe mich gestern recht früh zurückgezogen. Ich war ein wenig erschöpft." Sie strich sich eine Strähne des momentan glanzlosen und störrischen Haars hinter das Ohr. Wer sie kannte, sah deutlich ihren Gewichtsverlust und konnte ermessen, wie sehr sie gerade untertrieb. Nur ihre eisblauen Augen, den Augen ihrer Mutter so ähnlich, strahlten unverändert. | ||
"Lasst mich Euch danken, Dom Hernán, danke, dass ihr hierher zurückgeritten seid, um mich zu suchen, obwohl es bestimmt aussichtslos erschien. Ich werde es Euch niemals vergessen." Sie lächelte verlegen und strich die widerspenstige Strähne abermals zurück. "Ich hab übrigens vorzüglich geschlafen, nur dieses Netz, ich glaube es heißt Hängematte, könnt ihr gern zurücknehmen. Lieber schlafe ich auf dem Boden, in dem Dinge bricht man sich ja das Kreuz." | |||
Wärenddessen hat Dom Servando den Knaben Praiodor kurzerhand auf den Baumstumpf gesetzt und ihm die Schüssel Haferbrei in die Hand gedrückt. Sofort begann der Kleine mit guten Appetit zu essen. Servando setzte sich neben ihn und sah ihm schmunzelnd zu. | Wärenddessen hat Dom Servando den Knaben Praiodor kurzerhand auf den Baumstumpf gesetzt und ihm die Schüssel Haferbrei in die Hand gedrückt. Sofort begann der Kleine mit guten Appetit zu essen. Servando setzte sich neben ihn und sah ihm schmunzelnd zu. | ||
Zeile 149: | Zeile 152: | ||
Stattdessen lächelte er sachte über ihre Worte hinsichtlich der Hängematte. „Es ist in der Tat eine gewöhnungsbedürftige Schlafstatt, doch auf Dauer dem Boden vorzuziehen. Einerlei, ich gehe davon aus, dass Dom Rondrigo Euer Hochgeboren zunächst ins nahe Selaque nach Castillo Albacim bringen wird. Dort wird man gewiss mit etwas angemessenerem denn einer Hängematte aufwarten können, und dann sind es über Schrotenstein nur noch zwei, höchstens drei Tagesritte bis nach Ragath.“ | Stattdessen lächelte er sachte über ihre Worte hinsichtlich der Hängematte. „Es ist in der Tat eine gewöhnungsbedürftige Schlafstatt, doch auf Dauer dem Boden vorzuziehen. Einerlei, ich gehe davon aus, dass Dom Rondrigo Euer Hochgeboren zunächst ins nahe Selaque nach Castillo Albacim bringen wird. Dort wird man gewiss mit etwas angemessenerem denn einer Hängematte aufwarten können, und dann sind es über Schrotenstein nur noch zwei, höchstens drei Tagesritte bis nach Ragath.“ | ||
Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina | Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina mitzunehmen? Offen gestanden kann ich sie hier nicht brauchen …“ | ||
---- | ---- | ||
Zeile 155: | Zeile 158: | ||
Romina wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. | Romina wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. | ||
"Wieso wird Dom Rondrigo mich nach Selaque bringen?" Sie schaute kurz in die Richtung, in der der Castellan vorher noch stand, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Dom Hernan. "Was genau geht hier vor? Ihr wollt doch nicht hierbleiben und mit den paar Bewaffneten gegen die Ferkinas ziehen? So wie ich den Castellan kenne, wird er zu meinem Schutz alle Gräflichen mitnehmen. Ich kenne | "Es macht mir nichts aus, auf dem Boden oder einem Strohsack zu schlafen. Ich habe das in meiner Knappenschaft unzählige Male getan, also macht Euch um meine Bequemlichkeit keine Sorgen." Dachte der Mann, sie wäre eine ihrer verzärtelten Schwestern? | ||
"Wieso wird Dom Rondrigo mich nach Selaque bringen?" Sie schaute kurz in die Richtung, in der der Castellan vorher noch stand, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Dom Hernan. "Was genau geht hier vor? Ihr wollt doch nicht hierbleiben und mit den paar Bewaffneten gegen die Ferkinas ziehen? So wie ich den Castellan kenne, wird er zu meinem Schutz alle Gräflichen mitnehmen. Ich kenne Euren Ruf, daher weiß ich, dass Ihr in Kriegsdingen erfahren seid, doch dort draußen sind so viele Ferkinas wie noch nie unterwegs. Die kennen und nutzen die Unwegsamkeit der Berge, wie sie es vorher nie taten. Es wird ein Heer brauchen, um dener Herr zu werden. Was wollt Ihr ausrichten?" | |||
Sie hatte sich in Rage geredet. Gendahar warf ihr von der Seite einen überraschten Blick zu. So kannte er sie nicht. Sonst war sie immer zurückhaltend, hörte zu und ließ sich gut führen. Das war die Streitzig in ihr. Er musste grinsen und betrachtete interessiert den Condottiere. | |||
Doch Romina hatte noch ein weiteres Ziel im Auge. Ihr Blick wanderte flammend zu Domna Morena. | Doch Romina hatte noch ein weiteres Ziel im Auge. Ihr Blick wanderte flammend zu Domna Morena. | ||
"Mit allem Respekt vor Euch und Eurer Familia, Domna von Harmamund, muss ich Euch sagen, daß ich es 'unverständlichst'' finde, dass Ihr das verantwortungslose Verhalten der Praiosmin von Elenta unterstützt. Wir könnt ''Ihr'', als Nichte des Marschalls von Almada, nicht sehen, dass diese unselige Fehde die Lage noch viel schlimmer macht? Abgesehen davon, dass Ihr keine Ahnung habt, mit wem sich diese von Praios verlassene Frau alles angelegt hat." | |||
Das brachte sie gedanklich zu Dom Hernán zurück. "Was Euch und Eure Truppen betrifft, Dom Hernán, ich möchte, dass Ihr mich und meine Begleiter, und dazu zählt auch meine neue wilde Freundin, mindestens nach Castillo Albacim bringt. Noch lieber wäre es mir, wenn Ihr uns bis Ragath begleitet. Und was Golshan betrifft, solltet Ihr Euren Männer sagen, dass alle hier ihr viel verdanken, denn wäre sie nicht gewesen, hättet Ihr mich mitten aus einem Ferkinalager aus dem Zelt des Schamanen herausholen dürfen und höchstwahrscheinlich unter ... ," sie brach ab, ihre Lider flatterten, als die Erinnerung sie überkam. Sie riss sich zusammen, hatte aber deutlich den Faden verloren. | |||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | ||
"... unter noch schwierigen Umständen aus den Bergen heraus holen müssen", griff ihr Onkel den Faden auf und legte Romina seinen Arm um die Schulter. "Seid also noch einmal des Danks der Ehrensteins und Streitzigs versichert." Bisher hatte er sich erstaunt und erheitert | "... unter noch schwierigen Umständen aus den Bergen heraus holen müssen", griff ihr Onkel den Faden auf und legte Romina seinen Arm um die Schulter. "Seid also noch einmal des Danks der Ehrensteins und Streitzigs versichert." Bisher hatte er sich erstaunt und erheitert zurückgelehnt angesichts des kleinen Wutausbruchs seiner Nichte, der ihm nicht ungelegen kam, da ihn Morena von Harmamund den Großteil des Frühstücks mit ihren Erzählungen und Fragen in Beschlag genommen hatte. Rominas Worte der streitlustigen Domna gegenüber hatten ihm selbst ein ums andere Mal auf der Zunge gelegen, nur die Cortezia hatte ihn daran gehindert, sie gegenüber Domna Morena auszusprechen. Nun aber endlich wandte auch er sich an sie. | ||
Scheinbar erschrocken fuhr Domna Morena in die Höhe. "Gütige Travia, was sagt Ihr da? Nein, in der Tat, davon hatte ich keine Kenntnis!" Sie blickte bestürzt von einem zum anderen. "Sie berichtete nur von den Umsturzplänen der Junkerin da Vanya, die ihre Leute auf die Losung eingeschworen habe: Nieder mit Praiosmin!" Sie schüttelte den Kopf. "Aber dass Ihr Zorn auch vor Unbeteiligten keinen Halt machte, habe ich nicht geahnt... obwohl, wenn ich es mir recht überlege, kam sie mir stets sehr unbeherrscht und geradezu maßlos in ihrem Eifer vor. Darum bin ich mit der Botschaft meines Onkels auch nicht zu ihr gegangen, sondern habe ihre Burg heimlich verlassen und bin schnurstracks zu Seiner Wohlgeboren de Aranjuez geritten!" Sie führte eine knappe Verbeugung vor dem Erwähnten aus. "Dies alles heißt allerdings nicht, dass Domna Praiosmins Anschuldigungen gegenüber der Vanyadalerin haltlos sind, da diese sicherlich auch nicht die Ausgeburt eine treuen Vasallen ist! Nun, die Vorwürfe werden zu klären sein, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, aber bis dahin sollten die Fehden und Streitigkeiten zwischen Almadanern beigelegt werden. Dies hat mein Onkel ja zum Glück klargestellt, | "Man hat vermutlich vergessen, Euch zu unterrichten, dass Praiosmin im Castillo da Vanya auch uns festnehmen lassen wollte, die wir mit den Streitereien in dieser Vogtei nicht das Geringste zu tun haben. Die Taten und Motive der Vogtin erscheinen in der Tat äußerst fragwürdig!" | ||
Scheinbar erschrocken fuhr Domna Morena in die Höhe. "Gütige Travia, was sagt Ihr da? Nein, in der Tat, davon hatte ich keine Kenntnis!" Sie blickte bestürzt von einem zum anderen. "Sie berichtete nur von den Umsturzplänen der Junkerin da Vanya, die ihre Leute auf die Losung eingeschworen habe: Nieder mit Praiosmin!" Sie schüttelte den Kopf. "Aber dass Ihr Zorn auch vor Unbeteiligten keinen Halt machte, habe ich nicht geahnt ... obwohl, wenn ich es mir recht überlege, kam sie mir stets sehr unbeherrscht und geradezu maßlos in ihrem Eifer vor. Darum bin ich mit der Botschaft meines Onkels auch nicht zu ihr gegangen, sondern habe ihre Burg heimlich verlassen und bin schnurstracks zu Seiner Wohlgeboren de Aranjuez geritten!" Sie führte eine knappe Verbeugung vor dem Erwähnten aus. "Dies alles heißt allerdings nicht, dass Domna Praiosmins Anschuldigungen gegenüber der Vanyadalerin haltlos sind, da diese sicherlich auch nicht die Ausgeburt eine treuen Vasallen ist! Nun, die Vorwürfe werden zu klären sein, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, aber bis dahin sollten die Fehden und Streitigkeiten zwischen Almadanern beigelegt werden. Dies hat mein Onkel ja zum Glück klargestellt, sodass den beiden die Streitlust hoffentlich alsbald vergeht. Domna Romina, in diesem Punkt seht Ihr mich also völlig an Eurer Seite!" | |||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | ||
Hernán von Aranjuez hob sachte die dunklen Brauen, offensichtlich überrascht ob des plötzlichen Ausbruches der jungen Grafentochter. Entschuldigend neigte er sein Haupt doch kam er gar nicht dazu, sein Bedauern über diese Fehleinschätzung zu formulieren, da Domna Romina sogleich | Hernán von Aranjuez hob sachte die dunklen Brauen, offensichtlich überrascht ob des plötzlichen Ausbruches der jungen Grafentochter. Entschuldigend neigte er sein Haupt, doch kam er gar nicht dazu, sein Bedauern über diese Fehleinschätzung zu formulieren, da Domna Romina sogleich fortfuhr, zunächst an ihn, dann an Domna Morena und dann wieder an ihn gewandt. Schließlich griff auch noch Dom Gendahar in das Gespräch ein, an durchaus pikanter Stelle, wie dem Baron und Junker nicht entgangen war, wenn auch die Höflichkeit gebot, nicht weiter nachzuhaken. | ||
Die Einlassungen der Harmamunderin beachtete er indes nicht weiter, schließlich blieb ihm mutmaßlich noch ausreichend Gelegenheit, sich damit auseinander zu setzen. Stattdessen neigte abermals das Haupt vor Domna Romina: „Ich bitte um Verzeihung, falls ich | Die Einlassungen der Harmamunderin beachtete er indes nicht weiter, schließlich blieb ihm mutmaßlich noch ausreichend Gelegenheit, sich damit auseinander zu setzen. Stattdessen neigte abermals das Haupt vor Domna Romina: „Ich bitte um Verzeihung, falls ich Eure Hochgeboren falsch eingeschätzt haben sollte. Es lag mir gewiss fern, Euch zu nahe zu treten. Was freilich alles weitere betrifft …“, sah er sich kurz um „… so kann ich Euren Wünschen bedauerlicherweise nicht nachkommen. Dom Rondrigos Auftrag lautet, Euch wohlbehalten nach Ragath zu bringen. Er und die verbliebenen … sieben … Bewaffneten Eures Hohen Vaters sind beritten, wohingegen der Großteil meiner Leute zu Fuß unterwegs ist. Folglich würden wir Euch nur aufhalten, dort wo Schnelligkeit am sichersten ist. Ihr werdet also von uns an Rössern nehmen, was nötig ist, sodass Ihr tagsüber gut voran kommt, um jeweils vor Einbruch der Dunkelheit die Castillos Albacim und Schrotenstein zu erreichen. Habt Ihr erst einmal Schrotenstein erreicht, seid Ihr in Sicherheit. Mir hingegen hat Seine Exzellenz Dom Gwain befohlen, hier zu bleiben.“ | ||
Er zuckte mit den Schultern. Zweifellos wäre er auch lieber gen Ragath gezogen, um sodann der Kaiserlichen Hochzeit in Punin beizuwohnen, denn mit vielleicht dreißig Mercenarios noch länger hier zu verharren, aber Befehl war nun einmal Befehl. | Er zuckte mit den Schultern. Zweifellos wäre er auch lieber gen Ragath gezogen, um sodann der Kaiserlichen Hochzeit in Punin beizuwohnen, denn mit vielleicht dreißig Mercenarios noch länger hier zu verharren, aber Befehl war nun einmal Befehl. „Außerdem …“, fügte er sodann mit einem nachdenklichen Blick in Richtung des [[Djer Kalkarif]] hinzu, „… habe ich noch Leute dort draußen. Ich kann sie nicht einfach zurück lassen.“ | ||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | ||
Romina war froh um den stützenden Arm des Onkels, unmerklich lehnte sie sich ein wenig an. Sie hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, Hilfe anzunehmen, doch es riss an ihrem Stolz, wenn jemand sie für verweichlicht hielt. Sie seufzte leise und nickte der Harmamunderin etwas fahrig zu, um dann wieder Dom | Romina war froh um den stützenden Arm des Onkels, unmerklich lehnte sie sich ein wenig an. Sie hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, Hilfe anzunehmen, doch es riss an ihrem Stolz, wenn jemand sie für verweichlicht hielt. Sie seufzte leise und nickte der Harmamunderin etwas fahrig zu, um dann wieder Dom Hernán ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. Man sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie atmete tief durch, ihr Blick war entschlossen. | ||
"Natürlich könnt ihr | |||
"Natürlich könnt ihr Eure Männer nicht zurücklassen, ich wäre die Letzte, die soetwas verlangen würde und natürlich habt ihr Recht, was die Schnelligkeit betrifft. Glaubt mir, ich bin froh, wenn ich diese Berge hinter mir lassen kann. Doch es gibt etwas, was mir wichtig erscheint, aber nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist. Dürften mein Onkel und ich euch kurz alleine sprechen?" | |||
Sie schaute zu Gendahar und wieder zurück zum Baron. | Sie schaute zu Gendahar und wieder zurück zum Baron. | ||
Dom Hernán nickte, drückte ein gelangweiltes "Gewiss..., | |||
Dom Hernán nickte, drückte ein gelangweiltes "Gewiss ..., Euer Hochwohlgeboren", durch die Zähne und wandte sich einem der Zelte zu. Romina sah ihm überrascht nach, schluckte trocken und meinte: | |||
"Mir ist nicht gut", sie hielt sich an ihrem Onkel fest. "Ich muss mich kurz hinsetzen." Was sie auch tat. "Verzeiht, Dom Hernán. Ich glaube, wir müssen das Gespräch verschieben, so wichtig war es ja auch nicht." Sie sah zu Dom Servando hoch und reichte ihm die Hand. "Bringt mich in mein Zelt, Dom Servando, ich werde mich hinlegen, bis wir aufbrechen." | "Mir ist nicht gut", sie hielt sich an ihrem Onkel fest. "Ich muss mich kurz hinsetzen." Was sie auch tat. "Verzeiht, Dom Hernán. Ich glaube, wir müssen das Gespräch verschieben, so wichtig war es ja auch nicht." Sie sah zu Dom Servando hoch und reichte ihm die Hand. "Bringt mich in mein Zelt, Dom Servando, ich werde mich hinlegen, bis wir aufbrechen." | ||
Eilfertig machte sich der Caballero daran, der Comtessa hochzuhelfen und sie zu ihrem Zelt zu bringen. | Eilfertig machte sich der Caballero daran, der Comtessa hochzuhelfen und sie zu ihrem Zelt zu bringen. | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Moritatio nahm mit gequältem Gesichtsausdruck das Frühmahl entgegen, das der kleine Waldwachter Plagegeist für ihn zusammengeklaubt hatte, und biss gierig einen Happen von dem Brot ab. Er betrachtete Zaida einen Moment lang forschend, während er kaute, da er hoffte, dass diese das Interesse verlieren und wieder von dannen ziehen würde, wenn er ihr nicht umgehend antwortete. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht - sie starrte ihn auffordernd und neugierig an. | |||
"Also gut, kleiner Naseweis!", antwortete er ihr und verdrehte die Augen. "Ich werde dir nun etwas sagen, was zwischen uns beiden bleibt und niemanden sonst etwas angeht, ja?" Er hielt ihr mahnend den Zeigefinger vors Gesicht, um zu unterstreichen, dass er das mit der Geheimhaltung wirklich ernst meinte. | |||
"Ich kann nicht mit dir zu den anderen hinüber gehen, aus zweierlei Gründen. Der erste Grund ist Richeza. Sie und ich hatten gestern abend eine ... äh, Unterredung, nach der ich ihr besser nicht mehr unter die Augen treten möchte. Bohr deshalb nicht weiter - solche Dinge geschehen nunmal zwischen Männern und Frauen. Wenn du noch ein paar Jahre älter bist, wirst du verstehen, was ich meine. Und der zweite - noch schwerer wiegende - Grund ist die fremde Domna, die dort mit euch zusammen sitzt und isst. Sie ist eine alte Feindin unserer Familia und du kannst deine vorwitzige Nase darauf verwetten, daß sie nicht so nett ist, wie sie dir gegenüber vielleicht tut. Ganz im Gegenteil - sie und ihresgleichen führen fast immer Schlechtes im Schilde, was allein ihrem eigenen Vorteil und anderer Leute Schaden dient! Dass sie sich hier - auf unserem Grund und Boden - herumtreibt, | |||
wird seine Gründe haben und zwar gewiß keine angenehmen. Sie kennt mich, seit ich etwa so alt war wie du, und da ich sie sofort wiedererkannt habe, muss ich befürchten, dass sie mich umgekehrt ebenso erkennen würde. Deshalb - aber auch wegen Richeza - ist es besser, wenn ich jetzt so schnell wie möglich abreise. Ob ich euch noch bis Ragathsquell begleite oder nicht, macht keinen Unterschied - ihr habt jetzt ja genug Bedeckung um euch herum. Entbiete Dom Gendahar und auch | |||
Dom Hernan, dem Anführer dieses Lagers hier, einen Gruß von mir - aber erst wenn ich fort bin und vor allem, wenn die fremde Domna außer Hörweite ist. Auf die Comtessa wirst du ja ohnehin wie auf deinen Augapfel achtgeben - ich hoffe, sie irgendwann einmal wiederzusehen ... denn ich meine, sie ist ja wirklich eine sehr sehr ... äh, nette Frau." | |||
Er hatte gerade noch die Kurve gekriegt, da Zaida, wie er sie einschätzte, seine Worte sicher buchstabengetreu vor der Comtessa wiederholen würde - da wollte er sich besser nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. "Richeza werde ich sowieso früher oder später wiedersehen - aber es ist besser, bis dahin etwas Zeit ins Land gehen zu lassen", vollendete er betont lässig seine Verabschiedungsfloskeln. | |||
'Hoffentlich tut es bis dahin nicht mehr so elend weh ...', dachte er in Wahrheit stumm bei sich. | |||
Bearbeitungen