Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 33: Unterschied zwischen den Versionen
(beitrag von beiras eingefügt) |
K (richtiger bonaventura) |
||
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<center><big><big>'''''Die Weinprobe</big></big><br><br> | <center><big><big>'''''Die Weinprobe</big></big><br><br> | ||
''Wie Zaida die alte Xsarsa vor Domna Romina brachte. Wie diese der Mhanah gestattete, den Schönen Baron vor aller Augen zu untersuchen. Von den ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden der Zahoris. Wie Domna Chaziani der Domna Fiona ihr Wirken in dieser Angelegenheit gestand und um Vergebung bat. Wie sich zwischen Dom Franco und Domna Romina ein Streit über die Vertrauenswürdigkeit der alten Zahori entspann. Wie die alte Xsarsa ihre drei Bedingungen nannte. Wie Domna Romina diese ohne Zaudern annahm. Wie Domna Fiona dazu aufrief, Heilmittel für den Schönen Baron zu suchen und wahrlich ungewöhnliche Fundorte nannte. Wie sich einige tapfere Gäste trotz der späten Stunde und des Unwetters dazu bereit erklärten.</center><br> | ''Wie Zaida die alte Xsarsa vor Domna Romina brachte. Wie diese der Mhanah gestattete, den Schönen Baron vor aller Augen zu untersuchen. Von den ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden der Zahoris. Wie Domna Chaziani der Domna Fiona ihr Wirken in dieser Angelegenheit gestand und um Vergebung bat. Wie sich zwischen Dom Franco und Domna Romina ein Streit über die Vertrauenswürdigkeit der alten Zahori entspann. Wie die alte Xsarsa ihre drei Bedingungen nannte. Wie Domna Romina diese ohne Zaudern annahm. Wie Domna Fiona dazu aufrief, Heilmittel für den Schönen Baron zu suchen und wahrlich ungewöhnliche Fundorte nannte. Wie sich einige tapfere Gäste trotz der späten Stunde und des Unwetters dazu bereit erklärten. Wie Domna Chaziani mit dem Kater Lucrandir Zwiegespräch führte.</center><br> | ||
==[[Baronie Taubental]], 4. Travia 1033 BF== | ==[[Baronie Taubental]], 4. Travia 1033 BF== | ||
Zeile 161: | Zeile 161: | ||
Damit hatte Domna Romina gerechnet. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie dieses unansehliche Weib zu dem Baron ließ. Man sagt, Hexen wären entweder strahlend schön oder abgrundtief hässlich. Sollte die Vogelscheuche keine Hexe sein, würde sie dem Sterbenden nicht nützen, aber auch nicht schaden. | Damit hatte Domna Romina gerechnet. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie dieses unansehliche Weib zu dem Baron ließ. Man sagt, Hexen wären entweder strahlend schön oder abgrundtief hässlich. Sollte die Vogelscheuche keine Hexe sein, würde sie dem Sterbenden nicht nützen, aber auch nicht schaden. | ||
Romina wandte sich Domna Aisha zu. Das kühle Blau ihrer Augen wurde von dem Weißblau ihrer Junkertracht unterstützt. "Verehrte Domna von Franfeld, natürlich entschuldige ich Eure für die Sache bestimmt äußerst wertvolle Einmischung. Ich erkläre euch ausgesprochen gerne, warum ich tue, was ich tue." Die Comtessa blinzelte. "Da es nicht statthaft gewesen wäre, den Baron zu der Zahori zu bringen, die übrigens die einzigen Heilerin ist, derer wir bisher habhaft werden konnten", sie legte übertrieben kokett den Kopf schief, "und da ich aber auch den schönen Tempel um den Baron nicht abreißen lassen wollte, war es unerlässlich, die zugegeben nicht allzu ansehliche Frau Rahjas Domizil betreten zu lassen." Sie schenkte Domna Aisha ihr schönstes [[Familia von Streitzig ä.H.|Streitziglächeln]] und wartete ruhig auf eine Reaktion. | Romina wandte sich Domna Aisha zu. Das kühle Blau ihrer Augen wurde von dem Weißblau ihrer Junkertracht unterstützt. "Verehrte Domna von Franfeld, natürlich entschuldige ich Eure für die Sache bestimmt äußerst wertvolle Einmischung. Ich erkläre euch ausgesprochen gerne, warum ich tue, was ich tue." Die Comtessa blinzelte. "Da es nicht statthaft gewesen wäre, den Baron zu der Zahori zu bringen, die übrigens die einzigen Heilerin ist, derer wir bisher habhaft werden konnten", sie legte übertrieben kokett den Kopf schief, "und da ich aber auch den schönen Tempel um den Baron nicht abreißen lassen wollte, war es unerlässlich, die zugegeben nicht allzu ansehliche Frau Rahjas Domizil betreten zu lassen." Sie schenkte Domna Aisha ihr schönstes [[Familia von Streitzig ä. H.|Streitziglächeln]] und wartete ruhig auf eine Reaktion. | ||
---- | ---- | ||
Zeile 201: | Zeile 201: | ||
Die Alte hatte Domna Romina endlich losgelassen. Unbeirrt der bösen Worte und misstrauischen Blicke der Gäste, schlurfte sie an der Grafentochter vorbei und blieb vor dem in heiligem Schlummer ruhenden Taubentaler Baron stehen. Während sie ihn mit auf dem Rücken veschränkten Händen studierte, sprach sie mit reibeiserner Stimme: "Ob die alte Xsarsa diesem jungen Khabla helfen kann oder nicht, ist noch nicht gewiss. Aber das habe ich schon gesagt, nicht wahr? Zunächst wollen wir herausfinden, um was für ein Gift es sich handelt. Von dem, was Zaida auf dem Weg hierher erzählte, hat die alte Xsarsa da so einen Verdacht, aber wir brauchen Gewissheit, wenn wir einen Gegentrank brauen wollen! Sonst ist womöglich der ganze Aufwand für die Katz!" | Die Alte hatte Domna Romina endlich losgelassen. Unbeirrt der bösen Worte und misstrauischen Blicke der Gäste, schlurfte sie an der Grafentochter vorbei und blieb vor dem in heiligem Schlummer ruhenden Taubentaler Baron stehen. Während sie ihn mit auf dem Rücken veschränkten Händen studierte, sprach sie mit reibeiserner Stimme: "Ob die alte Xsarsa diesem jungen Khabla helfen kann oder nicht, ist noch nicht gewiss. Aber das habe ich schon gesagt, nicht wahr? Zunächst wollen wir herausfinden, um was für ein Gift es sich handelt. Von dem, was Zaida auf dem Weg hierher erzählte, hat die alte Xsarsa da so einen Verdacht, aber wir brauchen Gewissheit, wenn wir einen Gegentrank brauen wollen! Sonst ist womöglich der ganze Aufwand für die Katz!" | ||
Beim Wort "Katz" zuckte Bonaventura | Beim Wort "Katz" zuckte Bonaventura XXV., der entkräftet auf einem Diwan Platz genommen hatte, zusammen. Die Catalinenser warfen einander verstohlene Blicke zu. | ||
"Nun denn", fuhr Xsarsa fort, "der Hergang ist mir dank Zaidas Erzählungen bereits bekannt: Euer Baron ist den ganzen Abend lustig und froh, wie es Rahja gefällt, er trinkt Wein aus seinem Becher, den ihm ein Kind immer wieder auffüllt - Warum tun eigentlich bei Euch Verrugos die Kleinen so viel und die Großen so wenig? Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wer dem Kind den Wein gegeben hat und diesen Ehrlosen gesucht? - Bestimmt habt ihr das, ihr seid ja alle so hochgeboren und -gescheit." | "Nun denn", fuhr Xsarsa fort, "der Hergang ist mir dank Zaidas Erzählungen bereits bekannt: Euer Baron ist den ganzen Abend lustig und froh, wie es Rahja gefällt, er trinkt Wein aus seinem Becher, den ihm ein Kind immer wieder auffüllt - Warum tun eigentlich bei Euch Verrugos die Kleinen so viel und die Großen so wenig? Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wer dem Kind den Wein gegeben hat und diesen Ehrlosen gesucht? - Bestimmt habt ihr das, ihr seid ja alle so hochgeboren und -gescheit." | ||
Zeile 583: | Zeile 583: | ||
Er blickte in die Runde und sah erhobene Augenbrauen. "Es ist doch bereits zuvor angesprochen worden, dass der Drahtzieher einer unter uns sein könnte... Ich für meine Person werde in Gedanken bei den Suchenden sein und mich hier im Ort zur Verfügung halten." Er hielt seiner Gattin den Arm hin, die sich einhakte und schritt langsam davon, um den Tempel zu verlassen. | Er blickte in die Runde und sah erhobene Augenbrauen. "Es ist doch bereits zuvor angesprochen worden, dass der Drahtzieher einer unter uns sein könnte... Ich für meine Person werde in Gedanken bei den Suchenden sein und mich hier im Ort zur Verfügung halten." Er hielt seiner Gattin den Arm hin, die sich einhakte und schritt langsam davon, um den Tempel zu verlassen. | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Thallian|damotil]] | |||
Melisandra beobachtete den Aufbruch der Questatores mit leicht nachdenklichem Blick. Aber immerhin kehrte nun in den Tempel der liebreizenden Göttin wieder so etwas wie Ruhe und Frieden ein. Die Rahjadiener widmeten sich immer noch Dom León und erflehten die Hilfe der jungen Göttin durch Tanz und Gesang, während die restlichen geladenen Gäste, sofern sie nicht den Tempel mit einer Aufgabe verlassen hatten, sich wieder auf Polster, Kissen und Bänken niederließen. Noch immer stand vielen der Schreck über die Ereignisse ins Gesicht geschrieben und von einer rahjanischen Stimmung war man derzeit so weit entfernt wie bei einem Grablegungsdienst im Puniner Borontempel. | |||
Aber Lamentieren würde nicht helfen. Sie hatte einen Plan mit Domna Fiona gefasst und es galt nun diesen umzusetzen. So begab sie sich etwas abseits der anderen verbliebenen Gäste auf ein Kissenlager und richtete ihren Blick auf die prachtvolle, farbenfrohe Statue der tanzenden Rahja. Bevor sie sich anschickte, im Geiste nach ihrem Gefährten zu rufen, versenkte sie sich in Zwiesprache und Gebet mit der Göttin. Eine Weile rang sie stumm in Gedanken mit ihrer Schuld, ihrem Anteil an den Geschehnissen und dem Frevel eines Mordes an einem heiligen Ort der heiteren Göttin. Schließlich erneuerte sie unten stummen Tränen ihr Gelöbnis, das sie zuvor schon Domna Fiona gegenüber gegeben hatte, dass sie diese Art von Geschäften von nun an niemals mehr wieder akzeptieren würde, ungeachtet aller Konsequenzen die dies mit sich ziehen mochte. Aber sie flehte die Göttin auch um Mitleid für den Baron an, um Kraft und Stärke für seinen Leib und dass jene, die ausgezogen waren, um Hilfe zu bringen, von Erfolg gekrönt zurückkehren mochten. | |||
„Lucrandir...“, murmelte sie eine Weile später in Gedanken und rief nach ihrem Vertrauen, ihrem Seelengefährten, von dem sie alsbald spürte, dass er gar nicht weit entfernt weilte. Doch er schien unwillig ob ihres Rufes. Hatte er gerade ein Kätzchen umworben? Es war einerlei. Aus ihrer Erinnerung beschwor sie das Bild der rothaarigen Handelspartnerin herauf und forderte mit aufwallendem Zorn den prachtvollen aranischen Kater auf, sich auf das Pilgerfeld zu begeben und diese zu suchen. Aber wie es nun mal dem Wesen der eigenwilligen Fellträger entspricht, bei denen auch die Vertrauten der Nachtschönen keine Ausnahme machten, ganz im Gegenteil eher, zierte dieser sich. Umständlich musste Melisandra ihre Situation für den Gefährten in verständliche Gedanken und Gefühle übersetzen und an ihn übermitteln, bis der Kater Lucrandir geneigt war, sich ihrer Sache anzunehmen. Eine Jagd auf einen gemeinsam listigen Feind - das war eher nach seinem Geschmack als ein simpler Botendienst. | |||
Die Puniner Nachtschöne ließ sich zurück in eines der Kissen sinken und öffnete langsam wieder die Augen, nachdem sie wusste, dass Lucrandir die Jagd aufgenommen hatte. | |||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 32|Streit ums Taubental 32]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=[[Chronik:1033#Streit_ums_Taubental|Streit ums Taubental]]|Teil=33|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 34|Streit ums Taubental 34]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 32|Streit ums Taubental 32]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=[[Chronik:1033#Streit_ums_Taubental|Streit ums Taubental]]|Teil=33|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 34|Streit ums Taubental 34]]}} | ||
{{DEFAULTSORT:03}}[[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] | {{DEFAULTSORT:03}}[[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] |
Aktuelle Version vom 9. März 2014, 22:55 Uhr
Wie Zaida die alte Xsarsa vor Domna Romina brachte. Wie diese der Mhanah gestattete, den Schönen Baron vor aller Augen zu untersuchen. Von den ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden der Zahoris. Wie Domna Chaziani der Domna Fiona ihr Wirken in dieser Angelegenheit gestand und um Vergebung bat. Wie sich zwischen Dom Franco und Domna Romina ein Streit über die Vertrauenswürdigkeit der alten Zahori entspann. Wie die alte Xsarsa ihre drei Bedingungen nannte. Wie Domna Romina diese ohne Zaudern annahm. Wie Domna Fiona dazu aufrief, Heilmittel für den Schönen Baron zu suchen und wahrlich ungewöhnliche Fundorte nannte. Wie sich einige tapfere Gäste trotz der späten Stunde und des Unwetters dazu bereit erklärten. Wie Domna Chaziani mit dem Kater Lucrandir Zwiegespräch führte.
Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Rosentempel zu Santa Catalina (1. Praiosstunde)[Quelltext bearbeiten]
Autorin: beiras
Während der Niederschrift des ‚Verhörs’ hatte Franco de Beiras y Vivar das Wort nicht wieder ergriffen, sondern hatte sich beobachtend im Hintergrund gehalten. Nun aber schien die Zusammenfassung des Geschehens beendet und man konnte sich wieder der Gegenwart zuwenden. Sein Blick fiel auf seinen Vetter León Dhachmani de Vivar, der blass auf seinem Diwan lag. Erstaunt hob er eine Augenbraue: Die Rose erschien ihm nicht mehr so strahlend frisch, wie sie gewesen war, als man sie ihm in die Hände gelegt hatte. Sollte ihre Kraft schwinden? Wie lange würde sie den Baron noch vor dem Gift bewahren, welches anscheinend mit zerstörerischer Macht durch seinen Körper pulsierte?
Autorin: ehrenstein
Wie immer, Romina von Ehrenstein-Streitzig nervös war, aber nichts zu tun hatte, gingen die Vorstellungen mit ihr durch. Was, wenn die Attentäter noch in der Nähe waren und die Heilung verhindern wollten? Dann war die kleine Zaida de las Dardas y Sangrín in großer Gefahr und sie hatte sie da hinein geschickt. Wegen des Lebens eines Mannes, den sie kaum kannte, ja bisher wegen ihrer Reputation gemieden hatte.
Unruhig schritt sie umher. Hoffentlich passte Ardan von Kündoch gut auf. Sie vertraute ihm; er war absolut treu und gewissenhaft. Doch gegen einen Bolzen aus dem Hinterhalt konnte auch er nichts ausrichten. Oder gegen einen Giftanschlag.
Sie seufzte. Gingen alle ihre ersten Feste in die Hose? Ihr erster Ball – sie wurde selbst vergiftet. Ihr erstes Rahjafest – ihr Gastgeber wurde vergiftet. Was würde wohl auf ihrer eigenen Hochzeit geschehen? Nein, an so etwas durfte sie nicht einmal denken. Vielleicht würde sie ohnehin nie heiraten. Was für ein Unsinn! Natürlich würde sie heiraten. Sie hatte eine Pflicht der Familie gegenüber.
Ihr Blick glitt zu Dom Léon und sie schüttelte den Kopf. Verflucht, der schöne Baron lag im Sterben und sie dachte ans Heiraten. Urplötzlich kam ihr die Auseinandersetzung im Waldhaus in den Sinn. Dieser Mann würde niemals freiwillig heiraten, man musste ihn wie Onkel Gendahar dazu zwingen. Sie würde niemals einen Mann heiraten wollen, den man zur Ehe zwingen musste.
Wieder schüttelte sie den Kopf und tat eine weitere Runde um den Sterbenden herum. Sie blieb stehen, als Dom Franco sich zu den still betenden Frauen um den Vergifteten gesellte.
Autorin: beiras
Vorsichtig trat der Magnat näher an den Diwan und beugte sich ein wenig über den 'Schlafenden'. "Womit auch immer man im helfen will, ich denke, es muss bald geschehen. Er wirkt nicht mehr so entspannt wie zuvor." Er blickte in die Runde der Anwesenden. "Was machen wir, wenn die Ausgesandten nicht in Bälde mit einem Heiler zurückkehren?"
Autorin: ehrenstein
Romina hob eine Augenbraue, sie rümpfte die kleine Nase und wandte sich Dom Franco zu. "Ich schätze, dann werden wir einen Borongeweihten bemühen müssen, Dom Franco. Denn dann wird Euer Vetter zu Rahja entschweben, um für den Rest der Ewigkeit in der Göttin Arme zu sinken. Ich bin mir sicher, er wäre erfreut, wenn er wüsste, was ihm bevorsteht. Schade nur, dass er niemals herausgefunden hat, ob er die schnellste Klinge Almadas werden konnte. Das wiederum wird ihn bestimmt ärgern."
Sie wandte sich ab und unterdrückte ein wildes Lächeln. Ihre Schwester Rahjada würde der Tod des Schönlings auch ärgern. Immerhin hatte sie beschlossen, alle ansehnlichen Männer des Raulschen Reiches in ihr Bett zu holen. Vielleicht sollte sie so tun als hätte sie...? Nein, das war nicht ihre Art. Immerhin hatte sie der Schwester einen Kuss voraus. Denn soweit sie wusste, hatte dieser Léon ihre Schwester ähnlich gemieden wie sie ihn. Warum nur? Sie sah wieder zum Baron und stellte zum wiederholten Male fest, dass es ihr schwer fiel, ihn sterben zu lassen.
Autorin: lasdardas
Nur kurz hatte sich vor Zaidas innerem Auge die Bürde ihrer Begleitung aufgetan, als sie am Fuße der Stufen zum Rosentempel stand und die Treppe hinauf sah. Nun ja, in dem Fall blieb leider nur, die Zahori zum Tempel zu bringen, da der Tempel selbst wohl wenig geneigt war, sich hier herab zu begeben.
"Du da!", herrschte sie den Nächststehenden an, ehe der wusste, wie ihm geschah. "Hilf mir, mein Großmutterchen hier zum Tempel zu geleiten..."
Der breitschultrige Mann starrte die verhutzelte Zahori erst verdutzt an, dann lachte er frei heraus und sein Atem verriet, dass er schon rahjagefällig dem Wein zugesprochen hatte. "Die Alte da soll ich zum Tempel hochtragen? Was will die denn, bei Rahja, ausgerechnet heut im Tempel? Die sieht ja aus, als würde sie eher jeden Moment Boron die Hand reichen."
Darum bemüht, rasch einem möglichen Ausbruch der Zahori zuvor zu kommen, griff Zaida erneut sofort ein und stellte sich so, dass sie den Blick des Mannes auf die Zahori nach Möglichkeit verdeckte. "Meine Schwester wird bei diesem Feste Akoluthin der Rahja und ich wurde ausgeschickt, mein Großmütterchen, das bisher krank darniederlag und jetzt wie von einem Rahjawunder geheilt genesen ist, rasch zum Tempel zu bringen, auf dass sie Zeugin dieses freudigen Ereignisses wird. Und du willst doch nicht einer hier ansässigen Familie einen solchen rahagefälligen Moment verderben? Sicher würde das auch der schönen Göttin nicht gefallen und wer weiß, wie ihr Ärger sich dieser Nacht wohl noch bei dir äußern möge?" Mit schwarzen Augen funkelte sie den Mann an, wobei sie schamlos dessen angetrunkenen Zustand ausnutzte. "Abgesehen davon, wenn du schon mal oben bist, da gibt's – so hab ich gehört – hübsche Rahjanis..."
Es mochte wohl vor allem letzteres Argument gewesen sein, dass der Mann die alte Mhanah die Treppen hinauf brachte und sie hoffte, dass die Alte ihr die Behandlung nicht übel nahm. Aber welche Frau konnte schon von sich behaupten, dass sie just in der Rahjanacht von einem hübschen, starken Mann die Treppen zum Rosentempel hinaufgetragen worden war?
Kaum droben angekommen, griff sie selbst wieder nach dem Arm der Greisin, ließ den Mann einfach stehen und zog sie mit sich. "Komm, ich weiß, wo wir die Comtessa finden, wir sollten keine Zeit mehr verlieren!" Widerworte galten nicht. Sie schlängelte sich an den Wachen mit den Worten "im Auftrag der Comtessa" vorbei und betrat das Rund des Tempels. Verborgen von einem rosenroten Schleier, spähte sie hinein. Dort war Domna Romina und tigerte unruhig um das Lager des Sterbenden herum.
"Pst!" Vorsichtig winkte sie hinter dem Schleier hervor und suchte die Comtessa auf sich aufmerksam zu machen. Ach, was sollte es... Sie wandte sich der Zahori zu. "Warte einen Moment hier, ich bringe die Domna zu dir. Dann magst du mit ihr deinen Lohn bereden..." Sprach's, drehte sich um und hielt entschlossenen Schrittes auf die hübsche Ragatierin zu.
Autorin: beiras
Dom Franco hatte die ganze Zeit wie eine Statue da gestanden und abwesend weiter auf die Rose in den Händen Dom Leóns gestarrt. Nur seine Augen schienen sich ab und an zu bewegen, wenn sie von der Blume zum Gesicht des Vergifteten wanderten. Wie lange mochten sie nun hier schon verweilen und der Dinge harren, die da geschehen mochten? Was geschah unten im Dorf? Es war unheimlich still in dem Raum, nur die Schritte Domna Rominas, die im Gegensatz zu Dom Franco nicht still stehen konnte, waren zu hören und verdeutlichten, dass die Zeit nicht stillstand...
Ruckartig blickte er zu einem Schleier, der die Tempelhalle vom Eingang separierte, als er ein Geräusch hörte. Dort hielt sich jemand auf, der auf sich aufmerksam zu machen suchte.
Autorin: ehrenstein
Die ruckartige Bewegung von Dom Francos Kopf fiel Romina sofort auf. Unwillkürlich sah sie in die selbst Richtung, aus der plötzlich Zaida auftauchte und schnell zu ihr kam. Endlich! Die Domnatella war zurück, bestimmt hatte sie Erfolg gehabt, sie musste einfach jemanden gefunden haben. Schnell ging sie ihr entgegen und nahm sie beiseite.
"Zaida, wo ist der Heiler und wo ist von Kündoch?" Sie schaute zu dem Schleier, aus dem Zaida getreten war und zog sie dahin.
Doch entgegen ihrer bisherigen Eile stemmte sich Zaida dem Zug der Comtessa verstohlen entgegen. "Wartet, Domna Romina, ich muss Euch erst noch etwas sagen, es ist wichtig!", zischte sie ihr eindringlich zu. "Ich habe eine Heilerin und von Kündoch... ach, das ist jetzt nicht wichtig. Bei Rahja, Tsa und Travia, wollt Ihr mir wohl zuhören?"
Zaida rammte die Hacken in den Boden und Domna Romina in ihrem Überschwang auf. Wozu hatte sie an Bruder und Zwillingsschwester sowie an ihrem Bären von Vater üben können? "Gefunden habe ich die alte Mhanah im Zahorilager und ja, sie wird versuchen dem Baron zu helfen. Vorausgesetzt, Ihr nehmt ihre Bedingungen an. Und die sind sicher auch rechtens, aber ich muss Euch dringlich vor dem zweiten Wunsch warnen. Ich bin sicher, sie will verlangen, was Tsa nach einer Rahjanacht zuweilen schenkt..."
Romina ließ sich nur widerwillig aufhalten, doch ihre Augen weiteten sich nach der Bemerkung des Mädchens. "Was weißt du von den tsagefälligen Folgen einer Rahjanacht? Und von dem, was die Zahorihexe von mir fordern wird? Bist du für mich mit ihr in Verhandlung getreten? Zaida, das geht so nicht, ich bin die Knappherrin und du die Knappin, du machst gefälligst nur das, was ich dir auftrage und nicht mehr! Du kannst alles verderben, Zahoris sind eigen und sehr stolz. Wo ist die Frau?", stauchte sie das Mädchen zusammen.
Erst rollte Zaida ob der Standpauke mit den Augen, dann aber zog sie selbige düster zusammen und funkelte die Comtessa an. "Verhandlungen? Keine Sorge, die Entscheidung obliegt allein bei Euch, meine Knappherrin", die Anrede unterlegte sie mit einem wütenden Unterton, "aber nachsagen lasse ich mir nicht, dass ich mich mit dem Stolz der Zahoris oder den Folgen rahjanischer Nächte nicht auskenne."
Die Hände zu Fäusten geballt kämpfte sie die aufkommende Widerborstigkeit nieder. "Da drüben steht die Mhanah, ihr Name ist Xsarsa Espadín. Und wenn Ihr erlaubt, ich gehe nachsehen, wohin sich Dom von Kündoch verirrt hat." Und mit diesen Worten war sie drauf und dran sich abzuwenden und in anderer Richtung aus dem Tempelrund zu verschwinden.
Fast hätte sie den Eigenwillen und die Widerspenstigkeit ihrer Knappin vergessen. Romina schnaufte. "Zaida!" Ihr Ton war scharf.
Besagte zog den Kopf ein und wandte sich Domna Romina wieder zu. "Aber ich musste doch sicher gehen, dass am Ende nicht Euch etwas zustößt, da Ihr meinetwegen hier seid! Und ich musste Euch doch warnen!" Eindringlich bittend sah sie ihre Knappherrin an.
Die Comtessa überbrückte die Distanz mit zwei Schritten und sah zu Zaida hinunter. Sie sprach leise, aber hart: "Das ehrt dich und nichts anderes habe ich von dir erwartet. Doch nicht du musst mich, sondern ich dich beschützen, denn ab jetzt dienst du mir. Und das bedeutet, du gehst nicht, wenn ich dich nicht entlassen oder geschickt habe! Egal, wie sehr dir das, was ich sage oder tue gegen den Strich geht. Das ist deine erste Lektion! Hast du das verstanden?" Rominas Gesicht war unbeweglich.
Lachen oder Weinen, so ganz war sich Zaida nicht sicher, was sie tun sollte. Jedenfalls nicht vor Romina die Augen rollen wegen der Erziehungsmaßnahme, dessen war sie sich bewusst. "Jawohl", gab sie artig zurück und stellte sich an Rominas Seite. Gut, dann mochte die Domna auf sie Acht geben. Aber sie würde sich ganz sicher nicht austreiben lassen, ihrerseits über das Wohl ihrer verehrten Comtessa zu wachen.
Etwas erstaunt, aber zufrieden mit dem Ergebnis, trat Domna Romina durch den Schleier auf die Zahori zu, die im Eingangsbereich des Tempels wartete.
Autor: vivar
Xsarsa wurde von gerade von Schwester Eulalia zum wiederholten Male höflich, aber bestimmt dazu aufgefordert, den Tempel und das Kloster wieder zu verlassen. Mit ihrem verhutzelten Gesicht, ihrer ledrigen Haut, ihren vor Schmutz starrenden und gebrochenen Nägeln, ihren billigen Amuletten und ihren gewiss tausendfach geflickten Röcken sah die alte Zahori auch keinesfalls so aus, als wolle sie der Schönsten aller Göttinnen ihre Aufwartung machen.
Die Comtessa erstarrte in der Bewegung. Dieses dreckige alte Weib sollte Dom León helfen können? Ehe sie jedoch zu einer Entscheidung kommen konnte, hatte die Alte sie schon entdeckt und ihre braunen Klauenhände um Rominas weißen Arm gekrallt. „Ah, da ist ja mein Töchterchen! Hab ich dich schon überall gesucht!“, krächzte sie fröhlich. „Hurtig, hurtig, führe mich zu unserem dahinwelkenden Rosenkavalier!“
Autorin: ehrenstein
Romina wandte alle Selbstbeherrschung auf, um die Alte nicht abzuschütteln. In ihrem Kopf raste es. Nicht, dass sie nicht auch an eine Zahorihexe gedacht hätte und nicht, dass sie nicht auch damit gerechnet hätte, dass diese Hexe etwas ungewöhnlich daher kam. Aber das war zu viel. Anderseits war es schon spät in der Nacht und sie hatte nicht allzu viele Heiler zu Auswahl. Sie holte tief Luft und sah zu der Alten hinunter. "Verzeiht, gute Frau, ich kenne Euch nicht, seid Ihr denn eine Heilerin? Außerdem sprach meine Knappin von Bedingungen, die Ihr stellen wolltet. Diese würde ich gerne erfahren."
Autor: vivar
Leutselig verstärkte die Mhanah den Druck ihrer Klauen auf den Arm der Comtessa und schenkte ihr ein Lächeln ihrer ruinösen Zähne. "Ah, eine Verruga nach Phexens Geschmack!", schnarrte sie anerkennend. "Auf kein Geschäft lässt sie sich ein, ohne vorher genau zu wissen, mit wem sie handelt. Nun denn, mein Kind. Ich bin Xsarsa, die Mhanah der Sippe der Espadín. Ich bin das Werkzeug der lebenslustigen Za, denn meine Hände haben bereits viele Kinder zur Welt gebracht, und das Werkzeug des Dunklen Gevatters, denn ich habe auch viele Frauen von ungewollter Bürde befreit - du verstehst, was ich meine.
Ich bin zwar nur eine einfache Amme, aber ich weiß, wie man den menschlichen Leib dazu bringt, fremde, schädliche Stoffe - ja, auch Gift - auszuscheiden. Was meine Bedingungen betrifft, so sei beruhigt: die erste Untersuchung ist kostenlos. Dann werde ich dir sagen, ob ich deinem Baron helfen kann oder ob er verloren ist."
Autorin: lasdardas
Entschlossen hielt sich Zaida an der Seite ihrer frisch gebackenen Knappherrin und beäugte die alte Mhanah wachsam. Sie würde schon genau auf den Wortlaut achten, falls es zu einem Handel zwischen der Comtessa und der alten Xsarsa kommen sollte. Derweil diese mit Domna Romina sprach, sah sich die junge Waldwachterin aufmerksam unter ihren wilden Locken hervor um. Von ihrer Schwester war nichts zu sehen, doch das hatte sie auch nicht erwartet. Ihr Vater war auffällig wie ein Bär in einem Wolfsrudel. Doch ihre Mutter zu erspähen war schwieriger, hatte sie sich doch mit ihrer Puniner Bekanntschaft Melisandra Chaziani an den Rand des Tempelrunds zurückgezogen, um unter vier Augen mit der hübschen Frau zu sprechen. Schon daran, wie die Soberana des Hauses las Dardas den Rücken hielt, konnte Zaida erkennen, dass sie ob des Inhalt des Gesprächs wenig erbaut war.
Neugierig spähte sie hinüber, riss sich aber von dem Gedanken los, Mäuschen zu spielen. Nein, sie würde hier an der Seite von Domna Romina bleiben, komme was da wolle. Und so duckte sie sich auch flink hinter selbiger weg, als der Blick ihres Vaters über sie strich. Ein bisschen tat ihr das Verhalten ja leid, aber Vater und Mutter waren hier wohlvertraut. Da richtete sie die Aufmerksamkeit lieber auf die verehrte Ragatherin.
Autorin: ehrenstein
Eine Hebamme und... nein, sie dachte lieber nicht daran, wie man so eine Frau nannte. Kurz warf sie Zaida einen wilden Blick zu. Wenigstens war die Alte auch die Manah der Sippe, was sagte sie nochmal, Espadín. Irgendwas läutete bei diesem Sippennamen. Sie wischte den Gedanken fort. Es war momentan reichlich egal; sie wusste von Zahoris es viel zu wenig, um eine Sippe einschätzen zu können.
Sie schnaufte ungehalten. "Verzeih, gute Frau, aber der Dom ist nicht schwanger, sondern wurde vergiftet. Und ich glaube, Boron braucht bei ihm keine Unterstützung mehr. Ist dein Draht zu Tsa oder Peraine groß genug, um ihn von Borons Schwelle zurückzuholen? Kennst du dich mit Giften überhaupt aus?" Langsam entglitt ihr die Geduld. War die Alte so naiv oder tat sie nur so?
Autor: damotil
In der Tat war das Gespräch kein erbauliches, welches die zwei Domnas da mit gedämpften Stimmen führten. Domna Melisandra mühte sich die Contenance zu wahren und zudem mit wohlfeilen Worten ihre Freundin Domna Fiona davon abzuhalten laut die Stimme zu erheben und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Beschwichtigend und dabei durchaus mit den Händen gestikulierend, redete die Puniner Händlerin mit leiser Stimme auf die Caballera ein.
Inzwischen hatte Lessina, in einer Hand eine Tasche haltend, im Laufschritt ebenfalls wieder die Stufen zum Tempel erklommen. Aber den Zugang zum Tempel versperrten nun Wachen. Es kostete die junge Frau einige wertvolle Momente Zeit, wie sie fürchtet, bis sie eine Gelegenheit fand zwischen diesen hindurch zu schlüpfen und erneut den Tempel zu betreten. Sofort viel ihr die fast schon borongefällige Stille in dem Tempel der Freude auf, in dem man bis vor kurzem noch Heiterkeit, Lachen, Gesang und Musik vernommen hatte. Behutsam betrat sie den großen Tempelraum, in dem wenig zuvor das Unglück seinen Lauf genommen hatte und blickte sich ein wenig scheu, die Tasche wie einen Schild vor sich haltend um.
Autorin: beiras
Langsam näherte sich Dom Franco dem Schleier, hinter dem Domna Romina verschwunden war. Er hörte die aufgebrachte, wütende Stimme einer jungen Frau, die ihm bekannt vor kam. Wer auch immer dort angekommen war, war ihm bereits über den Weg gelaufen. Seine Hand berührte den feinen Stoff des Schleiers und schob ihn beiseite. Sein Blick traf auf die Comtessa, die gerade eine kurze, aber heftige Diskussion mit Zaida führte. Ja, nun wusste er wieder, wem die jugendliche Stimme gehörte.
Sollte doch ein Heiler gefunden worden sein, schoss es ihm durch den Kopf? Dann fiel sein Blick auf eine Gestalt im Hintergrund, die sich den versuchen, sie aus dem Tempel zu verbannen, erfolgreich widersetze. Franco runzelte die Stirn und schürzte angewidert die Lippen, als er das alte Zahoriweib genauer betrachtete. Ein kalter Schauer überfiel ihn. Wo auch immer man diese "Frau" gefunden hatte, es musste ein Ort in einer dreckigen, dunklen Gasse gewesen sein. Als hätte die Alte es gemerkt, dass sie beobachtet wurde, schaute sie zu dem Magnaten herrüber und ihre Blicke kreuzten sich. Einen ewig langen Moment starrten sie sich an.
Dann war der Moment zu Ende und der Greisin Aufmerksamkeit galt der Ehrensteinerin, in deren Arme sie sich buchstäblich verkrallte. Franco de Beiras wich einen Schritt vom Schleier zurück, blieb kurz stehen, als wüsste er nicht, was er machen sollte und betrachtete dabei den "schlafenden" Dom León. Langsam näherte er sich ihm und kniete sich neben den Diwan, auf dem dieser lag. "Was wird nur aus dir werden, Vetter?", murmelte er leise. Sein Blick fiel auf die Rose in dessen Händen.
Autor: vivar
Nun war es an Xsarsa, zu schnauben. "Mein Kind, ich hätte meine alten Knochen nicht hierher bemüht, wenn ich mich nicht mit den natürlichen und unnatürlichen Giften auskennte. Gewissheit der Heilung kann ich nicht versprechen - das wissen allein die Götter. Moment mal, Verruga - geht es denn gar nicht um Leben und Tod? Wenn wir nämlich hier noch weiter plauschen, könnt' ich ja wahrscheinlich Boron walten lassen. Dabei bin ich doch gekommen, um dem Gevatter seine Beute zu entringen!"
Autorin: ehrenstein
Bei allen niederhöllischen Hörnern, das alte Weib hatte Recht. Die Zeit rannte davon und vielleicht auch diese Zahori, wenn sie zu lange zögerte. Zahoris waren stolze Wesen, wenn Domna Romina auch nicht so genau wusste, worauf diese alte Vettel stolz war. So gab die Grafentochter seufzend nach. Mit den Worten "Hier entlang, Mhanah der Espadín!" dirigierte sie die Alte, die sich immer noch am ihrem Arm festhielt, in den Tempel und zu dem Vergifteten. Woher nur war ihr dieser Sippenname geläufig?!
Autor: vivar
Als die beiden durch den Vorhang in das Rund der Halle traten, stockte so manchem Gast der Atem ob Xsarsas Anblick. "Wie hässlich!", "Rahja hilf!", "Dass so etwas in den Tempel der Schönen Göttin hereingelassen wird!" wurde (hinter vorgehaltener Hand) dem Tischnachbarn zugeflüstert, und manch einen schüttelte es sichtlich. Die Catalinenser hatten ihr Mundwerk besser im Griff, doch auch einigen Priestern entglitten zunächst die Gesichtszüge. Hochwürden Rahjico von Brandelonde fielen Kinnlade und Weinpokal gleichermaßen herunter. Bruder Zafir, annähernd perfekter Gastgeber, der er war, bewahrte freilich die Contenance und lächelte zurückhaltend.
Domna Aisha von Franfeld löste sich von ihrem Rosenkavalier, und richtete als erste das Wort an die Comtessa. "Euer Hochwohlgeboren, pardonniert's mir vielmals, aber wie dürfen wir das verstehen, dass Ihr diese..., diese... Zahori in den Rosentempel bringt?" Ihre Frage war respektvoll, aber dennoch eine Spur zu hart gestellt, als dass sie aus reiner Neugierde auf den Neuankömmling geboren hätte sein können.
Autorin: ehrenstein
Damit hatte Domna Romina gerechnet. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie dieses unansehliche Weib zu dem Baron ließ. Man sagt, Hexen wären entweder strahlend schön oder abgrundtief hässlich. Sollte die Vogelscheuche keine Hexe sein, würde sie dem Sterbenden nicht nützen, aber auch nicht schaden.
Romina wandte sich Domna Aisha zu. Das kühle Blau ihrer Augen wurde von dem Weißblau ihrer Junkertracht unterstützt. "Verehrte Domna von Franfeld, natürlich entschuldige ich Eure für die Sache bestimmt äußerst wertvolle Einmischung. Ich erkläre euch ausgesprochen gerne, warum ich tue, was ich tue." Die Comtessa blinzelte. "Da es nicht statthaft gewesen wäre, den Baron zu der Zahori zu bringen, die übrigens die einzigen Heilerin ist, derer wir bisher habhaft werden konnten", sie legte übertrieben kokett den Kopf schief, "und da ich aber auch den schönen Tempel um den Baron nicht abreißen lassen wollte, war es unerlässlich, die zugegeben nicht allzu ansehliche Frau Rahjas Domizil betreten zu lassen." Sie schenkte Domna Aisha ihr schönstes Streitziglächeln und wartete ruhig auf eine Reaktion.
Autor: lindholz
Domnatella Alisea hatte sich neben dem Baron aufgerichtet, von dessen Seite sie bisher nicht gewichen war. Fast, als wollte sie ihn schützen, nahm die blonde Adlige vor der Liege des Vergifteten Aufstellung: "Aber woher kennt Ihr denn eine solche Person, Euer Hochwohlgeboren? Ist denn der Leumund der... Zahori... so unbescholten, dass man ihr das Leben Seiner Hochgeboren anvertrauen kann?" Sie warf einen besorgten Blick auf das bleiche Antlitz des schönen Vivar, bevor sie fortfuhr: "Seht ihn Euch an! Er scheint dem Tode schon näher als dem Diesseits. Wenn wir sein Wohlergehen in die Hände eines böswilligen oder unfähigen Menschen legen, könnte es sein Ende bedeuten."
Autorin: ehrenstein
"Ihr habt vollkommen recht, Domnatella. Dank bösartiger Leute ist Euer angebeteter Baron dem Tode näher als dem Leben. Es ist sicher, dass er zur Morgenstunde in Borons Armen weilt und danach nie wieder in Euren oder denen einer anderen lebendigen Frau. Wir haben keine Zeit, jemanden mit dem passenden Leumund zu suchen. Die Zahori ist die Mhanah einer Sippe, deren Name mir geläufig ist und sie ist klug genug zu wissen, dass die Streitzigs ebenso dankbar wie nachtragend sein können." Die junge Caballera verlor langsam die Geduld. "Macht Platz, Domnatella Alisea, oder ich lasse Euch wegtragen."
Autor: lindholz
"Was maßt Ihr Euch an, Domnatella Romina? Ihr seid hier nicht in Ragath und Gast wie ich...", brauste die Yaquirtaler Adlige auf, wurde aber von Ihrer Mutter scharf unterbrochen: "Alisea!" Der Blick der Neunzehnjährigen wanderte zu der Nische, in deren Schatten Siona von Lindholz Platz genommen hatte. Das Gesicht der in Albernia Geborenen war im schwachen Schein der Öllichter kaum zu erkennen, als sie fortfuhr: "Wenn die Comtessa mit ihrem guten Namen und dem ihrer Familia für diese Frau bürgt, dann sollte uns das genügen."
Für einen Augenblick schien Alisea von Lindholz Widerworte geben zu wollen, doch dann senkte sie die Arme. Ein zorniges Funkeln lag in den Zügen der jungen Domnatella, als sie zur Seite trat und den Weg zum Baron freigab.
Autorin: beiras
Dom Franco erhob sich langsam von seinem Platz vor dem Diwan, wo er ausgeharrt hatte und der Rose dabei zusah, wie sie ihre strahlende Kraft verlor und zu welken begann. Doch nun lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die alte Vettel und den Disput um ihren Leumund. "Mögen die jungen Damen doch an einem anderen Ort streiten als am Lager meines vergifteten Vetters. Wenn diese Zahori die einzige ist, die Santa Catalina aufweisen kann, um meinen Vetter zu retten, dann sollten wir unsere Gebete an Peraine und Rahja verstärken, dass er diesen Anschlag überleben möge." Ruhig blieb er vor dem Diwan stehen und blickte Xsarsa bei seinen Worten herausfordernd an.
Autorin: ehrenstein
Sie bürgte mit ihrem guten Namen und dem ihrer Familia für eine Zahorihexe! Wie war sie da nochmal reingeraten?!
Romina nickte dankend in Richtung der Nische, in die sich Domna Siona zurückgezogen hatte und sah dann zu dem Baron hinunter, der todesweiß und flach atmend auf dem Diwan lag. Wenn es schief ging, würde sie sich hier, ja, vielleicht in ganz Almada nicht mehr sehen lassen können. Wenn es gut ging, stand der schönste Mann Almadas in ihrer Schuld. So oder so, Mutter würde sie... und Großvater erst... er hielt gar nichts von den Vivar. Allerdings, Dom Léon einfach sterben zu lassen, nur um ihre Weste rein zu halten, stand nicht zur Debatte. Damit würde sie nicht leben können. Mit einem ruinierten Ruf allerdings auch nicht!
Die Comtessa trat einen Schritt beiseite und ließ die Zahori zu Dom Léon. Sie sah die Alte eindringlich an.
"Sollte Sie es sich nicht zutrauen, dem Baron zu helfen, sage Sie es gleich." Sie mochte diese Anrede nicht sonderlich, doch gerade jetzt galt es, der Alten ihren Stand vor Augen zu führen. "Niemand ist Ihr böse, wenn Ihre Fähigkeiten zu klein sind. Aber wenn Sie es versucht, sollte sie wissen, dass alles, was sie tut, aufgeschrieben und überprüft werden wird. Sollte Sie Seiner Hochgeboren Schaden zufügen, wird Sie sich zu verantworten haben."
Autor: vivar
Die Alte hatte Domna Romina endlich losgelassen. Unbeirrt der bösen Worte und misstrauischen Blicke der Gäste, schlurfte sie an der Grafentochter vorbei und blieb vor dem in heiligem Schlummer ruhenden Taubentaler Baron stehen. Während sie ihn mit auf dem Rücken veschränkten Händen studierte, sprach sie mit reibeiserner Stimme: "Ob die alte Xsarsa diesem jungen Khabla helfen kann oder nicht, ist noch nicht gewiss. Aber das habe ich schon gesagt, nicht wahr? Zunächst wollen wir herausfinden, um was für ein Gift es sich handelt. Von dem, was Zaida auf dem Weg hierher erzählte, hat die alte Xsarsa da so einen Verdacht, aber wir brauchen Gewissheit, wenn wir einen Gegentrank brauen wollen! Sonst ist womöglich der ganze Aufwand für die Katz!"
Beim Wort "Katz" zuckte Bonaventura XXV., der entkräftet auf einem Diwan Platz genommen hatte, zusammen. Die Catalinenser warfen einander verstohlene Blicke zu.
"Nun denn", fuhr Xsarsa fort, "der Hergang ist mir dank Zaidas Erzählungen bereits bekannt: Euer Baron ist den ganzen Abend lustig und froh, wie es Rahja gefällt, er trinkt Wein aus seinem Becher, den ihm ein Kind immer wieder auffüllt - Warum tun eigentlich bei Euch Verrugos die Kleinen so viel und die Großen so wenig? Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wer dem Kind den Wein gegeben hat und diesen Ehrlosen gesucht? - Bestimmt habt ihr das, ihr seid ja alle so hochgeboren und -gescheit."
"Hüte deine Zunge, Weib!", knurrte Nazir von Viryamun und ballte die Faust.
"Ja, ja, gewiss. Er trinkt Wein, er verliert sein Augenlicht und schließlich brennt es in seinem Körper und er stürzt in Krämpfen zu Boden. Beizeichen des Feuers, hm, hm... Ist denn von diesem Todestrunk noch etwas vorhanden?"
Autorin: lasdardas
Wie auf Stichwort drückte sich Zaida an ihrer Comtessa vorbei und trat der Zahori entgegen. "Natürlich ist etwas von dem Todestrunk übrig. Meine Schwester und ich haben dafür gesorgt, dass er nicht auf mysteriöse Weise spurlos verschwinden kann." Ob dieser Worte warf sich Zaida stolz in die Brust. "Wenn meine Knappherrin erlaubt, hole ich ihn schnell?" Ein kurzer versichernder Blick zu Domna Romina hin; sie wollte trotz Aufregung zeigen, dass sie wusste, was sie tun musste. Dann drehte sie sich flink um und huschte hinüber, dorthin, wo sie in den Schatten schon längst ihre Schwester ausgemacht hatte.
Ihr Blick fiel auch kurz auf Lessina, die nahe dem Eingang stand. Doch erst der Trank. Leise flüsterte sie mit ihrer Schwester, die daraufhin nickte und nun ihrerseits rasch davon huschte. Zufrieden drehte sich Zaida um und beobachtete die Versammelten, von denen nicht wenige in ihre Richtung blickten. Ob einer von den Anwesenden wohl etwas mit dem Attentat zu tun haben mochte? Doch es war ihr nicht möglich, in den Gesichtern zu lesen. Allein vor dem bohrenden Blick ihrer Mutter schauderte ihr inwendig. Noch immer stand die Herrin von las Dardas bei Frau Chaziani und es schien Zaida, als würde dunkle Wut aus ihr hervor strahlen, wie sie es nur selten bisher erlebt hatte.
Fast wäre sie zusammengezuckt, als Elena mit der Karaffe gefüllt mit dem Rest des vergifteten Weins zu ihr trat. Das Objekt wanderte wie zuvor von einer Schwester zur anderen, nur diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Noch einmal wisperte Zaida der Schwester leise etwas zu, dann eilte sie zurück an die Seite der Comtessa, sorgsam darauf achtend, nicht auf den letzten Metern etwa noch über irgend etwas zu stolpern und den sorgsam gehüteten Schatz zu zerschlagen.
Autorin: beiras
Dom Franco ging langsam um den Diwan herum und blieb am Kopfende stehen. Er ließ die alte Zahori nicht aus den Augen. "Bedenke Sie immer, dass wir Ihr auf die Hände schauen und jede Ihrer Bewegungen verfolgen. Alle hier im Tempel. Und ich besonders, alte Vettel...", murmelte er leise, aber verständlich. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Zaida sich mit der Karaffe und dem vergifteten Wein näherte. Seine Augen wurden kurz schmaler. Ob sich das Gift mittlerweile zersetzt oder verflüchtigt hatte? Er schien jedes Gefühl für Zeit verloren zu haben, aber es musste schon eine geraume Weile vergangen sein, dass Dom León von diesem Wein gekostet hatte. Und war es nicht möglich, dass sich nach dieser Zeit kein Gift mehr in der Karaffe befand?
Autor: vivar
Xsarsa Espadín nahm die Karaffe mit spitzen Fingern entgegen, winkte nach einem Becher, den ihr ein Novize auch sogleich überreichte, und schenkte einen winzigen Schluck des giftigen Roten hinein. Dann gab sie die Karaffe an Zaida zurück. In dem folgenden halben Stundenglas tat sie nichts weiter, als wieder und wieder an dem Becher zu riechen, den Finger auf reichlich unappetitliche Weise hineinzutauchen, wieder herauszuziehen und ihn aufmerksam auf mögliche Veränderungen zu untersuchen. Schließlich nippte sie zum allgemeinen Entsetzen der Gesellschaft sogar an dem Becher, ließ den Inhalt für einige Herzschläge im Munde umherwandern und spie ihn anschließend wieder dahin zurück, wo sie ihn entnommen hatte, was noch viel größeres Entsetzen (und bei Domnatella Alisea beinahe eine Ohnmacht) hervorrief.
Die Augen aller Anwesenden waren wie gebannt auf die seltsame Prozedur gerichtet. Einzig die schöne Melisandra Chaziani und die Caballera Fiona de las Dardas waren in ein vertrauliches Gespräch vertieft.
Es hatte nicht lange gedauert, bis ein ungutes Gefühl an Domna Fiona genagt hatte. Sie kannte Melisandra schon ein Weilchen, auch wenn sie sich vor allem auf ihren ganz speziellen Feierlichkeiten sahen. Und ihr drängte sich der Eindruck auf, dass ihre Schwester vor Satuaria seit der Vergiftung Dom Leóns eigenartig betroffen reagierte. Sie wusste, mit was diese handelte, doch hatte sie bisher noch nicht den entsprechenden Schluss gezogen. Doch jetzt kam eine dunkle Vermutung in ihr auf. Als sie mit Melisandra endlich allein etwas abseits stand, fasste sie diese am Arm und sah den Moment gekommen, die schöne Puninerin mit der Anklage zu konfrontieren: "Sag mir, bei der Sumutochter, dass du nichts mit diesem Attentat zu tun hattest?!" Leise zischte sie diese Worte und sah ihr fest in die Augen, der Griff um den Arm der anderen war drängend.
Melisandra seufzte. "Schwester, bei der Göttin!", antwortete sie dann mit gedämpfter Stimme. "Ich habe nichts mit Attentaten zu tun und mit diesem auf keinen Fall. So ein hübscher Mann und so liebreizend wie man hört. Nein... damit habe ich nichts zu tun." Ihre Stimme war ruhig und fest als sie sprach. "Aber... ", ergänzte sie dann nach einem kurzen Augenblick, "aber Schwester, ich habe einen Verdacht, wer dahinter steckt und wehe dieser, wenn sie zu fassen bekomme!"
"Bei Satuaria", erwiderte Fiona leise, "ich gehe auch nicht davon aus, dass du den hübschen Baron selbst vergiftet hast, wofür hältst du mich? Ich habe nur das ungute Gefühl, dass du womöglich weißt, wie die Person an das dafür nötige Gift gekommen ist!" Aufmerksam sah sie sich um, auf dass niemand das Gespräch belauschen möge. "Also sag mir, was du weißt! Wenn es mir möglich ist, werde ich alles tun, die von dir verdächtigte Person sicher zu stellen."
Melisandra holte tief Luft, um etwas Zeit zu gewinnen, ihre durcheinander eilenden Gedanken und aufwallenden Gefühle zu kontrollieren und zu ordnen, bevor sie erneut ihrer Freundin antwortete. "Mein Verdacht ist, dass es sich um Omrais handelt. Eine solche Tinktur habe ich unlängst ausgehändigt. Dieser Person gilt gerade mein ganzer Zorn." Obgleich sie weiter mit leise Stimme sprach, schwang deutlich die kochende Wut einer gereizten Tochter Satuarias darin mit. "Ich weiß nicht sicher, ob sie es getan hat. Sie ist hier auf dem Fest und haust in einem roten Zelt am Rande des Pilgerfelds. Und für ein paar Silber kann man bei ihr wohl rahjanische Freuden erkaufen. Aber es würde mich unter diesen Umständen überraschen, wenn sie es nicht gewesen wäre!"
Sie senkte den Blick und für diesen Augenblick fiel ihre Fassade und in der Tat war Angst, Verzweiflung und echtes Bedauern darin zu lesen. "Sie sei verdammt. Wie ich dieses Geschäft mit dem Tod hasse! Aber von diesem Weg kommt man leider nicht so leicht wieder zurück. Es tut mir unendlich Leid, Fiona. Ich habe dies hier hier" – und sie deutete unauffällig mit der Hand in Richtung des schlafenden Barons – "nicht gewollt!" Noch einmal streifte ihr Blick Fiona, bevor sich ihre Rücken straffte und der kühle beherrschte Gesichtsausdruck zurückkehrte. "Aber wen man sie fängt, wird sie reden... Ich glaube, es wäre besser, wenn mein Vertrauter ihr eine Nachricht überbringen würde."
Düster hatte Fiona die Augenbrauen zusammengezogen, als sie Melisandras Worten gelauscht hatte. "Bei unserer Freundschaft, Melisandra, ich wünsche, dass du nie wieder eines deiner Mittelchen hier verkaufst, bei Boron und Satuaria! Und am allerwenigsten, wenn du auf eine Einladung meinerseits hier weilst! Das Zeug mag in Punin seinen richtigen Platz haben, aber hier in der Waldwacht hat es nichts verloren!" Das Zähneknirschen konnte sie gerade noch unterdrücken. Wenn man eine Katze einlud, dann bekam man eine Katze, da brachte es nichts, die Wut gegen die Schwester zu richten. Sie würde das nächste Mal besser aufpassen. Doch diese Gedanken änderten nichts an dem kalten Zorn, der an ihr zerrte und sich wie ein schwarzer Schleier über ihre Sicht legte.
"Schick deinen Vertrauten, ich schicke meinen ebenso. Und wenn sie versucht, zu entkommen, dann wird sie spüren was es heißt, die Herrin von Las Dardas zu erzürnen!"
Melisandra senkte den Kopf und schluckte schwer. "Schwester... es tut mir so Leid. Ich würde jeden dieser Handel – gleich ob in Punin oder hier – am liebsten ablehnen und jenen, die danach verlangen zu fluchen. Aber wenn man einmal seine Hand in diese Richtung gestreckt hat, dann erpresst die Meute einen und verlangt mehr. Ich verachte von Herzen diese Geschäfte, aber noch bleibt mir manchmal keine Wahl. Oder es mangelt mir an Mut dem wahrscheinlich folgenden Sturm ins Auge zu blicken. Aber ich schwöre bei der Göttin und bei Rahja hier und heute, dass dies das letzte Mal gewesen sein soll! Satuaria und Rahja seien meine Zeugen." Sie holte erneut tief Luft. "Du hast allen Grund, mich für meine Involvierung zu hassen, aber dennoch bitte ich Dich, Schwester, um Vergebung. Und wenn Du Sühne verlangst... verlange und ich werde gehorchen. Aber lass uns diese rothaarige Hure zu Boron schicken. Soll sie ihre eigene Medizin zu schlucken bekommen." Zorn grollte in den letzten Worten der Puniner Hexe.
Ein dunkles Lachen stieg in Fionas Kehle empor. "Ach, Melisandra, wieso bist du nicht zu mir gekommen, als diese Verfehmten dich zu erpressen trachteten? Denkst du, ich kenne keine Wege, diese loszuwerden?" Gefährlich glitzerte es in den rabenschwarzen Augen der Soberana auf. Doch wie nicht ungewöhnlich für sie, stellte sie die kalte Wut zurück. "Was Sühne angeht, will ich erst sehen, wie sich diese Angelegenheit hier entwickelt und ob es gar keinen toten Baron zu beklagen gäbe." Oder war ihr hier Boron gerade gewogener als seinerseits Rahja? Gleichwohl, sie würde nicht diejenige sein, die diese Angelegenheit durch Untätigkeit entschied. "Suchen wir diese Omrais... und was die anderen angeht, du wirst mir helfen, sie zu finden und vor den allweisen Raben zu bringen!"
Melisandra nickte zustimmend und auch in ihren Augen loderte dunkler Zorn. "Senden wir unsere Vertrauten. Sie sollen nach dieser Frau Ausschau halten. Wie gesagt... sie wohnte gestern am Rande des Pilgerfelds, in einem auffällig roten Zelt. Sie selbst ist ebenfalls dank ihrer wilden roten Haarpracht durchaus auffällig. Ihr Zelt bewacht ihr Sohn, der kassiert scheinbar auch von den Freiern. Sie sollte nicht so schwierig aufzufinden zu sein. Wenn wir sie haben, dann sehen wir weiter. einverstanden?"
"Warte noch einen Moment... sag, ist diese Frau gar eine von uns?" Misstrauen flackerte in Fionas Blick, insbesondere, als sie sich an die Beschreibung der Frau erinnerte, welche die "Knappin" Dom Leóns magisch beherrscht hatte. Wenn ja, würde sie die Schwester an den Haaren packen und eigenhändig auf dem Festplatz den Flammen überantworten. Eine fremde Hexe hier? Und dann gleich noch eine, die den Baron des Taubentals töten wollte?
Melisandra schaute überrascht zu Fiona auf. "Wie meinst Du das? Nein, oder?" Sie runzelte die Stirn nachdenklich. "Nein, ich glaube nicht. Jedenfalls wüsste ich es nicht. Aber wie kommst Du darauf?"
"Die kleine vom Berg, die Dom León den vergifteten Becher gereicht hat! Sie beschrieb die Person, die sie damit beauftragt hat, genau so, wie du gerade diese Hure beschrieben hast. Und es ist klar, dass sie das Mädchen mittels Beherrschungsmagie gefügig gemacht hat. Da liegt der Verdacht doch nahe!" Unwillig zog Fiona an einer ihrer schwarzen Strähnen. "Wenn ich das Miststück erwische...!"
Die ansehnliche Puniner Händlerin verzog das Gesicht missmutig. "Das ist nicht gut. Das ist alles gar nicht gut!" Sie schnaubte leicht verächtlich. "Eine Hure und eine so teure Tinktur. Das konnte eigentlich gar nicht sein. Und nun auch noch magisch! Und sie hat die Kleine gezwungen, den Becher zu vergiften? Das ist ja unfassbar!" Dann hielt sie plötzlich in der Bewegung inne und fixierte nachdenklich Fionas Blick. "Ja, Rache kommt später. Aber da stellt sich mir doch noch eine Frage. Warum macht sie das mit dem Mädchen? Es war ja klar, dass herauskommt, wer sie ist. Ist es also wirklich ihre wahre Gestalt und Profession, die ich gesehen habe? Und warum hat sie das Gift nicht selbst verabreicht? Ich würde vermuten, dass Dom León sie kennt. Und nicht in guter Erinnerung. Daher brauchte sie das Mädchen als Mittelsmann. Bekommen wir heraus, ob Dom León Umgang mit einem solchen Rotschopf hatte? Wobei... " – sie rief sich nochmal das Gesicht der Frau in Einnerung: gut, sie war nicht hässlich gewesen, aber besonders von Rahja gesegnet? „Aber, nachdem was ich über Dom León weiß, glaube ich nicht dass er ihr seine... Aufwartung gemacht hätte. Hmmm... Warum also hasst die den Dom?"
"Nun, da gibt es der möglichen Gründe drei: Entweder hat er sie zurückgewiesen und sie wurde darob wütend, oder er hatte sie und hat sie danach behandelt wie alle anderen auch: mit Höflichkeit, aber keinem Interesse daran, sie zu seiner Geliebten oder gar seinem Weib zu machen. Und drittens: Das alles hat gar nichts mit einer wie auch immer gescheiterten Liebesbeziehung zu Dom León zu tun, sondern hinter all dem steckt etwas anderes. Wie zum Beispiel auch die eigenartigen Visionen und das ungute Gefühl, das ich seit heute Abend habe. Irgendetwas geht hier vor sich – mag alles nur ein dummer Zufall sein, aber für meinen Geschmack sind das etwas zu viele Zufälle." Rasch sah sie sich um und entdeckte ihr wildes Töchterlein, das brav wie ein Lämmchen an Domna Rominas Seite stand. Kurz verspürte sie ein Gefühl der Befriedigung. Ja, so in etwa hatte sie das auch gesehen.
Energisch wandte sie sich wieder an die Nachtschöne: "Pass auf. Sobald Dom Ardan zurück ist, werde ich dafür sorgen, dass er dich mit seinen Mannen zu dieser eigenartigen Rahjadienerin bringt. Kannst du dich notfalls gegen ihre Magie zur Wehr setzen? Wenn ja, dann nehmt sie gefangen. Ich denke mir schon etwas aus, wie wir diese Gefangennahme vor den anderen rechtfertigen können und ebenso werde ich durchsetzen, dass ich sie allein mit einigen engen Vertrauten verhören kann."
Sie nickte zustimmend. "Gut... dann machen wir es so. Ich werde nach Lucrandir rufen und ihm auftragen, sie ausfindig zu machen. Das mit der Festnahme – ja ich denke das geht. Jedenfalls wird sie mich nicht unvorbereitet erwischen. Auch wenn ich eine solche Aufgabe lieber an Shafirio übergeben hätte. Aber der hat sich ja bisher noch nicht hier blicken lassen."
"Bei der...", gerade noch konnte sich Fiona bremsen, ehe ihr in voller Lautstärke das nächste Wort entfuhr. Hastig senkte sie die Stimme: "Du hast Recht, er sollte längst hier sein! Ob sein Nichtauftauchen hier womöglich auch etwas mit diesen sonderbaren Dingen zu tun hat? Ich werde sofort meinen Vertrauten ausschicken, nach ihm zu suchen!"
Melisandra winkte ab. "Ach, ich weiß nicht. Ich hatte ihn gebeten, her zu kommen, aber er schien nicht sonderlich begeistert davon. Zudem, weil ihm sein Darian wohl wieder in einen Floh ins Ohr gesetzt hat. Der Bruder und ich haben ein schwieriges Verhältnis..." sie verzog etwas missmutig das Gesicht. "Nun, wie dem auch sei. Es mag nicht schaden, nach ihm Ausschau zu halten. Möglicherweise kann er mir ... uns... in dieser Sache dienlich sein. Aber was für sonderbare Dinge meinst du eigentlich? Oder meinst du damit die Sache mit dem Gift?"
Abwesend schüttelte Fiona den Kopf. "Nein, diese eigenartige Vorsehung, die ich hatte, als mich die Nachwirkung des Giftes getroffen hat." Erneut schüttelte sie den Kopf. "Wie ich sagte: Irgendetwas Ungutes geht hier gerade vor und ich fürchte, wir wissen noch gar nicht, was da wirklich auf uns zukommt."
Ihre Freundin fasste vorsichtig und sanft nach ihren Händen. "Du meinst, in der Zeit als du uns bewusstlos erschienst? Da hattest du einen Vision? Was hast du denn gesehen?", fragte sie dann mit gewecktem Interesse nach.
"Es war sehr verschwommen, fast dunkel. Katzen überall, dann die Eindringlinge. Sie haben die Dörfler auf dem Anger zusammengetrieben. Ein Berittener, der sich als Herr aufspielte, wieder die Katzen..." Kurz schüttelte sie sich. "Sie sind in Villanúa, verflucht, ich hatte es ob der Vorfälle hier ganz vergessen. Und ich habe zu wenig Bewaffnete hier, um einen Trupp zu schicken, der dort nach dem Rechten sieht. Vielleicht schicke ich meinen Gefährten erst dorthin und von da aus dann suchen..."
Wiederum runzelte ihre Puniner Freundin die Stirn. "Das klingt nach einer sehr konkreten Vision. Und es scheint mir wenig mit den Vorgängen im Tempel zu tun haben. Das klingt fast nach einem Angriff von außen. Auf Las Dardas vielleicht? Ein Söldnertrupp vielleicht, die sich hier etwas einverleiben wollen? Hmm..." sie schien einen Augenblick nachzusinnen. "Hmm.. So konkret wie diese Vision ist... es wäre wohl klug, der Sache auf den Grund zu gehen Schwester."
"Ach was", kommentierte Fiona säuerlich, nahm sich aber dann zurück. "Natürlich hast du Recht. Nur wie? Wie gesagt: Ich habe zu wenig Mannen und Frauen, um sie dort hin zu schicken und nicht Gefahr zu laufen, dass sie vielleicht gar nicht mehr zurückkommen. Und um den siech darnieder liegenden Baron muss sich auch gekümmert werden."
Melisandra zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht, Fiona." Sie löste ihre Hände von denen ihrer Freundin, legte jene hinter ihrem Rücken zusammen und begann nachdenklich auf und ab zu gehen. "Wenn du meinen Rat hören willst: Lass deinen Vertrauten Ausschau halten nach Söldnern oder auch Shafirio. Möglicherweise hat er ja auf seiner Reise Dinge erfahren, die Licht auf die Fragen werfen könnten. Lucrandir wird derweil unsere Mörderin ausfindig machen. Dann setzen wir erstmal diese fest. Vorausgesetzt dies gelingt uns. Kannst du sicherstellen, dass nur du mir ihr sprechen wirst? Zu viele Frage wären nicht gut... ich würde gerne jedenfalls schnellstmöglich den Tempel verlassen. Und was deine Vision angeht – liegst Du mit einem Nachbar im Streit? Hat du eine Querella mit einer anderen Familia?"
Mit einem Schnauben schüttelte Domna Fiona den Kopf. "Keine Querella, die solche Maßnahmen nötig machen würde." Mit einem kaum merklichen Nicken deutete sie in Richtung Dom Leóns. "Aber ich könnte mein bestes Pferd drauf wetten, dass der Ärger mit unserem hübschen Baron zu tun hat." Fast hätte sie in die Hände geklatscht, besann sich dann aber noch einmal eines Besseren. Nicht hier an diesem Ort und nicht bei diesen Ereignissen, die Geste war einfach nicht angebracht.
"Absolut sicherstellen kann ich es nicht, aber vielleicht empfiehlt es sich auch, die Dame gar nicht erst bis hierher zu bringen. Unter all den Gästen hier bin ich eine der wenigen Einheimischen. Wenn wir sie in den Fingern haben, dann lass’ ich sie zu einer Jagdhütte im Wald bringen, die den Fremden hier sicher nicht bekannt ist. Dort ist es uns möglich, sie zu verhören, ohne dass Dritte mit lauschen können. Zumal ich auch nicht will – sollte sie eine Hexe sein – dass sie womöglich noch ganz anderes verrät, als nur, von wem sie das Gift hatte..."
Melisandra folgte wieder etwas ruhiger und besonnener wirkend den Worten ihrer Schwester. "Das klingt nach einem guten Plan in meinen Ohren. Dann lass es uns so tun." Ihr Blick wanderte in Richtung des siechenden Barons, wo neuerliche Aufregung herrschte.
Autor: vivar
„Omrais!“, rief nämlich in diesem Augenblick Xsarsa triumphierend aus. Den triumphalen Beiklang ihrer Worte glaubte sie sich wohl erlauben zu können, weil ihre Untersuchung – wie so häufig bei exakter Wissenschaft, wie jener, derer sich die alte Mhanah befleißigt hatte – genau das Ergebnis gezeitigt hatte, das sie im Stillen bereits vermutet hatte. „Omrais!“, rief sie noch einmal.
Als sie die weitgehend verständnislosen Blicke der Verrugos bemerkte, ergänzte sie: „Das Gift des Geringelten Wüstenskorpions, wie Brannt in seiner Wirkung mehrfach verstärkt. Man findet dieses possierliche Tierchen lediglich südlich des Yaquiro – bei Beni Tulam und Beni Novad.“ Aufmerksam blickte sie sich um, ob solche hier vorhanden waren, und blieb mit den Augen an Yashima saba Dhachmani hängen.
„Worauf willst du hinaus, Zahoriweib?“, fauchte diese.
„Ich? Oh, auf gar nichts“, meckerte die Alte und ließ den Blick weiter wandern – über die aranischstämmige Aisha von Franfeld und ihren verschleierten Begleiter, den Rosenritter Shafirio ay Ankrabad, bis hin zur ausnehmend wundervollen Melisandra Chaziani.
Autor: RobanGrobhand
Als sich eine gewisse Unruhe rings um die Alte, welche das Gift wohl identifiziert hatte, einstellte, seufzte Rodgrimm leise, aber erleichtert. Womöglich konnte man diese ohnehin verpatzte Feierlichkeit in Bälde verlassen. Die neben ihm auf dem Lager ruhende Dame wurde nämlich mit zunehmender Alkoholisierung immer zudringlicher, ein Umstand, der seiner Vorliebe für schöne Frauen arg zuwider lief. Die Chancen, nach dem Vorfall überhaupt noch ein rahjaisches Abenteuer zu erleben, schätzte er ohnehin nur noch gering ein.
Außerdem musste er allmählich an eine Abreise denken. Bei all dem Reiz dieser Festivität hatte er nicht vergessen, dass er eigentlich seinen Onkel Remigius hatte aufsuchen wollen. Hoffentlich verspätete er sich jetzt nicht ungebührlich.
Autorin: ehrenstein
Die Comtessa unterbrach ihr wieder aufgenommenes ruheloses Wandern. Ihr Hand wischte ungeduldig durch die Luft, als wolle sie etwas wegscheuchen. "Ist die Vergiftung heilbar, Mhanah der Espadín?" Sie trat neben die Alte.
Autor: vivar
"Für jedes Gift gibt es ein Gegengift", bestätigte die Mhanah nickend, "auch für Omrais."
Autorin: beiras
Aufmerksam hatte Dom Franco den Worten Xsarsas gelauscht. "Sie will uns sagen, dass Sie anhand des vergifteten Weins herausfinden kann, wer für das Attentat verantwortlich ist? Das glaube ich Ihr nicht.... Sie saugt sich etwas aus ihren alten, dreckigen und faltigen Fingern, um sich die Gunst dieser Doms und Domnas zu sichern. Und so wenig wie es Ihr möglich sein kann, die Person hinter diesem Giftanschlag zu benennen, ebenso wenig kann Sie wissen, was für ein Gift sich in dieser Karaffe befindet." Er trat einen Schritt auf Xsarsa zu. "Außer...", er schien einen Moment zu überlegen und fuhr dann fort, als sei ihm gerade ein Einfall gekommen. "Außer, Sie weiß aus anderer Quelle, wer den Wein mit welchem Gift versetzt hat. Dann aber ist Sie entweder in dieses Komplott verwickelt oder zumindest eine stumme Mitwisserin, die zugelassen hat, dass man meinem Vetter dies hier antut." Er machte eine ausladende Geste über dem schlafenden Körper Dom Leons. "Warum sollten wir Ihr glauben, dass Sie ihm helfen will oder kann?"
Autor: vivar
Xsarsas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Sie richtete ihren krummen Rücken auf, und stand nun aufrecht vor dem Bangourer - freilich war sie immer noch viel kleiner als er. "Ob ein Verrugo wie du mir glaubt oder nicht, schert mich einen feuchten Rossapfel", fauchte sie. "Ich habe ihr" - sie griff wieder nach Domna Romina, die sich jedoch geschickt entzog - "einen Handel angeboten, und sonst niemandem."
Zu der Grafentochter gewandt, sagte sie: "Ich kann deinen schönen Baron heilen, Romina Alba von Ehrenstein-Streitzig - aber ich tue es nicht für Gotteslohn. Und du musst selbst dazu beitragen, dass das Werk gelingt, mein Kind."
Autorin: lasdardas
Schon beim schweifenden Blick der alten Zahori war Domna Fiona aufmerksam geworden und hatte sich in Bewegung gesetzt. Das Fiasco am Krankenlager schien ihre Anwesenheit zu fordern, ehe sie Dom von Kündoch würde bemühen können. Unwillig zischte sie, als sie sich an ihrer Tochter vorbei zur Comtessa und wiederum an dieser vorbei zwischen Dom Franco und die alte Mhanah schob.
"Bei der gütigen Herrin Peraine, Dom Franco, Eure Sorge um Euren Verwandten ehrt Euch! Aber wenn Ihr nicht unverzüglich mit einem Heiler aufwarten könnt, dessen Leumund von höherem Wert ist, als der dieser Alten, dann scheint mir jeder weitere Einwand Eurerseits weniger wert, als das Leben Dom Leóns, wenn ihm nicht alsbald geholfen wird! Ehe wir hier also tumb herumstehen und ihm beim Sterben zusehen und uns ansonsten nur unsere Zungen aneinander wetzen, anstelle zu handeln, lasst diese Frau tun, was sie für nötig hält!" Ihr Blick hielt den des Doms einen Moment eindringlich fest, ehe sie sich an die Zahori wandte.
"Und was dich angeht, ich achte darauf, was du tust und werde es entsprechend vergelten!" Der Blick aus rabenschwarzen Augen saugte sich auf der vom Alter gebeugten Gestalt fest. Nicht nur warnend glimmte es in ihren Augen auf, als sie die Alte auf Zugehörigkeit zur eigenen Schwesternschaft prüfte. Ungeachtet des Ergebnisses fügte sie an: "Die schöne Comtessa ist bei diesem Feste mein Gast und ich werde zu verhindern wissen, dass ihr unter meinem Schutz stehend Unrechtes widerfährt. So du dem Baron allerdings helfen kannst, sei dir nicht nur Lohn sicher, sondern auch der meine."
Autorin: beiras
Bei den Worten Xsarsas erschien Dom Franco bedrohlich größer zu werden. Seine goldenen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und bevor er antwortete, zog er angewidert seine Oberlippe empor, ein Anblick, der einmal wieder an einen Wolf erinnerte. "Es wäre besser, man achte auf diese bucklige alte Giftmischerin und ihre Taten. Und beschütze die junge Comtessa vor den Konsequenzen eines Handels, den sie mit dieser Person", er spie das Wort benahe aus, "einzugehen gedenkt. Möge sie ihre Zunge im Zaum halten..."
Seine Mimik änderte sich auch nicht, als Domna Fiona an ihn herantrat und sich zwischen ihn und die alte Vettel stellte. "Ihr braucht Euch nicht schützend zwischen ..." - er wies mit dem Haupt gegen Xsara - "und mich stellen. Ich mache mir sicherlich die Hände nicht schmutzig, außer, sie griffe meinen Vetter oder mich direkt an." Sein Blick machte unmissverständlich deutlich, dass er seine Worte ernst meinte.
Yedra de Bejar erhob sich ruckartig, als müsse sie ihrem Gatten zur Hilfe eilen. Sie bedeutete Salvestro an seinem Platz zu verbleiben und näherte sich mit kleinen Trippelschritten der immer mehr anwachsenden Traube um den Diwan Dom Leons. Neben ihrem Gatten erschien sie viel kleiner und keineswegs "wölfisch" wie dieser, aber nichtsdestotrotz versprühte sie förmlich, dass sie hinter ihrem Gatten stand. Zu Domna Fiona gewandt erhob sie ihre Stimme: "Natürlich kann mein Gatte mit keinem Heiler aufwarten. Wie wir alle hat er hier der Dinge geharrt, die geschehen mögen und darauf gewartet, das die ausgesandte Schar mit jemandem zurückkehrt, der Dom León wieder zurück unter uns Lebende holt."
Ihre kleine Hand lag auf ihres Gatten Arm, der auf sie hinab blickte und langsam mit ihr um den Diwan herum ging. Dicht blieben sie neben dem Diwan stehen. So dicht, dass der schwarze Stoff von Domna Yedras Kleid über den auf dem Diwan liegenden Mann strich und die Rosenbätter berührte.
Autorin: ehrenstein
Es war zum Mäusemelken. Gerade eben war Dom Franco noch Rominas Meinung gewesen und jetzt intervenierte er heftigst. Und seine unscheinbare Frau mit ihm. Als einer der Barone der Waldwacht hatte er ungleich mehr Rückhalt wie sie, deren Familia hier so gut wie keinen Einfluss besaß. Rominas Gedanken flogen. Beiras und Vivar. Sie wünschte, sie hätte das Wissen um die politischen Zusammenhänge ihrer ältesten Schwester. Oder das Gespür für Intrigen der Mittleren. So musste sie im Trüben fischen.
"Mit Verlaub, Dom Franco, ich bin keine Domnatella mehr, die man vor jedem Unbill beschützen muss und wenn, dann steht ein Einfluss zu meinem Schutz bereit, der den Euren geringfügig übersteigt." Spöttisch schürzte die junge Frau die Lippen, um sogleich misstrauisch die Augen zusammenzuziehen. "Kann es sein, dass Ihr mir die Kompetenz absprechen wollt, eine Zahori im Zaum zu halten, oder wollt Ihr diese Sache hier einfach nur verzögern. Wie steht Ihr zu Eurem Vetter? Eure Aufmachung ist nicht sehr rahjanisch, sie ist eher boronisch. Und war da nicht auch ein Beiras, der damals auf die Aussage des schönen Barons zur halben Ehre verdammt wurde?"
Sie wischte mit der Hand durch die Luft und ließ Dom Franco nicht zu Wort kommen. "Im Prinzip wäre mir so etwas herzlich egal, denn im Gegensatz zu den meisten Weiblichkeiten interessierte mich an Dom León nur die Abtretung der Knappenherrschaft für Domnatella Zaida de las Dardas y Sangrín. Dass ich mich hier trotzdem einmische, liegt an einer starken persönlichen Abneigung gegen Giftanschläge. Ich werde es bei meiner Ehre niemals zulassen, dass edles Blut so aus dem Leben scheidet und irgendein hinterhältiger Hundspfot daraus nutznießt." Die Fäuste geballt, strahlte ihre ganze Gestalt feste Entschlossenheit aus. "Und jetzt werdet Ihr so freundlich sein und die Heilerin ohne weitere Unterbrechungen ihre Arbeit machen lassen!"
Sie wandte sich an Xsarsa, ihre Hand griff diesmal deren Arm, sie zog sie an sich. "Und du, Zahori, wirst ab jetzt jedem hier den Respekt entgegenbringen, den ich dir als Mhanah entgegenbringe. Reize mich noch ein wenig und die Streitzig in mir vergisst, dass sie Giftmorde nicht mag! Das wäre vielleicht das Ende für den Händlerbaron, aber ganz sicher für dich!"
Autorin: beiras
Als Rominas Tirade endete, verbeugte sich Dom Franco spöttisch in ihre Richtung. "Ich habe Euch nicht meinen Schutz angeboten, ich weiß, unter wessen Schutz Ihr steht, Domnatella. Und genau an diesen Schutz habe ich appelliert."
Er blickte sie durchdringend an. "Was Eure Kompetenz angeht, mit einer Zahori umzugehen, da lasse ich mich gerne überraschen, aber ich stehe hier ja auch in erster Reihe, um mir davon einen Eindruck zu verschaffen. Was allerdings die Wahl meiner Gewandung angeht, geht es Euch einen feuchten Kehricht an, ob ich schwarz als eine Farbe trage, der sich meine Familia sehr verbunden fühlt, rot, wie jeder hier, der meint, sich damit der schönen Göttin ein Stück näher zu fühlen oder eine andere Farbe", erklang es sarkastisch aus seinem geschürzten Munde. "Aber wenn die Farbe der Kleidung hier den Mörder verrät.... warum habt Ihr nicht schon längst mit dem Finger auf mich gewiesen und mich des Mordes an meinem Vetter bezichtigt?"
Domna Yedras Augen wurden groß, als sie die Worte ihres Gatten hörte. "Franco, warum sollte sie so etwas sagen?"
Amüsiert zuckte er mit den Schultern und blieb weiterhin ruhig am Diwan Dom Leóns stehen.
Autorin: ehrenstein
Ein feines, eisiges Lächeln umspielte die Lippen der Comtessa. "Praios bewahre, ich würde niemals mit dem Finger auf Euch zeigen, selbst, wenn ich Euch des Mordes bezichtigen würde, dazu bin ich viel zu gut erzogen." Sie deutete ihrerseits eine Verbeugung an. "Ich bitte um Verzeihung, solltet Ihr es so verstanden haben. Es war eher Euer morbides Interesse für die welkende Rose, gepaart mit der ständigen Erwähnung der Folgen, die mich samt der Leidenschaft für Schwarz, die Ihr übrigens mit unserem verehrten Kaiser teilt, zu dem Schluss brachten, dass das Sterben Dom Léons Euch eher fasziniert, denn abstößt." Das Lächeln erlosch. "Doch ich habe genug von dem Geplänkel, lassen wir die... Heilerin zu Werke schreiten."
Autorin: beiras
Der Baron von Bangour blickte zu Domna Romina und erhob die Stimme erneut in ihre Richtung. "Es stimmt. Diese kleine Blume erweckt meine Neugier. Ich weiß nicht, wie es um Euren Alltag bestellt ist, doch ich habe noch niemals gesehen, dass eine kleine, wenn auch wunderschöne zarte Blume einem Menschen das Leben retten - nein, eher bewahren kann. Und da ich - genau wie alle anderen hier im Tempel - zum Warten verdammt bin, achte ich auf Veränderungen. Sowohl meines Vetters als auch dieser Rose. Und verzeiht, wenn ich darauf hingewiesen habe, dass sie ihre Kraft zu verlieren scheint. Es war der hilflose Hinweis, dass uns die Zeit durch die Finger rinnt..."
Autorin: lasdardas
Wie ein Schatten hielt sich Zaida hinter ihrer Knappherrin und spähte mit scharf zusammengezogenen Augen an ihr vorbei zu Dom Franco und dessen Frau hinüber. Sollte sich nochmal jemand über ihre Manieren beschweren, manch einer wusste offenbar auch nicht, wie er sich einer Comtessa gegenüber benehmen sollte, schien es ihr ob des Geplänkels.
Kurz suchte ihr Blick den ihrer Mutter, die schon wieder diesen harschen Zug um den Mund hatte, der nichts Gutes verhieß. Sie unterdrückte ein Seufzen, straffte stattdessen den Rücken und hielt den Kopf hoch erhoben die Stellung an Domna Rominas Seite. Hätte sie gewusst, wie viel Ärger es hier wegen der Zahori gäbe, hätte sie die Alte gar nicht her gebracht. Dann wäre der Baron eben gestorben und hätte sich gen Alveran dann bei Praios über die Standesrechte beschweren können - sicher hätte ihm Rahja den Rücken gestärkt!
Mit einer kaum merklichen Geste hatte Domna Fiona den fragenden Blick ihres Gatten erwidert. Dieser hatte bislang das Geschehen vom Rand des Tempelrunds beobachtet und schien wenig angetan von den scharfen Worten, die dort am Diwan, auf dem der Sterbende gebettet war, fielen. Doch der Herrin von las Dardas schien es, dass es besser war, wenn sich ihr bäriger Mann nicht auch noch zu den Diskutanten dazugesellte, wollte sie doch verhindern, dass die Sache noch weiter eskalierte. Besonders für den Fall, das Dom Franco wirklich etwas mit dem Attentat zu tun hätte. Wer auch immer der Täter war, er hatte bereits einen Baron innerhalb der Tempelmauern der lieblichen Göttin vergiftet und würde sicher auch nicht vor anderem zurückschrecken.
Um der alten Vettel von Zahori nicht im Weg zu stehen, trat sie seitlich vom Diwan weg und stand doch immer noch zwischen Dom Franco und ihrem Gast.
"Domna Yedra, falsche Anschuldigungen führen sicher nicht weiter. Aber ich bin überzeugt, während der vergangenen Stunden, die wir hier festsaßen, hat ein jeder von uns sich so seine Gedanken gemacht, wer wohl einen Grund gehabt haben mag, Dom León zu vergiften. Da mag einem eine ganze Anzahl enttäuschter Geliebte und eine entsprechende viele gehörnte Ehegatten und übervorteilte Favoriten einfallen. Ebenso aber auch politische Geplänkel und Familienstreitigkeiten. Und wenn mich nicht alles täuscht, so gibt es doch gewisse... sagen wir einmal 'Unstimmigkeiten' zwischen den Familien der de Beiras und den Vivar."
Um einem Einwand Dom Francos und seiner Frau zuvor zu kommen, hob sie die Hand. "Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich habe nicht die geringste Ahnung, welcher Art die Beziehung Dom Francos zu meinem Baron gestaltet ist. Trotzdem drängt sich die ein oder andere Frage auf, wie es zwischen den beiden Verwandten ob dieses Familienzwistes bestellt sein mag."
Autorin: beiras
Dom Francos Haltung war entspannt, als er Domna Fionas Worten lauschte und er machte keinerlei Anstalten, ihren Redeschwall zu unterbrechen. Seine Augen lagen auf der Zahori. Was würde die Alte wohl nun tun? Bisher hatte sie nur einen Namen genannt und das Gift bezeichnet. "Domna Fiona, es mag stimmen, dass es in der Vergangenheit Unstimmigkeiten zwischen der Familia meines Vetters und meiner eigenen Familia gab. Aber wir sind als Gäste zu diesem Feste Rahjas gereist... ebenso wie Ihr, die jungen Domnatellas und alle anderen." Sein Gesicht erschien mittlerweile wieder freundlicher.
Autor: vivar
Das alte Hutzelweib blickte misstrauisch von einem zum anderen. Waren die Verrugos nun fertig mit ihrer Streiterei? Es schien so. Also wandte sie sich wieder der jungen Comtessa zu, die sie als ihre primäre Ansprechpartnerin zu betrachten schien. "Es möge niemand hier Sorge haben, dass ich mich an dem schönen jungen Vivar verginge. Dafür bin ich schon viel zu alt. Hnr, hnr, hnr." Sie grinste schief. Als sie aber bemerkte, dass ihr Humor bei den Verrugos nicht auf fruchtbaren Boden fiel, beeilte sie sich, wieder ernst zu werden und sprach laut:
"Nun, denn, mein Angebot, Comtessa: Ich kann einen Gegen-Trank brauen, der dem Todgeweihten das Gift entziehen wird, ihn dem Gevätterchen entreißen und ihn binnen kürzester Zeit wieder gesund wie einen jungen Hengst werden lässt. Glaubt mir, ich kenne die Kräfte der Natur genau und weiß, wie eine Vergiftung durch ein Gegen-Gift beendet werden kann."
Teils hoffnungsvoll, teils zweifelnd, blickten die Gäste Xsarsa an.
"Aber", sie hob einen Finger, "unter drei Bedingungen!
Erstens: Du, Comtessa, wirst Tinte auf ein Stück Papier fließen lassen, wodurch meiner Sippe, den Espadín, freier Abzug aus dem Taubental sowie freies Geleit durch alle Gebiete der Streitzigs gewährt wird - dies nur für den Fall, dass Za mir die Gnade verwehren sollte, den Todgeweihten ins Leben zurückzuholen, und irgendein Verrugo uns Zahoris die Schuld dafür in die Schuhe schieben möchte.
Zweitens: Sollte Za uns wohlgesonnen sein und der Todgeweihte wieder unter den Lebenden wandeln, so wirst Du mir in den nächsten sechs mal sechs Monden einen Wunsch gewähren.
Und schließlich drittens: Du, oder wer immer ein Interesse daran hat, dass der Todgeweihte wieder erwachen möge, muss mir schnellstens zwei Zutaten zu diesem Tranke herbeischaffen! Von allem, was benötigt wird, habe ich, sogar Hiradwurzel und Nothilfblatt, zwei Dinge aber, die unerlässlich sind, müsst ihr finden!"
"Was denn, was, Alte?", fragte Domna Romina ungeduldig.
"Ich brauche eine Schwarze Lotosblüte und einen Storcheneidotter! Nimmst du meine Bedingungen an?"
Autorin: lasdardas
Ob der zweiten Forderung der Alten wurde die Herrin von Las Dardas - nicht anders als ihre Tochter zuvor - hellhörig. "Ich kann mich gerne darum kümmern, den schwarzen Lotos zu besorgen, so die Knappherrin meiner Tochter deine Bedingungen akzeptiert. Aber sei vorsichtig mit dem Wunsch, den du in den sechs mal sechs Monden einzufordern gedenkst und vor allem von wem. Ich zweifle daran, dass die Comtessa bereit wäre, euch ihren Mundillo zu vermachen oder Ähnliches akzeptieren würde!"
Autorin: ehrenstein
Romina schnaufte und hob die Hand. Sie nickte Domna Fiona dankend zu und wandte sich an die Zahori:
"Erstens: Du sollst dein Schreiben haben, ich setze es sogleich auf!
Zweitens: Auch der Wunsch soll dir gewährt werden, doch sei klug in dem, was du dir wünschst, ich werde bei der Erfüllung nicht gegen göttliches Recht oder meine Ehre verstoßen!
Drittens: Ich habe keine Ahnung, was Schwarzer Lotos ist, doch wir werden dir besorgen, was du brauchst!"
Sie winkte Zaida. "Ich brauche Pergament, Feder, Tinte und Siegelwachs, suche unsere Wachen zusammen und lass die Pferde satteln." Dann sah sie sich nach Domna Fiona um. "Auf ein Wort, Domna Fiona."
Eilig ging sie in eine der freien Nischen.
Autorinnen: ehrenstein, lasdardas
Eilig machte Zaida auf den Hacken kehrt und stürmte los, um Pergament, Feder, Tinte und Siegelwachs aufzutreiben. Hoffentlich liefe ihr unterwegs Dom von Kündoch über den Weg, dann könnte sie diesen mit den restlichen Aufgaben betrauen. Obwohl, lag's nicht an einer Knappin, das Ross ihrer Herrin zu richten? Delegieren erschien ihr da rechtens zu sein. Mit einem Schlenker hielt sie auf ihre Schwester und Lessina zu, die beisammen standen und leise miteinander redeten.
"Natürlich, Domna Romina." Mit einem Nicken folgte Domna Fiona der eilig davonstrebenden Comtessa in die Abgeschiedenheit der Nische, von denen es wenig überraschend ihrer einige im Tempelrund gab.
In derselbigen angekommen, wandte sich die junge Grafentochter aufgeregt der älteren Frau zu. "Verzeiht mir, Domna, wenn ich Euch in irgendeiner Weise übergangen haben sollte, doch es drängte mich, etwas zu tun. Ich habe allerdings keine Ahnung von Kräutern. Ihr scheint euch selbst dort auszukennen."Sie verbarg ihre Bewunderung für die schöne Waldwachterin nicht. "Ein Storchenei müsste in einem Perainetempel zu finden sein." Sie warf einen scheuen Blick zu dem Kranken. "Doch können wir Dom Léon hier alleine zurücklassen oder sollten wir solange alle aus dem Tempel zitieren, um ihn bei den Geweihten in Sicherheit zu wissen?"
"Eure Sorge ehrt Euch, allein ich vertraue darauf, dass die Geweihten - jetzt da sie wissen, was gespielt wird - durchaus in der Lage sind auf ihn zu achten. Zumal wir erneut das Problem hätten, dass sich ein möglicher Mittäter hier phexisch davon macht, sobald er den Tempel verlässt."
Unruhig trat sie in der kleinen Nische vor Romina auf und ab, schüttelte dann energisch den Kopf. "Ich muss Euch etwas anvertrauen, das mir ob dieses Attentats auf meinen Lehnsherrn und meine eigentliche kleine Unpässlichkeit entfallen sein muss: Ihr erinnert euch an die Besetzung von Waldhaus? Es gab da eine Kleinigkeit, die ich bislang auf Anweisung Dom Leóns, die er allein zum Schutz der unbeschwerten Feierlichkeiten zum Rahjafest verhängt hat, vorenthalten habe. Die Idee sich hier in der Waldwacht häuslich niederzulassen ist nicht auf dem Mist des Koscher Eb...elmannes selbst gewachsen. Der Alstinger, der Bruder der verstorbenen Baronin, ist offenbar der Rädelsführer hinter dieser Sache. Und so wie ich es verstanden habe, hat er sich nicht damit zufrieden gegeben, den Koscher E...hrenmann auf Waldhaus anzusetzen. Ich rechne damit, dass er mit weiteren Truppen auf dem Weg hierher ist. Und auch, dass er, wie auch immer, hinter dem Attentat auf Dom León steckt. Das heißt aber auch, dass er Verbündete hier auf dem Fest haben muss - es ist ihm sicher nicht sonderlich schwer gefallen, diese hier einzuschleusen. Ebenso muss ihm magische Hilfe zur Seite stehen, sonst hätte er nicht die falsche Knappin beeinflussen lassen können. Ich mag nicht daran glauben, dass die Vergiftung Dom Leóns nur ein unglückseeliger Zufall ist."
Ehe die Comtessa etwas einwerfen konnte, hob sie rasch die Hand. "Was die Rechtmäßigkeit Dom Leóns Anspruch auf den Baronsthron hier angeht, den hat nicht nur ein Rahjawunder, sondern auch die Gräfin der Waldwacht bestätigt. Das Alstinger Wildschwein hingegen beruft sich darauf, dass seine Schwester von Gareth befugt wurde. Ich aber meine, dass jemand der offenbar auch vor dem Einsatz vor Gift nicht zurückschreckt deutlich bewiesen hat, wessen Gesinnung er ist."
Sie atmete tief durch. "Ich kann Euch also sagen, wo sich der schwarze Lotos finden lässt. Ebenfalls kann ich Euch - und allen die Interesse daran haben zu helfen - sagen, wo sich - mit der Götter Hilfe - das Ei eines Storchen finden mag. Schließlich ist Meister Adebar Diener der Herrin Peraine, die vom einfachen Volke im Taubental manchernorts verehrt wird. Nachdem ich mir die Situation noch einmal habe durch den Kopf gehen lassen, scheint es mir so, dass ich am Besten hier in Santa Catalina aufgehoben bin. Vielleicht mag's mir gelingen, unten im Dorf noch einige Kämpen aufzutreiben, die nicht gar zu sehr dem Wein zugesprochen haben und bereit sind, das Fest der Rahja nötigenfalls mit Hilfe der Schwester Rondra vor dem Geschmeis zu verteidigen. Und so mir auch Phex hold ist, melden sich nicht nur heimliche Folger des Alstingers auf mein ersuchen hin."
Wo war sie da nur wieder rein geraten? Romina wurde erst bleich, dann rot, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schaute, diesmal gar nicht scheu, zu dem vergifteten Baron.
"Dieser... dieser... blasierte Schönling saß hier beim Wein, wärend seine Baronie in Gefahr schwebt?" Jetzt war es die Comtessa, die unruhig hin und her lief. "Deswegen hat er dieses Heiratsspektakulum abgezogen. Er wollte den Koscher Eber auf seine Seite ziehen." Das war ebenso geschickt wie unmoralisch, ihrem Großvater hätte es gefallen. Romina schüttelte energisch den Kopf, Großvater war nicht hier, sie musste entscheiden, was zu geschehen hatte. Wieder stachen ihre Augen durch die Luft in Richtung des intriganten Barons, sie würde ihn retten, alleine, um ihm die Meinung geigen zu können!
Sie ballte eine Faust und hob sie. "Ich werde diesen schwarzen Luros und das Ei besorgen, er wird aufwachen und die Tracht Prügel seines Lebens beziehen. Und wenn er sich wehrt, lassen wir ihn mit dem garetischen Baronsräuber alleine, knüpfen den Überlebenden auf und machen Euch zur Baronin!"
Domna Fiona hüstelte leise bei Rominas Ausbruch. Und irritierender Weise war ihr hervorstechendster Gedanken, ob eine Prügelei mit Dom León wirklich zu dem von der Comtessa erwünschten Ergebnis führen oder nicht vielmehr in einem hitzigen Rahjaspiel enden würde? Bah! Besänftigend hob sie die Hände. "Verzeiht, dass ich nicht vorher darüber sprach, doch wie ich sagte: er bat mich um Stillschweigen. Wohl auch um zu verhindern, dass hier im Dorf kurz vor dem Rahjafeste eine Panik ausbricht." Was sprang sie schon wieder ihrem Baron beiseite, ihn zu verteidigen? Als sie das berichtete noch einmal durchdachte, war sie nicht weniger aufgebracht denn Domna Romina. Und die Aussicht vielleicht selbst Baronin zu werden, erschien ihr zuweilen auch nicht gar ohne Verlockung - besonders wenn sie sich wieder Dom Leóns Leichtsinnigkeit vor Augen führte.
Doch in kalter Wut ließ sich vortrefflich planen. "Wir sollten nicht nur Euch auf die Suche nach dem schwarzen Lotos", dezent verbesserte sie Domna Rominas Aussprache der exotischen Pflanze, "und dem Storchenei ausschicken, sondern auch die anderen einbeziehen. Das hätte zweierlei Vorteil: Zum einen erhöht es die Chance, dass wir rechtzeitig die benötigten Zutaten finden. Zum anderen hält es beschäftigt und lenkt womöglich den Schuldigen auch ein wenig ab."
Romina nickte zustimmend. "So machen wir es."
Sie trat aus der Nische, ging zurück zu dem Diwan, sah sich um und hob die Stimme. "Verehrte Doms und Domnas, im Interesse des Überlebens unseres Gastgebers wäre es von Nutzen, wenn wir uns alle an der Suche nach den Ingredenzien beteiligen. Domna de las Dardas kennt sich aus und wird uns sagen, wo wir Kraut und Ei finden können." Mit einem Winken gab sie das Wort an Domna Fiona ab.
Autorin: lasdardas
"Verehrte Doms und Domnas", begann auch Domna Fiona ihre Ansprache, "so Ihr gewillt seid, bei der Rettung Dom Leóns zu helfen, so kann ich Euch Auskunft geben, wo im Taubental wir die Ingredienzien finden können, nach welcher die alte Mhanah verlangt hat."
Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, schritt sie vor den Versammelten auf und ab. "Ein Storchenei zu dieser Jahreszeit zu finden, braucht schon ein wenig Glück, doch so uns Phexens Wohlwollen sicher ist, ließe sich ein solches am ehesten noch bei einem Perainetempel auffinden. In Kellfall, Orondo und Las Dardas findet sich ein Perainetempel. Es können daher drei Gruppen aufbrechen, je einen dieser Orte nach einem Storchenei abzusuchen. Da Domna Romina von meiner Tochter begleitet wird, würde ich sagen, dass Ihr den Tempel in Las Dardas aufsucht."
Autor: vivar
"Was?", rief Yashima saba Dhachmani wutentbrannt. "Es gibt drei Tempel der Peraine in diesem Land, und keinem ist es bisher in den Sinn gekommen, die dortigen Priester ans Lager meines Neffen zu rufen? Sayyida Fiona, Ihr habt gar einen Tempel in Eurem eigenen Dorf! Doch rieft ist Euren Göttinnenmann zu Hilfe? Nein, stattdessen hat Eure Tochter so ein altes Kräuterweiblein aufgetrieben, dem nicht zu trauen ist!" Sie warf der Zahori einen misstrauischen Blick zu, den diese ebenso misstrauisch erwiderte.
"Warum habt Ihr ihn nicht schon längst hergebracht, Sayyida?" Sie stemmte empört die Fäuste in die breiten Hüften.
Autorin: lasdardas
"Ey, Domna Yashima, möchtet Ihr mir mit Euren entschlossenen Worten gar etwas unterstellen?" Mit funkelnden Augen hielt Fiona dem aufgebrachten Blick der Tulamidin stand. "Denkt Euch, wenn ich wüsste, wo sich mein Geweihter der Peraine derzeit aufhält, so hätte ich ihn schon längst rufen lassen. Leider hat er sich vor drei Tagen zu einer Pilgerreise verabschiedet, da zu dieser Jahreszeit im Taubental, so sagte er, ja weniger Kinder geboren, als bei Tsa in Auftrag gegeben werden. Also beschuldigt mich nicht eines Versäumnisses!"
Mit einem Schnauben straffte sie die Schultern. "Was den Perainetempel in Kellfall angeht, wenn Ihr Euch erinnern mögt, so dürfte Euch selbst aufgehen, wieso es gerade etwas unklug wäre, dorthin zu schicken, oder habt Ihr Eure Söldlinge aufgestockt? Dann nur zu, reitet munter voran und löst damit gleich noch ein anderes Problem Eures Neffen. Und was Orondo angeht: Dom Ardan hat von mir bereits die Information, dorthin zu schicken, so er in Santa Catalina keinen Heilkundigen auftreiben kann."
Autor: vivar
Die Tulamidin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Ach du liebe Hesinde, das hatte ich ja vollkommen vergessen! Ich hätte meinen Neffen aller Neffen warnen sollen! Dieses Tal der Tauben frisst ihn nicht nur von innen auf, wie wir sehen, sondern auch von außen will es ihn zernichten! O ihr Götter, o ihr Götter!"
Sie schüttelte die Hände, so dass die Armreifen klirrten. "Ei nun, nach dem Peraineschätzlein wird also bereits geforscht, und die Beyrouna von Ragath wird sich ebenfalls auf die Suche machen. Aber was ist mit der anderen Zutat, diesem schwarzen Lotos? Wo ist der in Eile aufzutreiben?"
Autorin: lasdardas
Domna Fiona nahm die Tulamidin wieder ins Visier und neigte den Kopf etwas zur Seite, ehe sie damit begann, vor den anderen auf und ab zu schreiten, wohl um besser nachdenken zu können. "Der seltene schwarze Lotos blüht vor allem in sumpfigem Gelände oder an den Ufern von Seen. Leider jedoch - so mich meine Erinnerung nicht trügt - blüht er nur vom Peraine- bis zum Rahjen-, höchstens jedoch Praiosmond. Als alteingesessene Taubentalerin kann ich jedoch sagen, dass es einige Orte gibt, die den alten Sagen zufolge von besonderer Sumukraft durchdrungen sein sollen. Möglicherweise lässt sich dort selbst zu dieser Jahreszeit schwarzer Lotos finden. Dies ist zum einen der Katzenwald. In diesen fließen zwei Flüsse hinein, doch keiner hinaus und es gibt weitere absonderliche Geschichten darüber. Es braucht also einige Unerschrockene, dort nach dem schwarzen Lotos zu suchen. Ein weiterer Ort, dem man magische Kraft nachsagt, ist das Drachental. Auch dort könnte man nach der Pflanze suchen. Ich bin überdies sicher, dass sich hier im Tempel ein Büchlein auftreiben lässt, in dem die Pflanze auch in Bild beschrieben ist, so dass die Suchenden auch sicher gehen können, das Pflänzlein zu erkennen. Doch vorsichtig, der schwarze Lotos soll - falsch angewendet - giftig sein."
Tief durchatmend blieb sie wieder stehen und betrachtete die Versammelten. "Wenn Ihr Euch darüber verständigen mögt, wer wohin zu eilen gedenkt? Ich selbst würde gerne hier bleiben. Aus nicht ganz bestätigter Quelle ist mir bekannt, dass uns womöglich bald noch anderes Unbill ereilen mag, dagegen würde ich Santa Catalina gerne wappnen. Ach und... Domna Romina, auf ein Wort?"
Autorin: beiras
Dom Franco samt Gattin hatten still zugehört, sowohl den Ausführungen der alten Vettel als auch den übrigen Zankereien. "Ich würde gerne einen Blick auf ein Bildnis dieses schwarzen Lotos werfen, um sicher zu gehen, dass ich ihn erkennen würde, wenn ich ihn sehe. Und ich denke, es wäre auch hilfreich, wenn es hier Karten von den beschriebenen Örtlichkeiten, dem Katzenwald und diesem Drachental, gäbe. Oder zumindest den Wegen dorthin. Soweit es mich betrifft, kann ich leider nicht behaupten, dass ich dieses Tal wie meine Westentasche kenne."
Er schaute fragend zwischen den Anwesenden hin und her. Niemand schien sehr Eile zu sein, alle machten den Anschein, als wäre nicht nur Dom León, sondern alle von einem schleichenden Gift befallen, welches sie in einer gewissen Lethargie verfallen ließ.
Autorin: lasdardas
"Einen Moment bitte, Domna Romina." Mit sanfter Geste fasste die Taubentalerin die Comtessa am Arm, in einer unausgesprochenen Bitte, noch einen Moment zu warten.
"Entschuldigt die Worte, Dom Franco, doch ich denke, es wäre nicht sinnvoll, wenn Ihr selbst geht. Schickt Eure Männer unter Führung desjenigen, der sich in den Forsten am besten auskennt und ich sorge dafür, dass er von einem Ortskundigen begleitet wird. Es wäre eine Tragödie, wenn neben Dom León auf diesem Feste zu Ehren der lieblichen Herrin noch andere Adlige zu Schaden kommen."
Kaum geendet wandte sie sich dem Abt zu. "Hochwürden Bonaventura, wenn Ihr mir ein wenig behilflich sein könntet. Schickt bitte Eure Novizen hinab ins Dorf, sie sollen einige Leute für mich auftreiben, von denen ich weiß, dass sie sich hier im Taubental gut auskennen." Konzentriert nannte sie die Namen der Waldhüter, die sie unten im Dorf unter den Feiernden gesehen hatte.
Sobald dies erledigt war, wandte sie sich erneut Dom Franco und den anderen anwesenden Adligen zu. "Mir steht es sicher nicht zu, Euch Anweisungen zu erteilen. Die Ortskundigen werden bald hier sein. Wer also darauf besteht, selbst zu gehen, den möchte ich darauf hinweisen, dass er dies gegen meinen Rat und zu seiner eigenen Verantwortung tut. Bitte bedenkt die Tragweite Eurer Entscheidungen und Eures Handelns. Ich selbst werde tun was ich kann, um die Sicherheit Dom Leóns und - solange er unpässlich ist - auch die seiner Baronie zu wahren. Und jetzt entschuldigt mich bitte einen Moment. Domna Romina...."
Das leise Seufzen, dass sich von ihren Lippen löste, konnten die Versammelten nicht mehr wahrnehmen, kehrte sie ihnen doch bereits wieder den Rücken zu und gesellte sich mit raschen Schritten zur Ragatherin.
Autorin: beiras
Fast hätte Dom Franco geantwortet, dass er sich lange genug in der Wildnis seiner Haut erwehrt hatte und dabei versucht hatte, seine Familia so gut wie möglich zu schützen und zu ernähren. Aber diese Details seiner Vergangenheit musste er niemandem auf die Nase binden. Seine Gattin drückte kaum merklich seinen Arm, als Zeichen, dass sie seine Gedanken erraten hatte.
"Seid bedankt ob Eurer Fürsorge, aber selbst wenn ich mich nicht selbst auf die Suche begeben sollte, müsste ich doch zunächst meine Mannen suchen lassen, um einen Trupp zusammen zustellen. Und ich bezweifle stark, dass ich das entsprechende geduldige Temperament an den Tage lege, hier zur Tatenlosigkeit verbannt zu sein und zuzuschauen, wie mein Vetter weiter dahin siecht."
Autor: RobanGrobhand
Rodgrimm, der die Gespräche bezüglich der benötigten Zutaten mit steigendem Interesse verfolgt hatte, witterte eine Chance, sowohl der Untätigkeit im Rahjatempel wie auch seiner zunehmend zudringlichen Sitznachbarin zu entkommen. "Falls es beliebt, würde ich mich gern auf die Suche nach diesem Lotos machen. Allerdings bräuchte ich einen ortskundigen Führer, um besagte Orte überhaupt zu finden. Wenn Ihr damit dienen könntet, würde ich unverzüglich aufbrechen."
Autor: vivar
"Ich kann mich Euch als Führerin ins Drachental anbieten, mein Herr", erklang es zart aus dem Munde der kindlichen Maestra Lariana. "Zumindest den Weg bis nach Trajalés werde ich in tiefster Nacht finden. Aus meinen Büchern weiß ich, wie der Schwarze Lotos aussieht und wo man ihn findet. Theoretisch zumindest. Und ihr müsst nicht im Dunkeln reisen, Herr Ritter." Sie strich lächelnd über ihren Zauberstab.
"Das ist brav gesprochen, Maestra Lampérez - für eine Bürgerliche!", nickte Aisha von Franfeld und zog anerkennend eine Braue nach oben. Dann sprach sie, und ihre grünen Augen leuchteten: "Was eine Ragather Bürgerstochter kann, das kann eine von Franfeld schon drei mal! Ich werde Maestra Lampérez nicht bangend hinterherblicken. Ich reite in diesen Wald der Katzen und der sterbenden Flüsse, und hole dem Baron seinen Schwarzen Lotos!"
Sofort hatten sich mit dem Dom Shafirio ay Ankrabad und Dom Nazir von Viryamun zwei Kavaliere gefunden, die die caldaïsche Vögtin bei dieser Queste begleiten und beschützen wollten.
Esclarmunda Silvani und die anderen beiden Administradores des Taubentals scharten sich um Domna Fiona, als erwarteten sie Anweisungen von der Edlen.
Autor: RobanGrobhand
"Dann lasst uns nicht lange zögern! Brauchen wir außer Fackeln oder Laternen noch etwas, um diesen Lotos finden zu können - abgesehen von Eurem profunden Wissen, Magistra?"
Rodgrim schenkte der Maga ein etwas missglücktes Lächeln. Eine Zauberin als Begleitung, das schmeckte ihm eigentlich nicht besonders. Andererseits hätte er selbst schwarzen Lotos nicht einmal dann erkannt, wenn man ihm mit einem vor der Nase herum wedelte. Immerhin stand zu hoffen, dass seine sanftmütige Begleiterin während der Suche nicht der sprichwörtlichen Streitlust der Almadaner frönen würde.
Autor: vivar
"Glück", sagte Maestra Lariana schlicht. "Wie die geschätzte Domna Fiona bereits sagte, wächst der Schwarze Lotos eigentlich nicht zu dieser Jahreszeit, außer an magischen Orten." Sie lächelte und fuhr leicht erregt fort: "Ob das Drachental wohl ein magischer Ort ist? Ich wollte es schon immer wissen. Der Name deutet darauf hin! Sind nicht Drachen magische Wesen? Kommt, wir wollen es herausfinden, Herr Ritter!"
Mit ihrer zarten Hand griff die rehäugige Kindsfrau nach der Pranke des großgewachsenen Koscher Ritters und zog ihn mit sich einem der Ausgänge zu.
Dom Nazir von Viryamun sah den beiden einen Moment lang nachdenklich hinterher. Dann tat er einen Schritt auf Domna Romina und Zaida zu. Mit einer leichten Verneigung sagte er: "Domna Romina, so Ihr nach Las Dardas reitet, so ist unser Weg zumindest anfangs der gleiche. Daher möchte ich Euch anbieten, Euch gemeinsam mit Domna Aisha, meiner Wenigkeit und unserem... aranischen Freund auf den ersten Meilen zu begleiten."
Autorin: ehrenstein
Die Comtessa erwiderte die Verbeugung ammutig und respektvoll. Sie erinnerte sich, den Dom in angeregten Gesprächen mit Concabella gesehen zu haben und wenn ihre ältere Schwester so freudig erhitzt wirkte, ging es immer um Falken. Achja, der Edle war der Herr über Falkenhain und mit dem Vivar angeheiratet verwandt. Und natürlich war er ein Descendiente. Sie spürte einen Stich, hielt dieses Gefühl aber aus ihrem Blick heraus und schenkte dem Mann ein warmes Lächeln. Wen Bellina mochte, den mochte sie auch.
"Dom Nazir..." Sie legte kokett den Kopf schief. "Ihr habt recht, dieser kätzische Wald liegt am Weg zur Junkernschaft. Ich würde mich über einen gemeinsamen Ritt dorthin sehr freuen." Ihr Blick glitt zu Leutnant von Kündoch, der schon länger wieder zurück war, sich aber im Hintergrund gehalten hatte. Dieser nickte, also waren die Pferde schon gesattelt. Domna Romina sah wieder zu dem Waldwachter zurück. Ihr Lächeln wurde fein.
"Dann kann ich meiner Freundin, der Junkerin von Las Dardas, zwei Gardisten dalassen, die den Kranken bewachen, wärend wir alle die Heilmittel suchen."
Autorin: beiras
Während nun alle eine Eile an den Tag legten, die sehr im Gegensatz zu der vorherigen Lethargie stand, hatte sich Dom Franco zurückgehalten. "Sollten noch Männer benötigt werden, über das Wohl meines Vetters zu wachen, werde ich natürlich auch welche stellen. Alle, die nicht nach den Zutaten suchen, die für seine Rettung benötigt werden, sollten zu den Göttern beten und den Ort nicht verlassen."
Er blickte in die Runde und sah erhobene Augenbrauen. "Es ist doch bereits zuvor angesprochen worden, dass der Drahtzieher einer unter uns sein könnte... Ich für meine Person werde in Gedanken bei den Suchenden sein und mich hier im Ort zur Verfügung halten." Er hielt seiner Gattin den Arm hin, die sich einhakte und schritt langsam davon, um den Tempel zu verlassen.
Autor: damotil
Melisandra beobachtete den Aufbruch der Questatores mit leicht nachdenklichem Blick. Aber immerhin kehrte nun in den Tempel der liebreizenden Göttin wieder so etwas wie Ruhe und Frieden ein. Die Rahjadiener widmeten sich immer noch Dom León und erflehten die Hilfe der jungen Göttin durch Tanz und Gesang, während die restlichen geladenen Gäste, sofern sie nicht den Tempel mit einer Aufgabe verlassen hatten, sich wieder auf Polster, Kissen und Bänken niederließen. Noch immer stand vielen der Schreck über die Ereignisse ins Gesicht geschrieben und von einer rahjanischen Stimmung war man derzeit so weit entfernt wie bei einem Grablegungsdienst im Puniner Borontempel.
Aber Lamentieren würde nicht helfen. Sie hatte einen Plan mit Domna Fiona gefasst und es galt nun diesen umzusetzen. So begab sie sich etwas abseits der anderen verbliebenen Gäste auf ein Kissenlager und richtete ihren Blick auf die prachtvolle, farbenfrohe Statue der tanzenden Rahja. Bevor sie sich anschickte, im Geiste nach ihrem Gefährten zu rufen, versenkte sie sich in Zwiesprache und Gebet mit der Göttin. Eine Weile rang sie stumm in Gedanken mit ihrer Schuld, ihrem Anteil an den Geschehnissen und dem Frevel eines Mordes an einem heiligen Ort der heiteren Göttin. Schließlich erneuerte sie unten stummen Tränen ihr Gelöbnis, das sie zuvor schon Domna Fiona gegenüber gegeben hatte, dass sie diese Art von Geschäften von nun an niemals mehr wieder akzeptieren würde, ungeachtet aller Konsequenzen die dies mit sich ziehen mochte. Aber sie flehte die Göttin auch um Mitleid für den Baron an, um Kraft und Stärke für seinen Leib und dass jene, die ausgezogen waren, um Hilfe zu bringen, von Erfolg gekrönt zurückkehren mochten.
„Lucrandir...“, murmelte sie eine Weile später in Gedanken und rief nach ihrem Vertrauen, ihrem Seelengefährten, von dem sie alsbald spürte, dass er gar nicht weit entfernt weilte. Doch er schien unwillig ob ihres Rufes. Hatte er gerade ein Kätzchen umworben? Es war einerlei. Aus ihrer Erinnerung beschwor sie das Bild der rothaarigen Handelspartnerin herauf und forderte mit aufwallendem Zorn den prachtvollen aranischen Kater auf, sich auf das Pilgerfeld zu begeben und diese zu suchen. Aber wie es nun mal dem Wesen der eigenwilligen Fellträger entspricht, bei denen auch die Vertrauten der Nachtschönen keine Ausnahme machten, ganz im Gegenteil eher, zierte dieser sich. Umständlich musste Melisandra ihre Situation für den Gefährten in verständliche Gedanken und Gefühle übersetzen und an ihn übermitteln, bis der Kater Lucrandir geneigt war, sich ihrer Sache anzunehmen. Eine Jagd auf einen gemeinsam listigen Feind - das war eher nach seinem Geschmack als ein simpler Botendienst.
Die Puniner Nachtschöne ließ sich zurück in eines der Kissen sinken und öffnete langsam wieder die Augen, nachdem sie wusste, dass Lucrandir die Jagd aufgenommen hatte.
|